||» Rezension «|| Between your Words [von Emma Scott]
Emma Scott
Übersetzer: Inka Marter
New Adult
Einzelband
Reichen fünf Minuten, um sich zu verlieben?
Thea leidet unter einer dramatischen Form der Amnesie. Sie hat fünf Minuten, bevor ihr Kurzzeitgedächtnis wieder gelöscht wird. Für alle außer Jim Whelan ist sie ein hoffnungsloser Fall. Allein Jim erkennt, dass ihre seltsamen Kunstwerke aus Wortketten ein Hilferuf sind. Trotz aller Widrigkeiten entsteht zwischen ihm und Thea eine tiefe Verbindung. Als sich eine neue riskante Behandlungsmöglichkeit auftut, könnte dies eine Chance für ihre scheinbar unmögliche Liebe sein – oder aber ihr Ende bedeuten …
(c) by Lyx Verlag
Dafür, dass ich ein riesengroßer Emma Scott Fan bin, lag „Between your Words“ verhältnismäßig lange auf meinem Sub. Vielleicht auch deswegen, weil ich noch ein Buch in der Hinterhand haben wollte, von dem ich mir fast 100% sicher bin, dass es mich überzeugt. Denn Emma Scott steht für mich für Emotionen, für außergewöhnliche Liebesgeschichten und für Herzschmerz vom Feinsten. Trotzdem mussten sich Thea und Jim in Geduld üben. Nun hab ich es aber doch nicht mehr ausgehalten, wollte unbedingt wissen, was sich hinter dem mehr als schönen Cover und dem vielversprechenden Klappentext verbirgt. Inzwischen kenne ich die Geschichte und die Figuren, und wie mir das alles gefallen hat, erzähle ich euch jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Emma Scott hat sich hier für ein Thema entschieden, das an Schwere kaum zu überbieten ist. Schon von Anfang an herrschte in „Between your Words“ eine unglaublich einnehmende Atmosphäre, die sich gleichermaßen interessant wie bedrückend auf mich auswirkte. Auch wird schnell klar, dass hier eine ganze Menge Recherche-Arbeit nötig gewesen sein muss, um die Amnesie unserer Protagonistin so authentisch, und so glaubhaft wiedergeben zu können. Krankenhaus-Stimmung, Untersuchungen, Hoffnungslosigkeit. Allerdings erwähnt die Autorin im Nachwort, dass sie sich durchaus auch künstlerische Freiheiten für den Roman genommen hat, um Thea’s und Jim’s Geschichte so erzählen zu können, wie sie es schlussendlich tat. Aber trotz besagter Freiheit, war die Krankheit so vordergründig, so real und so lebendig, dass man sich ihrer Wirkung einfach nicht entziehen konnte. Die ganze Idee im Allgemeinen übte einen enormen Sog auf mich aus und nahm mich und meine Emotionen für sich ein. Ich fieberte mit, ich litt grenzenlos und nicht nur einmal kullerten die Tränen.
Aber egal, wie schwer die Thematik auch gewesen sein mochte, die Hoffnung schwingt doch in jeder Zeile irgendwo mit, sodass auch eine gewisse Form der Leichtigkeit entstehen konnte. Und neben all der Dramatik, dem Schmerz, dem Unglauben darüber, dass solche Fälle, wie uns Thea’s Fall hier begegnet, tatsächlich existieren, ist die Liebesgeschichte mindestens genau so ausgereift, wie alles andere. Die Sache zwischen Thea und Jim entwickelt sich langsam und behutsam; macht immer wieder auch Rückschritte und von der rosaroten Brille, die uns so oft in NA-Romanen begegnet, war keine Spur. Emma Scott erzählt absolut unverfälscht, wie die beiden sich ineinander verlieben und welche Probleme ihnen auf ihrem Weg zueinander, begegnen. Sie lässt tiefgründige Emotionen entstehen und nimmt den Leser auf die Reise der Protagonisten mit, indem sie alles so greifbar transportiert, dass ich mich selbst oft in Jim’s oder Thea’s Körper sah. Ich fühlte, was sie fühlten, ich spürte den Schmerz, die aufkeimende Verliebtheit und die Hoffnung, die vor allem Jim dauerhaft empfindet.
