||» Rezension «|| Die Farbe von Feuer [von Sarah Nierwitzki]

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23. Januar 2021 0 Von Patchis Books
DIE FARBE VON FEUER
Sarah Nierwitzki
New Adult
Einzelband
272 Seiten
21. Januar 2021
Selfpublishing
Taschenbuch
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar #kosmonauten


Ein Junge, der seinem Elternhaus entfliehen will. Ein Mädchen, das ihren Malerei-Traum aufgegeben hat. Ein Brand, der beide verbindet – und beide zerstören könnte.

Schwarz ist die Farbe, die Tessas Leben und ihre Malerei dominiert, seit ihr Bruder durch einen Brand ins Koma gefallen ist – und sie schuld daran ist. Die Menschen um sie herum hält sie auf Abstand, aus Angst, noch eine Katastrophe auszulösen und wieder einer Person zu schaden, die sie liebt. Nur der Neue auf ihrer Arbeitsstelle sieht plötzlich hinter das Schwarz und erkennt, wie viele Farben darunter liegen. Und langsam kann auch Tessa die Dunkelheit beiseiteschieben, indem sie Bastian vertraut, die Welt wieder strahlend wahrzunehmen. Doch was, wenn plötzlich Bastians Katastrophe sie beide ins Feuer stößt?

(c) by Sarah Nierwitzki

Das nun schon dritte Buch der Autorin, das ich als Kosmonaut (also als Teil des Bloggerteams) vorab lesen durfte. Und jedes Mal ist die Vorfreude auf Sarah’s Geschichten nahezu grenzenlos. Inzwischen meine ich zu wissen, was mich in ihren New Adult Romanen erwartet, wodurch ich bereits mit einigen Erwartungen und Hoffnungen an die Geschichten ran gehen kann, ohne enttäuscht zu werden … oder? Heute verrate ich euch gerne, wie mir „Die Farbe von Feuer“ gefallen hat und ob mich die Protagonisten wieder so für sich gewinnen konnten, wie erhofft. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Der Schreibstil von Sarah Nierwitzki liest sich von Beginn an sehr flüssig und verständlich, versprüht aber auch relativ schnell eine gewisse Melancholie, die einen gefangen nimmt und berührt. Mit bloßen Worten werden hier nicht nur Bilder vor dem inneren Auge erzeugt, sondern auch tiefgreifende Emotionen. Die Atmosphäre während des Lesens ist also eher etwas bedrückt, wird aber durch gelegentliche Lichtmomente aufgelockert und zieht deshalb auch keineswegs runter. Oft tue ich mir schwer, mit melancholischen Stimmungen, aber hier war es weder erdrückend noch niederschmetternd. Es passte perfekt zum Buch, zu den Figuren und war gerade deutlich genug, um zu erreichen, aber den Leser nicht zu tief hinab zu ziehen. Und mit den humorvollen Passagen, die besonders in den Dialogen zustande kamen, brachte mich die Autorin sogar stellenweise zum Lachen. Sarah kann Gefühle einfach extrem intensiv rüberbringen, egal ob Schmerz, Trauer oder Freude und lässt sie auf uns übergehen. Ich fühlte, was Tessa und Bastian fühlten; ich lachte mit ihnen und weinte mit ihnen und war durchgehend ganz tief im Geschehen drin. Dabei wird auch in diesem Roman auf eine eher ruhige Erzählweise gesetzt und das zu können, ohne dass ein Gefühl von Langeweile entsteht, ist bemerkenswert. Lag vielleicht auch einfach daran, dass die Geschichte allgemein alles andere als langweilig ist. Ich kann nur immer wieder betonen, dass ich den Stil von Sarah Nierwitzki einfach liebe und er allein schon Grund genug ist, ihre Bücher allesamt zu verschlingen.
An dieser Stelle muss ich aber auch noch etwas eher ungewöhnliches tun: nämlich über den Buchsatz sprechen. Ich achte in den meisten Fällen eher weniger auf ihn, doch in „Die Farbe von Feuer“ war er einzigartig und außergewöhnlich und beeindruckte mich, vor allem zum Ende hin, wirklich sehr. Es war so überraschend, und förderte die Spannung zusätzlich.

