||» Rezension «|| Nightsky full of promise [von Mounia Jayawanth]
Mounia Jayawanth
New Adult
Band 1 von 3
Berlin Night-Reihe
In einer Berliner Sommernacht verbringen Sydney und Luke ein paar viel zu kurze Stunden miteinander. Ihr Treffen ist ein magischer Moment, der sie für immer verändert zurücklässt. Sie sind sich sicher, dass das zwischen ihnen etwas ganz Großes werden kann – doch Luke will für ein Jahr ins Ausland gehen. Um ihren Gefühlen trotzdem eine Chance zu geben, vereinbaren sie, sich nach Lukes Rückkehr am selben Ort zu treffen. Natürlich ist Sydney zur Stelle – Luke jedoch nicht. Auch fünf Jahre später kann Sydney ihn nicht vergessen. Und dann steht Luke ihr plötzlich wieder gegenüber. Nur erinnert er sich weder an sie noch an ihr Versprechen …
(c) by Lyx Verlag
Dieses Buch hat mich zu allererst wegen seines unfassbar schönen Covers angesprochen, doch als dann klar war, dass das Ganze in Berlin spielen wird, war klar: ich muss es lesen! Also hab ich mein Glück bei der Bloggerjury versucht und wurde tatsächlich ausgewählt. So war die Freude groß und spätestens als ich das Buch dann in den Händen gehalten habe, gab es keinen Grund mehr, auch nur eine Sekunde mit dem Beginnen zu warten. Heute kann ich euch auch schon erzählen, wie mir Sydney und Luke gefallen haben; was ihre Geschichte bei mir ausgelöst hat und vor allem: ob ich mich eher den positiven Stimmen anschließe, oder den negativen. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Die Geschichte startet mit einer wunderschönen Szene, in der sich Sydney und Luke das erste Mal begegnen. In dieser besonderen Nacht des Abi-Balls. Nur kurz erhalten wir einen Einblick in dieses Kennenlernen, können aber dennoch das Knistern, das zwischen den Figuren in der Luft liegt, beinah mit Händen greifen. Absolut intensiv und wirklich ein wenig magisch. Das Ganze bot einen perfekten, vielversprechenden Einstieg, der Spaß machte und direkt mit dem Finger darauf deutete, dass hier was ganz Großes auf uns zukommen wird.
Doch dann kommt der Zeitsprung, von dem auch schon im Klappentext berichtet wird. 5 Jahre sind vergangen seit dieser Nacht und Sydney leidet noch immer darunter, dass Luke sie versetzt hat. Leider ließen die nachvollziehbaren Gefühle mit dem Sprung in die Gegenwart enorm nach. Es wird total überdramatisiert und ich konnte, vor allem Sydney nicht mehr länger nachvollziehen. Dazu zieht sich die Handlung doch sehr in die Länge, ist immer wieder durchzogen von „leeren Momenten“, in denen nichts wirklich wichtiges passiert. Lückenfüller, wenn man so möchte. Ich hätte mir definitiv gewünscht, dass alles etwas schneller abgehandelt wird und das Augenmerk mehr auf den wichtigen Themen liegt anstatt auf dem Gezicke und Geheule der Hauptfigur. Luke hat, und auch das steht bereits im Klappentext, scheinbar einen Gedächtnisverlust und hier wären die Möglichkeiten, das ganze umzusetzen wirklich zahlreich gewesen. Doch wir drehen uns viel zu lange im Kreis, beobachten Sydney dabei, wie sie das eine denkt und etwas völlig gegensätzliches tut und müssen miterleben, wie sie aus einer Mücke jedes Mal einen Elefanten macht. Es mangelte über einen nicht unwesentlichen Zeitraum hinweg am Tiefgang und so manche Szene hätte damit wirklich aufgewertet werden können. Allgemein war Kommunikation wohl nicht die Stärke unserer Figuren. Sie reden entweder aneinander vorbei, oder ließen es direkt ganz bleiben und so entstand irgendwann das Gefühl, als würde man auf der Stelle treten. Kein Fortschritt, kein Rückschritt. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass dieser Roman so gar nichts hatte. Es gab durchaus schöne Momente, in denen vor allem das Setting seine ganze Kraft entfaltete und eine tolle Atmosphäre schuf. Auch die jeweiligen Freundeskreise der beiden Hauptfiguren waren eine absolute Bereicherung und konnten mit etlichen Auftritten punkten. Aber ansonsten gab es tatsächlich nicht allzu viel, was mich hätte in Freudentaumel versetzen können.
