||» Hörbuch-Rezension «|| 12 – das erste Buch der Mitternacht [von Rose Snow]
– Das erste Buch der Mitternacht –
Rose Snow
Sprecher: Cornelia Dörr
Band 1 von 2 [?]
ungekürzte Fassung
Wohin gehst du, wenn du träumst?
Harper Bennets Leben ist nicht mehr normal: Ihr Freund liegt im Koma und Nacht für Nacht träumt sie von einer geheimnisvollen dunklen Stadt, in der sie jedes Mal auf den millionenschweren Playboy Cajus Conterville trifft. Eines Tages steht Cajus auch im wahren Leben vor Harper und behauptet, dass sie gemeinsam in die Traumstadt Noctaris reisen müssen, um ihren Freund zu retten. Obwohl zwischen Cajus und Harper sofort die Fetzen fliegen, lässt sie sich darauf ein – bereut es aber schon bald. Denn in Noctaris kann niemand seine geheimsten Sehnsüchte verbergen. Und Cajus hat ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt…
© by HHV
Rose Snow konnte mich bereits vor einigen Monaten mit dem ersten Buch der Lügenwahrheit nicht nur sehr gut unterhalten, sondern wahrlich überzeugen. Wieso ich bin heute nicht über den ersten Band dieser Reihe hinausgekommen bin, weiß ich ehrlich nicht – aber jetzt war ich einfach neugierig auf die neue Dilogie des Autorenduos und so beschloss ich spontan, „Zwölf – das erste Buch der Mitternacht“ als Hörbuch zu hören. Ob mich auch dieser Auftakt wieder für sich gewinnen konnte, oder ob ich lieber bei der anderen Reihe bleibe, verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥
Der Einstieg ist wunderbar einfach und noch sehr fantasy-arm, was dem Kennenlernen der Figuren enorm in die Karten spielt. So bekommen wir erst einmal ein wenig Zeit, uns an Harper zu gewöhnen, ehe es so richtig losgeht. Denn auch das lässt sich besonders lange auf sich warten. Für mich der ideale Punkt, in eine Handlung zu starten, denn so ist es direkt interessant, ohne gleich überfordernd zu wirken. Der erste Besuch in Noctaris reißt einen direkt mit und lässt das Gefühl aufkommen, eine ganz neue Welt zu betreten. Genau wie bei der Protagonistin kommt auch beim Leser eine gewisse Beklemmung auf, weil man einfach noch nicht weiß, was da passiert. Die Ereignisse überschlagen sich allerdings prompt und die Idee, den Hauptfiguren quasi zwei verschiedene Leben zu verpassen, ist einfach grandios und sorgt für jede Menge Abwechslung und Vielschichtigkeit – denn in Harper’s Leben; sowohl bei Tag als auch bei Nacht; ist so einiges los und es wird weder ihr, noch dem Leser jemals langweilig.
Die Mischung aus actionreicher Fantasy und spritziger Lovestory ist der Autorin total geglückt und obwohl die Parts von zweiterem oft etwas ruhiger ausfallen, geschieht hier mehr oder weniger das Gegenteil. Die Zickereien und Sticheleien sind herrlich unterhaltsam, witzig und lebendig. Die ausgeteilten Seitenhiebe lockern die Geschichte massiv auf und ruinieren dennoch zu keiner Sekunde die einnehmende Atmosphäre, die Noctaris erzeugt. Manchmal hab ich mir regelrecht gewünscht, selbst einmal in die dunkle Stadt zu reisen; einfach weil es dort so vieles zu sehen und erleben gab. In Noctaris ist nichts unmöglich und eben das hat Rose Snow bis aufs Äußerste ausgeschöpft. Immer wieder offenbarten sich neue Eindrücke, neue Aspekte, die wieder Frische mit sich brachten und die Möglichkeiten der Handlung um das zigfache erweiterten. So blieb alles sehr undurchsichtig, sehr spannend und das Ende war kaum vorherzusehen. Natürlich wird sich auch in diesem Romantasy-Roman an einigen bekannten Elementen und vielleicht auch an dem ein oder anderen Klischee bedient, doch waren diese so schön und erfrischend verpackt, dass man selbst darüber hinwegsehen konnte.
