||» Rezension «|| Ein Kleid aus Seide und Sternen [von Elizabeth Lim]

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27. Dezember 2021 0 Von Patchis Books
EIN KLEID AUS SEIDE UND STERNEN
Elizabeth Lim
Übersetzer: Barbara Imgrund
Jugendfantasy || Romantasy
Band 1 von 2
Ein Kleid aus Seide und Sternen – Dilogie
448 Seiten
02. Juni 2020
Carlsen Verlag
Paperback
16,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Ein Wettkampf, eine gefährliche Reise, zauberhafte Kleider – und eine große Liebe.
Maia Tamarin träumt davon, die beste Schneiderin des Reiches zu werden. Sie lernt diese Kunst von ihrem Vater und ist sehr begabt, aber als Mädchen ist ihr die Ausübung dieses Berufes untersagt. Als der Kaiser einen Wettbewerb um den Posten des Hofschneiders ausruft, fasst sie einen gewagten Plan: Verkleidet als Junge reist sie unter dem Namen ihres Bruders an den Hof, um für ihren Traum zu kämpfen. Unter den zwölf Schneidern, die sich bewerben, herrscht hohe Konkurrenz, das Leben am Hof ist von Intrigen bestimmt – und keiner darf Maias Geheimnis erfahren, denn dann erwartet sie der Tod. Doch schon bald zieht sie die Aufmerksamkeit des geheimnisvollen Magiers Edan auf sich: Er scheint ihre Verkleidung zu durchschauen. Und Maia braucht seine Hilfe, um die schier unmögliche letzte Aufgabe des Wettbewerbs zu erfüllen: Sie muss drei magische Kleider für die kaiserliche Prinzessin nähen, die aus Elementen der Sonne, der Sterne und des Mondes gewirkt sind. Zusammen mit Edan begibt sich Maia auf eine gefährliche Reise, die sie fast alles kostet, was ihr lieb und teuer ist …

(c) by Carlsen Verlag

Und wieder ein Buch, das ich nur besitze, weil Instagram mich quasi gezwungen hat, es zu kaufen. All die positiven Meinungen und wunderschönen Bilder haben meine Neugier dermaßen in die Höhe getrieben, dass ich es einfach haben musste – aber gleichzeitig sind mit dem Hype eben auch die Erwartungen massiv angewachsen. Nun, ein Jahr nachdem es bei mir einziehen durfte, hab ich es gewagt und mich in die Geschichte gestürzt. Ich durfte Maia und Edan kennenlernen und miterleben, welch Abenteuer die zwei überstehen müssen. Heute kann ich euch verraten, wie mir die Story gefallen hat und ob ich mich all den positiven Stimmen anschließe, oder ob sie nur mal wieder dafür gesorgt haben, dass die Enttäuschung umso größer ist. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

