||» Hörbuch-Rezension «|| Spiel der Macht [von Marie Rutkowski]
Sprecher: Yara Blümel
Übersetzer: Barbara Imgrund
Die Schatten von Valoria Band 1 von 3
ungekürzte Fassung
Kopf oder Herz?
Als Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria hat die siebzehnjährige Kestrel nur zwei Möglichkeiten: der Armee beizutreten oder jung zu heiraten. Aber Kestrel hat fürs Kämpfen wenig übrig; für sie ist die Musik das kostbarste Gut. Einem plötzlichen Impuls folgend ersteigert sie den Sklaven Arin, der sie auf unerklärliche Weise fasziniert. Schon bald muss sie sich eingestehen, dass sie mehr für ihn empfindet, als sie sollte. Doch er hat ein Geheimnis – und der Preis, den sie schließlich für ihn zahlt, wird ihr Herz sein …
© by HHV
Dieses Buch stand über Monate auf meiner Wunschliste, aber um ehrlich zu sein, war ich einfach zu geizig, 20€ für ein Buch auszugeben, dass doch viele nicht mochten. Da aber andere wiederum richtig ins Schwärmen gerieten, als sie über „Spiel der Macht“ gesprochen haben, war die Neugier trotzdem da. Umso besser, dass Bookbeat die Möglichkeit bietet, es als Hörbuch zu hören – denn genau das habe ich getan. So konnte ich mir endlich selbst eine Meinung bilden und genau die möchte ich nun mit euch teilen. Viel Spaß ♥
Kestrel ist als Protagonistin eine wahre Bereicherung für die Geschichte. Sie verkörpert alles, was man sich von einer guten Protagonistin wünscht und bringt darüber hinaus noch andere Eigenschaften mit, die sie interessant und undurchsichtig und spontan machten. Kestrel zu verfolgen hat mir eine Menge Spaß bereitet, immerhin hatte ich, natürlich, eine klare Vorstellung von einer Generalstochter, doch sie war so erfrischend anders und trotzdem unendlich sympathisch und realistisch. Ihre spontane, teilweise fast unbedachte Art und die Art wie sie mit ihren Fehlern umgeht, hat mir enorm gut gefallen und ich konnte mich, trotz gewisser Unterschiede zwischen uns, gut mir ihr identifizieren und mit ihr mitfiebern. besonders ihren Mut und ihre Courage konnten mich positiv begeistern, ebenso wie ihre Liebe zur Musik und ihr Gewissen, mit dem sie doch immer wieder in Konflikt geriet. Kurz um: Kestrel ist eine wirklich gelungene Hauptfigur, die gut in die Geschichte passte und dem ganzen zusätzlich Leben einhauchte.
Unser männlicher Hauptcharakter Arin hatte da schon wesentlich schlechtere Karten. Ich fand ihn sehr zurückgezogen, sehr ruppig, auch wenn mir durchaus einleuchtet, warum er so dargestellt wurde. Sein Dasein als Sklave ist sicher kein leichtes Los; trotzdem wollte sich einfach kein Draht zu ihm aufbauen, ebenso wenig wie Sympathie oder dergleichen. Ich mochte ihn nicht, um es mal auf den Punkt zu bringen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das so gewollt war, oder nicht. Durch seine Art fiel es mir dann zunehmend schwerer, Kestrel nachzuvollziehen, schließlich sind die allein durch ihre Rollen als Protagonisten stets miteinander in Verbindung und agieren miteinander – hier fehlte mir ganz klar die Harmonie und irgendwie auch die Glaubwürdigkeit.
Randfiguren gab es nicht besonders viele, und wenn dann traten sie wirklich nur kurzzeitig auf, ohne eine große Rolle zu spielen. Nur eine einzige stach mir da positiv ins Auge und das war Kestrel’s Kindermädchen, das mich durchaus ins Herz schließen konnte – wenngleich auch sie nicht viel zum eigentlichen Geschehen beitrug.
