||» Hörbuch-Rezension «|| Burning Bridges [von Tami Fischer]
Tami Fischer
Sprecher: Lisa Müller
und Matthias Hinz
Band 1 von 3
Fletcher University Trilogie
ungekürzte Fassung
Wenn wir aufeinandertreffen, sprühen keine Funken. Wenn wir aufeinandertreffen, gehen wir in Flammen auf.
Sein Name lautete Ches. Das war alles, was ich wusste. Keine Vergangenheit und keine Identität. Alles an ihm strahlte Gefahr aus, doch ich schaffte es einfach nicht, mich von ihm fernzuhalten. Ich war Metall und er der Magnet, welcher mich anzog. Doch nicht nur mich zog er an; auch Dunkelheit und Ärger und Geheimnisse begleiteten ihn wie Motten das Licht. Ich war vielleicht gebrochen, aber wenn er mich für schwach hielt, machte er einen Fehler. Ich würde jedes seiner Geheimnisse lüften. Und wenn ich brennen musste, um seine Dunkelheit zu vertreiben, würde ich jede Sekunde im Feuer genießen.
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Dieses Buch lag bereits seit dem Erscheinungstermin in meinem Regal und wartete sehnsüchtig darauf, von mir gelesen zu werden. Da ich allerdings im Laufe der Zeit immer mehr negatives darüber gehört hatte, schwand meine Motivation, danach zu greifen, immer mehr dahin. Da ich jetzt aktiv am SuB-Abbau arbeite, wars nun doch an der Zeit, mir die Geschichte einzuverleiben, allerdings aus zeittechnischen Gründen als Hörbuch. Ob mir Tami’s Debüt wirklich gefallen hat oder ob ich mich doch eher den Kritikern anschließe, verrate ich euch jetzt in der ausführlichen Rezension. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß.
Der Einstieg in die Geschichte fiel nicht weiter schwer. Wir treffen auf die junge Studentin Ella, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft, jedoch bald, durch die Trennung von ihrem jahrelangen Freund, aus den Angeln gehoben wurde. Ich muss sagen, Ella und ich wurden leider keine besten Freunde. Wir verstanden uns gut, aber sie handelte mir doch zu oft zu unbedacht und kopflos und verspielte sich so einiges an Glaubwürdigkeit. Sie vertraute in meinen Augen viel zu schnell und machte sich zu wenig Gedanken über die Folgen ihres Handelns. Besonders am Anfang und zum Ende hin kam das extrem durch und ließ mich manchmal fast ein wenig genervt zurück. Das heißt jetzt nicht, dass ich Ella durchweg furchtbar fand, im Gegenteil. Sie war eigentlich eine wirklich sympathische Persönlichkeit mit Witz und Charme und den richtigen Werten. Ich konnte auch, trotz aller Unstimmigkeiten, ganz gut mit ihr mitfühlen und war fast durchgehend gut unterhalten mit ihr an meiner Seite. Ein bisschen weniger Naivität und ich bin mir sicher, wir hätten uns angefreundet – so sehe ich uns, jetzt rückblickend, eher als Bekannte, die sich gut verstanden; mehr aber leider nicht. Mir fehlte auch eine gewisse Entwicklung ihrer Persönlichkeit, etwas mehr Tiefgang und die ganze Sache hätte vielleicht auch schon wieder anders ausgesehen. Außerdem – im Klappentext steht, sie wäre gebrochen. Das habe ich während all den 14 Stunden Hörbuch nicht so wahrgenommen.
Ches hatte es dabei kaum leichter bei mir. Er war zwar ein sehr attraktiver Protagonist, wies mir persönlich aber zu viele Klischees auf. Im Grunde bediente er so ziemlich jedes Klischee, das mir so spontan einfällt zu BadBoys. Er war geheimnisvoll, unfassbar muskulös, düster und verbarg ganz viel Dunkles. Im Laufe der Geschichte werden seine Hintergründe dann näher erklärt und es macht vieles, was er denkt und tut logischer, aber das täuschte nicht über die bereits bekannten Wesenszüge hinweg. Wie schon bei Ella, war er mir auch keineswegs unsympathisch – ich fand ihn zum Teil sogar richtig interessant und mysteriös, aber eben auch alles andere als erfrischend. Ein wenig mehr Besonderheit hätte ihm und seiner Person sicherlich gut getan. Lassen wir das aber außen vor, so trug auch Ches sein Herz am rechten Fleck und war, Überraschung! – kein schlechter Mensch. Ihr merkt, so richtig überzeugt bin ich weder von der weiblichen, noch von der männlichen Hauptfigur – aber eben auch nicht wirklich enttäuscht. Es hält sich die Waage, würde ich sagen.
