||» Hörbuch-Rezension «|| Cinder & Ella – Happy End, und dann? [von Kelly Oram]
[Band 2 einer mehrteiligen Reihe. Spoiler in Bezug auf Band 1 sind möglich]
Happy End – und dann?
Kelly Oram
Sprecher: Nora Jokhosha + Maximilian Atrajo
Übersetzer: Fabienne Pfeifer
Band 2 von 2
ungekürzte Fassung
Cinder & Ella sind zurück!
Endlich haben Cinder alias Brian und Ella sich gefunden! Die beiden schweben auf Wolke sieben und sind verliebter denn je. Aber schneller als ihnen lieb ist, holt sie die Realität wieder ein. Zwischen Alltagsstress und Familienproblemen ist Brian schließlich immer noch der angesagteste Schauspieler Hollywoods – und das merkt auch Ella, die plötzlich mehr denn je im Rampenlicht steht. Doch ist ihre Liebe wirklich stark genug, dem Druck des Showbusiness standzuhalten?
© by Luebbe Audio
Lange Zeit habe ich gezweifelt, ob ich den zweiten Band dieser Reihe überhaupt lesen möchte. Band 1 ist nach wie vor das Highlight der letzten Jahre für mich und die Chance, dass der Nachfolger alles ruiniert, war nicht gerade gering, immerhin gibt es online mehr negative als positive Meinungen. Trotzdem wollte ich natürlich wissen, wie es mit meinem persönlichen Traumpaar weitergeht und deshalb hab ich mich letztlich für das Hörbuch entschieden. Ob ich meine Entscheidung bereue oder ob mich auch diese Fortsetzung wieder komplett catchen konnte, erzähle ich euch jetzt. Viel Spaß ♥
Der Einstieg war, ganz wie erwartet, super leicht. Es dauerte keine 2 Minuten, ehe ich wieder diese typisch emotionale Atmosphäre verspürte und komplett in das Leben von Brian und Ella abtauchen konnte. Dafür sorgt auch der mehr als angenehme und trotzdem charakteristische Schreibstil der Autorin und die sehr passenden Vertonungen der Protagonisten. Sowohl Nora Jokhosha als auch Maximilian Atrajo als Brian und Ella machen einen ganz wunderbaren Job und verleihen den Figuren allein durch ihre Stimmen schon eine gehörige Portion Lebendigkeit und Authensität. Kelly Oram erzählt sehr direkt, verzichtet auf unnötige Beschreibungen und Details und erzeugt trotzdem Emotionen und Stimmung. Besonders die gefühlvollen Momente verpackt sie in wunderschöne Sätze und erreichte mich, wie schon bei ihrem ersten Buch, wieder auf ganzer Ebene.
Besonders gut gefiel mir auch die Gliederung in Form der beiden Perspektiven. Sowohl die Sicht der weiblichen Hauptfigur wie auch die des männlichen Parts geben einen tiefen Einblick in deren Gefühlswelten, Gedankengänge. Darüber hinaus sind die Beweggründe dadurch deutlich nachvollziehbarer und verständlicher. Sehr gut gelöst und enorm passend für die Geschichte.
Ella mit ihrer Unsicherheit war mir so vertraut, als würde ich eine alte Freundin wiedertreffen, die ich, ohne es zu merken, schmerzlich vermisst hatte. Sie war, wie schon in Band 1, das Highlight der Geschichte und auch wenn es die ein oder andere Situation gab, in der ich ihr Denken und Handeln nicht 100% verstand, hatte ich keine Probleme mich mit ihr zu identifizieren und dementsprechend mit ihr mitzufiebern. Besonders auffällig war in diesem Teil aber ihre Entwicklung. Mich sprach es enorm an, wie sich die junge Frau wandelte und immer mehr über sich hinaus wuchs. Eine glasklare Botschaft für all die jüngeren Leser, die sich genau wie Ella mit Selbstzweifeln und zu wenig Selbstvertrauen quälen. Jungs, Mädels – Ella macht es vor und auch ich möchte es nochmal betonen: jeder von euch ist wundervoll, so wie er ist – mit allen Ecken, Kanten, Narben und Mackel. Jeder von euch ist einzigartig und keiner braucht sich für irgendwas schämen.
