||» Rezension «|| Somerset 01: Sehnsucht und Skandal [von Emma Hunter]

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28. Februar 2023 0 Von Patchis Books
SOMERSET
– Sehnsucht und Skandal –
Emma Hunter
historischer Roman

Band 1 von 3
Somerset – Trilogie
560 Seiten
11. April 2022
Penguin Verlag
Taschenbuch
11,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Die Bälle sind groß, die Skandale größer: Willkommen in Somerset! Vorhang auf für den Auftakt der prickelnden neuen Reihe rund um Lords und Ladies, verbotene Blicke und glühende Herzen

Isabella Woodford hat ein Problem: Nach einer leidenschaftlichen, verbotenen Liebesnacht mit einem Offizier ist ihr Ruf als tugendhafte junge Adlige in Gefahr. Nun gilt es, den Skandal zu vertuschen und sich schnellstmöglich einen Ehemann zu sichern. Mit einer List mietet sie sich bei ihrer Tante im mondänen Bath ein, wo die englische High Society auf rauschenden Bällen die Nacht zum Tag macht. Ein erster Verehrer ist bald gefunden. Aber dann macht Isabella die Bekanntschaft des reichen, unnahbaren Tuchhändlers Alexander, der ihr Herz auf bisher nie gekannte Weise zum Glühen bringt. Doch Alexander ist ein Lebemann, der niemals heiraten will. Als schließlich der Offizier wieder auftaucht, um sie mit dem Wissen um die gemeinsame Nacht zu erpressen, muss Isabella sich entscheiden, was ihr wirklich wichtig ist: ihr Ruf oder die Liebe …

