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6. Dezember 2020 0 Von Patchis Books
(K)EIN KUSS UNTER DEM MISTELZWEIG
Lili Eden
Weihnachtsroman || Liebesgeschichte
Einzelband
241 Seiten
19. November 2020
dp Verlag
eBook
2,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Yuna und Tristan haben sich schon immer gehasst. Aufgewachsen in zwei baugleichen Häusern am Ende einer Sackgasse, konnten sie sich nur schwer aus dem Weg gehen. Erst als Tristan fürs Studium nach England gezogen ist, kam der ersehnte Abstand zwischen sie. Und beide haben während der fünf Jahre, in denen sie sich nicht gesehen haben, nicht einen Gedanken an den anderen verschwendet. Das ändert sich, als Tristan an Weihnachten völlig unerwartet seine Familie besucht. Doch er hat kaum noch etwas von dem Jungen, dem Yuna mit acht Jahren die Nase brach. Und auf einmal ist da dieses Knistern zwischen den beiden, das sie nicht länger ignorieren können …

(c) by dp verlag

Und schon wieder ein Weihnachtsbuch. Ihr merkt, mich hat es ganz schön erwischt und ich bin total im Fieber. Aber ich genieße es auch sehr, immerhin ist die Adventzeit kurz genug und nur einmal im Jahr. Dann darf man auch mal übertreiben, was die X-Mas-Romane anbelangt. So hab ich also nach „Kein Kuss unter dem Mistelzweig“ von Lili Eden gegriffen und ich war unheimlich gespannt auf die Story, denn wie ihr wisst, liebe ich es, wenn die Charaktere schon eine gemeinsame Vorgeschichte haben. Ist die dann auch noch eher negativ, wirds meist umso spannender. Aber war das hier auch der Fall? Das und noch vieles mehr verrate ich euch jetzt. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Zugegeben, der Einstieg fiel mir nicht ganz leicht. Bei den ersten Kapiteln tat ich mich sehr schwer damit, so richtig in die Geschichte reinzufinden. Das lag wohl besonders daran, dass Lili Eden diese Geschichte sehr locker erzählt, recht derbe Dialoge einbaute und ich dies mit der besinnlichen Weihnachtsstimmung einfach nicht in Einklang bringen konnte. Dabei fand ich den Schreibstil überhaupt nicht verkehrt, im Gegenteil. Es war mal was anderes und erfrischte mich. Aber ich brauchte Zeit, um mich dran zu gewöhnen. Ich mochte, wie die Autorin erzählte, wie sie Beschreibungen ins Geschehen einwob und mit humorvollen Einschlägen für kurze Lacher sorgen konnte. Ich hatte, nach den anfänglichen Schwierigkeiten, wirklich Freude daran, Yuna und Tristan zu begleiten und konnte mich wunderbar in die einzelnen Szenen hineindenken.
Ein besonderer Pluspunkt verdient sich dieser Roman aber mit seiner Gliederung. Denn im Gegensatz zu all den anderen Weihnachtsgeschichten erleben wir in „(K)ein Kuss unter dem Mistelzweig“ nicht nur ein Weihnachtsfest, sondern springen von Jahr zu Jahr, immer wieder zu den Weihnachtstagen. Das erstreckt sich von 2014 bis zum aktuellen 2020 und mir gefiel es so immens gut, dass wir keinen Vorlauf haben, sondern immer direkt pünktlich zu Heiligabend zu den Familien stoßen. Das sorgt nicht nur für Stimmung, sondern auch für einiges an Spannung. Dazu aber später noch einmal mehr.

