||» Rezension «|| Between the Colors [von Ilka Hauck]
Ilka Hauck
New Adult || Romance
Einzelband
543 Seiten
» Leseprobe bei Amazon «
(c) by Ilka Hauck
Ich bin eigentlich total zufällig auf dieses Buch aufmerksam geworden; nämlich durch ein Hinweis einer anderen Bloggerin. Sie hat mich drum gebeten, „Between the colors“ einen zweiten Blick zu schenken und mir zu überlegen, ob ich nicht Lust hätte, beim Coverflashmob mitzumachen. Und weil mich die Gestaltung direkt angesprochen hat, und ich ohnehin immer supporte, wo ich kann, hab ich prompt zugesagt und kam so dann auch ins Gespräch mit der Autorin. Und nicht nur, dass dabei ein echt interessanter, schöner Nachrichtenaustausch entstanden ist; mir wurde auch ein Rezensionsexemplar angeboten. Und spätestens da wusste ich dann, dass ich dieses Buch unbedingt zeitnah lesen muss. Es klang einfach zu gut, um abzulehnen. Und heute sitze ich hier und tippe diese Rezension. Man sieht also: ich hab mich wirklich fast direkt ins Geschehen gestürzt. Falls ihr jetzt wissen möchtet, wie mir die Geschichte rund um Hannah und Jackson gefallen hat, dann dürft ihr gern dran bleiben. Ich wünsche euch viel Spaß mit meiner Meinung.
Ilka Hauck entführt uns in diesem Werk nach Chicago und stellt uns dabei Hannah, eine junge Studentin, zur Seite. Gemeinsam mit ihr dürfen wir ins College-Leben abtauchen; aber auch hautnah miterleben, wie sehr sich traumatische Erlebnisse auf den Alltag auswirken. Hannah ist eine Figur, die gezeichnet ist von Schmerz, Scham und Verzweiflung. Lange erfahren wir nicht, was aus der einst so lebenslustigen, quirrligen jungen Frau eine so zerbrochene Seele gemacht hat; wir erfahren lediglich, dass Hannah irgendwas erlebt hat, was keinem auf diesem Planeten zustoßen sollte. Dieser Fakt bietet bereits einen gewissen Spannungsfaktor und macht Hannah, als Protagonistin, interessant. Aber das ist völlig nebensächlich, denn viel fesselnder ist ihr Auftreten. Sie ist unsicher ohne Ende, verkriecht sich lieber und meidet jede Form von Menschenkontakt, wenn es sich einrichten lässt. Selbst die Besuche der Vorlesungen ist oft ein Kampf und ich sah mich in ihr immer wieder selbst. Zwar sind meine Probleme längst nicht so ausgeprägt, aber so manch Gedankengänge kam mir doch sehr bekannt vor. Hannah besitzt kaum Selbstvertrauen, ist stets auf der Hut und erweckt anfangs deutlich mehr Mitgefühl, als Sympathie. Erst nach und nach dürfen wir auch einen Blick auf die wahre Hannah werfen, und spätestens da steigt auch die Sympathie immer mehr an. Sie ist liebenswert, authentisch, sehr emotional und absolut greifbar in dem, was sie denkt und tut. Auch wenn manch Handlung und auch manch Gedanke nicht 100% nachvollziehbar ausfiel und manches auf den ersten Blick überspitzt wirkte – so ist es der Autorin doch gelungen, alles sehr glaubhaft und realistisch darzustellen. Hannah ist nicht wie jede andere Hauptfigur. Sie ist besonders, zurückhaltend und weniger die, die uns bei der Hand nimmt, als viel mehr die, die bei der Hand genommen werden muss. Ich weiß nicht wie oft ich ich sie einfach in die Arme schließen wollte, um sie zu trösten; um ihr zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Aber würde es echt gut werden? Manchmal wagte ich zu bezweifeln, dass es überhaupt eine Chance für Hannah gab. Aber dann, ganz unterschwellig, baut sich eine extrem authentische Entwicklung auf, die einen mindestens ebenso catcht, wie das, was Hannah und die anderen Charaktere im Laufe des Buches so erleben. Während man Hannah also begleitet, werden die unterschiedlichsten Emotionen aufgewirbelt, und es ist eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle, an ihrer Seite zu sein. Aber es schenkt auch Hoffnung. Zuversicht und den Glaube daran, dass es sich immer lohnt, zu kämpfen, egal wofür. Hannah ist einzigartig und darum eine echt interessante, vielschichtige und lebendige Hauptfigur, und die wohl realistischste Protagonistin, die ich jemals begleitet habe, und die die Geschichte erst zu dem machte, was sie schlussendlich ist.
