||» Rezension «|| Durch die kälteste Nacht [von Brittainy C. Cherry]

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20. September 2021 0 Von Patchis Books
DURCH DIE KÄLTESTE NACHT
Brittainy C. Cherry
Übersetzer: Wiebke Pilz
New Adult
Band 1 von 4
Compass-Reihe
368 Seiten
17. März 2021
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar

Ich habe so lang in der Dunkelheit gelebt, dass ich dein Licht fast vergessen hätte
Als ich Kennedy Lost das erste Mal nach all den Jahren wieder begegnete, hätte ich sie fortschicken sollen. Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie nie wieder zurückkommen soll und dass ich sie nicht wiedersehen will, weil ich sie nicht brauche. Aber dann erkannte ich, dass sie kurz vor dem Ertrinken war. Ich sah, dass sie von Erinnerungen und Schuldgefühlen auf den Grund gezogen wurde. Die Traurigkeit in mir erkannte dieselbe Traurigkeit in ihr, und ich wusste plötzlich, dass nichts auf der Welt mehr zählte, als Kennedy das Gefühl zu geben, dass selbst dieser Teil von ihr es wert ist, geliebt zu werden – auch wenn mein eigenes Herz daran zerbrechen würde …

(c) by Lyx Verlag

Als bekennender Brittainy C. Cherry Fan war für mich von vorn herein klar, dass ich auch ihre neue Reihe unbedingt lesen muss. Leider lag sie jetzt doch ein paar Tage länger auf dem SuB, ehe ich die Zeit fand, mich mit „Durch die kälteste Nacht“ zu beschäftigen. Außerdem wollte ich auch zuerst dioe beiden „Wie die Stille vor dem Fall“-Bücher lesen. Kam ich natürlich auch nicht dazu. Aber man kennt es ja: Vorfreude ist immerhin die schönste Freude. Nun aber wars soweit und ich konnte Kennedy und Jax kennenlernen. Wie mir die beiden und ihre Geschichte gefallen haben, verrate ich euch jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Der Einstieg in „Durch die kälteste Nacht“ gelingt auf Anhieb. Schon die ersten Sätze sind vollgepackt mit Emotionalität und Bedrückung – mit Herzschmerz und unvorstellbarem Leid. Wie immer hat sich Brittainy C. Cherry für ein sehr schweres Thema entschieden und das in den ersten Zeilen auch direkt aufgegriffen und behandelt. Großartig Zeit, um innerhalb der Geschichte Fuß zu fassen, gibt es also nicht – aber eben das fand ich ausgesprochen gut! Schon nach wenigen Worten treibt einem das Geschehen die Tränen in die Augen, Tränen gepaart mit Fassungslosigkeit und Schock. Die Autorin zeigt uns Lesern eindrucksvoll, was eine toxische Beziehung ist und schafft damit eine Grundlage für die weitere Handlung, die nicht nur Potential verspricht, sondern auch direkt eine Art Sog erzeugt. Und das ist nur eine gewisse Form von ausführlichem Prolog.
Danach verlagert sich die Geschichte in ein beschauliches Örtchen und geht dann erst so richtig los. Zugegeben, das Drama nimmt etwas ab und es wird ruhiger – doch verliert das Buch zu keinem Moment an Spannung. Die Atmosphäre ist packend ohne Ende und lädt entweder dazu ein, sich fallen zu lassen und zu genießen, oder aber dazu, sich klammheimlich ein Grinsen zu verkneifen. Ja richtig! Die Geschichte ist stellenweise sogar richtig humorvoll. Zwar spielt sich hier wieder fast alles auf der emotionalen Ebene ab, doch eben das macht die Bücher der Autorin schließlich auch aus. Kennedy bringt Probleme mit und zeigt uns Lesern so, was für Spuren eine toxische Ehe und das Erlebte hinterlassen können. Kennedy leidet – und mit ihr leiden auch wir. So viel Kummer, der hier in jedem Satz mitschwingt – das ist für mich typisch BCC. Dieses „am Boden liegen“ – aber eben auch das „langsam wieder auf die Beine kommen“. In jedem ihrer Büchern schwingt immerzu die Hoffnung mit, und da bilden Kennedy und Jax keine Ausnahme. Die Liebesgeschichte, die sich hier nach und nach, ganz zart, aufbaut, fällt enorm realistisch und lebendig aus und entwickelt sich in einem total nachvollziehbaren, authentischen Tempo. Nichts wird überstürzt, sondern geht ganz gediegen vonstatten. Dafür sorgt natürlich auch, dass die zwei Protagonisten sich schon aus Kindheitstagen kennen und sich trotzdem irgendwie neu kennenlernen müssen. Diese Tatsache erzeugt eine ganz neue Form von Stimmung und besticht nochmal auf ganz neuer Ebene. Beide Protagonisten haben ihre Leidensgeschichte, jeder von ihnen hat mit anderen Dämonen zu kämpfen und gemeinsam sind sie eigentlich zum Scheitern verurteilt. Oder etwa nicht?
Obwohl ich von der Autorin schon einiges kenne, merkt man doch schnell, dass sich „Durch die kälteste Nacht“ deutlich von ihren anderen Büchern unterscheidet. Es kommt mit deutlich weniger Drama aus, und wirkt im Gesamten viel ruhiger. Bis auf den niederschmetternden Einstieg gab es hier nur wenig Momente, in denen sich mein Herz angegriffen fühlte, aber es ist trotzdem hochgradig emotional. Dafür sorgen auch die regelmäßigen Rückblicke in die Kindheit von Kennedy und Jax. Es ist enorm schwer, das in Worte zu fassen, was mir zu diesem Buch durch den Kopf schwirrt – aber ich denke, es ist ganz gut beschrieben, wenn ich sage, dass Kennedy und Jax wahnsinnig berühren, jeder für sich; aber auch gemeinsam – aber der Tiefgang nicht ganz so ausgeprägt ist, wie man es von Cherry kennt. Da wäre noch ein wenig Luft nach oben gewesen; aber wie gesagt: die Handlung begeistert auch so wieder auf ganzer Linie.
Auch das Ende zeigt nochmal, dass nicht jedes Buch von der Autorin ein fulminantes, actiongeladenes und regelrecht zerstörerisches Finale haben muss. Es geht auch anders. Und trotzdem überzeugt es. Es war ein ergreifendes Ende, das zum Vorlauf passt und das Geschehene abrundet – quasi den Sack zumacht. Es wabern auch hier wieder unzählige Gefühle durch die Luft und die Atmosphäre verändert sich immer mehr zum Guten – nicht aber um das Negative ganz auszublenden, sondern um zu zeigen, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Für meinen Geschmack war das Ende perfekt, so wie es war und es ließ mich glücklich und zufrieden zurück.

