||» Rezension «|| Blue Seoul Nights [von Kara Atkin]

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30. August 2022 0 Von Patchis Books
BLUE SEOUL NIGHTS
Kara Atkin
New Adult
Band 1 von 2
Seoul – Duett
464 Seiten
25. Februar 2022
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar


Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt zu leben. Aber hier mit ihm begann ich mich langsam wieder daran zu erinnern.

Nach dem Tod ihres Vaters hält Jade nichts mehr in London. Sie nimmt einen Job als Englischlehrerin an einer Grundschule in Seoul an, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen und sich das erste Mal seit langer Zeit wieder ihren eigenen Träumen zu widmen. Jade schwört sich, ihr Glück nie mehr von jemand anderem abhängig zu machen. Doch dieser Plan gerät gehörig ins Wanken, als sie gleich an einem der ersten Tage in Südkorea den attraktiven Hyun-Joon kennenlernt …

(c) by Lyx Verlag

Wie so oft war es Instagram bzw. Bookstagram, das mich erst auf dieses Buch aufmerksam gemacht hat. Ich bin, ehrlich gesagt, kein allzu großer Fan von K-Pop, K-Drama usw und genau darum hat mich die Geschichte rund um Jade und Hyun-Joon auch nicht so extrem gereizt. Als ich dann aber die unzähligen positiven Stimmen gelesen habe, war ich dann doch neugierig und hab mir das Buch bestellt. Heute kann ich euch sagen, ob ich mich hätte auf mein Gefühl verlassen sollen, oder ob ich mit meiner Einschätzung doch völlig falsch lag. Ihr dürft gespannt sein. Falls ihr mehr wissen möchtet, bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei meiner Rezension. ♥

Heute mal ganz andere Herangehensweise: wir fangen mit dem Stil an. Da es mein erstes Buch von Kara Atkin war, war ich echt neugierig darauf, wie mir ihr Stil wohl gefallen wird. Ich hab im Vorfeld viel positives gehört; und jetzt, nachdem ich meinen ersten Roman von ihr gelesen habe, kann ich all die lobenden Worte nur bestätigen. Kara Atkin schreibt wahnsinnig locker und leicht, enorm flüssig und verständlich. Aber darüber hinaus erzeugt sie trotz der Alltäglichkeit ihrer Worte eine ganze Menge Emotionen, die nahezu ungebremst an den Leser transportiert werden. Ganz gleich ob Bedrücktheit, oder Freude. Ob Trauer oder Unsicherheit – jedes noch so kleine Gefühl der Figuren übertrug sich direkt auf mich. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Atmosphäre gewünscht, vor allem Seoul hätte meiner Meinung nach einiges an einzigartigem Flair mitbringen können – aber das Potential wurde so ein bisschen verschenkt. Trotzdem war die Stimmung durchweg angenehm, und man konnte sich, durch die alltäglichen Beschreibungen und die authentischen Dialoge wunderbar fallen und treiben lassen.
Besonders positiv viel mir auch die Aufmachung des Buches auf. Jedes Kapitel, zum Beispiel, beginnt mit einem koreanischen Wort, das eine besondere Bedeutung hat und zum entsprechenden Kapitel passt. So konnte man sich bereits im Vorfeld stets ein wenig darauf einstellen, was einen erwartet bzw. was innerhalb der folgenden Seiten thematisiert wird. Dabei hat sich die Autorin dazu entschieden, rein nur die Sicht unserer Protagonistin Jade mit uns zu teilen und Hyun-Joon’s Blickwinkel im Dunkeln zu halten. Was aber gut zu dem Buch passte und die Spannung in gewisser Weise auch am Laufen hielt.

