||» Rezension «|| Still missing you [von Valentina Fast]

||» Rezension «|| Still missing you [von Valentina Fast]

27. August 2022 0 Von Patchis Books
STILL MISSING YOU
Valentina Fast
New Adult

Band 1 von 2 [?]
Still – You – Reihe
384 Seiten
18. Mai 2022
dtv Verlag
Paperback
13,95€
Kaufen?
» Amazon « || » Verlag «
» Leseprobe «
#werbung #rezensionsexemplar


(c) by dtv Verlag

Dieses Buch flog sehr lange unterhalb meines Radars, und ich hatte auch nicht unbedingt das größte Interesse daran, es zu lesen. Obwohl die Idee an sich ja gar nicht mal schlecht klingt, oder? Zum Glück gibt es meine liebste Susi, die mich immer wieder mit neuem Lesestoff versorgt & mir im Gegenzug dann immer wieder auch Lesestoff abnimmt. Liebe dieses Geben und Nehmen einfach ♥ Aber zurück zum Buch! Dank Susi durfte „Still missing you“ einziehen und weil ich im Urlaub war und deshalb nur wenig zum Lesen kam, hab ich zum Hörbuch zurückgegriffen. Heute kann ich euch endlich sagen, wie mir die Geschichte rund um Hazel und Derek gefallen hat, und ob ich’s inzwischen bereue, nicht eher darauf aufmerksam gemacht worden zu sein. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Als ich den Klappentext gelesen hatte, enstanden, wie das nunmal so ist, natürlich gewisse Erwartungen. Ich malte mir aus, in welche Richtung sich die Handlung wohl bewegen würde und mit welchen Facetten uns Valentina Fast überrascht. Und gleichzeitig hatte ich Angst davor, dass das Thema zu dramatisiert und aufgespielt wirken könnte. Liebe zwischen Stiefgeschwistern scheint wohl sehr verpönt zu sein; ich aber sehe darin keine Probleme, immerhin sind die Stiefgeschwister nicht blutsverwandt und was sollte denn dann gegen die Liebe sprechen? Aber bevor ich euch verrate, ob meine Ängste berechtigt waren, oder nicht, fangen wir mal vorn an:
Schon während des Einstiegs befinden wir uns nicht nur inmitten einer Beerdigung, sondern auch in einem Zwist zwischen den (Stief-)Geschwistern. Schnell wird klar, wie schwer es Hazel gefallen ist, in die Kleinstadt zurückzukehren und was genau die Gründe dafür sind. Und ich konnte es zu 100% nachvollziehen. Dementsprechend involviert hab ich mich auch direkt von Anfang an gefühlt. Es war ein toller Einstieg, der mich erreichte und definitiv auch die Neugier darauf, zu erfahren, was Hazel und Derek wohl  noch so für Hürden meistern müssen, weckte. Die Geschichte baut sich in einem wirklich angenehmen Tempo auf, sodass die einzelnen Geschehnisse glaubhaft ablaufen können und nichts überstürzt wirkt. Allerdings entwickelt sie die Storyline dann doch noch in eine eher schwierige Richtung.
Die Idee an sich hat mich überzeugt – und auch die Tatsache, dass Valentina Fast kein großes Ding aus der Stiefgeschwister-Liebe macht, überraschte mich total positiv. Sie hält sich nicht lange damit auf, und wirft nur hin und wieder kurze Nebensätze bezüglich des Themas auf. Erzählt kurz und knapp, dass es auch kritische Stimmen in der Gesellschaft gibt; aber nicht diese seitenlangen Belehrungen, die ohnehin nichts nützen und nur den Lesefluss aufhalten. Und auch die Atmosphäre, die innerhalb der Geschichte herrscht, fällt sehr angenehm und beinah fesselnd aus. Allerdings kam dann etwas ins Spiel, was das Buch schlicht runterzog. Nämlich die Kommunikationsprobleme. Und die ruinieren einen großen Teil des Lesevergnügens. Immer wieder dachte ich mir, dass die gesamte Dramatik hinfällig wäre, wenn doch nur einer von den Figuren den Mund aufmachen würde. So viele Probleme würden sich im Kinderspiel lösen lassen – oder gar nicht erst aufkommen, aber stattdessen wird viel aneinander vorbei geredet; gar nicht geredet oder durch Missverständnisse aneinandergeraten. Ich hätte mir gewünscht, dass diese erwachsenen Menschen mal einen Hintern in der Hose bewiesen hätten, anstatt sich alles völlig verkehrt zusammenzureimen. Es gibt zahlreiche Bücher, in denen fehlende Kommunikation auftritt, aber nur selten war es so nervig und so offensichtlich, dass
So blieben dann irgendwann auch die Emotionen auf der Strecke und verpufften irgendwo zwischen Streitereien und beidseitigem Geläster. Sehr schade, weil die Sache mit den Stiefgeschwistern – auch mit allen anderen, hatte enorm viel Potential. Das Hotel hätte für eine ganze Menge Wohlfühlfaktor sorgen können, aber es entfaltete seine Wirkung eben längst nicht so, wie es nötig gewesen wäre, um den Leser mitten hinein zu ziehen.
Auch gen Ende verbesserte sich die Situation nur geringfügig. Es wird zwar nochmal etwas spannender und lebt nicht mehr ausschließlich von den Missverständnissen, aber doch reißt eben das auch nicht völlig ab. Selbst auf den letzten Metern war es noch immer das vorherrschende Problem und legte sich erst in den letzten Sätzen; was mir persönlich dann auch einfach zu spät war. Viel besser und wichtiger wäre es gewesen, klare Aussagen zu tätigen und deutlich darauf hinzuweisen, dass in jeder Beziehung; egal ob Liebespaar, Freunde oder Geschwister miteinander gesprochen werden muss um eben solche Dramen zu vermeiden. Es war, im Gesamten, ein stimmiges Ende, mit ein paar schönen Szenen, aber es milderte die Kritik nicht wirklich ab.

