||» Rezension «|| All I dont want for Christmas [von Tonia Krüger]

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23. Dezember 2022 0 Von Patchis Books

ALL I (DON’T) WANT FOR CHRISTMAS
Tonia Krüger
Romance || Weihnachtsroman

Band 1 von 3
Love Songs in London – Reihe
416 Seiten
21. September 2022
dtv Verlag
Paperback
13,95€
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#werbung #rezensionsexemplar


Was, wenn aus Fake ernst wird?

Ungleicher als die junge Studentin Febe mit dem Shakespeare-Faible und der aufstrebende Spieleentwickler Liam kann man kaum sein. Doch weil Febe Weihnachten sonst nur mit ihrem Hund feiern würde und eine Prise Bares gut gebrauchen kann, willigt sie in ein ungewöhnliches Vorhaben ein: Sie begleitet Liam als Fake-Freundin zum alljährlichen Familienweihnachtsfest im noblen South Kensington. Das Ziel: Liams Exfreundin Charlotte eifersüchtig zu machen, die inzwischen mit seinem Bruder verlobt ist. Der Plan scheint aufzugehen, denn je mehr die Funken zwischen Liam und Febe sprühen, desto mehr scheint es Charlotte wieder zu ihm zu ziehen. Doch je näher Febe Liam kennenlernt, desto weniger will sie ihn wieder hergeben …

(c) by dtv Verlag

Noch vor ein paar Wochen hatte ich dieses Buch absolut gar nicht auf dem Schirm – und dann plötzlich war ganz Instagram voll damit. Kein Wunder also, dass auch meine Neugier geweckt wurde; oder was sagt ihr? Nachvollziehbar? Jedenfalls hab ich mich dann gar nicht lange bitten lassen, sondern mir direkt das Hörbuch von „All I (don’t) want for christmas“ heruntergeladen, um mich von Tonia Krüger nochmal ordentlich auf Weihnachten einstimmen zu lassen. Ob ihr das geglückt ist, oder ob ich die Sache mit den Weihnachtsromanen nun doch entgültig abhaken muss für mich, erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Tonia Krüger stellt uns hier ein paar echt interessante Charaktere zur Seite, die sich alle maßgeblich voneinander unterscheiden. Wir haben typischen Geschäftsleute; wir haben quirrlige beste Freundinnen und wir haben Männer, die denken, die Welt gehöre ihnen. Jeder für sich allerdings irgendwie speziell. Anfangs sorgte genau das dann für ein wenig.. nun ja.. Unmut? Besonders unsere Protagonistin Febe bekleckerte sich während des Einstiegs nicht unbedingt mit Ruhm; im Gegenteil. Ich fand sie dann doch zu ungewöhnlich. Die intensive Leidenschaft für Shakespeare war dabei noch nicht mal das Problem, sondern vielmehr die Zeitpunkte, an denen die sich zeigte. In den, für mich, unpassendsten Momenten haut Febe ein Zitat des weltbekannten Dramatikers raus und erntet damit nicht nur fragende Blicke von den Menschen um sie herum, sondern auch vom Leser. Ich konnte es schlicht nicht nachempfinden und es ließ sie etwas verschroben wirken. Dazu noch der unkonventionelle Kleidungsstil und das Einsiedler-Dasein und schon war eine gewisse Antipathie ihr gegenüber geboren. Allerdings hielt die, zum Glück, nicht wahnsinnig lange an. Mit der Zeit wurde ich warm mit Febe und gewöhnte mich an ihre etwas eigenwillige Ausstrahlung. Und spätestens als es dann nach South Kensington ging zu Liam’s Familie, sah ich in ihr eine sympathische, liebenswerte junge Frau, die zwar immer noch Eigenheiten hatte, aber doch irgendwie realitätsnäher wirkte. So war es mir nach anfänglichen Schwierigkeiten dann auch problemlos möglich, mich auf sie einzulassen und dementsprechend mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen; und das war zugegeben eine echte Überraschung. Nachdem sie beinah schon ein Grund war, das Buch lieber wegzulegen, kam es doch sehr unerwartet, dass ich mich doch noch so mit ihr anfreunden konnte. Aber mal ganz abgesehen davon, war sie eben auch einfach einmalig. Im Kreise der noblen Familie von Liam stach sie heraus wie ein bunter Hund und fügte sich zeitgleich so wunderbar ein. Ich glaube, dass Febe definitiv mitverantwortlich dafür war, dass die Handlung überhaupt so gut funktionierte. Ohne ihre komischen Einwände und ihren seltsamen Geschmack wären niemals so viele Momente entstanden, die einen zum Schmunzeln bringen. So oft musste ich lächeln, weil Febe und Liam so grundverschieden und doch beide gleichermaßen nerdig.
Apropos Liam. Der Kerl, der verboten attraktiv ist und von Berufswegen her Videospiele entwickelt, war wirklich herrlich erfrischend. Einerseits ein Aussehen wie ein Model, andererseits einen Job wie der größte Nerd auf dieser Welt. Aber genau die Mischung war perfekt. Ich mochte ihn von Anfang an; auch wenn er zunächst vielleicht eine Spur zu herablassend auftrat; schmälerte das keineswegs die Sympathie, die ich für ihn empfand. Liam war ein unheimlich aufmerksamer Zeitgenosse, der auch mal zwischen den Zeilen lesen konnte und der sich nicht komplett blind stellte für die Gefühle anderer. Er war zuvorkommend, gut erzogen, authentisch und in jeder erdenklichen Art und Weise liebenswert. Zwar waren seine Absichten zunächst die falschen, in Bezug auf Febe, doch ich bin froh, dass er es nicht bis zum Äußersten kommen ließ, sondern frühzeitig verstand, was da passierte.
Im Gesamten kann ich also sagen, dass die Charaktergestaltung von Tonia Krüger anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig zu sein scheint; sich jedoch recht zügig von selbst erklärt. Jeder trug seinen Teil zur Geschichte bei und jeder erzeugte genau die Emotionen im Leser, die nötig sind, um ihn auf eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle zu schicken. Natürlich gab es Persönlichkeiten, die man von Anfang an nicht ausstehen konnte; doch sie gehörten ebenso dazu, wie die, die unser Herz im Sturm eroberten.

