||» Hörbuch-Rezension «|| 180 Seconds: und meine Welt ist deine [von Jessica Park]

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23. Februar 2020 0 Von Patchis Books

180 SECONDS
– UND MEINE WELT IST DEINE
Jessica Park
Sprecher: Dagmar Bittner
Übersetzer: Hannah Brosch
New Adult
Einzelband
12 Stunden 26 Minuten || 384 Seiten
ungekürzte Fassung
20. Dezember 2019
Lyx Audio
13,99€
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180 Sekunden können dein ganzes Leben verändern… Nachdem sie als Kind von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht wurde, glaubt Allison nicht mehr daran, dass irgendetwas im Leben von Dauer ist. Sie verbringt ihre Zeit am College zurückgezogen und meidet den Kontakt zu anderen. Das ändert sich, als sie zufällig Teil eines sozialen Experiments wird: 180 Sekunden soll sie Augenkontakt mit einem Fremden halten. Doch weder sie noch Esben, der Social-Media-Star, der ihr gegenübersitzt, rechnen damit, dass dies ihr Leben für immer verändert

© by Lyx Audio

Wer mich schon seit den Anfängen meines Blogs verfolgt, der weiß, dass „Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ von Jessica Park zu meinen absoluten Highlights zählt. (die Rezension kann ich euch leider nicht verlinken, da sie einfach grottenschlecht ist 😀 ) Keine Frage also, ob ich auch ihr neues Werk lesen wollte. Nun hat es sich aber so wunderbar angeboten, auf das Hörbuch zurückzugreifen und so nutzte ich die Chance und ließ mir die Geschichte vorlesen. Ob ich „180 Seconds – und meine Welt ist deine“ genau so sehr mochte, wie mein erstes Buch von der Autorin, das erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Ein Leben als Pflegekind ist schwer; das zeigt uns unsere Protagonistin Allison sehr deutlich auf. Selbst nach ihrer Volljährigkeit leidet sie noch immer stark unter ihrer schweren Kindheit und hat mit immensen Nachwirkungen zu kämpfen. Allison ist zu Beginn ein eher schwieriger Charakter, an den man sich gewöhnen muss. Durch ihre pesimistische Einstellung und die starke Zurückgezogenheit, in der sie lebt, fällt es einem zunächst schwer, sie richtig gern zu haben und einen Draht zu ihr zu finden. Es herrschte über die ersten Kapitel eine gewisse Distanz und sich mit ihr zu identifizieren, war alles andere als einfach. In gewisser Weise empfand ich es als Glück, dass sie eine relativ schnelle Entwicklung an den Tag legte, gleichzeitig aber erzeugte es den Eindruck, unrealistisch zu sein. Immer wieder schwankte Allison zwischen Selbstmitleid und dem blühenden Leben und so recht wollte der Funke deshalb nicht überspringen. Nichts desto trotz fand ich sie sympathisch, in den meisten Fällen nachvollziehbar und alles in allem eine wirklich liebenswerte junge Frau, die ihr Herz definitiv am rechten Fleck trägt. Ob nun jede Handlung oder jeder Gedankengang 100% glaubhaft war, lass ich an der Stelle dahin gestellt. Allison hatte sicher noch Potential nach oben, aber für die Differenzen zwischen uns kam sie doch sehr gut weg und bereicherte die Geschichte ungemein. Besonders in Kombination mit ihrer besten Freundin erreichte sie mich beinah komplett und ließ ihre Schattenseiten in diesen Momenten fast gänzlich verblassen.
Steffi war ohnehin ein absoluter Segen, nicht nur für Allison, sondern auch für das Buch ganz allgemein. Ihre quirrlige, lebensfrohe Art und ihr mitreißendes Gemüt stand in extremen Kontrast zur Portagonistin und hob die erdrückende Stimmung, die durch Allison’s Wesen aufkommt, immer wieder an. Und das, obwohl Steffi gar keine tragende Rolle spielt, sondern nur als Randfigur agiert.
Esben, der als männlicher Protagonist fungiert, gefiel mir weitestgehend auch ganz gut. Lange Zeit wirkte er, im Gegensatz zu den zwei Mädchen, etwas oberflächlich und blass und bekam seinen Tiefgang, in meinen Augen, zu spät verpasst. Für mich war er zu lange der Schönling, dem einfach alles zufliegt, ohne dass er dafür einen Finger krümmen müsste. Sein Dasein als Social Media Star machte es nicht wesentlich besser und auch in der Hinsicht war vieles irgendwie unglaubwürdig – dazu aber später nochmal mehr. Für mich war Esben, ob nun mit Tiefgang oder ohne, keine Besonderheit. Er hob sich nicht von der breiten Masse ab und auch wenn er charakterlich einen absoluten Good Guy verkörpert, sprach er mich als Mann nicht an. Süß – das ist wohl das richtige Wort für ihn. Er war wirklich lieb und süß und nett und behandelte Allison definitiv wie eine Prinzessin; doch für sich gewinnen konnte er mich bis zuletzt nicht. Leider.
Dafür gefiel mir die große Bandbreite, die Jessica Park hier erschuf. Wir haben das depressive Mädchen, den schwulen Vater, den süßen Social Media Star, die qurrlige beste Freundin – es war einfach von allem etwas da und ich bin mir sicher, jeder findet seinen Liebling. Auch die Interaktionen untereinander waren vielfältig und abwechslungsreich und überzeugten mich. Besonders die Emotionen, die mindestens genau so unterschiedlich ausfielen, empfand ich als sehr gut transportiert und einnehmend. Macht das Sinn? Ich hoffe schon. Um es nochmal kurz zu fassen: einzeln begeisterten mich die Figuren nicht, doch von oben betrachtet konnten mich alle gemeinsam und in Kombi doch überzeugen.

