||» Rezension «|| Dark Blue Rising [von Teri Terry]

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19. Juli 2021 0 Von Patchis Books
DARK BLUE RISING
Teri Terry
Übersetzer: Wolfram Ströle
Mystery || Jugendthriller
Band 1 von 3
448 Seiten
01. Juni 2021
Coppenrath Verlag
Hardcover
20,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Traue niemandem, das wurde Tabby immer wieder eingebläut. Und: Hüte dich vor dem Kreis! Mit ihrer Mutter Cate ist sie ständig unterwegs, zieht viel um – bis Cate plötzlich verhaftet wird und für Tabby eine Welt zusammenbricht: Cate war nie ihre Mutter, sondern hat sie als Kleinkind entführt! Die 16-Jährige versucht sich in ihrem neuen Leben mit ihren echten Eltern zurechtzufinden. Doch der einzige Ort, an dem sie sich wirklich zu Hause fühlt, ist das Meer. Eine innere Stimme lockt Tabby in die Tiefe und sie stellt fest, dass sie unglaublich lange tauchen kann. Haben Cates Hinweise auf den Kreis damit zu tun? Und ist sie wirklich die einzige, der es so geht? Tabby beginnt zu begreifen, dass ein ungeheuerliches Geheimnis in ihr schlummert.

(c) by Coppenrath Verlag

Ich hab von Teri Terry bisher noch nicht allzu viel gelesen; allerdings habe ich vor allem „Book of Lies“ sehr positiv in Erinnerung und darum war ich äußerst gespannt auf den neuen Titel der Autorin. Gemeinsam mit Susi von @magische_momente_ hab ich mich dann ins Geschehen gestürzt. Danke für den Buddyread meine Liebe – hat, wie immer, riesigen Spaß gemacht. Aber zurück zum Buch: hat mir „Dark Blue Rising“ genau so viel Spaß gemacht wie der Austausch? Das und noch vieles mehr erzähle ich euch jetzt. Falls ihr neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Fangen wir zunächst mal mit den positiven Aspekten an – unter anderem dem Schreibstil. Das Buch hat sich unbeschreiblich schnell, locker und einfach lesen lassen. Dafür sorgt zum einen die die Art und Weise, wie Teri Terry die Geschichte erzählt. sie setzt auf absolute Greifbarkeit der einzelnen Szenen, auf Lebendigkeit und Dynamik und vor allem: auf bildhafte Beschreibungen. So war es mir ein leichts, ins Geschehen einzutauchen und mich davon mitreißen zu lassen. Die Autorin bindet den Leser in die Handlung ein, ohne ihn direkt anzusprechen. Es fühlt sich dauerhaft so an, als würde man in unmittelbarer Nähe zu den Geschehnissen stehen und das alles live und hautnah miterleben.
Ein weiterer Faktor, der den Lesefluss so sehr unterstützt is die Kapitellänge. Die einzelnen Kapitel sind extrem kurz und knackig, enden in den spannendensten Momenten und animieren immer – wirklich ausschließlich immer dazu, immer weiter und weiter lesen zu müssen. Dazu kommt, dass wir rein aus der Sicht der Protagonistin Abbi auf die ereignisse blicken; und das auch noch in der ersten Person erzählt. Näher kann man dem Leser eine Geschichte nicht bringen und dafür alle erdenklichen Daumen nach oben.