Erst spät, ab etwa dem letzten Drittel, nimmt die Handlung doch noch Fahrt auf, weiß plötzlich zu fesseln und konnte sogar emotional gesehen fast mit dem Prolog mithalten. Und dies verdankten wir keineswegs Sydney, sondern einzig und allein Luke, dessen Hintergründe gen Ende dann doch noch näher beleuchtet wurden. Es offenbarte sich wirklich grauenvolles und ich konnte so sehr mit ihm mitfühlen und mitleiden. Es war ein spannendes, letztes Drittel, in dem auch Sydney mal kurze Glanzmomente hatte, aber keineswegs mit Luke als Persönlichkeit mithalten konnte. In Sachen Kommunikation war allerdings weiterhin Ebbe. Ich verstand nicht, wieso ein erwachsener Mensch nicht den Mut aufbringt, oder den Willen, den Mund aufzumachen. Stattdessen drängt man sich selbst immer mehr in die Opferrolle, obwohl man selbst keinen Deut besser – im Gegenteil! – obwohl man selbst noch viel schlimmer ist. Und wieso hat Luke Sydney einfach vergessen in jener Nacht? Die Auflösung war binnen kürzester Zeit, in einem Absatz abgehandelt – was mich maßlos enttäuschte. Da wäre einiges an Luft nach oben gewesen, Potential, was aber nicht mal annähernd ausgeschöpft wurde. Nur der Epilog war dann doch irgendwie ganz schön insziniert und authentisch, konnte aber über den Rest kaum hinwegtäuschen.
Wie man jetzt vielleicht schon etwas herauslesen konnte, war ich kein allzu großer Fan der Charaktere. Zunächst erstmal von niemandem, und besonders nicht von Sydney. Bei dem ein oder anderen stellte sich zwar Besserung ein; doch bei ihr definitiv nicht. Ich fand diese Frau unbeschreiblich anstrengend. Wir halten fest: Sydney lernt zufällig jemanden am Abend des Abiballs kennen, unterhält sich nett und ja, vielleicht liegen da besondere Schwingungen in der Luft. Aber niemand, wirklich niemand ist so besessen von einer Begegnung. Ich fand es anfangs noch ganz unterhaltsam, doch sie legte immer noch nach und wirkte so verbissen in dem, was sie denkt und tut, dass jede Glaubwürdigkeit dahin schwindet. Dazu kam, dass ihre Gedanken und ihre Einstellung immer in absolutem Kontrast zu ihrem Verhalten standen. Sie kriegt ständig alles (mit Absicht?) in den falschen Hals, fragt nach Tipps und weiß am Ende doch eh alles besser. So nahm ich Sydney war: als zickige, verbissene, junge Frau, die zu Impulsivität neigt und scheinbar nicht in der Lage war, ein wenig Mut aufzubringen, um mal Klartext zu reden. Bei ihr fand keine Entwicklung statt, kein Fortschritt – lediglich ihre Engstirnigkeit legte sich irgendwann auf den letzten Seiten ab. Plötzlich konnte sie sogar für ihre Fehler einstehen; und ihre Wünsche durchsetzen, aber das ändere rein nichts daran, dass ich so gut wie keine Sympathie für sie erübrigen konnte. Ich hab es oben bereits mal angeteasert: sie hatte ihre positiven Momente, in denen sie tatsächlich fast liebenswürdig erschien; aber man konnte sich quasi immer sicher sein, dass sie diesen Eindruck eh gleich wieder mit Füßen trat. Super schade, denn ihr Potential wäre ja da gewesen. Ich hätte wesentlich weniger zu meckern gehabt, wenn sie entwickelt hätte, aber selbst das nahm ich, so gut wie gar nicht wahr.
Luke. Tja. Auch mit Luke gab’s Startschwierigkeiten. Ich fand ihn anfangs sehr egoistisch und unsympathisch; konnte ihn nicht greifen und wusste auch nicht, was ich von ihm halten sollte. Er schaffte es, einerseits fast ein wenig arrogant zu wirken, gleichzeitig aber so schusselig. Er konnte sich nicht ausdrücken und machte sich mit ungeschickten Aussagen direkt unbeliebt, obwohl er sie ganz klar nicht so meinte. Doch ich lernte ihn näher kennen; durfte hinter die Fassade blicken und fand dort einen wirklich liebenswerten Kerl, der ein großes Herz besaß und seinen Optimismus manchmal aus den Augen verlor. Wir erfahren eine ganze Menge über Luke, wenn auch erst spät. Er hat so viel mehr Tiefgang verpasst bekommen als Sydney und glänzt irgendwann durch absolute Transparenz. Er wird nachvollziehbar und sein Verhalten auf so vielen Ebenen glaubhafter – fast logischer. Ich litt enorm mit Luke mit und fühlte seine Emotionen quasi am eigenen Leib. Umso schwer war es zu verstehen, was er für einen Narren an der zickigen Sydney gefressen hatte. Aber ich will ihn ehrlich nicht schlecht reden – im Gegensatz zu Syd macht er eine ganz deutliche Entwicklung durch und reift mit der Zeit zu einem so starken, mutigen und selbstbewussten Mann heran, dass man ihn einfach gernhaben musste; anfängliche Probleme hin oder her.
