||» Rezension «|| Kaleidra 01: wer das Dunkel ruft [von Kira Licht]
– Wer das Dunkel ruft –
Kira Licht
Jugendfantasy || Romantasy || Urban Fantasy
Band 1 von 3
Kaleidra – Trilogie
Wenn die 17-jährige Emilia eines liebt, dann sind es Rätsel. Als sie bei einem Museumsbesuch das sagenumwobene Voynich-Manuskript lesen kann, spürt sie, dass sie einem unglaublichen Mysterium auf der Spur ist – denn das Dokument gilt als eines der größten, nie entschlüsselten Geheimnisse der Menschheit. Dann trifft sie auf den attraktiven, aber sehr verschlossenen Goldalchemisten Ben, und die Ereignisse überschlagen sich: Emilia ist eine Nachfahrin des uralten Silberordens! Schnell gerät sie ins Kreuzfeuer rivalisierender Geheimlogen, und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
(c) by One Verlag
Kira Licht war mir bereits bekannt, immerhin habe ich nicht nur ihren New Adult Roman („Sunset Beach“) sondern auch schon eine Fantasy-Geschichte aus ihrer Feder („Lovely Curse“) gelesen. Und da mir beide Bücher ganz gut gefallen haben, stand es für mich außer Frage, dass auch „Kaleidra“ bei mir einziehen darf. Leider lag es jetzt doch eine geraume Weile unbeachtet hier, ehe mich die Neugier packte. Schade eigentlich – denn immerhin gehört das Cover zu den schönsten, in meinem Regal. Und vielleicht haben auch die ganzen Rezensionen auf Instagram dafür gesorgt, dass ich jetzt doch danach gegriffen habe. Wie dem auch – jedenfalls hab ich es inzwischen gelesen und kann euch deshalb heute auch direkt verraten, wie mir die Geschichte rund um Emilia und Ben gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Wie bereits einige Blogger angekündigt hatten, so hebt sich die Kaleidra-Trilogie inhaltlich bzw. thematisch schon mal deutlich von dem ab, was man ansonsten so kennt und liest – und das zeigt sich auch schon im Auftakt. Die Autorin erschafft eine nicht ganz unkomplizierte Handlung, die das Herz eines jeden Chemie-Schüler/Student/Lehrer höher schlagen lässt. Mithilfe von chemischen Elementen, Alchemie und Verbindungen wird eine Storyline aufgebaut, die es erst einmal zu verstehen gilt – und das dauerte, auch in meinem Fall, eine gewisse Zeit. Dabei half aber mit Sicherheit auch das gewohnte Grundgerüst, das man sowohl hier, als auch in zahlreichen anderen Romanen dieses Genres findet. Aber fangen wir doch mal vorn an, bevor das hier im Chaos endet:
Der Einstieg in diese Geschichte ist nicht einfach; aber irgendwie ist er es doch. Wir begegnen zunächst unserer Protagonistin, die sich inmitten ihres gewöhnlichen Lebens befindet, die Schule besucht und an jenem schicksalhaften Tag einen Ausflug in ein Museum macht. Wo sie dann auch zum ersten Mal auf Ben trifft. Und damit startet das Buch erst so richtig. Und damit beginnt dann auch der Part, bei dem ein wenig mehr Konzentration gefordert wird. Es bedurfte definitiv etwas Aufmerksamkeit, um wirklich am Ball bleiben zu können und zu begreifen, wie was miteinander verbunden ist und wie die Alchemie innerhalb des Buches funktioniert. Doch trotz der komplexen Thematik ist es Kira Licht gelungen, das Ganze auch für Laien wie mich, verständlich rüber zu bringen. Gerade auch, weil dies meine erste Geschichte rund um Alchemie war. Zwar dauert es ein wenig, bis man sich an alle Begebenheiten, Zusammenhänge und Fakten gewöhnt hatte, doch sind einem die erst einmal geläufig so entsteht ein wirklich packender Lesefluss.
Apropos packend! Das ist die Geschichte rund um die Schülerin Emilia und den Goldalchimisten Ben allemal. Allein die ganzen innovativen Aspekte erzeugen bereits einen erstaunlichen Sog; und die bekannten Elemente, wie die Liebesgeschichte, die einfach dazu gehört, sorgen dafür, dass man doch auf etwas Gewohntes trifft und sich nicht völlig verloren fühlt. So ist eine gelungene Mischung entstanden, die abwechslungsreich und vielfältig vonstatten geht, einige unerwartete Wendungen und Spannungshochs zu bieten hat, und einfach interessant und unterhaltsam zu verfolgen ist. Mir gefiel auch, wie die Spannung überhaupt aufgebaut wurde. Der Ablauf ist erfrischend anders, und auch wenn bekannte Einflüsse da sind, wirkt es trotzdem neu.