Und so wie ich den Stil mochte, so mochte ich auch die Figuren. Schon während des Einstiegs wird klar, dass wir es hier nicht mit lebensfrohen, quirrligen Persönlichkeiten zu tun haben werden und das spornte mich noch mehr an, Tessa und Bastian immer näher und näher kennenlernen zu wollen. Sie beide haben Geheimnisse, die sie ganz offensichtlich erst einmal verbergen wollen. Doch die Neugier, besagte Geheimnisse zu lüften, ist längst zu groß, um nachsichtig zu sein.
Tessa ist eine sehr authentische, junge Frau, die in ihrer Vergangenheit bereits eine mehr als tragische Katastrophe erleben musste. Dass sie davon gezeichnet wurde, steht außer Frage. Die 19-jährige Krankenschwester wirkt von Anfang an sehr bedrückt und in sich gekehrt. Lässt keinen an sich ran und lebt einfach ihr Leben. Schon nach den ersten Seiten war das Bedürfnis, sie ganz fest in die Arme zu schließen, nahezu übermächtig. Ich mochte Tessa ungemein gerne, fand direkt eine Verbindung zu ihr und konnte sowohl Handlungen als auch Gedankengänge in jeder einzelnen Minute nachvollziehen. Allgemein war Tessa sehr lebendig und realistisch ausgearbeitet und dargestellt; besaß Ecken und Kanten und wurde von Seite zu Seite sympathischer. Mir gefiel besonders an ihr, wie bedacht sie teilweise war. Wie gut sie Vor,- oder Ratschläge annehmen konnte und wie viel sie darüber nachdachte. Nichts wurde einfach lapidar übergangen; nein! Tessa setzte sich mit Bastian, aber auch mit allen anderen auf ihrem Umfeld intensiv auseinander und durchlebte dadurch eine sehr realitätsnahe Entwicklung, die ihr noch mehr Tiefgang verlieh. Dazu trug sicher auch bei, dass die Mauer, die sie um sich herum errichtet hatte, immer wieder kurz bröckelt, ehe sie wieder undurchdringlich wurde. Das alles wurde von Sarah so glaubhaft umgesetzt, dass man gar nicht anders kann, als Tessa ganz tief ins Herz zu schließen.
Ich würde gern sagen, dass es sich bei Bastian um das genaue Gegenteil von Tessa handelte; aber es stimmt nicht. Er ist nicht der lebensfrohe Kerl, dem alles zufliegt. Er wird von einer mindestens ebenso schweren Last erdrückt, wie Tessa und hat ebenfalls deutlich mehr Probleme, als es auf den ersten Blick erscheint. Bastian ist trotzdem, oder gerade deswegen sehr glaubwürdig und real, sehr greifbar und ein durch und durch interessanter und vielschichtiger Charakter. Besonders sein Hobby weckte sofort mein Interesse und ließ ihn mich mit zweierlei Augen sehen. Diese beiden Facetten standen sich zwar zunächst scheinbar im Weg, doch schnell merkt man, dass es viel besser harmoniert, als es möglich sein sollte. Bastian war durchweg nachvollziehbar und ich mochte seine Art total gern. Hinter seinem recht unscheinbaren Auftreten verbarg sich eine Menge Tiefgang, und mindestens genau so viel Humor. Sein gutes Herz brachte mich immer wieder zum lächeln und bewies, dass er, trotz seines großen Geheimnisses ein echt toller Kerl war. Bemerkenswert, dass es die Autorin immer wieder schafft, Good Guys zu erfinden, die alles andere als langweilig sind.
Randfiguren gab es auch so einige; und es machte mir größten Spaß, einen jeden einzelnen kennenzulernen. Zugegeben, nicht alle waren mir sympathisch – aber das sollten sie auch gar nicht sein. Wie immer gab’s die Guten und die Bösen und beide Seiten waren sehr detaillreich aufgearbeitet. Kaum zu glauben, dass der eine größte Sympathie im Leser wecken kann, während der nächste einen regelrecht zur Weißglut treibt. Und können wir einmal über Fidel und Henno sprechen? Was ein geiles Duo! Beide totale Querköpfe, die aus dem Raster rausfallen und definitiv die schwarzen Schafe in einer Herde voller Weißer sind. So einzigartig und besonders, so chaotisch wie liebenswert – großartig!! Diese Vielfalt machte die Geschichte um so vieles intensiver und emotionaler und spannender.