Jetzt widmen wir uns erst einmal den Charakteren. Wir haben, in dem Buch, ein paar Minuten Zeit, um die beiden Hauptfiguren in der Vergangenheit kennenzulernen; als kleine Kinder, ehe wir dann einen Zeitsprung machen und die eigentliche Geschichte beginnt. Yuna und Tristan sind zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten, und das von Kindesbeinen an. Man spürt die Antipathie zwischen den beiden sofort und merkt, dass die beiden sich schlicht nicht riechen können. Die immer wieder auftretenden Streitereien, Diskussionen und Handgreiflichkeiten zeugen ganz deutlich davon. Doch als wir sie und ihn dann in der Gegenwart wiedertreffen, merkt man schnell, dass hinter den Sticheleien und den Abneigungen mehr steckt. Und vielleicht sogar Liebe.
Ich fand Yuna als Charakter unendlich interessant. Zu Beginn wirkte sie zwar noch recht trotzig und sturköpfig, doch entwickelte sie sich zu einer wirklich tollen Persönlichkeit mit wahnsinnig spannenden Werten und Ansichten. Es war beinah bewunderswert, wie aus dem kleinen Mädchen, das unendlich direkt und fast ein bisschen aggressiv war, eine Frau wurde, die so viel ausdrückte: so viel Mut, Engagement und Courage. Yuna war jemand, zu dem man aufsehen sollte – jemand, der einen Weg für sich gewählt hat, vor dem sich viele sicher fürchten würden. Und das machte sie zu einem einzigartigen, besonderen Menschen, den man tief ins Herz schließt und nach der Geschichte sicher nicht so schnell vergessen wird. Natürlich hat auch Yuna Schwachstellen. Ich konnte nicht jede Aktion und auch nicht jede Reaktion nachvollziehen, aber es passte zu ihr und da nehm ich zweifelhafte Aussagen hin und wieder in Kauf. Nur weil sie nicht so tickte wie ich, muss sie keineswegs weniger wert oder gar schlechter sein.
Tristan war hingegen ein eher schwieriger Fall. Besonders zu Beginn wollte einfach keine Verbindung zwischen uns entstehen. Ich fand ihn abgehoben, fast rücksichtslos und sehr ich-bezogen. Dass er Yuna so schlecht behandelt und sich stets für was besseres hält und von oben herab betrachtet, machte es keineswegs besser. Ich bin, jetzt rückblickend aber froh um sein anfängliches Auftreten – so war die Entwicklung, die er durchlebte um so viel deutlicher und intensiver. Es regte selbst irgendwie zum Nachdenken an und öffnete selbst dem Leser die Augen. Tristan mauserte sich zu einem, für seine Verhältnisse , liebenswerten Kerl der seine charakteristischen Züge nicht verlor, sondern sich selbst, trotz der Wandlung irgendwie treu blieb. Es fällt mir schwer, meine Meinung über ihn so in Worte zu fassen, dass sie nachvollziehbar für jemanden sind, der das Buch nicht gelesen hat, aber Fakt ist: Tristan war eine tolle Besetzung für diesen Roman, trotz seiner Ecken und Kanten, seiner Sturheit und seines ruppigen Verhaltens. Ein durch und durch interessanter Charakter einfach, der es einem manchmal schwer machte, manchmal sämtliche Nerven kostete, manchmal total unglaubwürdig reagierte, trug er sein Herz am rechten Fleck.
Randfiguren gab es natürlich auch ein paar; nämlich die jeweiligen Familienmitglieder der Protagonisten. Der Unterschied zwischen den beiden Familien hätte kaum größer sein können, aber dennoch herrschte sowas wie Harmonie. Es wurde ganz deutlich darauf hingewiesen, dass man sich die selbe Einstellung, EInkommensklasse oder Zukunftspläne haben muss, um sich zu verstehen und das beeindruckte und bewegte mich gleichermaßen. Hier treffen Hippie auf normale Bürger und beide Parts waren für sich wunderbar authentisch und glaubhaft ausgearbeitet. Mein Herz gehört übrigens ganz Luise, die so wunderbar charmant und spritzig war, dass man sie einfach gernhaben musste.

