||» Rezension «|| „Ich und die Walter Boys“ von Ali Novak
Titel: Ich und die Walter Boys
Verlag: cbt-Verlag
Übersetzer: Michaela Link
Empfohlen ab 13 Jahren
Unverbindliche Preisempfehlung: 9,99€
Jackie hasst unvorhersehbare Ereignisse. Als perfekte Tochter hat sie
ihr Leben in New Yorks High Society fest im Griff und sonnt sich in der
Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft. Doch dann schlägt das Schicksal
zu. Mit einer Lawine unvorhersehbarer Ereignisse: 1. Jackie steht
plötzlich alleine da. 2. Sie muss zu ihrer Vormundfamilie, den Walters,
nach Colorado ziehen. 3. Die Walters haben nicht nur Pferde, sondern
auch zwölf Söhne! Mitten in der Pampa, allein unter Jungs von 6 bis 21,
für die Privatsphäre ein Fremdwort ist, lautet Jackies erster Gedanke:
Nichts wie weg. Und ihr zweiter: Moment … ein paar der Kerle sehen
unfassbar gut aus!
Der Einstieg war wie erhofft, wirklich leicht. Wir steigen direkt an dem Punkt ein, an dem Jackie nach Colorado fliegt bzw. in dem Moment, in dem sie ihr Zuhause verlässt. So bekommt der Leser direkt die Trauer unserer Protagonistin ab und man darf von Anfang an gespannt sein, wie sich Jackie wohl zwischen den ganzen Jungs fühlen wird. Ich fand es sehr angenehm, direkt an einem so großen „Wendepunkt“ des Lebens der Hauptfigur einzusteigen, wodurch ich auch direkt mitfühlen und mitfiebern konnte. Ansonsten lernen wir auf den ersten Seiten auch schon die Mutter bzw. Tante der Jungs kennen, sodass wir bereits bei der Ankunft einen „bekannten“ Charakter an unserer Seite haben und uns mit Jackie nicht ganz so alleine fühlen – wirklich ein toller Einstieg mit allem, was ich mir wünsche.
Jackie, unsere Hauptfigur fand ich sehr schön gestaltet und ihre Unsicherheit in Bezug auf so viele junge Männer und Jungs um sie herum war wirklich spürbar. Ich konnte ihre Handlungen und Gedankengänge zu jeder Zeit problemlos nachvollziehen und fand sie alles in allem unheimlich sympathisch und realitisch gehalten. Wenn ich auf Gedeih und Verderb einen Kritikpunkt suchen müsste, wäre es wohl ihre zeitweise Naivität, wobei ich auch die absolut verstehen konnte. Jackie fiel von der einen Extreme (High Society/Mädchenschule) in eine völlig neue Welt, die in gewisser Weise auch extrem (Großfamilie/öffentliche Schule) ausfiel. So war mir schon klar, dass sie manche Dinge etwas unbedacht anging.
Die 12 Jungs, bzw 11 Jungs & 1 jungenhaftes Mädchen waren unglaublich vielfältig und jeder von ihnen auf seine Weise einzigartig. Alles was mir manchmal ein wenig Probleme bereitete, war es, die Walter Boys auseinander zu halten. Ganz vorn wie auch ganz hinten sind nochmal alle 12 Jungs aufgezählt und die wichtigsten Fakten dazu geschrieben, was mir dann half, den Überblick zu behalten bzw. zurück zu gewinnen, aber ich musste eindeutig zu oft nachschlagen, um nun zu wissen, welcher Junge wessen Bruder war, wer von zwei Jungs nun der ältere war, etc. Dennoch besaßen alle ihre ganz speziellen Eigenschaften, die sie von den anderen 11 unterschied. Nichts desto trotz hab ich mir meine Lieblinge schnell rausgepickt und ich freute mich jeden Mal aufs Neue, wenn es um den entsprechenden Walter ging.
Nebenfiguren wie Mitschüler waren ausreichend detailliert und tiefgründig dargestellt, sodass ich mir auch eher unwichtige Personen gut vorstellen konnte. Gerade die Mädels aus Jackie’s Klasse waren herrlich erfrischend in ihrer Art und brachten mich immer wieder zum Lächeln.
