||» Rezension «|| All das Ungesagte zwischen uns [von Colleen Hoover]

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28. Dezember 2021 0 Von Patchis Books
ALL DAS UNGESAGTE ZWISCHEN UNS
Colleen Hoover
Übersetzer: Katharina Ganslandt
Mystery Romance
Einzelband
448 Seiten
23. Oktober 2020
dtv bold Verlag
Paperback
14,90€
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#werbung #rezensionsexemplar


(c) by dtv Verlag

Nachdem mich „Layla“ wirklich nicht besonders begeistert hat, war meine Motivation für „All das Unsagte zwischen uns“ auch dementsprechend gering. Eigentlich habe ich es nur zur Hand genommen, weil ich schon eine gefühlte Ewigkeit kein Buddyread mehr mit meiner liebsten Ilayda [@mxgicxllibrxry] gemacht habe und sich unsere Sub-Stapel nur wenig gleichen. Aber als gemeinsamen Nenner stellte sich dann eben Colleen Hoover heraus und so hab ich es doch tatsächlich in Angriff genommen. Danke nochmal, Ilayda für den großartigen Austausch und die vielen lustigen Memos. Ich freu mich ja jetzt schon auf unser nächstes BR. Aber zurück zum Buch. Heute möchte ich euch gern erzählen, wie mir die Geschichte rund um Morgan und Clara gefallen hat; oder ob ich das Kapitel CoHo nun entgültig abhaken muss, obwohl „Verity“ nach wie vor das beste Buch war, das ich jemals gelesen habe. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Das Buch beginnt mit einer Szene, die sich in der Vergangenheit abspielt. Eine Szene, in der Morgan und ihre Schwester, sowie Chris und Jonah noch Teenager sind. Ein bisschen erinnerte mich dieser Einstieg an einen typischen 80er Jahre Film, in dem ausgelassene Stimmung herrscht und pure Freiheit in der Luft liegt. So konnten mich die ersten Sätze schon wirklich gut unterhalten. Doch nach einem Zeitsprung von 17 Jahren, ändert sich plötzlich alles und das Drama nimmt seinen Lauf. Wir lesen fort an abwechselnd aus den Sichten von Morgan und Clara, Mutter und Tochter und erleben hautnah mit, was Trauer mit einem Menschen machen kann – und wie unterschiedlich man damit umgeht. Aus den losgelösten, glücklichen Teenagern werden Erwachsene mit Verantwortung; Geheimnissen und Problemen. Beide, sowohl Mutter als auch Tochter leiden, und zwar mit einer Intenzität, die selbst mir als aussenstehender Leser oftmals die Luft abschnürte. Tränen, Schmerz und tiefstes Leid gehören hier zur Tagesordnung und man leidet automatisch mit den Figuren mit. Die Atmosphäre, wird immer bedrückender, niederschmetternder – aber doch schwingt da etwas mit, das so wichtig ist, in so schweren Zeiten: Hoffnung. Denn die Trauerbewältigung ist längst nicht alles, womit wir uns in „All das Ungesagte zwischen uns“ beschäftigen – auch die Liebe spielt eine nicht unwesentliche Rolle und lockert die Stimmung, von Zeit zu Zeit immer wieder für einige Momente auf – was extrem wichtig war. Aber dazu gleich nochmal mehr.
Allein schon der Titel verrät quasi, was die Hauptproblematik ist: Ungesagtes. Die Figuren sprechen nicht miteinander; und wenn sie es doch tun, endet es zumeist ziemlich schnell im Streit. Aber obwohl ich ein riesengroßer Verfechter von fehlender Kommunikation bin, so war es in diesem Buch doch so nachvollziehbar, wieso Mutter und Tochter schweigen.
Ich nahm es sowohl Morgan als auch Clara zu 100% ab; verstand ihre Beweggründe dahinter und störte mich kaum daran, dass sie nicht offen und ehrlich zueinander sind. Sicher, es gab durchaus Momente, in denen ich beide mal kräftig schütteln wollte und dachte, dass mit einem einzigen Satz so viele Probleme hätten beseitigt werden können. Aber ich empfand es trotzdem als realistisch, dass sie es eben nicht getan haben. Und das allein zeugt schon davon, wie lebendig Colleen Hoover hier mit dem Emotionen gearbeitet hat. Ich litt mit beiden Frauen gleichermaßen mit, fühlte, was sie fühlten und ertappte mich so oft dabei, wie ich wohl nicht anders gehandelt hätte.  Die ganze Handlung ist ein riesengroßes Auf und Ab der Gefühle. Als Leser stellt man die womöglich wildesten Theorien auf, was als nächstes passieren könnte; man spürt förmlich, wie eine Frage nach der anderen im Kopf aufploppt und sie alle gilt es zu beantworten. Ein weiterer Faktor, der einen das Buch nur schwer auf der Hand legen lässt. Auch die Abwechslung, die durch das Mutter-Tochter-Duo entstand, fällt positiv ins Gewicht. Beide haben ihre jeweils eigenen Leben, versuchen unterschiedlich mit der Trauer fertig zu werden und handeln manchmal so konträr, dass man kaum glauben mag, dass sie so eng miteinander verwandt sind. Und im nächsten Satz merkt man wiederum so mehr, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.
Für mich war besonders die Liebesgeschichte ein Aspekt, der der Handlung extrem zuträglich war. Die erste große Liebe, diese Knistern, das in der Luft liegt und das Glück, das dabei empfunden wird; und das inmitten einer so großen Tragödie. Kein Wunder, dass nicht alles läuft, wie im Film – aber gerade das schafft auch wieder Nährboden für die Lebendigkeit. Denn das war die Geschichte: 1000% lebendig und durch und durch echt. Kein Highlight, das mich hätte von den Füßen fegen können, aber ein echt emotionales Lese-Erlebnis. Besonders zum Ende hin, als dann die große Auflösung kam, blutete mir beinahe das Herz. Es war so bodenständig abgehandelt – nicht zu überzogen, nicht zu überspitzt, nicht zu sehr Happy End. Es war dem echten Leben nachempfunden und deshalb der rund herum perfekte Abschluss für diese Geschichte.

