||» Rezension «|| A River of Royal Blood – Rivalinnen [von Amanda Joy]
– Rivalinnen –
Amanda Joy
Übersetzer: Carina Schnell
High Fantasy || Jugendfantasy
Band 1 von 3 [?]
400 Seiten
(c) by dtv Verlag
Ganz frisch ist dieses Buch hier bei mir, und trotzdem gibt’s heute schon meine Meinung dazu. Warum? Weil ich einfach endlos neugierig auf die Geschichte war und unbedingt wissen wollte, was sich hinter diesem wunderschönen Cover und dem mehr als ansprechenden Klappentext verbirgt. Außerdem hat sich der schnelle Griff nach dem Buch auch deshalb angeboten, weil ich es so im Buddyread mit Vivi [@vivi.loves.books und @vivis.newchapter] lesen konnte. Also hab ich die Gunst der Stunde genutzt und mich in die Seiten gestürzt. Wie mir das Ganze schlussendlich gefallen hat; ob es meine Erwartungen erfüllen konnte und alles weitere erfahrt ihr jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß mit der Rezension. ♥
Der Schreibstil von Amanda Joy war bereits die erste positive Überraschung. Nicht nur, dass es einem möglich ist, sehr schnell Fuß zu fassen innerhalb der Geschichte; sondern auch die Atmosphäre überzeugte mich binnen weniger Zeilen. Die verliert sich nicht in unnötigen Beschreibungen, sondern bringt jede einzelne Szene genau auf den Punkt und erschafft wunderbar realistische, greifbare Bilder vom Geschehen. Allein das Worldbuilding begeisterte mich schon, denn obwohl wir uns hier in einer rein fiktiven Welt bewegen, waren die einzelnen Orte, die Entfernungen und die Dimensionen im allgemeinen absolut nachvollziehbar und leicht zu verfolgen, sodass ich mich in Akhimar perfekt zurechtfand und mich dort sogar richtig wohlfühlte. Und obwohl ein so großes Augenmerk auf der Gestaltung von Welt, Figuren und Beziehungen liegt, geht es dennoch straight vorwärts, sodass man unsagbar schnell durch das Buch schlittert. Es lässt sich wunderbar leicht lesen, und erzeugt trotzdem einen sehr intensiven Sog, dem man sich kaum verwehren konnte. Da wir auch nur aus der Sicht unserer Protagonistin lesen, gibt es auch dahingehend keinerlei Verwirrung oder Chaos. Man konzentriert sich voll auf Eva und erlebt das Geschehen durch ihre Augen. Die kurzen, knackigen Kapitel, die in den meisten Fällen mit einem Cliffhanger enden, rundeten für mich die Erzählweise perfekt ab und machten „A River of Royal Blood“ zu einem echten Pageturner.
Die Charaktere bestachen in erster Linie erstmal durch Facettenreichtum und Abwechslung. Sowohl die Hauptfiguren, wie auch die Nebenrollen bringen alle eine ganze Menge Vielfältigkeit mit und heben sich ganz deutlich voneinander ab. Die gesamte Charaktergestaltung war nahezu auf den Punkt, weil es Amanda Joy schafft, uns einen jeden davon näher zu bringen, ohne dass sie sich lange damit aufhält, jemanden vorzustellen. Selbst der unwichtigste Soldat war alles andere als ein blasser Schemen; ihnen allen wurde mittels eigenen Charakter-, Wesens- und Optikzügen Leben eingehaucht. Und der Großteil davon war, in meinen Augen absolut nachvollziehbar – nur eben nicht jeder. Und da liegt bereits einer von zwei Kritikpunkten:
Unsere Protagonistin Eva verhielt sich in den meisten Lagen total glaubhaft und authentisch, sodass ich schon früh eine gewisse Verbindung zu ihr finden konnte. Sie war mir sympathisch, erschien mit liebenswert und verkörperte alles, was eine gute Hauptfigur ausmacht: Nachvollziehbar,- und Greifbarkeit, ein gutes Maß an Cleverness und eine passende Portion Kampfgeist und Neugier. Aber sie zeigte sich auch mal schwach, was sie erst so richtig dreidimensional machte. Allerdings tat ich mir vor allem dann schwer mit ihr, wenn sie mit ihrer Mutter oder ihrer Schwester agierte. Da war ihr Verhalten so flatterhaft und schwammig, dass ich überhaupt nicht mehr zurechtkam. Und auch stand es in totalem Kontrast zu ihren Gedanken. Die Abneigung, die man als Leser unweigerlich für Mutter und Schwester entwickelt, übertrrägt man automatisch auf Eva – und dass sie ebenfalls einen echten Groll hegte, war nur innerhalb ihres Denkens, nicht ihres Handelns zu erkennen. Für mich lässt es sich sehr schwer greifen, was da so ein Störfaktor war, aber ich hing mich daran immer wieder auf. Mal kam ihr ihre Mutter entgegen, indem sie doch so etwas wie ein Herz zeigte, und anstatt dies zu schätzen, wurde Eva schnippisch und irgendwie ungerecht. Aber ist die Mutter mal wirklich eiskalt, schleimt sich Eva wieder ein. Also alles etwas verwirrend und unglaubwürdig. Doch ansonsten überzeugte mich die 16-jährige Prinzessin doch in quasi allen Facetten. Ich mochte sie trauernd, mochte sie wütend, begleitete sie gerne, wenn sie glücklich war und fieberte mit ihr mit, wenn es nötig wurde. Im Gesamten war Eva also echt keine schlechte Protagonistin; nur eben etwas wankelmütig, wenn es um ihre Familie ging.