Alles in allem also kein Aufbau bzw. Ablauf, der der Neuerfindung des Rads gleicht, aber doch so geschickt und spannend erzählt, so voller Überraschungen und Wendungen, dass man beinah meinen könnte, es wäre alles neuartig. Mir gefiel einfach die Kombination aus actionlastiger, spannender und temporeicher Fantasy und dem Zwischenmenschlichen, dem Rose Snow auch sehr viel Aufmerksamkeit widmet.
Das Ende dieses ersten Bandes ist, ganz wie erwartet, extrem explosiv und es passiert so vieles, was man nicht kommen sah. Die Wendung, die stattfand zum Schluss hin, war wahrlich unvorhersehbar und endete in einem regelrechten Feuerwerk. Ein gewisser Punkt war zwar zu erwarten, doch auch hier wieder so gut insziniert und dargestellt, dass selbst das wie die größte Überraschung wirkte. Und der Cliffhanger hält sich endlich mal in Grenzen, wenngleich er doch deutlich spürbar war.
Wie schon erwähnt, bekommen wir zu Beginn der Geschichte erst einmal ein paar Minuten Zeit, um uns ein Bild von Harper und ihrer Situation zu machen. Diese Zeit tut der jungen Frau sehr gut, denn so konnte man schon früh eine Bindung zu ihr entwickeln und sie und ihre Gedankengänge verstehen und nachvollziehen lernen. Allgemein überzeugt von vorn herein durch ihre Selbstständigkeit und ihrer Charakterstärke; später dann zusätzlich noch durch ihren Mut, ihren Kampfgeist und ihr großes Herz. Harper ist nicht total außergewöhnlich, doch sie ist definitiv ein Sympathieträger und eine starke Persönlichkeit, mit der man gern mitfiebert und mitfühlt. Sie bringt Schwung in die Geschichte – und Lebendigkeit und die stetigen Wechsel zwischen „normaler Welt“ und Noctaris lassen sie vielschichtig und interessant werden.
Harper durchlebt keine großartig nennenswerte Entwicklung, war aber auch nicht zwingend nötig, da sie von vorn herein sehr bedacht gehandelt und erwachsen und reif gewirkt hat. Lediglich in Sachen Einsicht und Verständnis gibt es Veränderungen; aber die gehören ja schließlich dazu. Harper ist lernwillig und bereit, sich dem Schicksal, das sie ereilt, zu stellen. Sie ist aber auch unsicher und zum Teil planlos, was sie nur noch menschlicher erscheinen ließ. Um das alles noch einmal kurz zusammen zu fassen: Harper ist eine tolle Besetzung für die Dilogie und bereichtert die Geschichte mit Witz, Charme und jeder Menge Mut.
Doch auch Cajus überzeugt auf ganzer Linie. Während er anfangs noch als der reiche Schnösel auffällt, als Schürzenjäger, arroganter Idiot und seine Überheblichkeit, verändern sich seine Wesenszüge doch ganz dramatisch. Oder sollte ich eher sagen, sein wahres Ich kommt zum Vorschein? Cajus ist nämlich alles, nur nicht verzogen oder überheblich. Mag sein, dass er in ein reiches Elternhaus geboren wurde, doch das nimmt ihm nichts seiner Höflichkeit und seines Verantwortungsbewusstseins. Er wird immer sympathischer und auch sein Äußeres ist sehr ansprechend gestaltet, sodass er als Love-Interest definitiv eine gute Figur macht. Die Dialoge zwischen ihm und Harper sind unglaublich unterhaltsam, zum Teil richtig witzig und der immer wieder auftretende Sarkasmus rundete das Bild schließlich ab.