Jackson trug ebenfalls einiges zur Handlung – und zu Hannah’s Entwicklung bei. Und das, obwohl er eigentlich ein wandelndes Klischee ist. Der superheiße College-King, dem alle Mädels zu Füßen liegen, der ganz nebenbei auch noch top Noten einfährt und der Liebling aller Professoren ist. Aber das war, in Anbetracht der Tatsache, dass er trotz allem kein schlechter Kerl war, beinah egal. Ich nahm ihm sein Auftreten total ab; ich glaubte ihm, dass er es nicht bewusst drauf anlegte, diesen Ruf zu haben und ich glaubte ihm, wenn er sagte, all das würde ihm nichts bedeuten. Natürlich genoss er es, überall gut anzukommen, aber tief in sich selbst hatte auch er Probleme, denen er sich stellen musste; wenngleich die wiederum fast nichtig erscheinen, wenn man an Hannah denkt. Ich mochte Jackson, genau so wie er war. Ich liebte sein Selbstbewusstsein und seinen Humor; seine schlagfertigen Sprüche, und sein verschmitztes Grinsen. Ich liebte, wie er mit Hannah umging und wie er scheinbar immer das richtige tat, um sie zu unterstützen. Und vielleicht war es gerade letzteres, was mein Herz für ihn schlagen ließ – denn dahingehend erinnerte er mich an meinen eigenen Herzensmann, wenngleich doch Welten zwischen den Männern liegen. Trotzdem gefiel mir die Darstellung seiner Person, auch wenn das ein oder andere Klischee bedient wurde. Es passte zu Jax, dass er einerseits Großkotz und andererseits so herzensgut war.
Und während wie die beiden Protagonisten begleiten, treffen wir auf noch einige andere Figuren, sie allesamt ihre Daseinsberechtigung haben. So erobert Hannah’s beste Freundin im Sturm die Herzen der Leser; und auch Jackson’s bester Freund ist ein durch und durch interessanter Charakter und eine große Bereicherung für die Geschichte. Aber natürlich gibt’s auch die, die bewusst Antipathie wecken sollen – und das tun sie; aber alle recht zahm, was mich zu einen überraschte, und zum anderen doch auch etwas wunderte. Trotzdem kann ich im Gesamten sagen, dass ich die Charaktergestaltung von Ilka Hauck echt großartig fand. Sie verleiht jedem eigene Facetten, hebt sie damit voneinander ab und schafft doch eine gewisse Harmonie untereinander, sodass es am Ende 100% stimmig und gelungen ausfällt.
Doch wo mich die Charaktergestaltung bereits überzeugte, da haute mich die Geschichte, die sich hinter dem unscheinbaren Klappentext und dem noch unscheinbareren Einstieg verbarg, regelrecht von den Füßen. Ich hab ja schon im Vorfeld mit allem gerechnet: mit einer schönen New Adult Geschichte, mit einer tiefgründigen Liebesgeschichte oder einer Handlung, wie man sie vielleicht schon das ein oder andere Mal gelesen hat. Aber niemals dachte ich, dass ich am Ende so sprachlos sein werde.
