||» Rezension «|| Mein geträumtes Leben [von Julia Arling]
Julia Arling
Romance || Fantasy
Einzelband
412 Seiten
» Leseprobe bei Amazon «
Eine berauschende und inspirierende Urban-Fantasy-Geschichte über das, was einer jungen Frau zustößt, die zur Unsichtbarkeit verdammt und trotzdem fest entschlossen ist, ihre Spuren auf der Welt zu hinterlassen. Die uns zeigt, dass die entscheidenden im Leben immer da, aber doch nicht immer erreichbar sind: Der Mut zum Neubeginn, die Bereitschaft zu helfen, und die Chance zu lieben… – Zitat von Marie C. Rundholz; Schriftstellerin & Künstlerin.„Wie mutig bist du, wenn du nicht mehr weißt, wie mutig du einst warst?“ Es gibt eine Wirklichkeit hinter dem, was wir mit bloßem Auge erkennen können. Ein Leben weit jenseits all unserer Geschichten. Als Cecilia erwacht, hat sie alles verloren. Niemand kann sie mehr sehen und sie wurde all ihrer Erinnerungen beraubt. Ein unsichtbarer Faden zupft an ihrer Seele, versucht hartnäckig, sie in seine Richtung zu ziehen. Doch wer steht am anderen Ende? Kann sie dem Faden trauen? Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und ihren Träumen findet sie Freunde. Und ihren Seelenverwandten – Ben, der fast so verloren ist wie sie. Ist es ihr Schicksal, sich zu finden? Oder bringt Ben sie nur weiter ab von dem Pfad, an dessen Ende sie endlich ihrem wahren Selbst gegenüber steht? Der Schlüssel liegt in Cecilias Vergangenheit. Und führt sie doch weiter davon weg, als sie sich je erträumt hätte.
(c) by Julia Arling
Auf dieses Buch bin ich vor allem deshalb neugierig geworden, weil es von einer meiner Bloggerkolleginnen stammt. Julia Arling war mir lange vor diesem Werk ein Begriff; nicht zuletzt, weil ich sie schon eine geraume Weile auf Instagram verfolge. Und weil ich ihre Art als sehr besonders und einzigartig wahrgenommen habe, war ich auch extrem neugierig darauf, wie sie die Geschichte rund um Cecilia und Ben umsetzen würde und ob nicht etwas von ihr selbst zwischen den Zeilen mitschwingt. Jetzt endlich habe ich das Buch gelesen und möchte euch deshalb heute gern berichten, wie es mir gefallen hat. Vielleicht ein neues Highlight in meinem Regal? Oder eine Enttäuschung? Das und noch vieles mehr, verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Die Geschichte beginnt an einem äußerst interessanten, aber auch sehr berührenden und schwermütigen Punkt. Wir treffen nämlich genau in dem Moment, in dem sie wieder zu sich kommt und feststellen muss, dass ihr Leben nicht mehr das ist, was es mal war, auf unsere Protagonistin. Und damit beginnt eine Reise, die zunächst wirklich schwer im Magen liegt und oft sehr nah an der Grenze zum Runterziehen wandelt. Das Geschehen belastet einen und ist stellenweise fast mit körperlichem Schmerz verbunden, sodass ich immer wieder eine kurze Pause brauchte und allgemein nicht sehr motiviert war, weiterzulesen. Besonders zu Beginn fehlte mir so ein wenig die Konversation bzw. besser gesagt: die Interaktionen. Wir beschäftigen uns rein mit Cecilia, mit ihren Gedanken, ihren Gefühlen, ihren Ängsten, Sorgen und Nöten. Und dass dies auf Dauer belastend werden kann, ist nur logisch. Trotzdem gab es da diese unterschwellige Spannung, die mich doch an die Seiten bannen konnte und nicht losließ. Immerhin will man als Leser ja erfahren, was dahintersteckt und wie sich die Handlung wohl weiterentwickeln würde. Und kaum ist der Einstieg, mit all seiner Schwere und Bedrücktheit überwunden, mausert sich die Geschichte zu einem wahren Abenteuer. Es kommen die ersten anderen Personen ins Spiel; bringen Frische und Abwechslung mit sich und begeistern durch Vielfalt und Authenzität.