Einen halben Daumen nach oben gibt’s von mir für die Charaktere. Alles in allem fand ich die Charaktergestaltung durchaus gelungen, vor allem weil es ein breites Spektrum an unterschiedlichen Figuren gibt. Auch in Sachen Undurchsichtigkeit glänzen die meisten Beteiligten. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass hier sehr viel an der Oberfläche geschieht. So einen richtigen Zugang zu jemandem zu finden, fiel mir daher wirklich schwer. Besonders die Nebencharaktere gleichen sich doch sehr und es gelang mir nur anhand der unterschiedlichen Namen, die Randcharaktere überhaupt voneinander zu unterscheiden. Sehr schade; ich denke aber, dass der Tiefgang in den Folgebänden noch kommen könnte, immerhin ist das Potential dafür da und die Grundsteine gelegt.
Bei Tabby, der Protagonistin, verhielt es sich ganz ähnlich. Besonders zu Beginn gefiel sie mir nicht wirklich. Das lag vor allem daran, dass wir über eine lange Zeit nicht erfahren, wie alt sie eigentlich ist und es kommt unweigerlich dazu, dass wir sie anhand ihres Alters schätzen. Als es dann in einem Nebensatz doch erwähnt wird, war ich ehrlich geschockt. Ihr Verhalten deutete auf ein deutlich jüngeres Alter hin und ich musste das Ganze erstmal sacken lassen – mich umgewöhnen quasi. Und das gelang mir auch. Denn im Laufe der Zeit merkte ich dann, wie ich zunehmend mehr mit ihr mitfieberte und mitfühlte. Es fiel mir immer leichter, sie gern zu haben und ihr nur das Beste zu wünschen; mich einfach mit ihr zu identifizieren. Das sprach schlussendlich auch für eine Entwicklung ihrerseits. Sie reifte mit der Zeit, ihre Handlungen und Gedankengänge wurden durchdachter und nachvollziehbarer und ihr gesamtes Verhalten passte sich ihrem Alter von 16 Jahren an. Während sie anfangs wie eine 12-jährige denkt und spricht; und sich auch so benimmt, so haben wir am Schluss eine beinah erwachsene junge Frau, die Mut und Loyalität zeigt und nicht mehr mit Scheuklappen durchs Leben geht. Im Gesamten war Tabby also keine schlechte Figur; sie hatte einfach nur einen etwas schwierigeren Start, ehe sie Sympathie in mir wecken konnte. Genau so wie es bei den Randcharakteren war, so fehlte es mir auch bei ihr ein wenig an Tiefgang. Man schien bei ihr nur an der Oberfläche gekratzt zu haben und besonders die Lebendigkeit musste darunter leiden. Ich hoffe also darauf, dass wir in den Folgebänden einen besseren Zugang – auch emotional – zu ihr finden können und dann noch intensiver und eingehender eins mit ihr werden können.
Einen männlichen Hauptcharakter gibt es nicht – dafür möchte ich kurz auf Tabby’s Eltern eingehen, die einen doch nicht unwesentlichen Teil zum Geschehen beitragen. Besonders an den beiden fand ich, dass sie extrem authentisch mit der Situation umgingen. Sie hatten über Jahre hinweg keine Verbindung zu ihrer Tochter, weil sie eben als kleines Kind entführt wurde (kein Spoiler – steht im Klappentext). Als Tabby dann zurück kam, war nicht sofort alles sonnig und schön – sie wahrten die Privatsphäre ihrer einst verschollenen Tochter und gaben ihr den Raum, den sie brauchte. Nichts da mit Übermutterung oder Einengung; die beiden haben das wunderbar gemacht und geduldig darauf gewartet, bis Tabby soweit ist, um auf sie zuzukommen. Das fand ich wahnsinnig gut eingefangen und sehr lebensecht ausgearbeitet. Ein riesiges Kompliment also an dieser Stelle dafür. Ohne Alistair und Simone hätte dem Buch definitiv was gefehlt.