Leider flacht das Tempo zwar im Mittelteil etwas ab, und gewisse Geschehnisse ziehen sich entweder etwas in die Länge, oder wiederholen sich einfach, aber selbst in dieser ruhigen Phase, ist dennoch die unterschwellige Spannung zu spüren, sodass auch dann nicht das Bedürfnis aufkommt, das Buch zur Seite zur legen. Kira Licht streut selbst dann immer noch interessante Informationen zu dem fantastischen Begebenheiten und lässt so das Gefühl beim Leser aufkommen, immer etwas zu entdecken zu haben. Vielleicht liegt es aber auch einfach an der Tatsache, dass selbst die Liebesgeschichte nicht durch die Fantasy-Aspekte verdrängt bzw. in den Hintergrund gedrängt wird. Die Sache zwischen Emilia und Ben entwickelt sich langsam, aber doch deutlich. Die Annäherungen geschehen oft eher nebensächlich und fügen sich deshalb perfekt in die restliche Handlung mit ein. Interessante Dialoge fallen hier genau so ins Gewicht, wie die immer intensiver werdenden Schwingungen zwischen den beiden, und die Tatsache, dass es eigentlich nicht so sein dürfte. Allein dieser kleine Nervenkitzel reichte aus, um die Lovestory am Laufen zu halten.
Gen Ende wird es dann, wie es sich gehört, wieder rasanter. Die Geschehnisse überschlagen sich; die Zeit rennt davon und es wird immer spannender und spannender. Die Inszinierung des letzten Drittels begeistert durch Tempo, aber auch durch Emotionen und Undurchsichtigkeit. Zugegeben, nicht alles, was im Schlusspart passierte, war total überraschend; aber die Art und Weise, wie es dargestellt wurde, war doch fesselnd genug, um die Vorhersehbarkeit abzumildern. Außerdem werden zahlreiche neue offene Fragen aufgeworfen, sodass Band 2 schon jetzt, im Vorfeld einiges an Potential zu bieten hat – das, wie ich es jetzt in Band 1 erlebt habe, mit Sicherheit gut ausgeschöpft wurde von der Autorin. Ich jedenfalls freu mich auf die Fortsetzung.
Ein weiterer Faktor, wieso dieses Buch das Potential zum Pageturner hatte, waren die Charaktere. Ben und Emilia wurden von Kira Licht mit viel Tiefgang und Details ausgestattet, sodass es einem überhaupt nicht schwer fiel, ihre Beweggründe nachvollziehen zu können und sie dahingehend auch zu verstehen. Obwohl die beiden an der ein oder anderen Stelle vielleicht ein wenig „jung“ wirkten für ihr Alter, so empfand ich sie doch als absolut authentisch und glaubhaft. Emilia hatte es, vielleicht noch eine Spur leichter, mich für sich zu gewinnen, einfach aus dem Grund, dass sie das fröhlichere Gemüt besaß und im Gesamten zugänglicher wirkte. Sie war ein ganz normales Mädchen; ein Teenager, mit einem unfassbar sympathischen Freundeskreis, der sich viel mit bekannten Teenie-Problemen beschäftigte, aber auch für einige Lacher sorgen konnte. Und so fand ich schon früh einen Draht zu der Schülerin, die plötzlich in eine Welt gezogen wurde, die mir ebenso fremd war wie ihr. Und so entdeckten wir gemeinsam was Ben und Co. von „normalen“ Menschen unterschied und was die Alchemie nicht alles zu bieten hatte. Genau so wie ich, so war auch Emilia mal restlos überfordert mit der Flut an Informationen, aber wir meisterten das zusammen. Vielleicht war ich auch genau deswegen so tief involviert.. weil ich mich problemlos mit Emilia identifizieren konnte und ihre Gefühle so intensiv nachempfinden konnte. Sie war also durch und durch sympathisch und liebenswert, aber auch facettenreich und vielschichtig. Sie wuchs mit ihren Aufgaben und legte dabei eine Entwicklung an den Tag, die einen von vorn herein überzeugte und stellenweise sogar richtig überraschte.
Ben hatte dagegen zunächst ein etwas schwereres Los gezogen; denn er war zwar von Anfang an ein Rätsel, das es zu lösen galt. Einerseits enorm anziehend; andererseits wiederum total distanziert und fast unterkühlt. Er nahm sich zu Beginn sehr zurück und glänzte mehr durch fiese Seitenhiebe und ein zu autoritäres, unsympathisches Auftreten. Aber zu meiner großen Überraschung machte ihn das als Person trotzdem nicht unsympathisch. Im Gegenteil – es sorgte eher für das gewisse Etwas, für eine Brise Humor und für eine Menge Spannungspotential. Hier passt der Spruch „was sie liebt, das neckt sich“ besser denn je. Und im Laufe der Zeit legte dann auch Ben seine Fassade ab und zeigte, dass hinter dieser Schutzmauer viel mehr steckte, als nur ein herber Kerl, der gern die Zügel in den Händen hält. Er zeigte, dass er ein wirklich großes Herz besaß, und immer nur die besten Absichten hatte. Er beweist, dass er nicht so unnahbar ist, wie er es lange vorgab und legt damit immer mehr sympathische Züge an den Tag. Ben war ein echt interessanter Charakter, der wahrscheinlich die deutlich größere Entwicklung durchlebte, und sich trotzdem nicht zu sehr in den Vordergrund drängte. Für mich ergänzten sich Ben und Emilia wunderbar und ergaben eine interessante, aber auch explosive Mischung, mit der es niemals langweilig wurde.