Spätestens nach dem ersten Drittel veränderte sich für mich die Atmosphäre um fast 180 Grad und plötzlich war da nicht mehr nur die Trauer und der Schmerz, sondern Hoffnung. Hoffnung, mit zahllosen Lichtblicken und einer Menge Wärme. Den Weg, den Cecilia zu bewältigen hat, ist nicht leicht, nicht problemlos, nicht eben; er ist gepflastert mit Steinen, gesäumt mit Hürden und anderen Hindernissen; aber sie darauf zu begleiten, ist nicht nur mit echten Emotionen verbunden, sondern auch mit Freude, Glück und zauberhaften Momenten. Von der Spannung ganz zu schweigen. Julia Arling ist es gelungen, aus der Eintönigkeit auszubrechen und der Geschichte mit zahlreichen Wendungen neue Würze zu verleihen. Ich bin unendlich froh, dass es so gekommen ist, da ich anfangs wirklich noch davon ausging, es bleibt bei dieser tristen Stimmung, die mir doch sehr zusetzte. Aber durch die Wandlung fiel es mir dann auch nicht mehr weiter schwer, am Ball zu bleiben; mitzufiebern, mitzufühlen und mich einfach mitreißen zu lassen. Dabei setzt die Autorin längst nicht nur auf eine abwechslungsreiche Storyline und Spannung, die größtenteils unterschwellig durchschimmert, sondern auch auf tiefgründige Dialoge, die einen immer wieder zum Nachdenken animieren und den Sinn des Lebens hinterfragen lassen. Das mag überzogen klingen, aber genau so hab ich es wahrgenommen. So oft musste ich innehalten und mir vor Augen führen, wie viel mehr in diesem oder jenen Satz mitschwang. Es ist eine lebensbejahende Geschichte, die mit viel Liebe und Leidenschaft ausgearbeitet wurde und, jetzt rückblickend, zu 100% rund war. Die einzelnen Geschehnisse schlossen sich immer mehr und mehr zu einem großen Ganzen zusammen und immer wieder gab es Aha-Momente. Alles fügte sich ineinander, wie kleine Puzzleteilchen, die jedes für sich schon einiges zu erzählen hatte; aber in Kombination mit all den anderen ein unfassbar faszinierendes Gesamtbild ergaben.
Besonders im letzten Drittel nehmen die einzelnen Geschehnisse nochmal an Fahrt auf, werden in rasantem Tempo miteinander verwoben und zaubern so einen Schlusspart, der nicht nur ans Herz geht, sondern auch wirklich stimmig erscheint und ein tolles Ende für „Mein geträumtes Leben“ bietet. Ich gebe zu: der große Twist, auf den hingearbeitet wurde, war für mich keine Überraschung. Ich hab diese Wendung bereits frühzeitig kommen sehen. Aber das änderte rein gar nichts daran, dass sie mich emotional trotzdem ergreifen und mitreißen konnte. Ich schlitterte nur so durch die letzten Seiten und genoss jedes Wort, das Julia für uns geschrieben hat. Und deshalb war für mich das letzte Drittel auch definitiv am stärksten. Es gab von allem etwas und es bereitete mir gleichermaßen Freude wie Gänsehaut, wie sich der Kreis dann schlussendlich schloss.