Ich mochte Cajus und Harper also enorm gerne und begleitete sie wahnsinnig gerne. Beide waren gleichermaßen nachvollziehbar und glaubwürdig; ihre Handlungen und Gedanken in den allermeisten Fällen einleuchtend und lebensnah und ihr Auftreten absolut liebenswert.
Anders verhielt es sich mit den Nebenfiguren; da waren eben nicht alle sympathisch – und manche, die es vielleicht anfangs noch sind, verlieren diese Eigenschaft im weiteren Verlauf der Geschichte. So bleibt es sehr undurchsichtig, sehr spannend und wurde allein durch diesen Aspekt nie langweilig.
Der Schreibstil von Rose Snow ist und bleibt einfach wundervoll. Nicht nur, dass er sich wunderbar lesen und verstehen lässt, er erzeugt auch ein duchgängig klares Bild der einzelnen Szenen. Leicht und locker, aber trotzdem atmosphärisch und bildhaft erzählt uns das Autorenduo also auch diese Geschichte und setzt auf Charme, Witz, Tempo und Unterhaltung. Obwohl die Stimmung oftmals durch Momente des Schmunzelns aufgelockert wird, verliert der Spannungsbogen dennoch nie an Fahrt. Die Handlung tritt nicht auf der Stelle, sondern kommt gut voran. Nicht zuletzt wohl auch, weil eine Plot den nächsten jagt und jeder für sich ist ein kleiner Kinofilm, der sich da in meinem Kopf abspielte. Die Handlung bleibt rasant und selbst die Ruhephasen begeistern durch Gefühle und Lebendigkeit.
Die Sprecherin, die mir bis vor diesem Hörbuch fremd war, ist das letzte Schliff dafür. Ihre Stimme passt perfekt zu Harper; sie verleiht dem Geschehen Leben und ihre unterschiedlichen Tonlagen harmonieren wunderbar mit den einzelnen Passagen. Sie kann sowohl die schnellen, actiongeladenen Szenen glaubhaft rüber bringen, wie aber auch die emotionalen Parts und das allein beeindruckt schon enorm. Als Kirsche auf dem Törtchen ist ihre Stimmfarbe auch äußerst angenehm und ich hätte ihr gut gern noch einmal etliche Stunden lauschen können.
„12 – das erste Buch der Mitternacht“ von Rose Snow ist ein durch und durch spannender Dilogie-Auftakt, voller einfallsreicher Aspekte – aber auch voller Emotionen, Gefühle und Atmosphäre. Die Protagonisten begeistern durch Lebendigkeit und Authensität und die Dynamik zwischen den beiden ist erfrischend und unterhaltsam. Für mich fehlte fürs Highlight noch der letzte Funke, doch wie immer beeindruckt das Autorenduo durch tolle Unterhaltung, Spannung auf sehr hohem Niveau und einem einzigartig stimmungsvollen Schreibstil. Ich freue mich auf Band 2 und bin gespannt, ob die 5 Sterne nicht doch noch geknackt werden können.
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Hinter dem Pseudonym Rose Snow stecken Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit. Zusammen sind sie 75 Jahre alt, haben 2 Männer, 6 Kinder und einen Hund. Sie können ewig reden, lieben Pizza und Schokolade und lachen unheimlich gerne, vor allem über sich selbst. Kühn nachgerechnet sind die beiden schon seit unfassbaren 24 Jahren befreundet. Sie kennen sich aus ihrer Schulzeit und schreiben trotz der Distanz Hamburg – Wien miteinander. Bedeutet: unzählige Stunden via Skype, schallendes Gelächter und das Teilen tiefster Geheimnisse, auch wenn sie noch so peinlich sind. Ein Augenblick für immer ist ihr Romantasy-Verlagsdebüt für junge Erwachsene.
© by HHV
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim HörbuchHamburg Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.