||» Rezension «|| The Witch Queen 01: entfesselte Magie [von Verena Bachmann]
– entfesselte Magie –
Verena Bachmann
Jugendfantasy || Romantasy
Einzelband [?]
**Eine Königin, die keine sein möchte**
Die Hexe Enju will nach einem langen Arbeitstag in der Bar ihrer Tante nur eins: endlich in ihr Bett. Doch durch eine Verschiebung der Magie landet sie in einem Viertel der Stadt, in das sie normalerweise niemals einen Fuß setzen würde. In Lapislazuli spielt die Magie schon seit geraumer Zeit verrückt. Doch vor dem Club der Totenbeschwörer fühlt sie sich besonders seltsam an. Dort muss etwas Grausames geschehen sein, für das Enju plötzlich verantwortlich gemacht wird. Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie mit dem attraktiven Anführer der Beasts zusammenarbeiten, der eine ungeahnte Anziehung auf sie ausübt. Aber je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto näher kommt er dem Geheimnis um die wahre Königin der Hexen …
(c) by Carlsen Verlag
Wer mich kennt, der weiß, dass ich Hexen-Geschichten über alles liebe und nach wie vor der Meinung bin, dass es viel zu wenig davon gibt. Umso glücklicher war ich, als ich in der Vorschau vom Carlsen Verlag auf „The Witch Queen“ von Verena Bachmann gestoßen bin. Obwohl ich zu der Zeit noch Buchhaufverbot hatte, musste ich mir das Buch, nicht zuletzt wegen des Buchschnitts trotzdem vorbestellen. Dass es nun so lange auf dem SuB liegen musste, war zwar nicht geplant, aber vielleicht gar nicht mal so verkehrt, denn bekanntlich bin ich ja vor allem in den kühleren Jahreszeiten immer sehr im Fantasy-Fieber. Nun hab ich Enju & Co. kennen gelernt und möchte euch heute gern verraten, wie mir die Geschichte gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Die Geschichte rund um Enju beginnt zunächst erst einmal recht alltäglich, indem wir die Protagonistin bei der Arbeit erleben. Schnell kommen allerdings die fantastischen Elemente und es geht prompt Schnelligkeit in die Handlung. Mir gefiel die Einstieg wahnsinnig gut, immerhin erhalten wir kurz Zeit, um uns ein Bild von Enju zu machen; müssen aber im selben Zuge nicht lange darauf warten, dass die eigentliche Geschichte beginnt. Schon früh setzt eine gewisse Spannung ein, und die zieht sich in einem fort durch das gesamte Buch. Verena Bachmann hat es geschafft, bekannte Elemente und Einflüsse so einzuweben, dass sie dennoch neuartig und erfrischend erscheinen und dem Ganzen eine sehr interessante, mitreißende Note verleihen. Es war mir ein Leichtes, direkt mitzufiebern und mitzurätseln, auch wenn es im ersten Drittel noch gar nicht so viele Anhaltspunkte gab, von denen sich eigene Theorien stützen könnten. Trotzdem herrscht eine durchweg packende Atmosphäre, die sich immer wieder ein wenig abwandelt und mal düsterer und beklemmender, mal ergreifender und nervenaufreibender wirkt. Ich war ehrlich überrascht, als sich die anfänglich schon sehr intensive Spannung schließlich sogar zum Mittelteil hin noch steigerte und die Geschehnisse, Enthüllungen und Fakten noch nahtloser aneinanderreihten. Längen? Gab es hier schlicht und ergreifend nicht. Stattdessen setzt die Autorin auf vielerlei verschiedene Wesen, die allesamt zum Erfolg des Buches beitrugen und jede Tat zielführend machten.
Doch was mich besonders positiv überraschte – und begeistert – war der Humor. Ich hatte bereits so einige Hexen-Geschichten, doch die Erzählweise bzw. die gesamte Handlung hebt sich hier massiv von anderen Werken aus dem Genre mit der selben Thematik ab. Denn neben Spannung, Blut, Gewalt und Gehässigkeit gibt es so viel Witz und Charme, dass man kaum glauben kann, dass sich diese beiden so konträren Aspekte so gut ergänzen können. Aber es war so. Durch peinliche Erlebnisse, Niederschläge und spitze Bemerkungen wird die Stimmung immer wieder kurzzeitig aufgehellt und gelöst, ehe es dann mit umso mehr Tempo wieder weitergehen kann. Die Mischung machte eine ganze Menge Spaß; und so gab es eben längst nicht nur Rasanz, Kämpfe und Undurchsichtigkeit, sondern auch einige Passagen, über die ich herzlich lachen konnte. Nur um dann inmitten dessen innehalten zu müssen; weil kaum zu glauben war, was anschließend geschah. Ich weiß nicht so recht, wie ich es in Worte packen soll, aber es schien mir, als würde der Humor ganz bewusst als Stilmittel eingesetzt worden sein, um die Überraschungs- und Schockmomente noch intensiver, noch heftiger erscheinen zu lassen. So kam es jedenfalls bei mir an.