Die Charaktere hatten darunter natürlich auch zu leiden. Während ich anfangs wirklich positiv gestimmt war und Hazel schnell ins Herz schließen konnte, entwickelte ich auch zu allen anderen eine gewisse Beziehung – die eine eher negativ angehaucht, die andere durchweg positiv. Doch je weiter die Geschichte voranschritt, umso mehr zerren alle an den Nerven. Die Geschwister haben eine wirklich zerrüttetes Verhältnis und obwohl nicht alle so ablehnend gegenüber Hazel auftreten, fehlt ihnen an vielen Stellen das Rückgrat, um sich vor oder zumindest hinter sie zu stellen. Mir ist bewusst, dass dies ein wichtiger Aspekt der Handlung war, aber dass ich stellenweise sehr enttäuscht vom Verhalten des ein oder anderen war, lässt sich nicht leugnen.
Hazel als Protagonistin ist durchaus sympathisch und liebenswert. Sie hat in ihrem Leben bereits einiges bewältigen müssen und ist vom Schicksal deutlich gezeichnet worden. Als Pflegekind in einer Familie, die es einem bewusst schwer macht, hat man kaum Chancen auf ein glückliches Leben und darum fand ich es nur umso nachvollziehbarer, dass Hazel sofort nach dem Erreichen ihrer Volljährigkeit das Weite gesucht hat. Aber auch sie hätte meiner Meinung nach ein wenig mehr Mut vertragen – mehr Rückgrat und Selbstbewusstsein, um sich klar auszudrücken und für sich
einzustehen. Und um Missverständnisse und Streitereien zu vermeiden. Versteht mich nicht falsch; aber auf Dauer war sie auch anstrengend und nervenaufreibend; etwas zu wenig glaubwürdig. Erst gen Ende machte sich ihre Entwicklung dann sichtbar, in dem sie Fehler einsah und ausbesserte; den Hintern in der Hose hatte, sich dafür zu entschuldigen und einfach dafür gerade zu stehen. Und das fand ich immens wichtig und besänftigte mich auch in vielerlei Hinsicht.
Derek hatte es da bedeutend schwerer. Von Anfang an war er für mich jemand, der nur wenig Sympathie beim Leser wecken kann. Er ist sehr verbohrt und irgendwie distanziert – zwar greifbar, aber nicht wirklich positiv in seinem Auftreten. Er war so stur, und wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, brachten ihn keine 10 Pferde dazu, davon abzuweichen – und das selbst dann noch nicht, wenn er sich so offensichtlich auf dem Holzweg befand. Ich denke, vieles an Emotionen ging auch durch ihn verloren. Er hatte so seine Glanzmomente, aber die waren derart rar, dass man sie an einer Hand abzählen kann. Mal schmunzelt er; mal macht er einen Witz oder ein Kompliment, aber im Großteil verhält er sich einfach daneben und total unsympathisch. Und das ließ mich dann gleichzeitig auch an Hazel zweifeln, denn ich verstand nur in den seltensten Momenten, was sie an diesem Mann fand. Genau so hatte auch er ein Problem damit, sich auszudrücken. Entweder fehlte ihm da schlicht die sozialen Kompetenzen, oder aber jede Form von Mut. Und während Hazel oft etwas schwammig daherredete, war Derek ein Meister darin, alles in den falschen Hals zu bekommen.
Ihr merkt: das mit der Charaktergestaltung fand ich eher so semi gelungen. Zwar mochte ich Hazel ganz gern, aber sie löste längst nicht so viel Emotionen in mir aus, als dass ich hätte mitfiebern oder mitfühlen können. Leider. Und auch die anderen, eher nebensächlichen Figuren fand ich nur so durchschnittlich interessant. Während mir der eine recht oberflächlich und zweidimensional erschien, so hatt eich zu Amber immerhin eine gewisse Form von Draht – anfangs sehr negativ behaftet, später weckte sie dann doch meine Neugier. Aber es reichte einfach nicht, um mich gänzlich für sich zu gewinnen. Das schaffte in „Still missing You“ leider keiner; nicht mal die lebenslustige beste Freundin von Hazel, die mit ihrem Verhalten auch öfters mal für eine Menge Fragezeichen sorgte.  Kurz um: ich hab mir mehr erhofft.