Bei den Nebenrollen verhielt es sich etwas anders. Die Clique, in der Ella sich bewegt, ist absolut authentisch, sehr humorvoll und authentisch. Ich musste immer wieder herzhaft lachen und auch dieses „old school“-Ding, was sie da in Form ihrer Brettspielabende am Laufen haben, hat mir super gut gefallen. Das war dann endlich mal was richtig außergewöhnliches. Aber sie alle, sowohl die Männer als auch die Frauen, stachen zu wenig aus der Masse an Persönlichkeiten heraus. Das muss absolut nichts schlechtes sein – was es hier auch nicht ist; aber es fällt halt auf wenn man mal einen Blick auf die Gesamtheit wirft. Trotzdem mochte ich Summer & Co total und kann sagen, dass sie rückblickend besser gefielen als Ches und Ella.
Der Schreibstil von Tami Fischer ist sehr locker, sehr leicht und 100% verständlich. Man kommt unheimlich schnell voran und hat überhaupt keine Probleme, sich in die Geschichte hinein zu versetzen und sich davon gefangen nehmen zu lassen. Die Atmosphäre ist einnehmend und dicht, aber auch abwechslungsreich und vielfältig. Die Autorin hat es geschafft, sowohl die humorvollen wie auch die actionreichen und spannenden Szenen gleichermaßen authentisch und stimmungsvoll rüber zu bringen. Ich hatte stets ein sehr klares Bild von den Szenen und den beteiligten Figuren vor Augen und fühlte mich stellenweise ein wenig an das Falir von der Green Valley Love Reihe erinnert – es gibt auch hier definitiv einen Wohlfühlfaktor, obwohl hier eine deutlich düstere Thematik bedient wird und das Ganze lang nicht so idyllisch ist.
Die beiden Sprecher Lisa Müller und Matthias Hinz ergänzen den ohnehin sehr angenehmen Stil noch zusätzlich, indem sie sehr klar und deutlich, aber auch spannend erzählen. Ich hatte zu Beginn ein paar Minuten lang Probleme, der weiblichen Stimme zuzuhören weil sie doch sehr deutlich spricht und ich mich anfangs ein wenig an eine Lehrerin erinnert fühlte, die einem Grundschüler alles extra langsam und verständlich erklärt. Aber schon nach wenigen Sätzen hatte ich mich dran gewöhnt und konnte ihr genau so gut folgen wie der männlichen Stimme, welche wiederum von Anfang an wunderbar passend für Ches war und ihm eine eigene Note einhauchte. Hier gibt’s absolut nichts zu meckern – sowohl Autorin als auch Sprecher haben einen fantastischen Job gemacht und werden von mir sicher noch weitere Male gelesen/gehört.
Die Idee, die hinter „Burning Bridges“ steckte, überzeugt. Die Idee, eine von Trennungsschmerz geplagte Studentin auf einen mysteriösen, scheinbar gefährlichen Typen treffen zu lassen, ist zwar keine Neuerfindung des Genres, aber verspricht doch einiges an Spannung. Ich war also umso neugieriger, wie das Grundgerüst aufgebaut und die Idee umgesetzt wurde. Ich hab mir fast ein bisschen was in die Dark Romance Richtung vorgestellt, aber diese Hoffnung wurde nicht erfüllt.