Jessica Park erzählt die Geschichte dabei sehr angenehm, mit einem flüssigen, unkomplizierten Schreibstil. Auf großartige Ausschweifungen wird komplett verzichtet, sodass das Tempo nicht ins Stocken gerät. Ein, für mich, typischer New Adult Stil, der erreichen und mitreißen kann. Ein klares Bild der einzelnen Figuren, Szenen und Kulissen hatte ich stets vor Augen und ich fühlte mich schlicht und einfach wohl innerhalb des Buches. Einen Teil dazu, trug auch die Sprecherin Dagmar Bittner bei. Ihre Stimmfarbe ist unglaublich angenehm und man lauscht ihr einfach gerne. Dank unterschiedlichen Tonlagen und Stimmfarben erzeugt sie zusätzlichen Tiefgang und räumt Verständnis-Probleme damit wunderbar einfach aus dem Weg. Ich war schon immer ein Fan der Sprecherin und freue mich, dass sie mir auch Allison’s und Esben’s Geschichte gut verkaufte.

Der Grundgedanke hinter „180 Seconds – und meine Welt ist deine“ ist nichts, was man an jeder zweiten Straßenecke findet. Für mich hob sich allein die Idee und die behandelte Thematik von anderen New Adult Geschichten ab. Schon allein die Tatsache, dass Allison als Pflegekind von Familie zu Familie gereicht wird, berührte mich zutiefst. Der Einstieg in die Geschichte ist also erstmal sehr informativ, aber eben auch emotional. Danach stellte sich eine gewisse Ruhe ein und es ging über eine geraume Weile hinweg recht langsam voran. Es fühlte sich stellenweise so an, als würde man auf der Stelle treten; zumindest kam die Handlung nicht recht voran – was nicht heißen soll, dass nichts passierte! Es passierte sehr wohl was, nur tat das eben nichts für den Ablauf. So manch Element ist, ebenso wie die Protagonisten, nicht ganz greifbar und scheint doch ein wenig an den Haaren herbei gezogen als dem echten Leben entsprungen. Hin und wieder als doch etwas skuril und wenig lebensecht. Selbst diese Sache mit dem Social Media empfand ich als zu „einfach“ dargestellt. So funktioniert das Internet nicht und gerade jüngere Leser sollten sich davon nicht blenden lassen. Der ein oder andere Plot war natürlich dann auch trotz der schönen Idee schon bekannt und wenig überraschend, doch als der große Twist einsetzte, verschlägt es einem doch tatsächlich die Sprache. Während die erste Hälfte zwar durchaus gefühlvoll, aber ruhig war, begeistert die zweite Hälfte durch einen Schritt, den man nicht kommen sieht. Natürlich, der Weg dorthin ist ein großer Teil des Ziels, und wenn der schwächelt, muss auch die Auflösung darunter leiden, doch Jessica Park hat es wieder einmal geschafft, sämtliche Emotionen in mir aufzuwirbeln. Irgendwann ließen sich auch die Tränen nicht mehr aufhalten, sondern flossen regelrecht in Strömen.
Ich fand es schön, dass sich die Autorin dafür entschied, auf gewisse „Dinge“ (lässt sich nicht anders beschreiben ohne zu spoilern) aufmerksam zu machen und dieses auch in ihr Buch einzubinden. Es ist so wichtig, dass solche New Adult Geschichten auch was ausdrücken und auch wenn „180 Seconds“ teilweise schwächelt, war es doch eine Story, die berührt und dem Leser die Augen öffnet. Sehr gut gelöst! Auch die finale Auflösung war schön insziniert, wenn auch etwas vorhersehbar. Da gab es noch einen kleinen Plot, den ich als überflüssig betrachtete. Es hätte ohne dieses Drama ebenso gut funktioniert und deshalb – nun ja – war halt unnötig. Da hätte ich mir, nach allem, was passiert war, einfach eine friedliche, ruhige Auflösung gewünscht, die das ganze dann rund macht und den Leser glücklich zurücklässt, ohne noch einmal hochfahren und den Atem anhalten zu müssen. Das hätte de Geschichte verdient.

Das neue Buch von Jessica Park kann, in meinen Augen, nicht mit ihrem damaligen Highlight mithalten. Einige, zum Teil gravierende Schwächen ruinierenein wenig den Lesespaß und wirken wie Flecken auf der blütenweißen Weste. Denn die Geschichte an sich hätte definitiv mehr Potential gehabt – auch die 5 Sterne hätten in Reichweite sein können. Leider ist es nicht nur die Handlung, die stellenweise durchhängt, sondern auch die Hauptfiguren. Besonders der männliche Protagonist glänzte eher durch 08/15-Charakter als durch Besonderheiten. Trotzdem schafft es die Autorin wieder, mich mit einer einzigen Wendung komplett aus der Bahn zu werfen und total zerstört und verheult zurückzulassen. Dieser fulminante Schritt, den Jessica Park ging, und die teilweise großaritgen Randfiguren sowie die starken Emotionen rettete für mich beinah die ganze Geschichte; aber eben auch nur beinah. Trotzdem eine schöne Unterhaltung, die man sich definitiv mal anschauen sollte.

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Jessica Park lebt in New Hampshire, wo sie einen großen Teil ihrer Zeit damit verbringt, über Rocker-Jungs und ihre Gitarren, stark koffeinhaltige Getränke und Traumurlaube in den Tropen nachzudenken. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie imstande ist, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, schreibt sie.

© by Lyx Audio

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Audio Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.