Morgan und Clara. Clara und Morgan. Allein schon die Tatsache, dass wir hier mal nicht aus den Sichten eines Liebespaares lesen, sondern auch denen von Mutter und Tochter, war schon ein Aspekt, der mich unsagbar positiv überraschte. Die zwei sind, wie schon gesagt, wirklich grundverschieden, und sich trotzdem unglaublich ähnlich. Das Zusammenspiel – die Beziehung zwischen Mutter und Tocher war sehr interessant gestaltet und konnte mich allein schon ordentlich an die Seiten fesseln.
Morgan als Mutter scheint zunächst etwas langweilig; fast spießig – auch wenn sie noch so jung ist. Aber im Laufe des Buches macht sie eine doch erstaunliche Entwicklung durch. Von der eintönigen Hausfrau zur selbstbewussten, und vor allem selbstbestimmten Mutter, die längst nicht mehr so selbstlos handelt, wie noch zu Beginn. Ich gebe zu; gerade am Anfang war ich kein allzu großer Fan von Morgan, eben weil sie selbst „klein“ und langweilig erschien. So grau irgendwie und wenig sympathisch. Doch je länger ich sie begleitete, je mehr Trauer sie ertragen musste, umso mehr schloss ich sie ins Herz. Klingt seltsam, aber dadurch, dass ich emotional so gefangen war, litt ich automatisch intensiver mit Morgan mit und fühlte mich ihr dementsprechend auch immer näher. Als dann auch die ersten Anzeichen der Entwicklung an den Tag traten, war sie für mich eine rund herum passende, authentische Figur für dieses Buch und begeisterte mich mit echten Gefühlen und einem deutlich größeren Herzen, als zunächst angenommen. Außerdem war sie halt auch einfach eine durch und durch liebende Mutter, die für ihr Kind alles tun würde. Und ich als Mutter, konnte das einfach von Herzen nachempfinden. Aber hier galt: gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Denn in diese kleinen Fettnäpfchen tritt die junge Mutter immer und immer wieder und brachte mich damit oft ein wenig auf die Palme. Aber Teenager zu verstehen ist nunmal auch einfach nicht leicht.
Clara – ja.. Clara. Zunächst muss angemerkt werden, dass es Colleen Hoover perfekt gelungen ist, eine pubertierende 17-jährige Schülerin darzustellen. Ich nahm ihr jede Facette zur Gänze ab und fühlte mich oft auch ein wenig an meine eigene Jugend erinnert. Egal was zu ihr gesagt wurde: Clara war aus Prinzip dagegen. Lediglich Miller drang zu ihr durch und das wiederum ließ sie doch deutlich nahbarer und lebendiger erscheinen. Gemeinsam mit Miller schafft sie es, nicht gänzlich an der Tragik ihres Lebens zu zerbrechen und sie auf ihrem Weg zu einer richtigen, ernsthaften Beziehung mit dem Jungen, den ihre Eltern von vorn herein ablehnten, macht Spaß. Rebellion gehört eben zum Erwachsenwerden dazu, und Clara zeigt das auch ganz deutlich. Für mich war sie von Anfang an der größere Sympathieträger, doch am Ende kann ich doch sagen, dass ich Mutter wie auch Tochter gleich gern hatte und beide ebenso gern begleitete. Himmel, was litt ich mit diesen beiden Frauen mit.
Ansonsten spielen natürlich noch weitere Figuren eine wichtige Rolle. So zum Beispiel Jonah, den ich vom ersten Moment an unsagbar sympathisch fand und allen anderen jederzeit vorgezogen hätte. Für meinen Geschmack hätte dieser Mann, der ein Good Guy durch und durch war, noch mehr Raum innerhalb der Geschichte einnehmen können, weil seine Art mich einfach für sich gewann. Ebenso verhielt es sich mit Lexie, deren Lebensfreude oft das pure Gegenteil zur allgemein vorherrschenden Stimmung war. Aber auch das tat dem Buch bzw. der Handlung gut! Ansonsten treffen wir noch auf den ein oder anderen, der weniger positive Emotionen in mir weckte – aber da ich euch nix vorwegnehmen möchte, muss diese Info wohl oder übel ausreichen.