Einen männlichen Protagonisten gibt es in der klassischen Form nicht. Es gab einige Männer, die mal mehr, mal weniger im Fokus standen, doch einen richtigen Hauptakteur lässt sich nicht benennen. Trotzdem möchte ich hier auf zwei Personen nochmal näher eingehen; nämlich einmal auf Bakkha und einmal auf Aketo. Beide Männer waren wirklich interessant und alles andere als gewöhnlich. Ihre Fähigkeiten und ihre Magika hoben sich deutlich von dem ab, was man sonst so trifft in dieser Art von Romanen. Und beide erreichten mich auf einer Ebene, die mich, besonders jetzt rückblickend, wirklich überraschte. Beide waren hochgradig sympathisch, aber gleichzeitig so geheimnisvoll, dass es mir bis zum Schluss nicht möglich war, sie zu durchschauen. Was führen sie im Schilde, was sind ihre Pläne, ihre Beweggründe, ihre Ziele? Und obwohl meine Eindrücke zu den beiden sich so ähneln, sind sie charakterlich doch ganz unterschiedlich. Bakkha, der oft irgendwie an ein Fabelwesen erinnert, das gar nicht existieren sollte – ist Aketo eher derjenige, der Attraktivität ausstrahlte und mich auch optisch für sich gewinnen konnte. Aber beide waren gleichermaßen tiefgründig; haben eine Geschichte und einen Background verpasst bekommen und waren deshalb umso lebendiger und greifbarer.
Ansonsten habe ich ja bereits über die Mutter und Schwester von Eva ein paar Worte verloren. Und dabei sollte ich es wohl auch belassen. Was sind das für furchtbare Menschen gewesen? Beide haben eine Antipathie in mir hervorgerufen, wie ich es selten erlebt habe. Beiden wollte ich ab einem gewissen Punkt einfach den Hals umdrehen, weil mir nicht in den Kopf geht, wie man so mit seinem eigenen Fleisch und Blut umgehen lassen. Gehässigkeit, Eiseskälte und ein Benehmen, das bestraft gehört. Aber gerade weil sie zu zweit waren – weil BEIDE einfach schrecklich waren, hatten sie ein leichtes Spiel. In der Hinsicht wurde von Amanda Joy alles richtig gemacht, denn sie rief genau die Emotionen in mir hervor, die es gebraucht hat, um die volle Wirkung des Königshauses zu erzielen. Also all mein Gemecker über Isa und die Königin ist durchaus positiv aufzufassen. Ich hätte niemals diese Gefühle entwickelt, wenn die beiden nicht so intensiv ausgearbeitet gewesen wären.
Die Idee hinter „A River of Royal Blood“ ist einfach genial. Das Grundgerüst kommt einem zwar durchaus bekannt vor, mit den Erbrivalinnen; doch was tatsächlich alles dahintersteckt; was die Autorin für Elemente benutzt hat, überrascht einen auf ganzer Linie. Aber verhält es sich so auch mit der Umsetzung? Dazu gleich mehr. Fangen wir, wie immer, vorn an:
Der Einstieg gelang mir erstaunlich leicht. Obwohl wir quasi ins kalte Wasser geworfen werden und zunächst keinen Plan haben, was es mit der Welt, mit Akhimar und den verschiedenen Wesen auf sich hat, klärt sich der Blick darauf ziemlich schnell auf. Binnen weniger Seiten hatte Amanda Joy alles so geschickt erklärt, dass der Informationsfluss ganz nebensächlich passierte. Alles wurde schon sehr früh greifbar und die Erklärungen waren so perfekt platziert, dass man sich das Setting, die Charaktere und die Schwingungen sehr intensiv wahrnehmen konnte. Alles erschien prompt vor meinem inneren Auge und nahm mich für sich ein. Die Geschichte beginnt dabei gar nicht extrem rasant oder spannend, sondern baut sich erst nach und nach auf. Und selbst dann ist es eher eine Slow – Burn – Handlung, die mehr von unterschwelliger, als offensichtlicher Spannung lebt. Es passiert auch unheimlich viel auf der zwischenmenschlichen Ebene, was den Tiefgang nochmal deutlich verstärkt und uns die Figuren näher bringt. Ich war ehrlich überrascht davon, wie viel hier kommuniziert wird, wie viel Hintergrundinfos uns zugespielt werden und die Lovestory trotzdem ein solches Randthema bleibt. Im Grunde kann man fast sagen, dass dieser Auftakt fast komplett ohne Liebesgeschichte auskommt. Fast (!), denn so ganz ohne Knistern geht’s dann doch nicht. Aber es kommt erst spät dazu und das begeisterte mich doch sehr. Es wird sich mehr mit dem Vorankommen der Handlung beschäftigt, mit Freundschaften und Gefühlen, die eben nichts mit Liebe zu tun haben – oder wenn, dann eher die Liebe innerhalb der Familie. Oder eher, die fehlende Liebe innerhalb der Familie. Und hier liegt der zweite Kritikpunkt: denn wie oben schon erwähnt, wird auch auf der zwischenmenschlichen Ebene gearbeitet, und zwar in Form kurzer Rückblenden in die Kindheit der Protagonistin – zumeist, wenn sie mit ihrer Schwester agierte. Einerseits brachte das für beide Parteien Tiefgang; ließ so manch Reaktion und so manch Gedankengang der Gegenwart in anderem Licht erscheinen – aber es brachte, meiner Meinung nach, auch eine gewisse Unruhe ins Spiel; zog das ganze Geschehen unnötig in die Länge. Auch wenn die Erinnerungsfetzen kurz waren, waren sie doch nicht interessant genug, um die unterbrochene Spannung aufzufangen.