Der Schreibstil von Valentina Fast kann aber wiederum ordentlich punkten. Wie schon in ihren anderen Büchern ist mir auch hier sehr schnell klar geworden, dass sich die Geschichte unwahrscheinlich schnell lesen ließ und eine wirklich angenehme Atmosphäre erzeugte. Trotz Kritik hatte ich doch nie das Bedürfnis, das Buch mal aus den Händen zu legen und das schreibe ich einzig und allein dem Stil zu, der wunderbar bodenständig und alltäglich ausfällt, und sich deshalb auch sehr kurzweilig und unterhaltsam ausfiel. Auch der Humor sorgte für eine gewisse Leichtigkeit, und so schlitterte ich einfach so durch die Seiten und genoss es zu lesen, was uns die Autorin zu erzählen hat. Einzig die Emotionen hätten, für mein Empfinden, noch etwas intensiver transportiert werden können; aber hier schiebe ich die Schuld gekonnt an Derek ab, der mir so manch schönen Moment mit seiner Art zunichte machte.
Erzählt wird übrigens aus den Perspektiven beider Protagonisten; und ich denke, ich brauche nicht nochmal extra zu betonen, wessen Sicht ich lieber mochte, oder? Hazel’s Kapitel empfand ich als wesentlich eingehender und „näher“, als Derek’s und schlussendlich glaub ich, dass ich und er einfach keine Freunde mehr werden, in diesem Leben.

„Still missing you“ von Valentina Fast ist ein eher durchwachsener New Adult Roman, dessen Story nur zustande kommt, weil keiner in der Lage ist, mit dem jeweils anderen zu sprechen. Die fehlende Kommunikation ist so auffällig, dass es stellenweise einfach anstrengend ist und man mehrfach die Augen verdrehen muss. Der eine redet nicht klar und deutlich und der andere ist ein Meister darin, alles in den falschen Hals zu bekommen. Trotzdem gibt es auch positive Aspekte, wie beispielsweise die Entwicklung unserer Protagonistin; der Schreibstil der Autorin und die Atmosphäre, die zwar hätte etwas dichter und heimeliger ausfallen können, aber dennoch ihren Charme hatte. Im Gesamten kann ich sagen, dass es ganz nett war, mich aber mehr Nerven gekostet, als unterhalten hat. Schade. Aber sie ist das eben manchmal. Werde Band 2 definitiv nicht lesen, auch wenn mich Amber’s Geschichte schon irgendwie interessiert hätte.

» » » Valentina Fast « « «

Valentina Fast wurde 1989 geboren und lebt heute im schönen Münsterland. Beruflich dreht sich bei ihr alles um Zahlen, weshalb sie sich in ihrer Freizeit zum Ausgleich dem Schreiben widmet. Ihre Leidenschaft dafür begann mit den Gruselgeschichten in einer Teenie-Zeitschrift und verrückten Ideen, die erst Ruhe gaben, wenn sie diese aufschrieb. Die ›Still you‹-Reihe ist ihre erste New-Adult-Reihe.

(c) by dtv Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.