Colleen Hoover’s Schreibstil ist auch hier wieder nahezu perfekt; unterschied sich meiner Meinung nach aber doch sehr von der Art, wie sie zum Beispiel „Layla“ oder „Verity“ erzählt hat. Während dort Spannung, Tempo und Mystery im Vordergrund steht, konzentriert sie sich hier viel mehr auf die Gefühle – auf echte Dialoge und eine einnehmende, mitreißende Atmosphäre. Dabei gliedert sie „All das Ungesagte zwischen uns“ unbemerkt in mehrere Etappen, sodass es wie ein Prozess wirkt, das Geschehen zu erleben. Mal ist es losgelöst und heiter, dann kommt der schmerzliche Mittelteil und zum Ende hin, während die Auflösung vonstatten ging, ist es noch immer emotional – aber auf ganz anderer Ebene.
Ich finde, dass CoHo sowohl Morgan als Mutter, als auch Clara als Tochter sehr gut getroffen hat und sie in ihre jeweiligen Sichten sehr abwechslungsreich und vielschichtig beschreiben konnte. Allein durch die Wortwahl; gewisse Aussagen und der allgemeinen Stimmung ließ sich schon erkennen, durch wessen Augen wir in diesem Moment blickten – und das zeugt für mich, von großem Talent. Und auch, dass ich so schnell und leicht durch die Seiten rauschte; und dabei stets ein klares Bild vor Augen hatte, sprach definitiv für die Autorin. Alles in allem hat sie hier mal wieder bewiesen, dass ihr das Schreiben im Blut liegt, und dass sie auf mehr als nur eine Art und Weise erzählen kann.

„All das Ungesagte zwischen uns“ ist das erste Romancebuch von Colleen Hoover, das mich emotional abholen konnte. Dank der neuartigen und erfrischenden Gliederung in Form der zwei Sichten von Mutter und Tochter und der sehr einnehmenden Thematik hatte sie mich binnen kürzester Zeit an die Seiten gefesselt und konnte mich nicht nur wunderbar unterhalten, sondern auch tief berühren. Obwohl ich manchmal etwas damit haderte, dass sie Figuren nicht in die Kommunikation gingen, so war es doch verständlich und nachvollziehbar und das war wohl der ausschlaggebene Grund dafür, dass ich mich so gar nicht daran störte. Alles in allem war es kein Buch, das mich restlos umhauen konnte, aber doch eine Geschichte, die mir nahe ging, die mich mitnahm und die spannend genug war, um mich zu fesseln.

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Colleen Hoover ist nichts so wichtig wie ihre Leserinnen. Weltweit hat sie eine riesige Fangemeinde. Colleen Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas.

(c) by dtv Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.