Wie schon erwähnt war der Einstieg zunächst erstmal nichts Neues. Er mutet recht „gewöhnlich“ an und deutet damit darauf hin, dass auch der weitere Verlauf vielleicht nicht unbedingt total spektakulär ausfallen würde. Aber er machte trotzdem neugierig. Schon während den ersten Seiten lässt die Autorin ganz klar durchblicken, dass Hannah kein normales Leben führt, sondern gefangen ist in einer Spirale aus Angst, Zweifel und Distanz. Und dass die dann ausgerechnet dem College-King Jackson vor’s Motorrad laufen muss, lässt vermuten, ist zwar ein recht großer Zufall, aber doch der Grundstein für das, was danach folgte. Denn wer denkt, man habe sowas wie „Between the Colors“ schon mal gelesen, der täuscht sich gewaltig. Die Geschichte zwischen Hannah und Jackson ist anders; ungewöhnlicher; schmerzhafter; leidvoller. Sie ist bewegender, berührender, emotionaler, echter. Es ist kein kurzer Einblick in einen Lebensabschnitt der Figuren, sondern viel mehr eine Reise, die wir mit ihnen unternehmen. Wir begleiten sie über einen verhältnismäßig langen Zeitraum, und so haben wir Höhen und Tiefen; haben Glücksmomente und Phasen, in denen das Glück unerreichbar scheint. Und das erreichte mich auf einer völlig neuen Ebene. Natürlich wird’s hier auch mal ruhiger – es gibt durchaus Passagen, in denen mal nichts nennenswertes passiert, aber so ist das Leben. Auch in deinem und meinem Leben gibt’s mal Tage oder Wochen, die eher belanglos ins Land ziehen und dass sich Ilka Hauck dafür entschieden hat, dies auch in ihr Buch einzubinden, macht diesen Roman nur umso ehrlicher. Ich fieberte mit. Ich fühlte mit. Ich litt. Ich freute mich. Es war jede Form von Gefühl vertreten und immerzu hielten sie sich die Waage. Nie wurde es zu erdrückend, aber auch nie zu unbeschwert. Mir gefiel dieser Ausgleich, diese Balance, die innerhalb der Geschichte herrschte, weil es so immer eine gewisse Form von Abwechslung gab. Der wohl größte Überraschungseffekt war aber mit Sicherheit die Unaufgeregtheit der Handlung. Natürlich wurde es mal zutiefst traurig, mal unendlich schmerzhaft, aber gerade weil Hannah und Jackson schon so viel mit sich selbst zu tun haben, hat die Autorin ganz bewusst darauf verzichtet, auch noch viel Drama einzubauen. Die Momente, die drohen abzurutschen, wurden recht einfach und schnell gelöst, aber dies bot Überraschungen, mit denen man niemals rechnet. In zig NA-Romanen wird jedes Problemchen bis zum Platzen aufgeputscht; alles überdramatisiert, um ja die Spannung hoch zu halten. Aber in „Between the Colors“ passiert genau das Gegenteil. Das, was hier passiert, hat es nicht nötig, aufgeputscht zu werden – es funktioniert auch so. Und so ist die Geschichte zwar unheimlich emotional und bewegend, aber mit recht wenig Drama ausgestattet.
Besonders zum Ende hin, als sich der größte Teil der Entwicklung bereits abgespielt hatte und das Gröbste mehr oder weniger überstanden war, gab es eine Wendung, die drohte, alles zunichte zu machen, was sich Hannah, gemeinsam mit dem Leser erarbeitet hatte. Ich hab regelrecht gebetet, dass da jetzt zum Schluss hin nicht noch das große Drama-Feuerwerk abgefeuert werden würde; und obwohl ich nicht enttäuscht wurde, gab’s doch diesen Nervenkitzel, die Spannung, die ein fulminantes Finale haben sollte. Es ist extrem schwer in Worte zu fassen, weil die richtigen Worte dafür erst noch erfunden werden müssen. Aber Fakt ist, dass Ilka Hauck mit dem Schlusspart des Buches wirklich alles richtig gemacht hat. Kein rosarotes Happy End, in dem alles perfekt ist. Aber auch kein Sad End, das mein Herz gebrochen hätte. Es passte einfach zu Hannah und Jackson und zu dem, was sie erlebt und gemeistert haben und ist deshalb schlicht stimmig und rund. Aber eben wirklich auch herrlich undramatisch dramatisch.