(c) by Penguin Verlag

Wie unfassbar lange habe ich das Buch jetzt bitte vor mir hergeschoben, mitgeschleift, usw? Ich bin immer noch schockiert, dass ich 3x starten musste, weil ich es immer wieder pausiert habe. Nun aber musste es endlich vom SuB befreit werden und deshalb hab ich mich ein drittes und letztes Mal in die Geschichte gestürzt – und tatsächlich auch bis zum Ende durchgezogen. By the way: es lag nie am Buch, dass ich nicht durchkam, sondern immer an meiner Stimmung. Mir stand der Sinn einfach nicht nach was historischem.. nicht dass ihr denkt, ich hätte es unterbrochen, weil es schlecht wäre oder dergleichen. Aber heute kann ich euch endlich auch wirklich final meine Meinung präsentieren. Falls ihr also neugierig seid, wie mir „Somerset“ Band 1 gefallen hat, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Emma Hunter nimmt uns hier mit ins frühere, historische England – oder besser gesagt: nach Bath. Damit allein hat sie ein wirklich tolles, atmosphärisches Setting geschaffen, das den Vibe des 18/19. Jahrhunderts absolut perfekt eingefangen hat. Die High Society der damaligen Zeit versammelt an einem einzigen Ort. Dementsprechend viel Zündstoff gibt es. Jedes Fleckchen, jede Figur, jede Stimmung und vor allem jede Emotion war mit Händen greifbar und ließ sich wunderbar vor Augen führen. Dabei gibt’s dennoch einen schönen Lesefluss, der locker flockig, aber auch stimmungsvoll ist. Allgemein schreibt Emma Hunter sehr alltäglich, verständlich und angenehm, sodass man nur so durch die Seiten rauscht und mit Haut und Haaren abtauchen kann. 
Und an unserer Seite befindet sich Isabella, die beinah fluchtartig in der Stadt ankommt und Unterschlupf bei ihrer Tante und ihrem Onkel sucht. Wovor genau sie davon läuft, gilt es herauszufinden. Damit ist der Grundpfeiler für die Spannung auch direkt gelegt. Was ist Isabella passiert; was hat sie getan? Gleichzeitig legt die junge Frau eine gehörige Portion Sympathie an den Tag, sodass sie es uns Leser bewusst leicht macht, sie gern zu haben und sich mit ihr zu identifizieren. Demnach lässt sich auch von Anfang an eine Nähe herstellen, die dazu verleitet, mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen. Sie ist in gewisser Weise eine recht gewöhnliche Protagonistin für einen solchen Roman: zum Mauerblümchen erzogen, aber mit einer rebellischen Seite. Trotzdem bewies sie, dass sie viele positive Besonderheiten hatte, wie ihre Neugier, ihren Mut und ihr stetiger Zwiespalt zwischen „was ist richtig“ und „was macht Spaß“. Benehmen, Höflichkeit und Pflichtbewusstsein gehören genauso zu ihr wie Abenteuerlust, Kühnheit und Eigensinn. Isabella war wirklich gut getroffen und hauchte der Geschichte erst so richtig Leben ein. Nur ihr ist es zu verdanken, dass der Sog niemals nachlässt. Allein schon ihre Entwicklung zu beobachten, ist ein Abenteuer für sich. Wir lernen sie als brave Nichte kennen, die es der Tante immerzu recht machen will, bis sie einem hübschen Mann begegnet, der jedoch so gar nicht standesgemäß ist. Ab dem Moment kommen sich die verantwortungsvolle Isabella und die neugierige, charakterstarke Isabella immer mehr in die Quere. Kurz um: ich fand sie großartig! Trotz der ein oder anderen Situation, in der ich sie nicht gänzlich nachvollziehen konnte, war sie doch eine durch und durch authentische, glaubhafte Hauptfigur, die einfach Spaß machte.
Den männlichen Part übernimmt hier Alexander. Ein junger Mann, der sehr erfolgreich ist, in dem was er beruflich macht, aber gleichzeitig trotzdem sehr bodenständig und sympathisch ist. Ich mochte an ihm besonders sein Charisma, seine einnehmende Ausstrahlung, sein Auftreten. Er war einfach ein Mann, der mitten im Leben steht, weiß was er will und trotzdem nicht fehlerfrei ist. Nicht immer war alles, was er tat, nachvollziehbar und manchmal trieb er mich an den Rande der Verzweiflung, weil er in seiner Zielstrebigkeit hier und da einfach über die Strenge schlug. Rechtschaffenheit, Verantwortungsbewusstsein und Benehmen schön und gut, aber von Zeit zu Zeit übertrieb er damit. So merkt man auch, dass selbst ein erfolgreicher, gestandener Mann nicht unfehlbar ist. Besonders schön war dabei auch zu beobachten, wie er seine Fehler auch einsah und daraus lernte. Es ist immer wieder schön, zu sehen, wenn Männer die Stärke besitzen und zugeben, wenn sie was falsch gemacht haben. Das zeugt von großem Charakter.
Auch in Kombination ergeben Alexander und Isabella eine sehr angenehme Mischung. Sie erzeugen eine ganz eigenwillige Dynamik, die aber die totale Sogwirkung erzeugt. In gewisser Weise klassische Enemy to Lovers, aber in ihrer Art und Weise doch einzigartig.  Ansonsten gibt’s natürlich noch zahlreiche andere Persönlichkeiten, die allesamt sehr gut getroffen sind. Einerseits sehr unterschiedlich, aber im Gesamtbild stimmig. Besonders die gehobene Gesellschaft kommt dabei perfekt zur Geltung und bietet jede Menge zu entdecken, aber mindestens genau so viel Zündstoff für Intrigen, Eifersucht und Drama. Im Gesamten also eine tolle Charaktergestaltung, die sich perfekt in die Story einfügt und dem Ganzen auch nochmal zusätzlich Leben einhaucht.