Doch lassen wir den Humor mal außen vor, so begeistert das Buch eben immer noch durch diese interessanten Elemente, den Kampf um Leben und Tod und vor allem: durch die Magie. Alles war so greifbar, so mitreißend, so ungewungen und echt. Egal wie fantastisch manch Szene auch sein mochte, ich war stets mit Feuereifer dabei und konnte kaum glauben, wie viel Lebendigkeit und Greifbarkeit hier mitschwang. Und ganz nebenbei entsteht eben auch noch eine Liebesgeschichte, die sich allerdings nicht in den Vordergrund drängt, sondern ein die restliche Geschichte einfügt, als wäre sie eine absolute Selbstverständlichkeit. Ich gebe zu, emotional konnte mich die Sache zwischen Enju und Kayneth nicht so richtig packen, aber auf der körperlichen Ebene nahm mich ihre Geschichte definitiv ein. Man spürt die Anziehung, die zwischen ihnen herrscht, das Verlangen, die Hitze – da war, für meinen Geschmack, etwas zu wenig Echtheit, was die Gefühle anging, ab er alles andere fand ich auf den Punkt gebracht und deshalb sehr wirkungsvoll.
Das Ende bot dann, in Anbetracht der ohnehin schon fulminanten Handlung, ein nicht weniger spektakuläres Finale. Die ganzen offenen Fragen wurden nach und nach, bzw Schlag auf Schlag beantwortet, vieles erschien in ganz neuem Licht und so manch schockierende Wendung blieb nicht aus. So entstand also ein würdiger Schluss für diese mehr als gelungene Geschichte und macht gleichzeitig auch ganz schön neugierig auf Band 2. Als Cliffhanger würde ich die Endszene allerdings nicht bezeichnen, eher als „anregend“ die Reihe weiter zu verfolgen. Und ein riesengroßes Kompliment für das Zusatz-Kapitel; das hat, für mich, die Kirsche auf dem Sahnehäubchen dargestellt und mich noch einmal richtig toll unterhalten – und amüsiert.
Doie Figuren tragen natürlich auch alle dazu bei, dass diese Unterhaltung so gut glückte. Sie alle waren mehr als besonders, und die Vielfältigkeit, die dabei entstand, tat ihr Übriges, um mich zu überzeugen. Wir haben längst nicht nur Hexen, sondern auch Beasts, Nymphen, und zahlreiche weitere Wesen, die allesamt sehr eingehend ausgearbeitet und dargestellt wurden. Selbst der unwichtigste Part ließ sich kinderleicht vor Augen führen und begeisterte mit Details und Tiefgang. Besonders positiv überrascht hatten mich gerade die Nebenfiguren, die ich zum Teil so wahnsinnig ins Herz schloss, dass sie den Protagonisten tatsächlich Konkurrenz machten. Da war beispielsweise die beste Freundin von Enju, die so quirrlig, charmant und lebenslustig war und stets für ein Schmunzeln sorgen konnte. Oder aber die rechte Hand der Beasts, der sich ebenfalls einen tiefen Platz in meinem Herzen sichern konnte. Oder wie undurchsichtig und annahbar andere wiederum waren; Figuren, bei denen man sich einfach nie sicher sein konnte, wann sie einem den Dolch zwischen die Rippen rammen würden.
Aber nun zu den zwei Hauptakteuren: Enju und Kayneth. Und weil Ladies First, fangen wir mit Enju an:
Die junge Hexe ist, trotz ihrer Fähigkeiten und ihres Rangs doch ziemlich bodenständig und verfügt über keinerlei Hexen-Allüren. Sie ist sympathisch, liebenswert, unerschrocken und eine wirklich realistische Persönlichkeit. Doch das alles machte sie noch längst nicht besonders, sondern eher ihre Schlagfertigkeit und ungeschickte Art. Immer wieder manövriert sie sich in die unmöglichsten Situationen, weiß sie daraus aber stets mit Witz und einer Portion Sarkasmus zu befreien. Enju ist wirklich nicht auf den Mund gefallen, punktet mit spritzigen Aussagen und einer gehörigen Portion Humor. Ihre Gedanken sind aber oft ebenso amüsant zu verfolgen, und darum konnte es mit dieser Hexe an der Seite einfach nicht langweilig werden. Zum Glück driftete das Ganze aber nicht ab; was ich anfangs noch für gut möglich gehalten hatte. Wenn das alles ins Lächerliche rutscht, wäre es vorbei mit der Spannung – aber nein! Verena Bachmann hielt hier die Waage nahezu perfekt und wusste ganz genau, wann Spaß, und wann Ernst angebracht war. So zeigte sich Enju eben nicht nur von ihrer charmanten Seite, sondern auch von ihrer kriegerischen. Denn als Hexe hat sie Fähigkeiten, von denen andere nur träumen. Beinah scheint sie unverwundbar, aber auch das war sie nicht. Enju hatte genau so Selbstzweifel, Ängste und zeigte Unsicherheiten, was sie nur noch lebendiger erscheinen ließ und die Verbindung zum Leser – oder besser gesagt: zu mir – stärkte. Wie konnte ich auch nicht mit dieser wundervollen Figur mitfiebern und mitfühlen? Wie hätte ich mich ihrer Ausstrahlung entziehen sollen, wo sie mich so begeisterte? Enju war eine tolle Protagonistin, deren Entwicklung sich nur zart, aber dafür sehr deutlich abzeichnete und darum umso glaubhafter bei mir ankam.