Von der Idee her lässt sich erstmal wenig erkennen, was dieses Buch von allen anderen abheben sollte. Es ist eine klassische Fake Romance Story, die eben in diesem Fall während der Weihnachtszeit spielt. Da wurde das Rad ganz offensichtlich nicht neu erfunden. Auch die einzelnen Elemente, wie der Wunsch, die Ex-Freundin eifersüchtig zu machen, hat man hier und da schon mal gesehen. Und doch fand ich, dass sich Tonia Krüger’s Geschichte irgendwie anders anfühlte, als das, was man sonst so liest. Schon zu Beginn, quasi die Verhandlungen um die Fake Beziehung, war – vllt auch wegen Febe – anders. Aber nicht minder überzeugend. Klar, ich tat mir schwer, aber doch versprühte das Buch von Anfang an gewisse Vibes, die einem so eher selten begegnen. So lässt sich sagen, dass mir der Einstieg, trotz Differenzen mit Febe, gut gelang. Ich war ziemlich schnell mitten drin in diesem Freundeskreis; bestehend aus Febe und Liam, sowie die beiden besten Freunde des jeweiligen. Die Atmosphäre lässt sich zunächst als recht angespannt bezeichnen, doch schnell kommt die Handlung runter und versprüht eine gewisse Leichtigkeit. Gleichzeitig herrscht schon früh ein gewisses Maß an Spannung, wie Liam’s Familie wohl auf Febe reagieren würde. Febe, die so gar nicht in das Bild, das Liam’s Eltern von ihrer zukünftigen Schwiegertochter haben. Und damit geht das Ganze auch schon los. Das Chaos nimmt seinen Lauf, und wir Leser sind hautnah mit dabei. Es fliegen die Fetzen, aber auch die Funken und damit wurde jede Form von Langeweile im Keim erstickt. Es bietet eine Menge Freude, die Protagonisten zu begleiten und die einzelnen Situationen mitzuerleben, in die sie sich hinein manövrieren. Und mittendrin: die Weihnachtsstimmung. Ich muss zugeben, dass die mir manchmal echt zu kurz kam. Zwischen Klassentreffen und Familiendrama blieb oft recht wenig Raum für das Fest, und doch ist es der Autorin gelungen, von Zeit zu Zeit doch den Duft von frischen Plätzchen heraufzubeschwören und Weihnachtsfeeling entstehen zu lassen.  Immer wieder zaubern unerwartete Passagen Frische, sodass es abwechslungsreich bleibt und niemals in die Eintönigkeit abdriftet. Mal ist es turbulenter; mal ruhiger, aber immerzu interessant.
Was besonders positiv ins Gewicht fällt, sind die Messages, die alles andere als unterschwellig durchklingen. Tonia Krüger hat gleich mehrere wichtige Themen eingebaut, die sehr verantwortungsvoll ausgearbeitet sind und eine dementsprechende Wirkung haben. Sie erzählt von Erwartungshaltung, Leistungsdruck und Zukunftsvisionen. Aber sie erzählt auch von zweiten Chancen, großen Gefühlen und von Spontanität. Sie lässt klar erkennen, was sie ausdrücken möchte und ließ dabei immer wieder Gänsehaut-Momente entstehen. Gerade gen Ende, als sich die Lage zuspitzt und das Weihnachtsfest ins Wasser zu fallen droht, zeigt sich, was im Leben wirklich wichtig ist. Sowohl Liam als auch Febe müssen einsehen, dass sie nicht alles richtig gemacht haben – und vielleicht ist in dem Moment, in dem die Erkenntnis einsetzt, schon alles zu spät. Für mich was das Ende absolut perfekt für diese Geschichte. Es war einerseits unerwartet, andererseits einfach schön und bot von allem ein bisschen. Ein bisschen Drama, ein bisschen Zuversicht, ein bisschen Reuer und von ganz viel Liebe. Und damit machte sie die Handlung absolut rund.

