||» Rezension «|| “ Herz aus Nacht und Scherben“ von Gesa Schwartz

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19. Dezember 2017 2 Von Patchis Books

Herz aus Nacht und Scherben
Gesa Schwartz
Verlag: cbt
Reihe/Serie: Einzelband
Erscheinungsdatum: 03.Oktober.2016
Seitenanzahl: 544
ISBN: 978-3570164501
Genre:  Fantasy // Jugendbuch
Übersetzer: ——————
Format: Hardcover
Unverbindliche Preisempfehlung: 17,99€
Kaufen? *Amazon*  »♥«  *Verlag
Leseprobe: *hier* [via .pdf-Datei]
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„Seine Augen waren wie eine Frage, deren Antwort sie ersehnte und
zugleich fürchtete, und sie spürte instinktiv, dass ein einziger Schritt
auf ihn zu sie ins Bodenlose führen würde … ein einziger Schritt, der
alles ändern konnte, was sie zu sein glaubte.“

In Venedig gerät die siebzehnjährige Milou in die Welt der Scherben: das
Reich der verlorenen Gedanken, der zerschlagenen Träume, der
unvollendeten Geschichten und vergessenen Wünsche. Auf der Suche nach
spurlos im Nebel verschwundenen Menschen verliebt sie sich in den
mysteriösen Rabenwandler Nív, doch sie weiß: Seine Welt ist nicht für
sie bestimmt. Und mit jedem Augenblick zieht das Reich der Scherben sein
Netz enger

Okay, die Einleitung wird wahrscheinlich für so manches Augenrollen sorgen – nichts desto trotz möchte ich euch erzählen, warum dieses Buch bei mir einziehen durfte. Wer mich und meinen Blog schon länger kennt, der weiß, dass ich „Nacht ohne Sterne“ von Gesa Schwartz alles andere als gut fand, und doch hat mich der Klappentext von „Herz aus Nacht und Scherben“ dermaßen angesprochen, dass ich es anfragen musste. Ich wollte der Autorin halt einfach nochmal eine Chance geben und dieses Werk schien mir, zumindest vom Klappentext her, deutlich mehr zuzusagen als diese Elfen-Geschichte. Ich habe dann auch prompt den Zuschlag bekommen und quasi direkt angefangen zu lesen. Ich hab es also angefangen zu lesen und heute frisch beendet .. das Problem an der Sache ist nur, dass ich das Buch bereits 2016 erhalten habe. Das allein sollte schon ein wenig was über meine Meinung aussagen, den Rest erfahrt ihr jetzt ausführlich; schnappt euch also gern was zu knabbern und zu trinken und damit wünsche ich euch viel Spaß bei der nachfolgenden Rezension:

Gleich der erste Abschnitt fällt mir irgendwie schwer zu tippen. Der Einstieg.. ja der Einstieg. Der war quasi nicht existent, und trotzdem war er hundertfach vorhanden, dazu aber nachher mehr. „Nicht existent“ vor allem deswegen, weil ich über all die 544 Seiten nicht in die Geschichte reingekommen bin. Alles beginnt sehr düster, im nebligen Venedig. Wir befinden uns direkt mit Milou in den Gassen dieser wunderschönen Stadt und begegnen bereits Gestalten, die es eigentlich nicht geben sollte. Nebenbei erfahren wir aber auch ein wenig was über Milou’s familiäre Situation. An und für sich ganz interessant, wenn es denn auch irgendwie gegliedert geschrieben worden wäre. Immer wieder sprangen wir von einer Situation in die nächste und wieder zurück, switchen dabei auch noch in Milou’s Gedankenwelt und alles wird von Wort zu Wort verwirrender und schon auf den ersten Seiten hatte ich dann keine Ahnung mehr, was im Hier und Jetzt stattfindet und was nur in Milou’s Kopf.
„Was ist ein Buch anderes als Magie?“ unterbrach er sie. „Welcher Zauber hat schon die Möglichkeit, dich in fremde Welten und Körper zu bringen, ohne dass du mehr dafür tun musst, als von Buchstabe zu Buchstabe zu springen? Hast du Corin nicht genau das gesagt? Und du hattest recht damit. Welcher Zauber kann ohne jede äußere Magie in deine Gedanken eindringen, welcher Zauber kann dir Ideen geben, von denen du bis dahin noch nicht einmal wusstest, dass sie existieren? Welcher Zauber hat die Macht, dich zu verwandeln, aus deinem innersten Selbst heraus – und welcher Zauber verändert auf diese Weise die ganze Welt?…[S. 414 aus „Herz aus Nacht und Scherben“ von Gesa Schwartz (die schönste Stelle im ganzen Buch ♥)]