Für mich war „Between your Words“ entwas ganz Besonderes. Eine Story, wie ich sie so zuvor noch nie erlebt habe und eben darum fesselte sie wohl auch so sehr. Allein die Intenzität, mit der ich mitfieberte und mitfühlte, spricht schon deutlich für das Geschehen, aber auch in Sachen Spannung hat die Geschichte einiges zu bieten. Von Sekunde Eins an gibt es keinerlei Klarheit darüber, wie es wohl weitergehen könnte – ob und wenn ja, wie die beiden Hauptakteure zueinander finden wollen. Und selbst dann, als scheinbar alles gut schien, brodelte da unterschwellig noch immer die Angst, dass alles zu schön war, und wahr zu sein. Langeweile gab es, wie man es von Emma Scott kennt, hier also zu keiner einzigen Sekunde. Im Gegenteil. Das Drama nahm seinen Lauf und ich habe selten so gelitten, während ich zwei fiktive Lebenswege begleitet habe. Nicht nur einmal flossen die Tränen in Strömen, und das Herzrasen, das zusätzlich dazu immer wieder hervorgerufen wird, treibt einen ebenfalls voran. Gänsehaut, Schmetterlinge im Bauch und die Angst, ganz bald, ganz tief fallen zu müssen, sind ebenfalls Begleiterscheinungen während des Lesens gewesen.
Das Ende bot meiner Meinung nach dann ein verhältnismäßig unspektakuläres Finale für eine so intensive Story. Sicher, die Spannung stieg noch einmal an und auch der Nervenkitzel zeigte sich nochmal deutlicher – aber im Gesamten fand ich die Auflösung doch recht ruhig; dafür, dass vorher so viel Gefühl im Spiel war. Andererseits passte das aber doch auch ganz gut zu Thea und Jim, denn ihre Geschichte war alles andere als laut und aufdringlich. Viel eher waren die beide leise und zart, aber das eben mit einer Wucht, die jedes andere Pärchen, das Emma Scott geschaffen hat, in den Schatten stellt. Es war ein rundes, stimmiges Ende und ein schöner Abschluss für diese emotionale Achterbahnfahrt. Gerade die zwei Epiloge waren toll gewählt und rundeten die Lovestory sowie die Leidensgeschichte der Protagonistin gänzlich ab.
Da ich jetzt bereits einiges zu den Figuren erwähnt habe, brauche ich wohl nicht nochmal explizit sagen, dass ich Jim und Thea wirklich gerne hatte, oder? Die beiden sind so grundverschieden – aber dieses Mal auf eine ganz andere Art und Weise, wie man es sonst gewohnt ist. Thea, die an Amnesie leidet und alle fünf Minuten einen Neustart in Sachen Kurzzeitgedächtnis erlebt; und Jim, dessen Vergangenheit so tragisch ist, dass er sogar bis ins Erwachsenenalter Folge davon zu spüren bekommt. Eine Kombination, die direkt ans Herz geht und die einen so einnimmt, dass man unmittelbar nach dem Kennenlernen bereits eins ist, mit den Hauptcharakteren. Es fiel mir so wahnsinnig leicht, mich von ihnen überzeugen zu lassen; mit ihnen mitzufiebern und mitzufühlen und mitzuleiden. Es war mir ein Leichtes, die dringend benötigte Nähe zu ihnen aufzubauen und so schloss ich sowohl Thea als auch Jim unsagbar schnell, unsagbar tief ins Herz.
Thea ist der Autorin ohnehin sehr glaubwürdig und greifbar gelungen, denn obwohl Thea im Grunde nichts hat, was sie ausmacht, durch ihre Amnesie, war sie doch eine absolute Besonderheit. Ich mochte die junge Frau, die in ihren klaren Momenten so viel Güte ausstrahlte und ein so großes Herz bewies. Ihre Affinität zum alten Ägypten war ebenso spannend, wie ihre Liebe zum Malen und gerade das hob sie für mich deutlich hervor. Thea war niemand, der einen durch unendlichen Charme für sich gewann; niemand, der super viele charakteristische Eigenschaften aufwies; aber sie war eine durch und durch herzensgute junge Frau, der das Schicksal einfach böse mitgespielt hat. Für mich waren ihre Gefühle echt, auf ganzer Linie nachvollziehbar und extrem intensiv. Ich lernte sie, trotz allen Widrigkeiten, immer besser kennen und fühlte mich ihr immer näher und näher. Sie war längst nicht nur sympathisch, sondern so vieles mehr. Sie war real, wirkte dem echten Leben entsprungen und ihre Gedankengänge und Handlungen waren stets und ständig glaubhaft. Sie wurde gnadenlos unterschätzt; nicht nur von mir anfangs, sondern auch von ihrem Umfeld.