Unsere Protagonistin hatte zu Beginn ein paar Probleme damit, mich so richtig für sich zu gewinnen. Dies mag auch der Gesamtsituation geschuldet sein; weil es einfach Zeit brauchte, bis die eigentliche Handlung so richtig in Fahrt kommen konnte, da einfach etwas Vorlauf nötig gewesen ist, um das Verständnis zu garantieren. Und gerade auch, weil man sich also Leser nicht 100% in Cecilia hineinversetzen kann aufgrund fehlender Erfahrungswerte, ist es für mich schwer, nun ein Urteil darüber zu fällen. Meiner Meinung nach steht mir das nicht so richtig zu. Ich kann aber davon berichten, wie ich die junge Frau wahrgenommen habe und welche Schwierigkeiten ich anfangs mit ihr hatte. Das ändert aber nichts daran, dass es Julia Arling mit Cecilia gelungen ist, eine absolut glaubhafte, ehrliche und lebendige Persönlichkeit zu erschaffen, die mehr als perfekt in diesen Roman passte.
Trotzdem tat ich mir zunächst etwas schwer mit ihr. Natürlich, sie musste sich erst zurechtfinden und Fuß fassen in ihrem „neuen“ Leben; aber sie erschien mir zu Beginn noch recht unbeholfen und fast kindlich; naiv und in gewisser Weise verloren. Und so brauchte ich einige Zeit, bis ich mit ihr und ihrer Situation warm wurde. Dass mir dies dann verhältnismäßig leicht gelang, verdankt sie mit Sicherheit auch ihrer Entwicklung. Ganz sachte macht sie größte Fortschritte und mausert sich vom naiven und depressiven Mäuschen zu einer starken Frau, die sich wunderbar mit ihrer Lage arrangiert und immer reifer und erwachsener wirkt. Ich freundete mich eng mit ihr an und hatte ab spätestens der Hälfte überhaupt keine Probleme mehr damit, mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen. Ich wurde quasi eins mit ihr, was auch der gewählten Erzählperspektive in Form der „Ich“-Perspektive, lag. Ich schloss sie tief ins Herz, empfand sie als authentische Figur und nahm sie als immer liebenswertere Persönlichkeit wahr. Sympathie, Lebendigkeit und Intelligenz sprachen ebenfalls für Cecilia. Alles was sie tat und dachte war nachvollziehbar und glaubhaft; leuchtete ein und trotzdem trieb sie mit unerwarteten Aktionen auch die Handlung aktiv voran.
Doch auch der männliche Protagonist, Ben, glänzt in allerlei Facetten. Nicht nur, dass er ein unheimlich sympathischer und liebenswürdiger Mann ist – er ist auch so vieles mehr. Ein durch und durch guter Kerl, der dazu auch noch Erfolg hat in seinem Beruf und eine nicht ganz uninteressante Vorgeschichte. Und die erzählt er uns im Laufe der Geschichte ganz nebenbei. Anfangs fand ich sein Verhalten noch ein wenig befremdlich, da er doch sehr offen mit dem Fantasy-Anteil des Buches umgeht und scheinbar keinen Gedanken daran verschwendet, dass das eigentlich nicht möglich sein sollte. Doch schon nach wenigen Seiten wurde mir klar: erstens muss das so, damit die Geschichte funktioniert; zweitens ist Ben im allgemeinen ein sehr offener, weltgewandter Mann – wieso also nicht? Obwohl Ben in Sachen Besonderheit kaum etwas zu bieten hatte, so war es gerade seine Gewöhnlichkeit, die ihn auszeichnete. Er war so herrlich bodenständig und normal, aber trotzdem einnehmend. Ich ertappte mich mehr als einmal dabei, wie ich darauf hinfieberte, dass er wieder auf der Bildfläche erschien – und ich denke, das allein sagt schon eine ganze Menge über meine Beziehung zu ihm aus. Genau so wie Cecilia, so durchlebt auch Ben eine gewisse Entwicklung, wenngleich die auch nicht ganz so auffällig ist.