Kayneth. Ja, was lässt sich zu einem Beast sagen? Dass er unbeschreiblich attraktiv war und vielleicht, nur ganz vielleicht, das ein oder andere Klischee erfüllt? Oder sollte ich lieber darüber reden, dass er so herrisch, aber trotzdem sanft wirkte? Kayneth besaß, genau wie Enju, eine Menge Humor, war aber dennoch im selben Zuge der knallharte Anführer. Er war nicht unbedingt ein Sympathieträger – viel mehr reizte er mich, zog mich an wie die Motten das Licht und glänzte durch seine Erscheinung. So zumindest dachte ich anfangs noch. Doch je mehr man den Boss kennenlernt, umso mehr öffnet er sich und zeigt, dass hinter der Fassade viel mehr steckt als ein starkes Beast. Besonder schön zu beobachten fand ich übrigens, wie er manchmal, trotz der Strenge und der Dunkelheit, total vor den Kopf gestoßen wirkte, wenn seine Aura Enju mal wieder nicht imponierte. Allein das Ganze zu verfolgen bot schon eine Menge Unterhaltung und machte einen großen Reiz des Buches aus. Trotzdem kann ich jetzt, am Ende sagen, dass ich Kayneth doch wirklich gern hatte und er ein toller Protagonist war. Ein großer Bestandteil der Geschichte und ein durch und durch sympathischer Kerl, der einfach so war, wie er war.
Zum Schreibstil gibt es jetzt dann auch nicht mehr allzu viel zu sagen. Verena Bachmann erzählt die Geschichte rund um Enju und Kayneth wirklich glaubhaft und authentisch; setzt dabei auf Greifbar- und Lebendigkeit und auf eine wundervoll intensive Atmosphäre, die mal düsterer und mal humorvoller ist. Mit den amüsanten Szenen traf sie haargenau meinen Geschmack und ließ mich immer wieder kurz Auflachen. So viel Humor in einer so spannenden, actionreicher und zum Teil brutalen Geschichte, hätte ich niemals erwartet und war deshalb umso positiver überrascht. Ich konnte in die Welt der Hexen, Beasts und Co. problemlos abtauchen und mich von ihren Erlebnissen mitreißen lassen. Dass ich dabei sehr leicht und schnell durch die Geschichte kam und es keinerlei Verständnisprobleme gab, ist wohl selbsterklärend. Ich mag, wie die Autorin schreibt; wie sie Magie wie etwas alltägliches erscheinen lässt und trotzdem so fulminante Fantasy-Momente kreiert. Durch und durch ein Highlight, in Sachen Idee, wie Handlung, wie Ausarbeitung, wie Darstellung. Großes Lob – ich brauche mehr davon.
„The Witch Queen 01: entfesselte Magie“ von Verena Bachmann ist ein wirklich starker Auftakt einer Reihe, der mit einer gelungenen und ausgewogenen Mischung aus Humor und Spannung daherkommt und vom ersten Moment an mitzureißen weiß. Falls ihr mal Lust habt, auf zwei amüsante und realistische Hauptfiguren, auf die unterschiedlichsten Fantasywesen, auf Spannung, Action, Spaß und Brutalität (im Rahmen), dann werdet ihr dieses Buch vermutlich lieben. Ich jedenfalls war geflasht von all den Wendungen, Überraschungen, Plots und Geschehnissen und brauche unbedingt mehr davon; viel viel viel viel viel mehr. Danke, dass ich Enju und Kayneth kennenlernen und ihr Abenteuer mit ihnen gemeinsam erleben durfte. Von mir gibts, natürlich, eine bedingungslose Leseempfehlung!
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Verena Bachmann, geb. 1987 in Aschaffenburg, lebt mit Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im schönen Spessart. Nach einem freiwilligen ökologischen Jahr absolvierte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitet heute in einem Unternehmen für Modeaccessoires. Die Liebe zu Büchern weckte im Grundschulalter Enid Blyton und inzwischen stapeln sich die vielseitigsten Romane in ihren Regalen. Doch trotz bunter Auswahl reichte lesen allein irgendwann nicht mehr aus und so beschloss sie ihre eigenen Gedanken ebenfalls einmal zu Papier zu bringen.
(c) by Coppenrath Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.
[…] der Witch Queen Dilogie gibt aus auf meinem Blog keine Rezension, schaut dazu aber einfach mal bei Papierfliegerin vorbei, da stimme ich in fast allen Punkten mit ihrer Meinung […]