 „Das Feuer hinter meinen Lidern ist immer da und hat mir längst das Herz versengt“
Zitat, Sarah Nierwitzki „Die Farbe von Feuer“

Die Idee hinter Tessa’s und Bastian’s Geschichte weckte vor allem deswegen meine Neugier und die Vorfreude, weil Malerei und Trauerbewältigung eine so essentielle Rolle spielen. Ich war gespannt, wie Sarah Nierwitzki es verpacken würde und mit welchen Überraschungen sie dieses Mal um die Ecke kommt. Versprochen hab ich mir jedenfalls einiges davon, nicht zuletzt auch, weil ich weiß, was sie kann und wie sie schreibt. Aber fangen wir zunächst mal da an, wo man anfangen sollte; nämlich vorn:
Der Einstieg in diesen Roman gelang mir, wie erwartet, problemlos. Die Prolog ist bereits sehr mitreißend und ich konnte mich so wahnsinnig gut in Tessa hineinversetzen, weil ich wahrscheinlich genau gleich gedacht und gehandelt hätte. Doch auch der Sprung in die eigentliche Story war leicht. Es wird erst einmal kurz ruhiger und wir haben noch einmal die Möglichkeit, Tessa, aber auch Bastian, kennenzulernen. In den ersten Minuten herrschten totale Grey’s Anatomy Vibes, einfach weil Krankenhausflure, Visiten und Co. eine Rolle spielen. Schnell aber wendet sich das Batt und es wird deutlich tiefgründiger, als es bei der Serie der Fall ist. Tessa zeigt uns Lesern, was sie so geprägt hat und man kann es einfach nicht anders sagen, als dass das mehr als gerechtfertigt ist. Ich hab zutiefst mit ihr mitgelitten und spürte ihren Schmerz am eigenen Körper – im eigenen Herzen. Der Verlust ihres Bruders, der im Koma liegt, wiegt schwer. Und obwohl zu dem Zeitpunkt Trauer und Bedrückung herrschen, gab es auch einen Spannungsbogen, der sich zusehens aufbaute. Wieso und weshalb drohte Bastian eine Katastrophe? Was verbirgt der junge Mann? Man kann nicht anders, als mitzufiebern und mitzurätseln. Die Story berührt durchgehend und die „helleren Momente“ sind wie Balsam für die angespannten Nerven und das angeschlagene Herz.
Wie ich jetzt schon öfters erwähnt habe, ist dies hier keine rasante, actionreiche Handlung. Die Geschichte lebt ganz offensichtlich fast ausschließlich von den Emotionen. Und das funktioniert auch nur, weil diese so wahnsinnig intensiv transportiert wurden. Und dabei ist es keineswegs so, als würde nichts geschehen! Die Handlung geht zügig voran, tritt nicht auf der Stelle und kann mit ein paar unvorhersehbaren Überraschungen punkten.
Das Ende ist, ganz im Nierwitzki-Stil, nicht wahnsinnig ausladend, nicht lang, nicht die Überraschung des Jahrhunderts. Aber es rundet das bisher Geschehene so wundervoll und authentisch ab, dass es dennoch komplett überzeugt. Es war an dieser Stelle auch einfacher für mich, es zu akzeptieren, dass wir nicht über mehrere Kapitel hinweg vom Happy End lesen, sondern das Ganze kurz und bündig verpackt vorgesetzt bekommen, weil ich schlicht wusste, wie Sarah ihre Enden gestaltet. Für mich 100% stimmig, sehr schön ausgearbeitet, noch schöner insziniert und alles in allem einfach perfekt!

„Die Farbe von Feuer“ von Sarah Nierwitzki ist eine Geschichte, die bewegt und mitreißt. Mit einem einfachen, aber stimmungsvollen und intensiven Schreibstil lässt uns die Autorin an Tessa’s und Bastian’s Leben teilhaben und transportiert die Emotionen unheimlich stark an uns Leser. Trauerbewältigung, Verlust und eine Reise zu sich selbst (zurück) werden hier sehr ernst behandelt und realistisch thematisiert. Obwohl eine eher ruhige Atmosphäre herrscht, bleibt es doch dauerhaft spannend und die einzelnen Plots sind abwechslungsreich und kreativ eingebaut und ausgearbeitet. Wie nicht anders zu erwarten, liefert Sarah hier mal wieder ein absolutes Highlight, das sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Sarah Nierwitzki wurde am 29. September 1987 in Hamm geboren, am Rande des Ruhrgebietes. Die Freude am Lesen hat sie 2009 zu ihrer Buchhändlerausbildung gebracht. Derzeit lebt sie zusammen mit ihrem Verlobten in Bielefeld und studiert an der dortigen Universität den Master Deutsch als Fremdsprache und Germanistik. Neben dem Schreiben geht sie gern in den Bergen wandern, tauscht sich auf Instagram unter ihrem Account wortkosmos mit anderen Buchbegeisterten aus oder besucht Konzerte, um den Kopf für neue Buchideen frei zu bekommen.

(c) by amazon

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim der Autorin und bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Und natürlich dafür, das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen zu haben.