||» Rezension «|| Still with you [von Morgane Moncomble]

||» Rezension «|| Still with you [von Morgane Moncomble]

4. Juli 2022 0 Von Patchis Books
STILL WITH YOU
Morgane Moncomble
Übersetzer: Eliane Hagedorn + Barbara Reitz
New Adult
Einzelband
400 Seiten
26. November 2021
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
Kaufen?
» Amazon « || » Verlag «
» Leseprobe «
#werbung #rezensionsexemplar


Träume können wahr werden, wenn man nur ganz fest an sich glaubt

Lara und ihre Zwillingsschwester Amelia haben bislang alles miteinander geteilt, allem voran ihre Leidenschaft für Akrobatik. Doch seit sich die Highschool ihrem Ende nähert, scheint sich Amelia immer mehr von Lara zu distanzieren. Lara setzt alles daran, ihr größtes Hobby zum Beruf zu machen und trotz der Vorurteile gegenüber ihrem Gewicht und ihrer Selbstzweifel an einer prestigeträchtigen Akrobatikschule angenommen zu werden. Und als ihre Schwester nicht mal mehr mit ihr trainieren möchte, bleibt ihr keine andere Wahl, als sich kurzerhand einen neuen Partner zu suchen: ihren Nachbarn und Klassenkameraden Casey, der ihr Herz gefährlich schnell schlagen lässt …

(c) by Lyx Verlag

Morgane Moncomble hatte sich bereits mit „Bad at Love“ und „Back to us“ in mein Herz geschrieben; denn beide Storys hatten es emotional gesehen echt in sich und waren zwar grundverschieden, aber trotzdem gleichermaßen toll. Und darum war von Anfang an klar, dass ich auch „Still with You“ von ihr lesen muss – und natürlich alles, was sonst noch erscheinen würde von ihr. Aber eben weil mir die beiden genannten Bücher so gut gefallen haben, sind meine Erwartungen auch dementsprechend hoch gewesen. Heute möchte ich euch gern erzählen, ob es der Autorin auch mit Lara’s und Amelia’s und Casey’s Geschichte gelungen ist, mich zu begeistern. Falls ihr also mehr wissen möchtet, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Die Geschichte startet, indem wir die Zwillinge Lara und Amelia kennenlernen dürfen. Und das war auch gut so; denn so wurde es uns Lesern ermöglicht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Obwohl eigentlich Lara die Hauptrolle innerhalb der Handlung spielt, ist auch Amelia eine tragende Rolle zugesprochen worden und man spürt die Verbundenheit der beiden auf jeder einzelnen Seite, die man liest. Aber auch die immer stärker werdende Distanz, die der Klappentext vorhersagt, zeigt sich deutlich. Mir gefiel die Chemie zwischen den beiden jungen Frauen enorm gut, weil sie unglaublich echt und greifbar ausfiel und in jeder Sekunde absolut nachvollziehbar war. Und auch als dann Casey auf der Bildfläche erschien, änderte sich nur wenig daran. Die Interaktionen untereinander bzw. unter allen beteiligten Figuren, sprühten nur so vor Lebendigkeit und Echheit; verliehen dem Buch Authenzität und machten das Verfolgen der Geschehnisse erst richtig real.
Aber während ich Casey und Amelia wirklich gerne mochte, so hatte ich mit Lara doch so meine Probleme. Sie ist eine sehr zielstrebige junge Frau, mit klaren Zielen im Leben und einer Menge Ehrgeiz – aber so richtig sympathisch machte sie das, in meinen Augen nicht. Ihr Fokus lag viel zu sehr auf Erfolgen und viel zu wenig auf sich selbst oder ihrem Umfeld. Und so stieß sie Menschen, die sie liebten und nur ihr Bestes wollten, dauernd von sich. Pluspunkte brachte ihr das definitiv nicht ein. Ich tat mir allgemein auch schwer damit, einen richtigen Draht zu Lara zu finden. Sie wirkt sehr distanziert und fast emotionslos; nimmt vieles stillschweigend hin und projiziert alles, was schief läuft, auf sich selbst und versinkt in Selbstvorwürfen und Selbstmitleid. Auch transportierte sie, für meinen Geschmack, das Thema Bodyshaming nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Lara ist etwas rundlicher und kurviger, und wird besonders von ihrer Mutter immer wieder dafür kritisiert. Aber dabei gelingt es ihr weder, sich zu verteidigen, noch Einsicht zu zeigen. Ich hätte mir da mehr klare Ansagen gewünscht, anstatt dieses schwammige Hin und Her, das nix halbes und nix ganzes darstellte. Dabei steht Lara eigentlich zu ihrem Gewicht und ihrem Äußeren, pfeift in Gedanken auf das, was andere sagen oder denken könnten – nur zeigt sie das nicht so recht nach außen. Und dann war da noch ihre psychische Gesundheit, die für weitere nervenaufreibende Szenen sorgte. Ich fand die ganze Ausarbeitung ihrer Schwierigkeiten mehr anstrengend als interessant; tat mir stellenweise richtig schwer, überhaupt mitfühlen oder mitfiebern zu können und war öfters genervt als gefesselt. Sicher, ich kann mich aufgrund fehlender Erfahrungen nicht in diese Lage hineinversetzen, aber ich kann sagen, dass hier sicher der ein oder andere falsche Weg eingeschlagen wurde. Schade. Echt schade. Es hätte eine tolle Protagonistin werden können, aber so war sie einfach nicht das, was mich als Leser überzeugt.
Casey hingegen hatte es da schon leichter, denn er war nicht nur wahnsinnig sympathisch, sondern legte auch eine ganze Menge Empathie an den Tag. Für mich war er definitiv der angenehmere Hauptcharakter, der Lara erst erträglich machte. Wie so oft, wenn mir eine Figur nicht zusagt, leidet die andere auch automatisch mit, denn es ist schwer, die Anziehung zwischen zwei Personen nachzuvollziehen, wenn einer von beiden in den eigenen Augen charakterlich nicht anziehend ist. Und so konnte ich auch nicht so recht verstehen, wieso Casey sich auf dieses Chaos einlässt, anstatt schnell das Weite zu suchen. Andererseits waren die Schwingungen eben doch spürbar, und das besänftigte mich, was ihn betraf. Und so empfand ich ihn als sehr realistisch und bodenständig – als den Ruhepol quasi, der so manch Situation entschärfen konnte und im allgemeinen ein großes Herz besaß. Loyalität, Greifbarkeit, Nachsicht und Liebenswürdigkeit sprachen ebenfalls für Casey.
Ansonsten treffen wir auf ein paar wirklich spezielle Persönlichkeiten, die sich deutlich vom Einheitsbrei abhoben. Und das wiederum machte sie spannend. Vom Travestie-Künstler über Varieté-Besitzer bishin zu den besten Freunden der Figuren – mir gefielen sie durch die Bank weg alle. Jeder hatte seine eigene Geschichte zu erzählen, und nahm damit dennoch nicht zu viel Raum für sich in Anspruch, sondern fügte sich schön ins Gesamtbild ein. Allgemein war die Charaktergestaltung wieder etwas, das Morgane Moncomble vom Feinsten beherrscht, nur traf sie zum Beispiel mit Lara einfach nicht meinen Geschmack. Auch solche Fälle muss es geben. Dafür waren Casey, Amelia & Co. wieder um einiges mehr mein Ding.