Dafür setzt Amanda Joy immer wieder Wendungspunkte, die einen völlig unerwartet treffen und regelrecht sprachlos machten. Immer, wenn man glaubte, nun verstanden zu haben, wolang der Hase läuft, änderte sich plötzlich wieder alles und die Handlung schlug ganz neue, ganz unerwartete Richtungen ein. Die Stimmung ist zwar eher als ruhig zu bezeichnen, aber keineswegs als langweilig. Es passierte ständig etwas, und die Atempausen, die uns zugesprochen werden, sind kurz, aber ausreichend. Mich fesselte die Handlung absolut, und ich ertappte mich auch außerhalb der Lesezeit dabei, wie ich über Eva, ihre Heimat, ihre Familie und ihr Schicksal nachdachte. Ich stellte eigene Theorien auf, misstraute den beteiligten Figuren zunehmend und ließ mich auf das Katz- und Mausspiel ein.
Allerdings bot die Auflösung absolut nicht das, was ich mir ausgemalt hatte. In meinem Kopf existierten die wildesten Ideen; ich hatte zig Ausgänge parat – aber das, was dann tatsächlich geschah, war eher ernüchternd. Nicht nur, dass die finale Szene, der allesentscheidende Moment, binnen weniger Zeilen abgehandelt war; auch die Art und Weise, wie Amanda Joy alles entschlüsselte, stieß auf wenig Gefallen. Im Endeffekt wurde das, was das Buch ausmachte – das, worauf alle Leser gespannt hinfiebern, einfach umgangen und nichts hat im Laufe der Geschichte auf dieses Ende hingedeutet. Ich kann es nicht anders benennen, als glasklar zu sagen: ich war vom letzten Drittel enttäuscht. Ich hab mir mehr erhofft, mehr versprochen, mehr ausgemalt. Mehr Tempo, mehr Spannung, mehr Undurchsichtigkeit. Aber alles, was sich im Laufe der ersten beiden Drittel aufgebaut hatte, verflüchtigte sich. Aber, und das finde ich fast eine Nuance wichtiger: der Epilog macht unfassbar große Lust auf Band 2. Es kommen nochmal völlig neue Fragen auf; neue Wege werden geebnet und plötzlich sieht die Welt nochmal ganz anders aus.
Im Gesamten kann ich sagen, dass „A River of Royal Blood“ von Amanda Joy mir einige sehr mitreißende, spannende Lesestunden beschert hat und im großen Ganzen doch echt Spaß gemacht hat. Es ist ein eher ruhiger Auftakt, zumindest von der Stimmung her, denn die Spannung klingt eher unterschwellig durch, lässt sich aber trotzdem nicht von der Hand weisen. Mich packte dieser Roman von der ersten Seite an, wohl auch wegen des tollen Worldbuildings. Das Land Akhimar, wo Eva und Co. zuhause sind, war so greifbar, so vielschichtig und so bildhaft dargestellt, dass man sich problemlos zurechtfand und mit keinerlei Problemen zu kämpfen hat. Einzig die Rückblicke in die Vergangenheit; die zwar kurz, aber doch etwas sperrig waren, hätte es, meiner Meinung nach nicht gebraucht. Die änderten nämlich meine Meinung über zwei Figuren überhaupt nicht, obwohl das sicher mitunter das Ziel gewesen ist. Ich jedenfalls freue mich wahnsinnig auf die Fortsetzung, auch wenn die Auflösung nicht ganz das war, was ich mir ausgemalt hatte. Zu wenige Hinweise auf diese Entschlüsselung machten es teils fast unglaubwürdig.
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Amanda Joy ist Autorin, leidenschaftliche Bookstagrammerin und Hundemama. Die »A River of Royal Blood«-Serie ist ihre erste Buchreihe. Fotos von Büchern und ihrer Hündin Luna findet man auf @amandajoywrites.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.