Wer mir hingegen nicht mehr ganz so wunderbar gefallen hat wie Ella ist Brian. Ich tat mir stellenweise echt schwer, den großen Hollywood-Star mit dem unzähligen Frauengeschichten mit dem in Einklang zu bringen, was er tatsächlich war: ein Weichei. So leid es mir tut, aber sein Geschnulze war teilweise derart kitschig, dass ich einfach nur die Augen verdrehen musste. Ich hätte mir von Brian deutlich mehr Rückgrat gewünscht, mehr Stärke und mehr Charisma. Stattdessen kriecht er Ella in jeder nur sich bietenden Gelegenheit in den Hintern und legt ihr die Welt zu Füßen. In manch einer Situation mochte das angebracht und wirklich süß gewesen sein, aber manchmal war es einfach over the top und ruinierte mir die Emotionen. Es driftete einfach ins unglaubwürdige ab und das empfand ich als extrem schade. Von einem Mann, vor allem in seinen Kreisen, erwarte ich immer noch eine Portion Männlichkeit. Dementsprechend war seine Entwicklung, vor allem von Band 1 zu Band 2 eher ein Rückschritt und deshalb kaum erwähnenswert. Traurig.
Dafür aber gefiel mir die Dynamik unter den Charakteren wieder umso besser. Nicht nur zwischen Brian und Ella herrschte eine sehr stimmige Atmosphäre, auch die Nebenfiguren wurden wunderbar ins Geschehen eingewoben und man stieß wieder auf allerlei verschiedener Verbindungen untereinander. Mal schlug einem der pure Hass entgegen, mal spürte man die Liebe förmlich aus den Zeilen sprühen. Doch auch die Veränderungen im Verlauf der Geschichte taten der Geschichte herrlich gut; denn aus Freunden wurden Feinde, aus Feinden Freunde und aus Fremden nicht mehr wegzudenkende Akteure in Brian’s und Ella’s Leben.
Meiner Meinung nach hat Kelly Oram das Leben in und um Hollywood sehr gut eingefangen. All die Probleme die unweigerlich auftauchen für diejenigen, die im Rampenlicht stehen, sind realistisch und glaubwürdig dargestellt, sind einnehmend ausgearbeitet und sehr schön in Szene gesetzt. Dank der doch eher unvorhersehbaren Storyline und den überraschenden Wendungen wird es nie langweilig und die Emotionen, die ich in Band 1 so sehr geliebt habe, sind auch hier wieder in Hülle und Fülle vertreten. Trotzdem fehlte mir das „gecatcht“ sein. Ich wollte mich mitgerissen fühlen, wollte wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben; doch das war hier bei weitem nicht so präsent wie ich es mir erhofft und gewünscht hatte. Trotzdem vermittelt die Autorin die richtigen Werte und setzt auf Unterhaltung, Spaß und stellenweise sogar Humor.
Inhaltlich gesehen ist es schwer, sich eine finale Meinung zu bilden. Einerseits konnte mich dieser zweite Band wirklich gut unterhalten; es hat Spaß gemacht, den Protagonisten und Randcharakteren wieder zu begegnen und auch, dass wir miterleben dürfen, wie Ella immer mehr in diese glamouröse, aber ebenso feindselige Welt gerät, ist ein großer Pluspunkt. Leider aber kann dieser Teil nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Für mich war er kein Flop – davon sind wir weit entfernt – aber es war nicht mehr das Highlight wie der Auftakt. Im Endeffekt hat es Band 1 nicht geschadet, aber eben auch nicht in die Karten gespielt. Diese Fortsetzung war unterhaltsam, durchaus spannend, enthält eine enorm wichtige Botschaft und macht Freude; weist aber genau so auch Schwächen auf.
„Cinder und Ella: Happy End – und dann?“ von Kelly Oram ist eine wunderbar unterhaltsame Lektüre mit jeder Menge Witz und Charme und Emotionen. Hinter dem kitschigen Cover verbirgt sich eine überraschend tiefgreifende Geschichte, die mich berühren und für sich gewinnen konnte. Trotzdem ist dieser Band, im Vergleich zu seinem Vorgänger, eher schwach; nicht zuletzt weil die Autorin die Messlatte schon beim Auftakt so enorm hoch gelegt hat dass sie sie nun selbst nicht mehr erreichen kann. Trotzdem hat mir die Geschichte rund um mein geliebtes Traumpaar gut gefallen und ich bin rund herum zufrieden; nur eben nicht so überwältigt wie ich es von Band 1 kenne.
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Kelly Oram schrieb mit 15 Jahren ihre erste Kurzgeschichte – Fan Fiction über ihre Lieblingsband, die Backstreet Boys, womit ihre Familie sie heute noch aufzieht. Sie ist süchtig nach Büchern, redet gern und viel und liebt Zuckerguss. Sie lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einer Katze am Rande von Phoenix, Arizona.
© by Luebbe
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Luebbe Audio Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.