Zum Schreibstil und der Sprecherin kann ich jedoch nichts negatives berichten. Mir gefiel sowohl die Art und Weise, wie Marie Rutkoski die Geschichte erzählte, als auch ihre Sprache und Wortwahl. Das ganze Buch ist meiner Meinung nach recht historisch angehaucht und das wurde gut und bildhaft dargestellt und realistisch rüber gebracht. Auch in Sachen Verständnis und Lese,- bzw. Hörfluss gab es keine Probleme; im Gegenteil – ich war binnen kürzester Zeit durch das Hörbuch durch und konnte wunderbar leicht in die Geschichte eintauchen.
Dass ich ein großer Yara Blümel Fan bin, sollte ja inzwischen bekannt sein, weswegen ich da nicht mehr in große Lobeshymnen verfallen will. 😉 Ich fand sie sehr passend für diese Story und kann wieder nichts finden, was mich gestört hätte.
Der Grundgedanke hinter diesem Buch ist voller Potential und Möglichkeiten, die meiner Meinung nach auch ordentlich ausgeschöpft wurden. Die Autorin hat die Idee sauber ausgearbeitet, schlüssig dargestellt und setzt auf wenige Nebenplots, dafür umso mehr Elemente, die auf den Haupttwist hinzielen. Allerdings empfand ich die Handlung an sich ein wenig zu „ruhig“ – mir passierte einfach zu wenig, um richtig mitgerissen werden zu können. Ich war durchaus gefesselt, das kann ich nicht leugnen, doch so richtiges Tempo kam beim Hören einfach nicht auf. Die ganze Handlung zielt, wie gerade schon erwähnt, auf das große Finale dieses ersten Bandes hin und bis auf 1-2 kleinere Wendungen, gab es keinerlei Überraschungen. Dadurch empfand ich vieles auch als vorhersehbar, zu durchschaubar, um genau zu sein. Die Spannung, worauf alles hinaus laufen wird, war zwar permanent gegeben und fesselte mich genug, um am Ball zu bleiben; doch mehr mangelte es an Tempo, Überraschungen und auch ein wenig an Nachvollziehbarkeit.
Das große Finale dieses ersten Bandes war dabei definitiv nicht schlecht, aber eben auch nicht so spektakulär, wie ich es mir gewünscht hätte – bzw wie es hätte sein sollen, nach diesem Spannungsaufbau. Man stelle sich vor, die Spannung steigt in einer nicht allzu steilen Kurve an, und dann wenn es eigentlich „knallen“ sollte, fällt sie in einer senkrechten Linie ab und plätschert dann auf der anfänglichen Höhe weiter dahin. So habe ich mich während des Hörens einfach gefühlt. Sehr schade – aber ich gebe Band 2 definitiv noch eine Chance und bin gespannt, ob da dann mehr passieren wird.
„Spiel der Macht“ von Marie Rutkoski ist ein, für mich, eher mittelprächtiger Auftakt rund um eine sympathische, taffe und doch völlig normale und realistische Protagonistin. Das historisch/mittelalterliche Setting wurde gut ausgearbeitet und dargestellt und lässt sie nötige Atmosphäre aufkommen. Leider passierte mir persönlich doch zu wenig, sodass ein richtiges Tempo nicht aufkommen wollte. Nichts desto trotz ist definitiv Potential für Band 2 vorhanden, dem ich dann auch gern bei Gelegenheit eine Chance geben möchte. Für Band 1 gibt’s von mir gut gemeinte
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Marie Rutkoski wuchs als das älteste von vier Kindern in Illinois auf und stellte schon früh fest, dass sie ein Buchmensch ist. Heute lebt sie in New York, wo sie am Brooklyn College unterrichtet. Sie schreibt Romane für Kinder und Jugendliche und hat zwei Söhne.
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An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Hörbuch Hamburg Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.