„All I (don’t) want for christmas“ von Tonia Krüger ist eine wirklich schöne Liebesgeschichte, die zwar vom Grundgerüst her recht bekannt wirkt, aber doch einiges zu bieten hat. Gefühle, Humor und ein traumhaftes Setting sind nur drei, von vielen positiven Aspekten. Die Figuren können, nach anfänglichen Schwierigkeiten, absolut überzeugen und den Leser mitreißen, indem sie authentisch und glaubhaft agieren und jeweils für sich allein schon einiges an Tiefgang aufweisen können. Allerdings war’s mir in Sachen Weihnachten eine Spur zu wenig. Obwohl hier und da der Duft von frisch gebackenen Plätzchen heraufbeschworen wurde, fehlte es mir dann doch an Besinnlichkeit – und vielleicht auch an ein bisschen Kitsch. Im Gesamten war’s, leider, kein Highlight, aber hat doch für ein paar außerordentlich schöne Lesestunden gesorgt und war damit alles andere als ein Fehlgriff.

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Tonia Krüger wuchs auf dem Land auf, wo sie jede Menge Zeit hatte, Geschichten zu erfinden. Sie arbeitet bei einem Reiseveranstalter und lässt sich gern von ihren Reisen für ihre Bücher inspirieren. Sie lebt in der Nähe von Hannover – mit ihrer trubeligen Familie, Wald und Wiesen, Ruhe zum Schreiben und einem Bahnhof, falls das Fernweh sie packt. Seit ihren ersten E-Book-Veröffentlichungen ist sie bestens in der Fangemeinde vernetzt.

(c) by dtv Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.