Apropos Jade und Hyun-Joon. Die beiden Protagonisten sind von Kara Atkin wirklich liebevoll gestaltet worden, sodass beide 100% greifbar wirkten und dementsprechend nachvollziehbar waren. Und genau das sorgte auch für die Nähe, die ich, vor allem Jade gegenüber, empfand. Im Allgemeinen gefiel mir die Charakterdarstellung enorm gut, weil einfach jeder mit vielen Details ausgestattet wurde und demnach auch Ecken und Kanten aufwies. Hier dreht sich längst nicht alles um Jade und Hyun-Joon; obwohl die beiden natürlich im Fokus stehen. Aber auch die Arbeitskollegin von Jade hat ihre Geschichte zu erzählen; oder der beste Freund von Hyun-Joon. Sie alle brachten Background mit, und Tiefgang und wurden mit bloßen Worten und geschickt platzierten Beschreibungen wortwörtlich zum Leben erweckt.
Aber zurück zu Jade. Die junge Frau hat bereits einiges erlebt und flieht, mitsamt ihren Problemen und ihrer Trauer nach Seoul, wo sie einen Neuanfang wagen möchte. Tatsächlich empfand ich diesen Aufbau als recht gewöhnlich; – fast Basic – aber das, was Jade hinter ihren Mauern verbirgt, bietet eine Menge Raum für tiefe Emotionen. Ihre Lebensgeschichte hob sich, zumindest in der Ausarbeitung, deutlich vom Einheitsbrei ab und versprüht eine bewegende Atmosphäre, die zum Teil mit Händen greifbar ist. Aber neben all dem Schmerz, den Jade unweigerlich nach ihrem Verlust spürt, gibt die angehende Lehrerin doch nie auf und hat dennoch auch glückliche Phasen, die sie so zeigen, wie sie vor dem Schicksalsschlag war. Und das gibt Hoffnung. Sie hat die Freude am Leben nicht verloren, kann Momente auch genießen und versinkt nicht unter dem Berg an Problemen, den sie auf ihren Schultern trägt. Jade hat ein riesengroßes Herz, und handelt oft sehr selbstlos, was sie manchmal an ihre Grenzen treibt. Aber auch das passte zu ihr, als Person. Ihre ganzen Eigenschaften; mögen sie nun gut oder schlecht sein, verbinden sich zu einem große
n Ganzen und machen aus ihr einen echten, leibhaftigen Menschen, mit dem man einfach mitfiebern und mitfühlen muss. Ich gebe zu; es gab Situationen und Entscheidungen, die ich so nicht getroffen hätte, aber eben da lag auch die Echtheit. Ich unterscheide mich grundsätzlich von ihr, und darum war es nur umso realistischer, dass eben manches auch nicht meiner Handhabung entsprach. Kurz um: Jade war eine tolle Protagonistin, die mich gleichermaßen berührte wie Spaß bereitete und mit der ich die Geschichte liebendgern durchlebte.
Meine Eindrücke zu Hyun-Joon sind auch durchweg positiv. Er ist ein junger Mann, der vor allem zu Beginn sehr durchschnittlich und darum umso bodenständiger wirkte. Für mich war er der klassische Protagonist: jung, weitestensgehend attraktiv (wenn man auf den asiatischen Typ steht), ehrgeizig und bodenständig. Aber schnell zeigte sich, dass auch bei ihm nicht alles in geordneten Bahnen verlief. Auch er hatte seine Päckchen zu tragen und offenbarte damit, dass sein Leben mindestens genau so unperfekt war, wie das von Jade. Und wenn zwei solche Menschen treffen, dann kann es nur emotional werden. Hyun-Joon ist durchweg sympathisch, erscheint als absolut liebenswert und ist für sein junges Alter schon unvorstellbar reif und erwachsen. Es machte Spaß, ihm zuzuschauen, wie er durchs Leben geht; mit all dem Stress, dem Druck und der Aufopferungsbereitschaft für seine Familie. Allerdings schien es mir so, als würde die immer weiter bröckelnde Mauer nicht nur Sonnenseiten zum Vorschein bringen, sondern auch die ein oder andere negative Eigenschaft. So empfand ich ihn gen Ende als recht stur in seinen Ansichten und ich hätte mir ein wenig mehr Einsicht und Nachsicht gewünscht. So büßte er auf den letzten Metern doch tatsächlich noch ein paar Pluspunkte ein. Leider.
Aber im Gesamten gefiel mir die Gestaltung der Charaktere wirklich gut. Sie waren facettenreich und authentisch; vielschichtig und allesamt mit guten wie schlechten Eigenschaften ausgestattet, sodass sie auch alle dementsprechend lebendig wirkten.