Ansonsten gab es noch eine überschaubare Anzahl an anderen Figuren, die aber allesamt ihren Teil zur Handlung beitrugen. Und auch zur Atmosphäre. Doch so sehr ich sie alle auch mochte, mein Herz habe ich an Euremis verloren. Mit diesem Mann hat die Autorin eine Persönlichkeit geschaffen, die mich zutiefst berührte, mir die Augen öffnete, die mich zu Tränen rührte und die mich in gewisser Weise auch glücklich machen konnte. Ich werde ihn wahrscheinlich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen, weil er so eine ungewöhnliche Figur war, die aber von Julia perfekt eingefangen und wiedergegeben wurde.
Der Schreibstil der Autorin ist genau das, was ich erwartet hatte: wortgewandt und sanft. Mit einer unerschütterlichen Ruhe berichtet sie uns von den einzelnen Ereignissen, erzählt leise und zart, aber deswegen nicht weniger eindrücklich. Ich konnte mich schon vom ersten Moment an total in die Geschichte hineinfühlen und die Emotionen am eigenen Leib spüren. Was sich zunächst als Problem präsentierte, entwickelte sich zu einem echten Segen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, fühlte mich federleicht und trotzdem tonnenschwer. Für mich hat Julia Arling mit diesem Debüt bewiesen, dass wir sie definitiv im Auge behalten sollten. Sie schreibt wunderbar leicht, und flüssig; bildhaft, greifbar und lebendig und zieht den Leser mitten hinein ins Geschehen. Mitten hinein in London, wo das Leben pulsiert. Bis auf 2-3 kleine Tippfehler, und die ein oder andere Passage, die in Sachen Setting noch hätten weiter ausgebaut werden können, gibt es nichts, was man an diesem Werk in Sachen Stil aussetzen könnte.
Übrigens weiß ich von der Autorin selbst, dass „Mein geträumtes Leben“ ursprünglich in der Erzähler-Perspektive erzählt werden sollte und dann doch auf ich die Ich-Perspektive umgeschrieben wurde. Liebe Julia, das war die beste Entscheidung überhaupt, denn diese Nähe, diese Intenzität und diese Lebendigkeit, war vor allem deshalb so enorm, weil man sich selbst als Cecilia betrachtet und da war die Sicht nicht unerheblich.
„Mein geträumtes Leben“ von Julia Arling ist ein Roman, der ein bisschen Anlauf braucht, bis er so richtig in Fahrt kommen kann. Doch ist man als Leser geduldig, wird man belohnt. Die Autorin entführt uns in eine wunderschöne, aber auch hoch emotionale Romance-Geschichte, mit Fantasy-Anteilen und überzeugt mit glaubhaften Figuren, einer tollen Handlung und einem zauberhaften Schlusspart. Der Schreibstil ist sanft und leicht, aber gleichzeitig auch unheimlich schwer, sodass sich jeder Eindruck nochmal um ein Vielfaches verstärkt. Die Auflösung von Cecilia’s und Ben’s Geschichte war nicht die größte Überraschung, aber dafür umso geschickter insziniert, sodass sie trotzdem die volle Wirkung entfalten konnte. Im Gesamten war dieses Debüt nicht perfekt, aber es bot mir tiefsinnige Lesestunden, die mir Spaß bereiteten und mich mitreißen konnten.
» » » Julia Arling « « «
Julia Arling ist das Pseudonym einer jungen Nachwuchsschriftstellerin, die mit „Mein geträumtes Leben“ ihr Debüt feiert. Sie schreibt seit mittlerweile 15 Jahren und schafft es mit einer gehörigen Menge Witz und Charme, dass sogar Themen wie der Tod nicht mehr so abschreckend wirken. Sie hat eine Vorliebe für Smoky Earl Grey, Erdbeeren, London & Paris. Ihre diversen kreativen Adern lebt sie auf ihrem Instagramkanal _julia.arling_ aus. Sie lebt mit ihren beiden Katzen Geralt und Jaskier in NRW in der Nähe der belgischen Grenze, nie weit von ihren beiden Lieblingsstädten entfernt.
(c) by Julia Arling
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne bei Julia Arling bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.