Die Idee hinter diesem Weihnachtsroman klingt erstmal wenig spektakulär. Und das ist sie auch nicht. Aber sie bringt viele, neuartige und erfrischende Aspekte mit sich und das ließ die gesamte Geschichte aus der Masse an Weihnachtsbüchern herausstechen. Lili Eden entschied sich für eine tolle Gliederung und mehrere Zeitsprünge. Nicht nur dass wir in der Vergangenheit einsteigen und dann in die Gegenwart springen; nein! Wir hüpfen zusätzlich immer von Weihnachtsfest zu Weihnachtsfest und bei mir herrschte stets Vorfreude auf den kommenden Sprung; schließlich kann in einem Jahr viel passieren – und das hat die Autorin auch ausgenutzt. Jedes Fest, jedes Aufeinandertreffen der Familien war irgendwie anders; bot andere Elemente, andere Themen. Jobwechsel, Trennungen, Verlobung, Umzug – alles kam irgendwann mal ins Gespräch und die Abwechslung war dadurch unbeschreiblich groß. Einen einfachen Roman so vielfältig und abwechslungsreich zu erzählen, und das innerhalb von „nur“ 241 Seiten ist eine Kunst, die Lili Eden absolut beherrscht. Dazu kam, dass eben auch die einzelnen Familien noch Spielraum für weitere Frische ins Spiel brachten. Ganz ungewöhnlich, sind hier auch Alkohol und Drogen ein Thema; derbe Flüche und böse Beschimpfungen. Aber hat man sich daran erstmal gewöhnt, bringt das schlicht eine Menge Spaß mit sich.
In diesem Buch wurde es zu keiner einzigen Sekunde langweilig; es herrschte stets eine gewisse Grundspannung, die natürlich nicht unheimlich temporeich oder actiongeladen war, aber mich dennoch fesseln konnte. Ebenso fesselte mich Yuna mit ihren Lebensweg, der noch weiteren Tiefgang bot. Allgemein war es besonders der Tiefgang, der hier hervorsticht, denn Yuna’s Job ist alles andere als alltäglich und lässt einen oftmals nachdenklich werden. Er deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ein Thema, das wohl so noch nie in einem Weihnachtsroman behandelt wurde und das begeisterte mich mehr, als alles drum herum. Außerdem spielen natürlich auch die gängigen Faktoren wie Freundschaft, Zusammenhalt und Loyalität eine Rolle und natürlich die entsprechende Stimmung für die Weihnachtszeit.
Das Ende war dann keine allzu große Überraschung mehr. Das Highlight lag eher im Weg zu besagtem Ende. Doch für mich war auch der Schluss absolut rund und stimmig. Alles wurde für sich abgeschlossen und bot nochmal ein besonderes Gefühl der Besinnlichkeit. Keine offenen Fragen blieben zurück und war komplett eins mit dem, was auf den letzten Seiten noch passierte.

„(K)ein Kuss unter dem Mistelzweig“ von Lili Eden ist ein durch und durch außergewöhnlicher Weihnachtsroman, der stellenweise mit derber Sprache und eher unpassenden Elementen wie Drogen und Alkohol daher kam; aber immerzu wunderbar unterhalten konnte. Die Autorin hat es geschafft, gleich mehrere Weihnachtstage der beiden Nachbarsfamilien so zu gestalten, dass es niemals langweilig wurde und dabei nichts an Glaubwürdigkeit und Realität einbüßen musste. Herrlich erfrischend, normal und bodenständig, aber eben auch besonders, einzigartig und ein „Stilbruch“. Für mich gestaltete sich der Einstieg in dieses Werk allerdings als etwas schwieriger, wodurch wir es hier nicht zum Highlight schaffen. Trotzdem absolut lesenswert und mitreißend für alle Fans solcher Geschichten.

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Bücher begleiten Lili Edens Berufsleben schon viele Jahre, ebenso wie zu viel Kaffee, ihre Leidenschaft für ungewöhnliche Plots und ein, wie sie regelmäßig zu hören bekommt, manchmal schräger Humor. Wie sich herausstellt die idealen Attribute, um unterhaltsame Romane zu schreiben. Inzwischen in ihren Dreißigern, hat Lili Eden das Bücherschreiben zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht und erfüllte sich damit einen heimlich gehegten Lebenstraum.

(c) by dp verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dp Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.