„Ein Kleid aus Seide und Sternen“ beginnt mit einer sehr alltäglichen Situation unserer Protagonistin. Wir haben also ein paar Minuten Zeit, um sie kennenzulernen und uns einen Eindruck von ihrem Leben und ihrer Familiensituation zu schaffen. Doch schon bald kommt die Spannung ins Spiel, denn die Welt, in der die Tamarins leben, beginnt sich zu verändern. Krieg entsteht und die ersten Verluste lassen nicht lange auf sich warten. Es wird emotional und ich fing unweigerlich an, mit Maia mitzuleiden. Doch dann kommt die Chance für das talentierte Mädchen und das Geschehen verlagert sich vom heimischen Häuschen in den großen Palast des Kaisers. Und damit endet der erste Teil des Buches. Insgesamt ist diese Geschichte nämlich in drei einzelne Teile unterteilt: Teil 1 spielt sich noch in heimischen Gefilden ab, nämlich bei den Tamarins zu Hause. Teil 2 wechselt den Schauplatz dann an den kaiserlichen Hof, den Maia aber mit falscher Identität betreten muss, um überhaupt an dem Wettbewerb um die Stelle als kaiserlicher Schneider antreten zu können. Bereits hier kommen die ersten Spannungselemente zum tragen, denn die Angst, unsere Protagonistin könnte auffliegen, saß einem permanent im Nacken und trieb einen unweigerlich immer weiter voran. Doch trotz Intrigen, Konkurrenzkampf und gewisser Spannung war das Tempo doch nicht ganz so stramm, wie erhofft. Die einzelnen Aufgaben, die die Bewerber zu bewältigen haben, sind interessant und abwechslungsreich; allerdings von recht wenig Action durchzogen. Der gesamte zweite Teil des Buches zog sich meiner Meinung nach etwas sehr in die Länge und es war eher die Atmosphäre, die mich bei Laune halten konnte. Die fiel nämlich wiederum sehr intensiv und einnehmend aus. Ich fühlte mich von Setting und der allgemeinen Stimmung sehr an den asiatischen Raum erinnert, auch wenn das nie so explizit beschrieben worden ist. Aber irgendwie entstand da dieses Bild in meinem Kopf, und das konnte mich fast besser unterhalten, als das, was geschah. Dabei will ich aber nicht sagen, dass mich die Handlung langweilte, sie ging nur eben recht langsam über die Bühne. Genau so wie die Liebesgeschichte, die sich ebenso zart entwickelte und lange Zeit fast ein einem vorbeizugehen drohte. Erst spät fiel der Groschen bei mir – denn obwohl ich die Klappentext kannte, erkannte ich da kein großartiges Knistern zwischen Maia und Edan. Erst deutlich später kam es deutlicher zum Vorschein, nämlich im dritten und somit letzten Teil. Der bietet nämlich ebenfalls nochmal einen Settingwechsel. Die Reise, die im KT ebenfalls schon erwähnt wird, nimmt den wohl größten Raum innerhalb des Buches ein und erstreckt sich, geschätzt, über die Hälfte aller Seiten. Maia und Edan müssen im Outback ums Überleben kämpfen, und sich gleichzeitig auch noch auf die Suche nach den Materialien für die letzte Aufgabe des Kaisers konzentrieren. Auch hier fehlte mir wieder der zündende Funke; der Wow-Effekt; das, was so viele an dieser Geschichte lieben. Ich hab durchaus mit den Figuren mitgefiebert, mitgefühlt und mitgelitten, aber eher auf durchschnittlichem Niveau. Da gab es keine zum Zerreißen angespannte Nerven, keine Atemnot, keine tiefschürfende Emotionen. Ellizabeth Lim hat sich aber für besagte Reise wirklich was Einfallen lassen, das mich durchaus beeindruckte. Die Gefahren, denen sich die Reisenden stellen mussten; den Gegnern, denen sie sich stellen mussten: das alles was sehr interessant und konnte fraglos als kurze Auftriebe bezeichnet werden. Aber die Phasen zwischen diesen kurzen Feuerwerken fielen recht lang aus und das gegenseitige Kennenlernen von Maia und Edan nahm der Handlung deutlich den Wind aus den Segeln. Sicher, es sorgte für Tiefgang und Greifbarkeit, machte viele Beweggründe, sowohl von Maia als auch von Edan, nachvollziehbar und ließ manch Geschehnis in ganz anderem Licht erstrahlen, aber es war für meinen Geschmack zu ausschweifend. Da änderte es auch nichts mehr, dass ich die aufkeimende Lovestory dadurch etwas besser erkennen konnte.
Und gerade gen Ende; Richtung großem Finale dieses Buches, wirkte es dann schlussendlich ein wenig „to much“. Es geschah nicht übermäßig viel; nichts, was mir den Boden unter den Füßen weggezogen hätte, aber doch genug, um mir zu abwegig zu erscheinen. Nichts, aber auch gar nichts im Laufe der 450 Seiten hatte auch nur ansatzweise auf diese Entwicklung hingedeutet und ich hätte mir gewünscht, dass sich die Autorin doch mehr auf die Magie, die es bereits gab, konzentriert. Es war ein rundes Ende, das auch genug Spielraum für Band 2 bietet, aber für mich nicht ganz das epische Feuerwerk, das ich mir gewünscht habe. Alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten, aber erkannte nicht das, was so viele in dieser Geschichte sahen.

