||» Rezension «|| „Der Keller“ von Minette Walters

||» Rezension «|| „Der Keller“ von Minette Walters

5. September 2016 2 Von Patchis Books

Titel: Der Keller

Autor: Minette Walters
Verlag: Goldmann Verlag
Reihe/Serie: Einzelband
Übersetzer: Norbert Möllemann
Genre: Psychothriller
Seitenanzahl: 224
ISBN: 978-3442484324
Erscheinungsdatum: 18.April.2016
Format: Taschenbuch
Empfohlen für Erwachsene
Unverbindliche Preisempfehlung: 9.99€
Kauf-Möglichkeiten u.A.:
Amazon  ►♥◄  Verlag
Besonderheiten: ———-
Leseprobe: *klick* (.pdf-Datei)
 
 

Munas Leben ist die Hölle. Und niemand kommt ihr zu Hilfe, denn keiner
weiß, dass die Familie Songolis ihr Hausmädchen behandelt wie eine
Sklavin. Dabei muss sie sich nicht nur Tag für Tag bis zur Erschöpfung
um das Wohl der Songolis kümmern, sondern wird auch noch jede Nacht in
einen dunklen, fensterlosen Keller gesperrt. Doch dann kehrt eines Tages
der jüngste Sohn der Familie aus unerklärlichen Gründen nicht mehr nach
Hause zurück. Damit die ermittelnden Polizeibeamten nichts von Munas
Schicksal erfahren, darf sie ihren Keller verlassen. Und diese Chance
nutzt sie auch. Denn Muna ist sehr viel klüger, als alle ahnen – und
ihre Pläne sind sehr viel schockierender, als irgendjemand jemals
vermuten würde …

Lange, um nicht zu sagen eine ewige, Zeit habe ich Abstand von Thrillern gehalten. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass mich manche Thriller, gerade Psychothriller einfach zu sehr mitnehmen, als dass ich Spaß am Lesen hätte. Tja. Diese Thriller-Abstinenz soll nun ein Ende haben und dafür habe ich mich für „Der Keller“ von Minette Walters entschieden. Warum? Erstens: er ist nicht unheimlich lang. Zweitens fand ich den Klappentext sooo interessant, dass ich das Buch einfach anfragen musste. Wie ich es letztlich fand, erfahrt ihr hier und jetzt, wie gewohnt in aller Ausführlichkeit.

Der Einstieg bereitete mir bereits erste Probleme, aber diesen Umstand ist garantiert meiner Abhängigkeit von Jugendbüchern geschuldet, weswegen ich dem Buch noch keinen Vorwurf gemacht habe. Alles beginnt damit, wie das Chaos bei der Familie Songoli ausbricht, als sie erfahren, dass ihr jüngster Sohn verschwunden ist. Prompt wird Muna aus ihrem Kellerloch geholt und als Tochter bezeichnet, als die Polizei eintrifft. Nach ein paar Seiten kam ich dann aber doch gut zurecht und hatte mich mit den Umständen und Fakten vertraut gemacht.

Die Charaktere hingegen waren quasi von der ersten Seite an eine Katastrophe. Unsere Hauptfigur Muna ist eine sehr seltsame Person, mit der ich nicht warmwerden konnte. Einerseits war sie irrsinnig verschlossen, dabei aber auch deutlich klüger, als alle denken. Nur ihre Handlungen und Gedankengänge waren für mich in keinsterweise nachvollziehbar. Ich hätte absolut anders gehandelt und wahrscheinlich auch gedacht. Was ich ihr zu Gute halte ist, dass ich mich auch, Gott bewahre, noch nie in einer solchen Situation war und mich deshalb auch nicht in ihre Situation versetzen konnte. 
Die anderen Hauptfiguren, also die Familie Songoli, bestehend aus Ebuka, dem Vater, Jetunde der Mutter und Olubayo, dem älteren Sohn, war ein furchtbar. Mir ist bewusst, dass sie mit Absicht sehr unsympathisch gestaltet wurden, aber in diesem Falle gefielen sie mir nicht mal als „die Bösen“. Ebuka, ein äußerst rassistischer und sexistischer Schwarzer, der alle Weißen hasst und stets nur sein eigenes Glück im Blick hat. Jetunde, die fettleibige Mutter, die total geldgeil ist und ihre Söhne total verwöhnt und Olubayo, der einfach ein totales Arschloch war. Ich konnte diese Familie in keinsterweise ausstehen und hab mich mehr als einmal fremdgeschämt. Mir schien es auch, als würde die Autorin diese dunkelhäutige Familie mit Absicht derart schrecklich dargestellt hat und dabei bewusst auf Schwarze gesetzt hat.