Der Stil war super einfach und leicht zu lesen, wodurch ich unheimlich schnell voran kam. Die Sprache war der Thematik angepasst und hin und wieder kam auch der Jugendslang durch, der einfach zu den entsprechenden Szenen und Dialogen passte. Ansonsten konnte ich mir nicht nur, wie oben erwähnt, die Figuren gut vorstellen, sondern auch die verschiedenen Kulissen – die Ranch von den Walters war einfach ein wahrer Traum und ich hab mich nicht nur dort, sondern auch im Stil und im Buch und der Atmosphäre allgemein richtig wohl gefühlt. Gefühle wurden ebenfalls sehr gut auf den Leser transportiert und rissen mich persönlich auch mit sich und nahmen mich gefangen, sodass ich trotz „Liebesgeschichte“ auch eine gewisse, emotionale Spannung aufkam.
Die Idee war ebenfalls großartig. Klar sind Jugendbücher immer irgendwie ähnlich, wenns um Verlust und Neubeginn und all so was geht, doch die Tatsache, dass neben Jackie auch noch 12 Jungs eine tragende Rolle spielen, frischte das Buch regelrecht auf. Auch die Liebesgeschichte (jeder kann sich denken, dass es genau darauf hinaus läuft) war für mich regelrecht überraschend, denn ich hätte nicht unbedingt mit einer Dreiecks-Geschichte gerechnet. Meistens gehen mir die ja gehörig auf die Nerven, aber hier wurde es nicht so permanent in den Vordergrund gedrängt, wodurch es nur ein weiterer Strang in dem Buch war. Für mich absolut gelungen und gut durchdacht, mit überraschenden Wendungen, einem ganz normalen Teenie-Alltag, die Umstellung von Luxus-Mädchen auf „Cowgirl“ und all das gefiel mir einfach sehr gut und hat mich so richtig nach Colorado versetzt.
Um diese Lobeshymne nicht abreißen zu lassen, kann ich auch zur Umsetzung nichts negatives sagen. Viele kritisieren, dass sich das Buch ab der Hälfte in eine etwas blöde Richtung entwickelt; was ich zwar nachvollziehen, aber nicht unterstützen kann. Mir hat nicht nur die erste Hälfte gut gefallen, sondern auch die Zweite. Ich fand, dass es permanent eine gewisse Spannung gab, ich fand die einzelnen Szenen interessant und hab mich, wie schon erwähnt, so richtig nach Colorado versetzt gefühlt. Wer temporeiche Spannung und all so was erwartet, ist hier gewiss falsch, doch „Ich und die Walter Boys“ war eine lockerleichte Geschichte, die mich packen konnte und mir tolle Lesestunden bescherte.
Der Schluss lässt übrigens vermuten, dass es zu diesem Werk noch eine Fortsetzung geben wird, obwohl alle Fragen weitestgehend geklärt wurden. Man darf gespannt sein, ob da noch was kommt, oder ob wir uns den Schluss erträumen können.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen und spreche eine absolute Leseempfehlung aus, für all diejenigen, die den Sommer noch einmal zu sich nach Hause holen möchten und sich dabei in eine supersüße, lockerleichte Geschichte fallen lassen möchten. Für ein Highlight hat mir dann doch der letzte Schliff gefehlt, doch das Buch verdient die 4 Sterne absolut, mit großer Tendenz nach oben.
Ali Novak
Ali Novak, geb. 1991, stammt aus Wisconsin und hat vor kurzem ihr
Creative Writing-Studium an der University of Wisconsin-Madison
abgeschlossen. Ihr Debüt „Ich und die Walter Boys“ begann sie im Alter
von 15 zu schreiben und stellte den Text 2010 als Selbstpublisher
online. Inzwischen haben ihre Geschichten über 150 Millionen Leser. Wenn
sie nicht gerade schreibt oder Fantasyromane liest, ist Ali gern auf
Reisen oder veranstaltet Netflix-Marathons mit ihrem Mann Jared.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim cbt-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen. Außerdem möchte ich mich auch dafür bedanken, dass mir das Buch zu als Rezensions-Exemplar zur Verfügung gestellt wurde.
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.