Und um meine kleine Lobeshymne jetzt noch abzurunden, muss ich auch kurz über den Stil von Ilka Hauck schwärmen. Sie schreibt wirklich unheimlich alltäglich, so als würde man sich von Angesicht zu Angesicht mit ihr unterhalten. Keine verdrehten, schwulstigen Beschreibungen, keine hochgestochenen Dialoge, sondern eine echte, authentische und dem Alter der Protagonisten angepasste Erzählweise, die vor allem Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit nochmal enorm steigern konnte. Und obwohl auf großartige Plastizität verzichtet wurde, gab’s doch keinen Moment, wo ich mich nicht wie inmitten des College Campus fühlte. Ich war mit dabei – mitten drin und ich konnte mir nicht nur das Setting, das zum Teil echt cozy wirkte, bildlich vor Augen führen, sondern auch die beiden Hauptfiguren, sowie jeden einzelnen der Nebencharaktere. Sie sind alle zum Freunden geworden; aber in erster Linie natürlich Jackson und Hannah. Der Autorin ist es gelungen, eine neue kleine Welt zu schaffen; eine Bubble, in der die Emotionen scheinbar noch intensiver und die Realität noch bitterer zu sein scheint; in der aber immer Hoffnung zu sehen ist, sodass die Stimmung nie zu bedrückend wurde. Apropos Stimmung: die fiel innerhalb des Buches auch sehr ausgeglichen aus. Mal sehr dunkel und bekümmert; aber mal auch lockerleicht und wunderschön. Und so ist es längst nicht nur die Harmonie unter den Figuren, sondern auch die Stimmigkeit des Settings und die Balance innerhalb des Buches, was mich so begeisterte.
Ich bin noch immer fasziniert, was Ilka Hauck da mit mir, und meinem Herzen, angestellt hat. Mit „Between your Words“ ist der Autorin ein echtes Highlight gelungen, das längst nicht nur durch die wundervollen, einzigartigen Figuren glänzt, sondern auch in jeder anderen, erdenklichen Hinsicht. Jede Emotion war so intensiv und echt; jedes Setting einen Besuch wert und jede Schwingung in der Luft 100% einnehmend. Ich versank zwischen den Zeilen, genoss es gleichermaßen, Hannah und Jackson zu begleiten, wie dass ich darunter litt und ich kann im Grunde echt nicht mehr sagen, als dass mich die Art, wie Ilka die Geschichte ausgebaut hat, total umhaut. So undramatisch, so lebensecht, so authentisch. Was will man mehr? Außer vielleicht noch mehr Geschichten von der Autorin. Ich hab’s geliebt und ich möchte es einem jeden von euch, der gern tiefgründige Romance liest, ans Herz legen. Lest es; es lohnt sich.
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Ilka Hauck lebt seit ihrer Geburt in der gleichen mittelgroßen Stadt, irgendwo mitten in Deutschland. Sie schreibt bereits seit ihrer Jugend, hat mehrere Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien und bisher 24 Romane veröffentlicht, hat in die Verlagswelt hineingeschnuppert und veröffentlicht inzwischen in erster Linie im Self-Publishing. Schreiben ist für sie Passion und Lebensfreude und etwas, was sie niemals missen möchte. Sie hofft, ihre treuen Leser noch auf viele romantische und spannende Reisen in die Fantasie mitnehmen zu können. Besuchen Sie Ilka Hauck auf Ihrer Autoren-Seite auf Facebook: » hier «
(c) by Julia Arling
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne bei Ilka Hauck bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.