Zu den Figuren kann ich hingegen nichts negatives sagen. Allerdings auch keinen Lobreden schwingen. Maia ist eine wirklich spannende Persönlichkeit, die allein durch den Identitätswechsel enorm viel Mut beweist und mich auch durch ihre familiäre Situation für sich gewann. Einerseits tat sie mir unendlich leid, andererseits war ich wütend darüber, dass Frauen nicht die Möglichkeiten hatten, die den Männern vergönnt waren. Maia musste in ihren jungen Jahren schon einiges ertragen und ist trotzdem zu einer mutigen, liebenswerten und starken Persönlichkeit herangereift. Sie weiß, was sie will und kämpft dafür, gerät aber immer wieder in einen Strudel aus Selbstzweifeln, der sie nur umso lebendiger machte. Maia zeigt, dass man nicht perfekt sein muss, um erfolgreich zu sein – sie zeigt, dass Fehler menschlich sind und dass man aus eigener Kraft mehr erreichen kann, als man vielleicht zu hoffen wagt. Ich mochte Maia, schloss sie ins Herz und konnte mich gut mit ihr identifizieren, fühlte und fieberte mit ihr ausreichend mit und bewunderte sie für das, was sie hier leistete. Aber trotz all dieser positiven Eigenschaften und meiner Nähe zu ihr, habe ich das Gefühl, dass sie zu unspektakulär, zu wenig einzigartig war, um mir lange in Erinnerung zu bleiben. Sie war, in gewisser Weise ersetzbar und gerade jetzt, wo schon ein paar Tage ins Land gezogen sind, merke ich, wie sie als Figur immer mehr verblasst.
Bei Edan war es etwas anders. Anfangs mochte ich den dunklen, undurchsichtigen Kerl nicht wirklich. Immerzu, wenn er auf der Bildfläche erschien, gab es Ärger und auch sonst war er mir zu unnahbar, als dass ich hätte eine Verbindung zu ihm aufbauen können. Zunächst fehlte es auch schlicht und ergreifend an Sympathie. Und dieser Eindruck zog sich, leider, über eine viel zu lange Zeit. Erst spät fand ich dann doch irgendwie einen Draht zu ihm; wohl nicht zuletzt, weil er anfing sich zu öffnen und seine Hintergründe preiszugeben. Erst da wurde er greifbar, nahbar und doch deutlich sympathischer. Gen Ende konnte ich dann sogar sagen, dass ich ihn mochte – ganz gern sogar; aber das reichte eben längst nicht aus, um mir positiv im Gedächtnis zu bleiben. Dabei hätte er so viel mehr sein können. Er war interessant, vielschichtig und durch seine Position alles andere als langweilig oder eintönig. Edan’s Magie fesselte mich, sein Fluch trieb die Spannung zusätzlich nach oben; nicht aber seine Person. Und das fand ich immens schade. Ich bin mir sicher, hätte es mehr Zugang gegeben, hätte er das Potential für einen Book-Boyfriend gehabt.
Ansonsten gab es natürlich noch zahlreiche andere Gesichter, die allesamt eines gemeinsam hatten: sie waren, für meinen Geschmack, zu blass. Gerade die Tatsache, dass ich mir keinen so richtig vor Augen führen konnte, machte es mir schwer, ihnen gegenüber überhaupt etwas zu empfinden. Sicher, der ein oder andere konnte mich überraschen – sowohl auf positiver, als auch auf negativer Ebene, aber auch hier war das nicht genug, um mich zu überzeugen. Ich schloss, bis auf Maia ( und später dann auch Edan) niemanden ins Herz und selbst kurzweilige Sympathien verpufften recht schnell wieder. Obwohl manch einer mehr Aufmerksamkeit bekam, als andere, spielten sie alle eine eher untergeordnete Rolle und dienten oft einfach nur als Mittel zum Zweck.
Die Charaktergestaltung war für mich nicht ganz ausgereift, aber zum Glück auch kein Totalausfall.

Der Schreibstil ist im Gegensatz dazu aber wirklich wundervoll und fängt viel von dem, was nicht so sehr begeistert, wieder auf. Elizabeth Lim schreibt sehr atmosphärisch, sehr einnehmend und dabei trotzdem nicht zu ausschweifend. Ich kam wunderbar schnell und einfach voran und konnte mir die einzelnen Szenen gut vor Augen führen. Ich fand dieses Setting einfach großartig und verlor mich oft so ein wenig in den Seiten. Daran änderte auch das fehlende Tempo nichts. Zwar hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle doch ein bisschen mehr Rasanz und Action gewünscht; einfach alles in allem mehr Schnelligkeit innerhalb der Geschichte, doch trotzdem büßte die Handlung nichts an Stimmung ein deswegen. Die Charaktergestaltung wäre zwar ausbaufähig gewesen, aber schlussendlich ist das nicht ausschließlich dem Stil geschuldet, sondern eher des großen Ganzens. Für mich war der Stil mit ein Grund, wieso ich dauerhaft am Ball bleiben wollte und; was noch viel wichtiger ist; auch ein Grund dafür, dass ich Band 2 ebenfalls noch lesen werde.

„Ein Kleid aus Seide und Sternen“ von Elizabeth Lim ist wieder ein typisches Opfer des Hype-Stroms. Obwohl die Geschichte wirklich kreativ und interessant war, herrscht hier trotzdem Enttäuschung. Warum? Weil meine Erwartungen einfach viel zu hoch waren an das Buch. Mir fehlte es an Tempo, an Spannung, an Fortschritt. Stellenweise dümpelt hier vieles einfach nur träge vor sich hin und kann, schlussendlich, nur durch eine einzigartig schöne Atmosphäre glänzen. Denn die überzeugte mich wirklich! Leicht asiatisch angehaucht, mit einer gehörigen Portion Magie und einem dauerhaft klaren Bild der einzelnen Szenerien vor meinem inneren Auge. Maia als Protagonistin ist dabei vielleicht keine Neuerfindung des Rads, aber sie konnte mich doch genug für sich gewinnen, damit ich mit ihr mitfiebern und mitfühlen konnte. Der männliche Protagonist Edan hatte dieses Glück leider nicht. Im Gesamten kann ich jetzt sagen: es war eine schöne, kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, aber längst nicht das, was der Hype um diese Dilogie, mir suggeriert hat.

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Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.

(c) by Coppenrath Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.