Die Idee, die sich hinter „Blue Seoul Nights“ versteckt, ist definitiv keine unbekannte. So oder so ähnlich hat man sicher schon die ein oder andere Geschichte gelesen – mich aber reizte vor allen Dingen das Setting, das hätte die Besonderheit des Buches sein können. Leider aber versprühte es nicht die gewünschte Einzigartigkeit dieser lebhaften Stadt und so gab es da nur noch zwei Faktoren, die alles hätten herausreißen können: einmal die Charaktere, die ihren Soll definitiv erfüllten; und die Liebesgeschichte. Aber auch da gab es gewisse Defizite. Aber fangen wir vorn an:
Der Einstieg glückt noch absolut problemlos. Kara Atkin macht es uns Lesern leicht, in der Geschichte Fuß zu fassen und sich zurechtzufinden. Wir erleben Jade nur ganz kurz in ihrem alten Leben und reisen dann umgehend, mit ihr gemeinsam, nach Seoul. Und so bekommen wir die Möglichkeit, die Stadt durch ihre Augen kennenzulernen. Aber auch die Gefühle sind von Anfang an präsent; zeigen sich zunächst in Trauer und Schmerz; in Kummer und Leid. Aber bald schon macht sich Hoffnung breit; vor allem beim Leser, denn man wünscht sich für Jade einfach nur, dass sie neu anfangen kann und in Seoul ein normales Leben führen kann. Und so begleiten wir sie auf ihrem Weg, in Seoul Anschluss zu finden, den neuen Job zu meistern, und sich nach und nach zu verlieben. Und genau da liegt mein persönliches Problem:
Ich hab grundsätzlich nichts gegen Slow Burn. Im Gegenteil. Eine sich langsam entwickelnde Lovestory ist mir bedeutend lieber als dass sich alles überschlägt. Immerhin ist ein realistisches Tempo das A und O innerhalb einer Liebesgeschichte. Nachvollziehbarkeit und Authenzität stehen ganz oben auf meiner Prioritätenliste bei Liebesromanen. Aber irgendwann ist es eben auch zu viel. Im Grunde passiert hier, in diesem Buch, wirklich nichts. Es dümpelt eher träge vor sich hin und bis auf Jade’s neuen Alltag erleben wir nur wenig. Es gibt kaum Spannungskurven und der erste Kuss fiel erst unverhältnismäßig spät. Davor? Da findet eigentlich nur die Kennenlern-Phase statt. Die beiden treffen sich, treffen sich, treffen sich – aber die Funken sprühen nicht wirklich. Selbst nach dem ersten Kuss fehlten mir die Funken. Mir war allgemein einfach viel zu wenig los, was mich hätte an die Seiten fesseln können. Sicher, mal gibt es hier ein kleines Ereignis, mal da eines – aber im Gesamten war zu wenig Spannung da, um richtig mitfiebern zu können. Einzig der kleine Junge an Jade’s Schule sorgte hin und wieder für einen Augenblick der Spannung.. aber das reichte, für mich nicht aus, um all die Ruhe auffangen zu können.
Gen Ende spitzte sich die Liebesgeschichte dann zu; und es kam endlich auch das Drama ins Spiel, auf das ich so lange gewartet habe. Plötzlich ist nichts mehr mit Zuversicht und Glückseligkeit, plötzlich gibt es Probleme, wo vorher keine waren. Alles droht, in die Brüche zu gehen, und auf einmal war auch ich mir nicht mehr sicher, ob wir überhaupt mit einem Happy End rechnen dürfen. Jade und Hyun-Joon stehen vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis, und eine Lösung, die beide Parteien glücklich macht, scheint es nicht zu geben. Und dann? Dann war die Geschichte plötzlich vorbei. Mit einem offenen Ende, das mich zwar neugierig auf den Folgeband machen, aber nicht wirklich zufriedenstellen konnte. Das erklärte zwar, wieso sich die Autorin so viel Zeit ließ, mit der Liebesgeschichte, aber ganz darüber hinweg tröstete es mich dennoch nicht.

„Blue Seoul Nights“ von Kara Atkin ist eine süße Geschichte über Trauer, Kummer, Leid und Druck, aber auch über Chancen, Hoffnung und Liebe. Für meinen Geschmack spielte sich die gesamte Handlung zu langsam ab, sodass immer wieder zu ausgedehnte Ruhephasen entstanden, die mir den Lesespaß stellenweise raubten. Ich mag Slow Burn Lovestorys, aber irgendwann ist es auch zu viel – und das war hier einfach der Fall. Jade und Hyun-Joon waren zwar großartige Protagonisten, die ich gern verfolgte, aber an Spannung mangelte es meiner Meinung nach grundlegend. Und an den fliegenden Funken. Denn so richtig nahm ich ihnen ihre aufkeimende Liebe nicht ab. Durch das offene Ende erklärt sich zwar die Geschwindigkeit der Geschichte, sorgte aber auch für eine gewisse Unzufriedenheit bei mir. Im Gesamten hat mich „Blue Seoul Nights“ gut unterhalten; aber ich hatte mir deutlich mehr erhofft.

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Kara Atkin lebt mit ihrer Katze in einer kleinen, aber feinen Wohnung in Osnabrück und dezimiert dort den Teevorrat der hiesigen Supermärkte. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Projekt feilt und in Plots und Charakterbeschreibungen versinkt, dann verbringt sie ihre Zeit entweder mit ihren Freunden oder gemütlich auf der Couch mit einem guten Buch, einer Serie oder dem ein oder anderen Videospiel. Die Autoren freut sich stehts über das Feedback ihrer Leser*Innen über Instagram (@kara.atkin) auf Facebook oder per Mail (kara.c.atkin@gmail.com)

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.