Die Idee hinter „Still with you“ hat definitiv eine Menge Potential. Ich war gespannt darauf, wie die Autorin mit dem Thema Bodypositivity umgehen würde und wie sie den Artisten-Part damit in Einklang bringen wird. Ich war also voller Euphorie und hoher Erwartungen – freute mich auf eine tiefgreifende Storyline, mit berührenden Momenten und interessanten Einflüssen. Aber leider hab ich mir wohl zu viel versprochen. Aber fangen wir vorn an:
Der Einstieg war, wie gesagt, sehr schlicht gehalten und besteht größtenteils daraus, die Figuren und deren Eigenschaften und Verbindungen zueinander kennen zu lernen. Und damit gelang es mir auch problemlos, innerhalb der Geschichte Fuß zu fassen. Ich mochte die Schwingungen, die Atmosphäre und auch den Tiefgang, den man von Anfang an zu spüren bekommt. Doch leider entwickelte sich das alles in eine, für mich, negative Richtung. Für meinen Geschmack war nämlich über kurz oder lang viel zu viel los in dem Buch. Als hätte die Autorin versucht, jedes Thema irgendwie zu bedienen, ohne dabei so richtig ins Detail gehen zu wollen. Wir haben Homosexualität, wir haben Bodyshaming, wir haben Prüdungsdruck, wir haben Mental Health, wir haben anderweitige Krankheiten .. wir haben einfach alles, und davon fühlte ich mich oft erschlagen. Mir wäre es bedeutend lieber gewesen, wenn man sich auf 1-2 Bereiche konzentriert hätte. Und dazu kam, dass ich auch die Mischung aus Artisten-Dasein, Schulstress, erste große Liebe und psychische Probleme nicht richtig stimmig fand. Das Ziel, das wir schon vom Klappentext kennen, an der Artistenschule aufgenommen zu werden, hatte etwas kindliches an sich – wirkte von Zeit zu Zeit fast kindisch. Dann die Tatsache, dass Lara gerade mitten in den Prüfungen steckte und sich gleichzeitig auch noch mit ihrer mentalen Gesundheit herumschlagen muss.. das passte nicht. Biss sich.
Ich verlor spätestens nach der ersten Hälfte die Lust daran, überhaupt weiterlesen zu wollen und kämpfte mich mehr schlecht als recht durch den Mittelteil. Ich war genervt von Lara, von den ewigen Wiederholungen gewisser Aspekte und wollte einfach nur wissen, ob wir am Ende überhaupt eine Message vorfinden würden. Eine Message, wie wir sie von Morgane Moncomble kennen. Selbst die Liebesgeschichte catchte mich nicht, und die Emotionalität fehlte ebenfalls. Normalerweise bin ich es von der Autorin gewohnt, dass sie mich gefühlstechnisch restlos in Beschlag nimmt und mehrfach berühren kann.. hier war davon aber nicht die Spur. Ich spürte zwar die Schwingungen zwischen Lara und Casey, aber so richtig einnehmend waren sie nicht. Und auch die Handhabung mit dem Bodyshaming bzw. Bodypositivity wurde nur so halb angekratzt. Kein Vergleich zu anderen Büchern von Moncomble.
Gen Ende wurde es zwar etwas interessanter, weil der Fokus dann endlich auf Lara’s Problemen lag – aber die wurden mir, von ihr, zu lang verleugnet und ignoriert, als dass sie dann im Schlusspart noch die volle Wirkung hätten entfalten können. Und von einer deutlichen Message sind wir auch meilenweit entfernt. Natürlich drückt das Buch schlussendlich was aus, aber nicht dieses nachhaltige Statement, das man beispielsweise in Bad at Love vorfindet. Nichts desto trotz war im letzten Drittel definitiv ein gewisser Sog zu spüren, der so manch Kritikpunkt meinerseits nochmal auffangen kann. Leider riss das das Ruder auch nicht mehr herum, sondern schwächte meine negativen Eindrücke nur etwas ab. Schade. Ich hatte mir viel mehr versprochen – aber das hier war einfach nicht meine Geschichte.