Jetzt kommen wir zu dem Abschnitt, der mir wohl am schwersten fällt: dem, der einen Daumen nach unten bekommt. Die Idee, die Umsetzung sowie die Handlung. Das klingt im ersten Moment sehr heftig, aber ich versuche mal, zu erklären, was mir so missfiel:
Die Idee hinter „Dark Blue Rising“ ist, wenn man den Klappentext glaubt, sehr vielversprechend. Ich habe mich auf eine spannende Geschichte gefreut, mit klaren Thriller-Elementen und einer Menge Überraschungen. Einfach mit der Thriller-typische Undurchsichtigkeit inklusive der Möglichkeit, selbst mitzurätseln, mitzufiebern und mich vielleicht sogar zu gruseln. Ich hab zuvor noch nie einen Klimathriller gelesen und war einfach neugierig, wie das Ganze ablaufen wird – wo die Spannung und die Action liegt, wo der Nervenkitzel. Und ganz nebenbei: die Thematik hätte, laut meinen Vorstellungen, nicht aktueller sein können.
Und anfangs machte es auch noch den Anschein dass all meine Hoffnungen erfüllt werden: es ging sehr spannend los; wir begleiten Tabby gemeinsam mit Cate in ihrem ganz normalen Nomadenleben. Als dann auffliegt, dass Cate gar nicht Tabby’s Mutter ist, war das der Punkt, an dem ich die Explosion bereits kommen sah. Leider aber war das überhaupt nicht der Fall. Es war eher der Punkt, ab dem es steil bergab ging. Die Spannung ist komplett raus und der rote Faden verpuffte gleich mit. Und das schon nach den ersten 60-70 Seiten. Wohin will die Geschichte; was will uns die Autorin damit sagen? Was ist ihr Ziel – und vor allem: wo zur Hölle ist der Thriller? Während es also nur so vor sich hindümpelte, wird gefühlte 270x beschrieben wie Tabby schwimmt. In einem Pool, im Meer, über Wasser, unter Wasser, Trockenübungen, allein, mit anderen. Es war ermüdend – anders lässt es sich nicht beschreiben. Und währenddessen standen mir nach wie vor etliche Fragezeichen über den Kopf. Immer wieder deutete die Handlung auf die Fantasy-Sparte hin, nur um dann doch wieder davon wegzudriften. Klima? Noch immer ein komplett nebensächliches, schwammiges Thema, das kaum zur Sprache kommt. Meine Verwirrung wuchs mit jeder Seite, und der Lesespaß ließ zunehmend nach.
Erst ab dem letzten Drittel nahm die Geschichte wieder an Fahrt auf; und zwar mit einem Knall. Sich klar zu machen, dass es sich immer noch um ein und das selbe Buch handelt, fällt schwer; denn der Konstrast ist riesengroß. Ich war gefesselt, gruselte mich sogar streckenweise und war so massiv gespannt auf die Auflösung, immerhin wurde dahingehend noch immer nichts aufgeklärt. Es schien auch plötzlich eine ganz neue Geschichte. Ein zweiter Hauptstrang, der überhaupt nicht angekündigt wurde; oder viel zu wenig. Und beide wirkten unaufgereift und unfertig. Und dann – Ende. Weiter geht’s im Frühjahr 2022. Hä? Bitte? Auch wenn das Ende dynamisch und packend ausfällt, ändert es nichts, aber auch gar nichts daran, dass keine einzige Frage beantwortet wurde. Noch immer tappt man als Leser im Dunkeln. Und dieser heftige Richtungswechsel im finalen Abschnitt trug nicht dazu bei, dem Buch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Für mich hat es sich so angefühlt, als hätte die Autorin selbst nicht gewusst, was sie will. Als hätte sie blind drauf los geschrieben, um dann, kurz vor knapp zu merken, dass das gar nichts mit Klima zu tun hat und deshalb noch schnell eine turbulente Szene einzubauen. Das bin ich von Teri Terry nicht gewohnt, und dementsprechend enttäuscht. Die Informationen waren so dürftig, wurden völlig wahllos und langweilig eingespeist, dass überhaupt keine Spannung entstehen konnte. Warum?? Das Potential war da, aber ausgeschöpft wurde es zu nicht mal 10%. Gute Abschluss-Szene hin oder her. Da hat viel zu viel nicht gepasst. Da mein innerer Monk aber dringend nach Erlösung ruft, werde ich Band 2 noch eine Chance geben, in der Hoffnung, doch noch zu erfahren, wohin die Geschichte will. Aber eben unter Vorbehalt.

Für mich war „Dark Blue Rising“ von Teri Terry kein allzu geglückter Auftakt einer Klimathriller-Trilogie. Weder Klima noch Thriller. Zunächst noch sehr positiv gestimmt, kam schnell die Ernüchterung und die tausend Fragezeichen in meinem Kopf, die mir bis zum Ende und darüber hinaus erhalten blieben. Keine Aufklärung, keine Auflösung. Stattdessen ein viel zu ruhiger Anfangspart und ein zu unpassendes, letztes Drittel. Die Ausarbeitung war alles andere als durchdacht und am Ende bleibt dem Leser nur Verwirrung. Ein roter Faden hätte der Geschichte sicher nicht geschadet. Da sehr viel Gediegenheit herrscht während des Lesens, wäre übrigens auch jede Menge Platz gewesen, um wenigstens den Charakteren etwas Tiefgang zu verleihen, aber der kam nur in Form von Tauchgängen – langweiligen Tauchgängen. Daran ändert auch nichts, dass sich das Buch irre schnell lesen ließ. Sehr schade. Dennoch gebe ich Band 2, unter Vorbehalt, eine Chance.

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Teri Terry besitzt jede Menge Reisepässe und viele alte Adressen, denn sie hat schon in Frankreich, Kanada und Australien gelebt. Inzwischen wohnt sie in Buckinghamshire, England, und widmet sich ganz dem Schreiben. Mit ihren Büchern hat Teri Terry zahlreiche Preise gewonnen, ihre »Gelöscht«-Trilogie hat sich in kürzester Zeit zum Bestseller entwickelt und wurde in neun Sprachen übersetzt.

(c) by Coppenrath Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Coppenrath Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.