Die Charaktergestaltung von Brittainy C. Cherry war schon immer „on fleek“. Man kann es gar nicht anders nennen. Und auch hier überzeugt sie wieder mit lebendigen, greifbaren und absolut nachvollziehbaren Figuren. Dieses Mal schickt sie Kennedy ins Rennen und an ihre Seite stellt sie den grummeligen, aber nicht minder attraktiven Jax. Allein schon die Kombination verspricht so einiges, doch die Umsetzung ist noch viel einnehmender, als man ohnehin schon annehmen musste. Die Interaktionen zwischen den Figuren, die Schwingungen und das Knistern, das in der Luft liegt fiel unbeschreiblich authentisch aus und lässt einen glauben, zwei absolut reale Persönlichkeiten vor sich zu haben.
Kennedy sammelte, wie schon erwähnt, bereits zu Beginn einige Sympathiepunkte mit ihrer Leidensgeschichte und ihrem furchtbaren Ehemann und machte es dem Leser leicht, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern. Man leidet automatisch mit ihr mit und verflucht alles und jeden, der ihr wehtut. Doch selbst nach dem Sprung in ein anderes Setting, nahm die Nähe, die ich zu ihr verspürte, keineswegs ab. Im Gegenteil – sie verstärkte sich zunehmend. Kennedy ist 100% glaubhaft, in allem was sie fühlt, denkt und tut. Gerade auch weil sie psychisch ein paar Probleme mitbringt, fühlte ich mich ihr umso verbundener. Die Aspekte rund um „Mental Health“ sind wirklich toll eingefangen und verantwortungsvoll umgesetzt. Ich fühlte mich ernstgenommen und fand es wahnsinnig stark, dass die Autorin darauf hinweist, dass es keineswegs schlecht ist, sich Hilfe zu suchen. Hilfe suchen ist menschlich; manchmal bitternötig und auch wenn Kennedy ein wenig Zeit braucht, um das zu verstehen, ist sie ein durch und durch liebenswerter Charakter, den man problemlos ins Herz schließen kann. Am bewundernswertesten an der jungen Frau war aber ihre Entwicklung. Zunächst scheint es lange Zeit so, als würde diese gar nicht stattfinden; aber nein. Ganz unterschwellig – fast unbemerkt – reift Kennedy und wird immer mehr zu einer selbstbewussten jungen Frau, die ihre Vergangenheit bestmöglich hinter sich lässt. Ganz gelingt ihr das natürlich nie, aber der Weg ist hier ganz klar das Ziel. Sie hat Zweifel, lässt sich immer wieder verunsichern; aber der Umgang mit diesen schwierigen Situationen verändert sich und das zeugt von einer deutlichen Entwicklung.
Jax konnte ich anfangs überhaupt nicht einschätzen. Er war extrem ungehobelt und grummelig; fast schon unsympathisch. Und trotzdem versprühte er einen gewissen Charme, dem auch ich mich nicht entziehen konnte. Erst im Laufe der Zeit lernen wir ihn besser kennen und können dann auch leichter nachvollziehen, wieso er das tut, was er tut – wieso er das sagt, was er sagt. Jax hatte es, genau so wie Kennedy nicht leicht in seiner Vergangenheit, allerdings auf ganz anderer Ebene. Während sie in einer toxischen Ehe festhing, kämpfte Jax gegen ganz andere Dämonen an. Und auch wenn er im ganzen Ort als Mistkerl verschrien ist, hat er doch auch ein gutes Herz. Ich mochte Jax, eben weil er erst so undurchsichtig und unnahbar wirkte und sich dann immer mehr öffnete. Später mochte ich ihn dann aus ganz anderen Gründen und innerhalb der oben angesprochenen Rückblicke fand ich zunehmend einen Draht zu ihm. Er wirkte, vor allem als Kind bzw. Jugendlicher wahnsinnig liebenswert und goldig – auch weil er so anders war, als alle anderen in seinem Alter. An dieser Andersartigkeit hat sich bis ins Erwachsenen-Alter nichts geändert, aber trotzdem war er ein toller Kerl, dessen Inneres ich gern nach außen kehrte und mit dem ich anschließend auch wirklich gern mitfieberte und mitfühlte.
Ansonsten gab es, wie sollte es anders sein, natürlich noch weitere Charaktere, die alle ihren Teil dazu beitrugen, dass diese Geschichte zu dem wurde, was sie schlussendlich ist. Wir haben die, die sofort Sympathie im Leser wecken; die, die bewusst provozieren und die, denen man nicht über den Weg traute. Sie alle waren wichtig und dementsprechend auch in gewisser Weise eingehend ausgearbeitet. Als Beispiel nehmen wir einfach mal Kennedy’s Schwester, die mit ihrer Lebensfreude und ihrer aufgeweckten Art eine gewisse Lockerheit ins Geschehen einfließen lässt. Oder die schrulligen Dorfbewohner, die so verschroben sind, dass man schon wieder herzlich über sie und ihr Verhalten lachen kann. Eine wirklich gelungene Mischung an unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die aber trotzdem harmoniert.