Die Figuren gingen in dem ganzen Chaos in diesem Buch schlichtweg unter und kamen restlos zu kurz. Milou, unsere Hauptfigur, konnte ich mir wenigstens dank des Covers noch irgendwie vorstellen (keine Ahnung ob das mit der Beschreibung im Buch übereinstimmt .. gab es überhaupt Beschreibungen?) aber alle anderen blieben dermaßen oberflächlich und blass, dass weder eine bildliche Vorstellung zustande kam noch ein Hauch von Verbindung zu irgendjemandem. Normalerweise gehe ich ja in meinen Rezensionen immer explizit auf die Hauptfiguren ein, aber, so leid es mir auch tut, ist das hier überhaupt nicht möglich. Alle Infos rund um Milou und Co. könnte ich jetzt höchstens erahnen und bevor ich nun was falsches sage, sage ich lieber nichts. Und das ist tatsächlich bei allen Figuren der Fall, nicht nur, wie ich es hin und wieder schon in anderen Büchern bei den Nebenfiguren feststellen musste. Schade, aber ganz ehrlich: so schlimm war es wirklich noch nie mit den Charakteren wie in diesem Buch.
Der Schreibstil war mindestens genau so eine Katastrophe. Gesa Schwartz schreibt unglaublich ausschweifend mit endlos vielen Allegorien, die mich regelmäßig, so ca. alle 5 Zeilen, total aus der Geschichte heraus gerissen haben. Völlig zusammenhanglose Beschreibungen, jeder Satz mit gefühlten 300 Adjektiven ausgeschmückt und ohne jeglichen, erkennbaren roten Faden. Das habe ich vorher auch gemeint mit den unzähligen Einstiegen, selbst wenn über 1-2 Sätzen das Gefühl von Eintauchen aufkam, spätestens danach wird man auch direkt wieder katapultartig herausgerissen und muss sich mit allerlei Krimskram herumschlagen, der für die Geschichte einfach nichts tut. Auch das Worldbuilding war quasi nicht existent; klar .. Venedig hat wohl jeder vor Augen, egal ob er schon mal dort war oder nicht, aber das drumherum .. was zum Henker war diese Scherbenwelt? War das eine Parallel-Welt zu der normalen Welt und hat auch dort stattgefunden? Oder war das was ganz anderes und ich habs einfach nicht gecheckt? Ich weiß es nicht.. Die Gliederung war jetzt nicht gänzlich schlecht – man liest alles aus der dritten Person und begleitet Milou und Niv auf ihrer Reise durchs Chaos.

Die Idee. Ohje. Okay.. ich versuche jetzt mal meine Gedanken in Worte zu fassen. Die Grundidee, die ich vom Klappentext her kenne, klingt enorm vielversprechend. Ich war ja nicht umsonst so neugierig auf die Geschichte und es hatte schon seine Gründe, warum ich Gesa Schwartz noch eine Chance geben wollte. Wenn man sich nur mal diesen Einfall vor Augen führt, und die Autorin komplett außer Acht lässt, habe ich mir diese Scherbenwelt unglaublich mitreißend und als was völlig neues vorgestellt. Vielleicht hätte ich ja bereits da erste Zweifel bekommen sollen, aber ich war naiv genug zu glauben, es könne alles anders werden. Ich kann euch, bei aller Liebe, überhaupt nicht sagen, um was es ging. Keine Ahnung ob die Idee gut umgesetzt wurde, ich hab nichts davon wahrgenommen. Ich hatte permanent das Gefühl, mich in einem rabenschwarzen Raum zu befinden, in dem ich die eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte und mir wurden immer wieder einzelne Worte, vllt. auch mal in ganzer Satz zugeworfen, nur um dann wieder direkt zu erlischen und mich wieder im Dunkeln stehen zu lassen. Das – und nur das – war für mich das Worldbuilding. Und allein das zeigt mir persönlich doch ganz klar, dass dieses Buch für mich absolut nicht taugt. Das gesamte Geschehen ist für mich zu einem einzigen Chaos, einem regelrecht Brei zusammen geschmolzen und egal wie oft ich es auch versucht habe, ich habe dieses Wirrwarr nicht ordnen oder sortieren können. Vielleicht, und das kann schon sein, bin ich einfach zu blöd, aber es ist und bleibt mir ein Rätsel, wer sich bei so Beschreibungen überhaupt irgendwas bildlich vor Augen führen kann. Klar dass dann auch jegliche Form von Spannung absolut verloren geht.  Ich hab insgesamt über ein Jahr an diesem Buch gelesen, musste mich immer wieder zwingen, danach zu greifen und obwohl ich doch eigentlich wenigstens ein einziges Mal in dieser Zeit hätte in der passenden Stimmung für dieses Buch sein müssen, fiel es mir immer schwerer und schwerer, egal wie große Lust ich auf High Fantasy (war das High Fantasy?) hatte, das Buch hat mich jedes Mal an den Rand einer Leseflaute gebracht.
Und obwohl jetzt eigentlich noch ein Abschnitt bezüglich des Endes kommen sollte, fällt der flach – warum? Ich hab das Ende einfach nicht kapiert. Haben die das Ziel denn erreicht? Gab es ein Ziel? Haben sie es geschafft? Sind alle gestorben? I don’t know. Nein also ich habe die Mission von Milou und Niv schon verstanden, nur kann ich einfach nicht sagen, was genau da beim Finale passiert ist.

Es tut mir so unglaublich leid, dass ich so eine böse Rezension abtippen musste; aber ihr wisst: ich will stets ehrlich sein und das ist nunmal meine persönliche Meinung. „Herz aus Nacht und Scherben“ war für mich keine Geschichte, sondern ein Wirrwaar an skurilen Beschreibungen und unzähligen fehlenden Informationen. Das passiert, wenn man sich als Autor auf die falschen Dinge konzentriert – die Storyline geht unter, der Lesefluss ist nicht existent und die Charakter bleiben derart schemenhaft, dass ich mir weder ein Bild von ihnen machen, noch bildlich vorstellen, geschweige denn eine Verbindung zu ihnen herstellen konnte. Schade. Wirklich schade.

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Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie,
Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach ihrem Abschluss
begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der
alten Geschichtenerzähler. Für ihr Debüt „Grim. Das Siegel des Feuers“
erhielt sie 2011 den Deutschen Phantastik Preis in der Sparte Bestes
deutschsprachiges Romandebüt. Zurzeit lebt sie in der Nähe von Hamburg
in einem Zirkuswagen.

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass dies meine ganz persönliche Meinung ist und bei jedem anderen Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich ganz herzlich beim cbt – Verlag bedanken, Bilder, Klappentexte und Co. in dieser Rezension verwenden zu dürfen, denn alle Rechte liegen beim Verlag. Desweiteren ein herzliches Dankeschön für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.