Doch selbst die Randfiguren waren mit erstaunlich vielen Details versehen, sodass ich mir selbst die beste Freundin von Emilia, die nur anfangs recht oft auf der Bildfläche erscheint, kinderleicht vor Augen führen konnte. Oder die anderen Ordensmitglieder – sie alle waren greifbar, tiefgründig und authentisch genug ausgearbeitet, um eine Verbindung zu ihnen aufbauen zu können. Ich fand in ihnen Freunde, aber auch Feinde und fieberte mit ihnen fast genau so sehr mit, wie ich es bei den Protagonisten tat. Und ich freue mich tatsächlich auch sehr darauf, den ein oder anderen bald in den Folgebänden wieder zu treffen; auf andere wiederum würde ich gern verzichten, obwohl natürlich auch die ihren Teil zur Geschichte eintragen und nicht wegzudenken sind.
Der Schreibstil von Kira Licht war, genau wie ich es erwartet hatte, wunderbar leicht und angenehm zu lesen. Sie schreibt sehr einfach; verzichtet auf ausladende Beschreibungen und setzt den Fokus eher darauf, voran zu kommen. Und trotzdem büßt die Handlung keineswegs an Greifbarkeit oder Lebendigkeit ein. Ich konnte mich kinderleicht von den Geschehnissen gefangen nehmen lassen und fühlte mich dauerhaft als Teil der Geschichte. Auch die Atmosphäre, die größtenteils sehr dicht ausfiel, fesselt den Leser zusätzlich. Nur hin und wieder unterbrochen von kurzen Auflockerungen in Form von schlagfertigen Dialogen, hitzigen Diskussionen oder anderen humorvollen Parts. Und genau diese Mischung war es, was „Kaleidra“ so interessant machte. Selbst wenn mal nichts geschah, geschah doch immer wieder etwas, das es sich zu erleben lohnt. Aber das größte Lob gilt wohl der Darstellung dieser doch recht komplexen Thematik. Die Autorin hat es geschafft, alle Infos verständlich rüber zu bringen, ohne den Lesefluss ins Straucheln zu bringen. Es dauerte zwar, wie gesagt, eine Weile, bis alle Begebenheiten dauerhaft abrufbar sind, doch der Weg dahin war dennoch nicht schwierig, sondern nur etwas „aufmerksamkeitsfordernder“. Und danach lief es ohnehin reibungslos und ich konnte mich wieder mehr auf das, was geschah, konzentrieren, als auf das, was das Worldbuilding betraf.
Für mich hätte man diesen Auftakt nicht besser in Worte fassen können. Kira Licht hat mich schon öfters überzeugt, und auch dieses Buch hier stellt keine Ausnahme dar, sondern bestärkt mich nur noch mehr darin, dass sie großes Talent hat und immer die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor findet.
„Kaleidra 01: wer das Dunkel ruft“ von Kira Licht ist ein erfrischender, neuartiger Auftakt, der das Thema Alchemie sehr innovativ behandelt und trotzdem verständlich rüber bringt. Eine gelungene Mischung aus Jugendroman und Fantasy-Epos, der gleichermaßen unterhaltsam wie mitreißend ausfällt. Die Liebesgeschichte spielt hier eher eine untergeordnete Rolle, gerät aber dennoch nicht in Vergessenheit. Ben und Emilia harmonieren toll zusammen und die Schwingungen zwischen ihnen, werden mit jeder gelesenen Seite intensiver. Trotzdem steht der Plot deutlich im Vordergrund und fordert zunächst vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit, als erwartet, immerhin gilt es das Alchemie-Konzept erst einmal zu verstehen; ist dafür aber auch umso spannender und interessanter. Ein solider Auftakt, der mich zwar nicht restlos umhauen, aber dafür trotzdem toll unterhalten konnte.
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Kira Licht ist in Japan und Deutschland aufgewachsen. In Japan besuchte sie eine internationale Schule, überlebte ein Erdbeben und machte ein deutsches Abitur. Danach studierte sie Biologie und Humanmedizin. Sie lebt, liebt und schreibt in Bochum, reist aber gerne um die Welt und besucht Freunde. Für News zu Büchern, Gewinnspielen und Leserunden folgen Sie der Autorin auf Instagram (kiralicht) und Facebook.
(c) by One Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim One Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.