Zum Schreibstil lässt sich jetzt auch nicht mehr allzu viele Worte verlieren, immerhin hab ich nicht erst einmal von dem Talent meiner persönlichen „Queen of Emotions“ geschwärmt. Hier in „Durch die kälteste Nacht“ setzt sie aber auf einen Aspekt, den ich von ihr so nicht gewohnt bin: nämlich Humor. Neben all den ganzen Emotionen; dem Herzschmerz und der Traurigkeit schwingt auch eine ganze Menge Witz innerhalb des Geschehens mit. Nach diesem Buch weiß ich: auch das kann Brittainy C. Cherry! Ansonsten schreibt sie natürlich wieder wahnsinnig einnehmend und packend, erzeugt eine intensive, mitreißende Atmosphäre und bringt die Herzen des Lesers zum rasen. Ich kam, ganz wie gewohnt, wahnsinnig leicht und schnell voran und verlor trotzdem niemals den Bezug zur Handlung. Sie erreichte mich; catchte mich regelrecht und ließ mich auch während den Lesepausen nicht los. Besonders gut gefielen mir auch die Rückblicke in die Vergangenheit, die sich allein vom Stil her schon deutlich von der Gegenwart abhoben. BCC hat es geschafft, das Kindliche bzw. den jugendlichen Leichtsinn und die typischen Schwärmereien einzufangen und sie so wiederzugeben, dass man direkt merkt, welche Version der Figuren man gerade vor sich hat: die erwachsene oder die damalige. Wirklich toll gemacht!
„Durch die kälteste Nacht“ von Brittainy C. Cherry ist nicht das stärkste Werk der Autorin, weiß aber genau so wie alle anderen, zu überzeugen. Gerade zu Beginn sind die Emotionen wahnsinnig tiefgreifend und niederschmetternd, verlagern sich aber im Laufe der Zeit in eher ruhige Gefilde. Was besonders überraschend war: es gibt einige Passagen, in denen ich sogar herzlich lachen konnte und Humor ist etwas, was ich sonst eher nicht bei BCC erwarte. Ich für meinen Teil mochte die Geschichte zwischen Kennedy und Jack, denn sie hatte Tiefgang und begeistert durch Lebendigkeit und Authenzität. Mit erstaunlich wenig Drama wissen die Protagonisten trotzdem zu punkten und fesseln einen allein mit ihrer Art; den Interaktionen untereinander und den ergreifenden Gesprächen.

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Brittainy C. Cherrys erste große Liebe war die Literatur. Sie hat einen Abschluss der Carroll Universität in Schauspiel und Creative Writing und schreibt hauptberuflich Theaterstücke und Romane. Sie lebt mit ihrer Familie in Milwaukee, Wisconsin.

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.