Der Schreibstil überzeugt dagegen nach einer kurzen Eingewöhnungszeit absolut. Zwar hatte ich anfangs den Eindruck, dass der Lesefluss nicht so recht ins Rollen kommen wollte und die Sätze ein wenig abgehackt wirken, doch dies könnte auch der Übersetzung oder mir selbst geschuldet sein, weswegen ich darüber hinwegsehen kann. Jedenfalls ließ sich das Buch sehr schnell und leicht lesen und erzeugte auch stets klare Bilder vor meinem inneren Auge. In Sachen Atmosphäre sah ich auch nur wenig Luft nach oben, denn die ist dauerhaft recht düster, traurig und bedrückend, wie es gut zur Handlung passte. Lediglich die Ausarbeitung gewisser Themen hatte Schwächen – was ich so gar nicht von der Autorin kenne. Es schien mir zeitweise fast so, als wäre dies hier ein früheres Werk der Französin, das erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde – aber auch da kann ich mich täuschen. Es fehlte das Händchen, schwierige Thematiken einzufangen und wieder zu geben, und auch fehlte es mir an Einfühlsamkeit. Manche Szene war beinah plump in ihrer Wirkung und rief längst nicht die Emotionen in mir hervor, die möglich gewesen wären.
Ansonsten wollte ich noch einmal loben, dass wir hier beiderlei Sichten erfahren. Das heißt: wir lesen aus Lara’s und aus Casey’s Sicht und erhalten dadurch nochmal tiefere Einblicke in deren Beweggründe und Gedankenwelten. Obwohl mir Casey’s Parts besser gefielen, so ließ sich auch Lara’s Perspektive angenehm und flüssig lesen.

„Still with You“ von Morgane Moncomble versprach eine emotionale Achterbahnfahrt zu werden. Ein großes Auf und Ab. Viel Herzschmerz. Aber auch Hoffnung. Doch leider scheiterte es bereits an der Protagonistin, die mir einfach nicht sympathisch werden wollte. Mit ihrer Zielstrebigkeit und dem darauf resultierenden Tunnelblick vergrault sie nicht nur ihr Umfeld, sondern auch mich. Daran änderte es auch nur wenig, dass der männliche Protagonist durchaus mehr überzeugen kann. Dazu kam, dass mir die Handlung dann auch irgendwann zu vollgestopft erschien. Es war so viel los, und jedes Thema war nur oberflächlich angekratzt, anstatt 1-2 Aspekte eingehender zu behandeln. Der Tiefgang fehlte; es gab keine berührende Momente; nichts was mein Herz erreichen konnte. Zwar bot das Ende dann eine gewisse Besänftigung, doch schlussendlich bleibt mir nichts anderes übrig, als zu sagen, dass das einfach nicht mein Fall war. Weder die Sache mit der Artistenschule noch das Mental Health Element.. es passte einfach nichts so richtig zusammen und wirkte wie ein großes Durcheinander, das es fiktiv erstmal zu entwirren gilt. Nur gelang mir das nicht. Schade.

» » » Morgane Moncomble « « «

Morgane Moncomble ist 22 Jahre alt und studiert in Paris an der Sorbonne Literatur. Bereits mit zwölf Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, doch erst 2015 begann sie, ihre Werke auf der Schreibplattform Wattpad zu veröffentlichen. Sie mag es zu verreisen und liebt Schokolade und Weihnachtsfilme.

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.