Jim teilte das gleiche Schicksal; zumindest was das Unterschätzen anbelangt. Während er anfangs noch als recht mürrischer und distanzierter junger Mann auftrat, so öffnete er sich im Laufe des Buches immer mehr und offenbarte dabei einen Tiefgang, der mich regelrecht umhaute. Und tief berührte. Während ich anfangs noch dachte, er würde neben dem Schicksal von Thea regelrecht abstinken, so zeigte sich doch schon früh, dass er locker mithalten kann. Jim hat eine zutiefst berührende Vergangenheit, deren Folgen er bis heute deutlich spürt. Und genau diese Folgen machten ihn so tiefgründig, so verletzbar und so realistisch. Er ist mindestens genau so liebenswert, wie Thea, und mit seiner aufopferungsvollen, offenen und authentischen Art erreichte er längst nicht nur ihr Herz, sondern auch meins. Nachvollziehbar und zum Teil richtig positiv überraschend, denkt und handelt Jim immerzu im Sinne anderer und stellt sich dabei viel zu oft hinten an. Was ein toller Mann, der so viel mehr Good Guy ist, als es auf den ersten Blick gewirkt hat. Und sein Beruf, als Krankenpfleger rundete ihn und sein Auftreten schlussendlich perfekt ab. Es passte wie die Faust aufs Auge, wie einfühlsam und respektvoll er mit den Patienten umgeht und mit wie viel Engagement er an die Sache herangegangen ist. Er nahm alles ernst, und gerade weil er die Hoffnung niemals aufgab, war er derjenige, der die Handlung vorantrieb und alles am Laufen hielt. Ein toller Kerl – ehrlich.
Ansonsten gab es natürlich noch einige andere Akteure, die alle ihre Daseinsberechtigung hatten. So war es zum Beispiel Delia, Thea’s Schwester, die es mir immer wieder schwer machte und mich zur Weißglut brachte – aber im Nachhinein war es so logisch, so nachvollziehbar, wie sie dachte, was sie tat, usw. Und das ist nur eine von vielen, die mich im Nachhinein echt überraschte – der eine positiv, der andere negativ.
Über den Schreibstil von Emma Scott habe ich schon unzählige Male geschwärmt, und ich werde es heute erneut tun: diese Frau kann erzählen, wie kaum ein anderer. Ich liebe die Art, wie sie die Gefühle einfängt und wie viel Intenzität in ihren Worten mitschwingt – ich liebe es, wie realistisch und gut durchdacht ihre Geschichten sind; und ich liebe es, wie viel Recherchearbeit stets dahintersteckt. Man kann sich als Leser komplett auf das, was geschieht, einlassen und fühlt sich längst nicht nur als Zuschauer, sondern als Teil des Buches. Dabei liest sich der Stil dennoch wunderbar leicht und schnell; ohne große Poesie und mit noch weniger Stolpersteinen. Die Mischung zwischen Schwere und Leichtigkeit ist auch in „Bettween your Words“ wieder auf den Punkt; sodass die Thematik zwar ernst, aber nicht zu niederschmetternd wirkt. Eine einzigartig schöne Atmosphäre und glasklare Bilder vor dem inneren Auge des Lesers runden den Stil schlussendlich ab und machen auch diesen Roman wieder zu einem regelrechten Pageturner. Besser kann man es einfach nicht machen.
„Between your Words“ von Emma Scott ist ein 100% überzeugender New Adult – Roman, der mit unsagbar bedrückenden, aber auch wunderschönen Gefühlen aufwartet und überraschenderweise eine ganze Menge Spannung mitbringt. Zwei einzigartig authentische Figuren, deren Schicksale einem unglaublich nahe gehen, sorgen dafür, dass man intensiv mitfiebern und mitfühlen kann und dass der Schmerz, sowie die Hoffnung die perfekte Wirkung erzeugt. Für mich waren Thea und Jim, und ihre Geschichte, ein wahrer Pageturner; ein echtes Leseerlebnis, das mich zum Lachen brachte, mit Tränen in die Augen trieb und einfach enorm realistisch und lebensnah ausfiel. Bis auf das eher unspektakuläre Ende, gibt es nichts, was ich irgendwie kritisieren müsste – stattdessen kann ich die Handlung, sowie die Thematiken und die Atmosphäre nur in höchsten Tönen loben. Ein unvergesslicher Roman, der mich auf eine ganz neuartige Reise mitnahm und überzeugte.
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Emma Scott schreibt am liebsten Liebesgeschichten mit nicht so perfekten Charakteren, über Menschen mit einer Künstlerseele, Menschen, die Bücher lieben und schreiben. Diversität, Toleranz und Offenheit sind ihr ein wichtiges Anliegen. Mit ihren Romanen, die sie als Self-Publisherin herausbrachte, hat sie sich eine treue und begeisterte Fangemeinde erschrieben.
(c) by Lyx Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.