Der Einstieg fiel zwar leicht, war aber nicht unbedingt vollgestopft mit Spannung. Die Geschichte hat einige Zeit Anlauf gebraucht, bis sie in Schwung kam und selbst danach war es keineswegs so, dass ich es nicht mehr weglegen konnte. Das Ganze war angenehm, war okay. Es gab immer wieder Momente, in denen man dachte „jetzt! jetzt gehts los“ aber es flachte dann doch wieder ab und ging fast plätschernd weiter. Die großes Wendepunkte des Buches hätten detaillierter und ausführlicher ausgearbeitet und dargestellt werden sollen, um voran zu kommen. Einige sehr seltsame Zufälle trugen auch nicht dazu bei, dass sich Besserung einstellte. Es gab doch die Ansätze! Es gab doch einige Möglichkeiten, die Spannungskurve nach oben zu treiben. Aber die wurden nicht genutzt. Zur Mitte hin ging es dann mal kurzzeitig bergauf mit der Spannung als endlich Ches großes Geheimnis gelüftet wurde (relativ unspektakulär, meiner Meinung nach) aber schon nach wenigen Seiten rutschte die Handlung wieder in den bereits mehr als bekannten NA-Bereich ab. Es gab kaum Überraschungen, kaum packende Momente. Die Emotionen wollten mich auch nicht wirklich erreichen, sondern blieben dauerhaft auf Abstand. Es fehlte an Knistern und Kribbeln, an wahrhaftigen Gefühlen, um packen zu können. Ich glaube, es als „plätschernd“ zu beschreiben passt schon extrem gut. Es floss halt so vor sich hin, wies einige kleinere Hürden auf, die sich dann als spannende Passagen zeigten, aber die waren schnell umschifft.
Der Aufbau, in Form des ruhigen Starts, nimmt dem Buch schon viel an Geschwindigkeit. Dabei passierte ja doch einiges zu Beginn, es war einfach nur noch nicht allzu interessant. Und zum Teil auch unrealistisch. Der mittlere Part, der dann ein wenig mehr Tempo aufwies, verblasste dann irgendwie. Es hätte mehr Wow-Effekt gebraucht um den langsamen Einstieg vergessen zu machen. Und, was ich fast am wichtigsten finde: das Ende hätte so viel mehr Glaubwürdigkeit vertragen. Was war das für eine kopflose Aktion von Ella? Der Plan, den sie da verfolgte, erschloss sich mir leider gar nicht und empfand ich einfach nur als dämlich. Natürlich war das Finale irgendwie spektakulär, aber weil sich die Protagonistin selbst in diese Situation manövrierte, hielt sich das Mitleid in Grenzen und ich konnte viel zu wenig mitfiebern und mitleiden.
Kurz um: ich hatte mir von der Idee einfach mehr versprochen. Mehr von allem. Es hätte das Potential gehabt, aber die Umsetzung war nur durchschnittlich. Kein schlechtes Buch – nein! Aber auch sehr weit weg vom Highlight; als was es ja viele zuvor bezeichnet hatten. Da wäre mehr drin gewesen. Und es wäre mehr nötig gewesen, um auch nur annährend an die 5 Sterne heran zu kommen.
„Burning Bridges“ von Tami Fischer ist ein Roman, der unheimlich viel Potential gehabt hätte. Die endlosen Möglichkeiten, die hier gegeben waren, wurden für mein Empfinden fast komplett ignoriert. So hatte man dann lediglich eine, vor sich hin plätschernde Story, die nicht mal auf emotionaler Ebene wirklich begeistern kann. Dieses Debüt war dabei keineswegs schlecht, aber die Erwartungen lagen einfach höher und die Sache mit der recht naiven Protagonistin machte es nicht besser. Ich fühlte mich alles in allem ganz gut unterhalten, aber wir sind meilenweit vom Highlight entfernt. Dafür hätte es mehr von Gefühlen, von Spannung, von Action, von Undurchsichtigkeit gebraucht. So sah man einfach alles schon kommen und das eher mäßig spektakuläre Ende ließ die Bewertung nochmal eine Stufe nach unten rutschen. Schade. Ich werde Band 2 noch eine Chance geben, aber wird das wieder nichts, darf die Trilogie ausziehen.
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Tami Fischer ist Buchhändlerin, Buch-Bloggerin und Spiegel-Bestseller-Autorin. Sie liebt romantische Geschichten und hat mit »Burning Bridges« ihre erste eigene gefühlvolle und spannende Romance geschrieben. Es handelt sich um Teil 1 einer Reihe, die in den USA an der Fletcher University spielt und sich rund um Ellas Clique dreht. In den Folgebänden der Fletcher-University-Reihe wird jeweils eine Freundin von Ella im Mittelpunkt stehen. Entdecke doch gleich Teil 2 der Reihe, den Spiegel-Bestseller »Sinking Ships«, in dem Carla für ihre Liebe zu Mitchell ihre größte Angst überwinden muss …
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An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Audiobuch-Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.