Den Stil fand ich relativ plump. Alles wurde total nüchtern und gefühllos erzählt, ohne jeglichen Wert darauf gelegt zu haben, eine gewisse Spannung aufzubauen. Gewisse Punkte waren doch schon etwas eklig beschrieben, aber das rettete das sinkende Schiff dann nicht mehr. Auch der Lesefluss war nicht das, was ich mir gewünscht habe, denn ich wurde nicht nur von den Namen der einzelnen Figuren immer mal wieder aufgehalten sondern auch von der Sprache. Außerdem bekam ich, so sehr ich mich auch bemühte, nie ein Bild vors Auge, wie die Figuren oder die Kulisse oder dieses Haus aussehen sollte. Erzählt aus Muna’s Sicht ist diese Geschichte wohl darauf aus, Mitleid zu erwecken – kann man aber die Hauptfigur nicht leiden, ist alles Mitgefühl für den Hintern.

Die Idee ist an und für sich absolut gelungen und vielversprechend. Aus diesem Gedanken hätte man unheimlich viel rausholen können, gerade in Kombination mit den Ermittlungsarbeiten der Polizei. Mir ist klar, dass es kein Krimi ist, aber man hätte das einfach mit einbinden können, um der ganzen Sache ein wenig Tempo zu verschaffen und eine gewisse Spannung aufzubauen. Auch hätte man, mit einem besseren Stil und ordentlich platzierten Wendungen ein absolutes Highlight zaubern können.

Hat man aber nicht. Die gesamte Umsetzung glänzte lediglich durch Unglaubwürdigkeit. Die ganzen Geschehnisse und einzelnen Szenen entlockten mir oft genug ein Augenrollen, denn schon an Anfang fragt man sich, wie das überhaupt sein kann. Auch gewisse Logikfehler waren da, die mich einfach nur nervten und über die ich einfach nicht hinweg sehen konnte. Dazu kommt: Es kam einfach keine Spannung auf und irgendwann verlor ich sogar die Lust daran, zu erfahren, was in diesem Hause geschieht. Die einzelnen Szenen ziehen sich wie Kaugummi in die Länge und man hat kaum noch Lust, weiterzulesen. Auf eine unerwartete Wendung oder gar ein großes Finale hofft man hier total vergeblich. Eventuell hätte es dem Buch gut getan, eher als Roman deklariert zu werden, anstatt als Psychothriller, weil man dann einfach mit ganz anderen Erwartungen an die Sache heran gegangen wäre – so aber erhoffte ich mir Nervenkitzel, Tempo, Überraschungen und Wendungen und ein absolut rasantes Finale – keins davon traf ein. Am Ende bleibt vieles ungeklärt und das Ende im Grunde komplett offen. Die Polizei wird als „Nichtsnutz“ dargestellt, die Nachbarin als verwirrte Schachtel und Muna .. ja was passierte mit Muna? Man weiß es nicht.

 

„Der Keller“ von Minette Walters war für mich eine heillose Enttäuschung. Lieblose Figuren, eine seltsame Botschaft/Moral und ein holpriger Schreibstil machten das Buch für mich zur Qual. Das einzig gute an dieser Geschichte war die Grundidee, die mich auch dazu veranlasste, nach dem Buch zu greifen, dass ich letztlich so enttäuscht wurde, konnte ja keiner voraus ahnen. Leider überhaupt nicht meins. Schade.

Ich vergebe 2 von 5 Sternen, einzig und allein weil die Idee wirklich gut war und weil das doch von Kreativität der Autorin zeugt. Leider kann ich in diesem Fall keine Lese-Emfehlung aussprechen, außer man lässt sich darauf ein, dass es eben kein Thriller, geschweige denn ein Psycho-Thriller ist, sondern einfach nur ein Drama. Obwohl man selbst dann wirklich über einiges hinweg sehen können sollte.
 

Minette Walters

Minette Walters arbeitete lange als Redakteurin in London, bevor sie
Schriftstellerin wurde. Seit ihrem Debüt „Im Eishaus“, das 1994 auf
Deutsch veröffentlicht wurde, zählt sie zu den Lieblingsautoren von
Millionen Leserinnen und Lesern in aller Welt. Alle ihre bisher
erschienenen Romane wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet und in
zahlreiche Sprachen übersetzt. Minette Walters lebt mit ihrem Mann und
ihren beiden Söhnen in Dorset, England.



An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim Goldmann-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen.
Diese
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.