Die Geschichte, die uns Emma Hunter hier mit „Somerset“ erzählt, geht definitiv in die typische Bridgerton-Richtung und ist deshalb im Grunde nichts Neues. Allerdings wird hier mit einigen erfrischenden Elementen gearbeitet, die das Ganze dann vom Rest abheben. 
Die Idee, historisch mit leichten Krimi-Aspekten zu mischen, und die Liebesgeschichte trotzdem im Vordergrund zu behalten, gefiel mir enorm gut und bot einiges an Abwechslung. Schon am Anfang ist, wie gesagt, eine gewisse Grundspannung zu spüren, weil einfach die Frage im Raum steht, was Isabella nach Bath getrieben hat. So gestaltet sich selbst die Kennenlernphase als sehr interessant und fesselnd. Ich war von Anfang an mitten drin, und konnte mich spielend leicht hineinversetzen und mit der Protagonistin mitfiebern. 
Als die eigentliche Geschichte dann so langsam ins Rollen kommt, geht‘s dann auch in Sachen Geschwindigkeit voran. Es ist allerdings keine super rasante Storyline. Das Buch lebt hauptsächlich von der Atmosphäre, den ganzen Eindrücken, die man sammelt, von den Gefühlen und eher unterschwelliger Spannung. Man begleitet Isabella dabei, wie sie versucht, einen Ehemann zu finden, der standesgemäß ist, und man erlebt mit, als wie schwer sich dieses Unterfangen gestaltet und wie sehr Isabella damit zu kämpfen hat. Hin und hergerissen zwischen Vernunft und Emotionen versucht sie, das richtige zu tun und scheitert immer wieder kläglich. Ein toller Prozess, der sich super in die damalige Zeit einfügt und alles nochmal abrundet. 
Ist eben eine Geschichte, die auf Unterhaltung abzielt, mit einer süßen Liebesgeschichte und ein paar Spannungselementen. Der „Krimi“-Fall war an sich recht vorhersehbar, aber das Lesevergnügen hat darunter nicht wirklich gelitten. Wie gesagt: der Fokus liegt auf Isabella und Alexander und ihre Annäherung, und weil die sich alles andere als unproblematisch gestaltet, weiß die allein schon zu fesseln. Die beiden sehen sich einigen Problemen gegenüber, müssen einige Hürden meistern und haben doch immer eine gewisse Spannung in der Luft liegen. Anfangs deutet alles auf recht herkömmliche Enemies to Lovers Story hin, aber das was sich entwickelt, unterscheidet sich doch sehr vom Einheitsbrei.
Gerade dann, wenn’s dem Ende zu geht, schlug die Geschichte eine sehr überraschende Richtung ein, mit der ich so echt nicht gerechnet hätte und die nochmal frischen Wind mitbrachte. Und das begann bereits schon zum Anfang des letzten Drittels und machte den Schlusspart sehr fesselnd. Eben weil die Wendung so unvorhersehbar war, reißen einen die letzten Seiten sehr mit und intensivieren den Sog nochmal deutlich. So war es ein erstaunlich unerwartetes Ende, das nochmal einiges an Emotionen aufwirbelte und Drama bereithielt. Isabellas und Alexanders Happy End rückt plötzlich in weite Ferne und ich war ehrlich schockiert, dass sich Emma Hunter für diese Entwicklung entschieden hat. Nur diese leichten Krimi-Elemente bzw. die Auflösung davon war, wie gesagt, absehbar – aber nicht minder wirkungsvoll. 

„Somerset 01: Sehnsucht und Skandal“ von Emma Hunter ist eine wirklich schöne Geschichte, die zwar im ersten Moment ein wenig „typisch“ daherkommt, sich dann aber durch erfrischende, neuartige Elemente vom Einheitsbrei abhebt. Eine wunderbar einnehmende Lovestory, mitten drin im historischen Bath und mit einer kleinen Nuance „Krimi“ angereichert, zielt das Buch hauptsächlich darauf ab, zu unterhalten. Nicht alles war total unvorhersehbar und überraschend, aber im Gesamten bot die Handlung doch jede Menge Lesepaß. Das ist mit Sicherheit auch den beiden großartigen Protagonisten, den ausgefeilten Nebencharakteren und der fesselnden Atmosphäre zu verdanken. Ich jedenfalls konnte beim Lesen total abschalten und mich von Isabella und Alexander mitreißen lassen. So freu ich mich umso mehr auf die beiden Folgebände und bin fest davon überzeugt, dass auch die wieder wunderbar dazu geeignet sind, dem Alltag zu entfliehen.

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Emma Hunter ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin, die Kaffee über alles liebt – genau wie ihre Protagonistin Isabella. Emma muss mindestens einmal am Tag an die frische Luft (am besten ins Grüne), und ihre größte Schwäche ist vermutlich Sahnetorte, zu der sie quasi nie nein sagen kann. Filme und Serien, die sie mag, schaut sie so oft, dass sie die Dialoge auswendig mitsprechen kann. Ihr Lieblingsbuch ist »Jane Eyre«, und wenn sie Urlaub macht, fährt sie am liebsten nach England.

(c) by Heyne Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Penguin Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. «