Ansonsten hatte ich im vorherigen Abschnitt ja auch noch die Randfiguren kurz angesprochen. Hier muss ich sagen, dass ich zwar einige Zeit brauchte, um einen Zugang zu ihnen zu finden, doch jetzt im Nachhinein mochte ich sie doch alle. Besonders Anny, Sydney’s Oma war ein absoluter Segen und eine so herzliche, liebevolle und fürsorgliche Persönlichkeit. Sie hat mich immer wieder an meine eigene Omi erinnert und mir so auf so viele Arten und Weisen das Herz erwärmt. Aber auch die Freunde, Kollegen und Familien der beiden Hauptfiguren waren toll in Szene gesetzt. Luke’s Eltern lösten so viele Emotionen in mir auf, dass ich selbst jetzt noch Schwierigkeiten damit habe, sie alle zu greifen. Da war Wut, Hass, Verachtung, Unglaube, Sprachlosigkeit und noch so vieles mehr. Also in der Hinsicht hat Mounia Jayawanth alles richtig gemacht!
Auch sonst kann ich über die Art und Weise, wie die Autorin die Geschichte erzählt hat, nicht meckern. Ich kam unheimlich schnell voran und hatte stets ein klares Bild der einzelnen Figuren und Kulissen vor Augen. Wenn ich mich gerade mal nicht über Sydney aufregte, so kam auch die Atmosphäre gut zur Geltung. Besonders das Setting, nämlich Berlin, fand ich toll eingefangen. Lebendig, laut, Großstadt eben. Aber auch die Facetten der deutschen Metropole waren toll eingearbeitet und abwechslungsreich dargestellt. Und das Cafe, indem Sydney arbeitet sorgte ebenfalls immer mal wieder für wundervolle Vibes, immerhin ist das Coffee and Books ein total heimeliger Wohlfühl-Ort für alle kaffeeliebenden Bücherwürmer. Ich denke, es spricht auch in gewisser Weise für sich, dass Sydney diese negativen Gefühle in mir ausgelöst hat – das zeigte mir, dass sie mir doch nicht egal war. Jedenfalls ließ sich das Buch wirklich flüssig und einfach lesen und der Stil von Mounia Jayawanth konnte sich sehen lassen. Ich bin mir sicher, eine zweite Chance wirds sicher geben; auch weil ich die Abwechslung in Form der zwei Perspektiven sehr genoss und einfach, trotz aller Kritik, Spaß hatte beim Lesen.
„Nightsky full of promise“ von Mounia Jayawanth war leider nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Fehlende Kommunikation, die fast mit Unehrlichkeit einhergeht, gepaart mit einer sehr zickigen, nicht unbedingt nachvollziehbaren Protagonistin ergibt einfach nicht den größten Lesespaß. Zudem beschäftigt man sich hier viel mit unwichtigen Gedankengängen und nur wenig mit wirklich ausgereiften Tiefgang. Meine Erwartungshaltung war schlicht eine ganz andere und so blieb die Enttäuschung am Ende leider nicht aus. Zum Glück war es Luke, der mich immer wieder begeistern konnte und am Ende sogar fast für Tränen sorgte. Alles in allem eine nette Geschichte mit einem verhältnismäßig starken Ende – aber mehr auch nicht. Sehr sehr schade, auch weil Berlin als Setting einiges an Potential lieferte und dies zeitweise sogar auch zeigte.
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Mounia Jayawanth lebt in Berlin und hat Kulturwissenschaft studiert. Angetrieben durch ihre Passion fürs Lesen und Schreiben hat sie 2017 den Blog MIAS ANKER gegründet, in dem sie über ihre Essstörung schreibt, Betroffenen symbolischen Halt gibt, die Stigmatisierungen psychischer Krankheiten aufzubrechen versucht und sich für Diversität, Female Empowerment sowie Körperakzeptanz stark macht.
(c) by Lyx Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.