||» Rezension «|| Book of Night [von Holly Black]
Holly Black
Übersetzung: Diana Bürgel und Julian Müller
Fantasy
Einzelband
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Der erste Roman für Erwachsene von Bestseller-Autorin Holly Black – eine moderne, düstere Urban Fantasy über zwielichtige Diebe und tödliche Schatten
In Charlie Halls Welt können Schatten manipuliert werden, zur Unterhaltung, aber auch um Macht zu gewinnen. Und manchmal haben sie ein Eigenleben.
Charlie ist eine gewöhnliche Betrügerin, die als Barkeeperin arbeitet und versucht, sich von der Untergrundwelt des Schattenhandels zu distanzieren. Doch als eine Gestalt aus ihrer Vergangenheit zurückkehrt, wird Charlies Leben ins Chaos gestürzt. Entschlossen zu überleben, gerät sie in einen Strudel aus Geheimnissen und Mord, in dem sie es mit Doppelgängern, merkwürdigen Milliardären, Schattendieben und ihrer eigenen Schwester zu tun bekommt – die alle verzweifelt versuchen, die Magie der Schatten zu kontrollieren.
(c) by Droemer Knaur Verlag
Holly Black. Bisher waren die Autorin und ich nicht die besten Freunde, immerhin hat mich „Der Prinz der Elfen“ damals bitter enttäuscht. Und auch „Magisterium“ hat mich wohl nur einigermaßen unterhalten, weil Cassandra Clare noch ihre Finger mit im Spiel hatte. Trotzdem bin ich niemand, der direkt nach dem ersten Stolperstein aufgibt, und so ist „Book of Night“ dann auf Umwegen in meine Hände gefallen. Danke dir, liebe Susi [» @magische_momente_] für das Buch! <3 Heute kann ich euch auch schon verraten, wie mir das neueste Werk von Holly Black gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran und viel Spaß mit der Rezension. ♥
Tja. Wo fang ich an? Ich bin etwas unschlüssig, welcher Einstieg in diese Rezension wohl am meisten Sinn macht. Beginnen wir mal mit der Idee, und schauen einfach, wohin uns das führt. Also: Der Klappentext kündigt bereits an, dass sich hier alles um Schatten dreht – aber nicht um Schatten, wie wir sie kennen, sondern um Schatten, die unter Umständen sogar ein Eigenleben entwickeln, oder zumindest manipuliert werden können. Klingt das nicht unglaublich vielversprechend? Ich hab mir eine Million Möglichkeiten ausgemalt, wohin die Reise gehen könnte; was sich Holly Black hat einfallen lassen und mit welchen Elementen genau sie arbeiten würde. Als hab ich mich voller Vorfreude in die Geschichte gestürzt.
Der Sprung ins Geschehen gestaltete sich als verhältnismäßig schwierig, da man einfach ohne Erklärungen mitten hinein geworfen wurde und sich zunächst nicht so richtig zurecht fand. Vieles war unklar, und die Zusammenhänge wollten nicht wirklich erkennbar werden. Aber macht ja nichts – es war nicht der erste Einstieg, der bewusst komplex gehalten wird, um möglichst viel Spannung zu erzeugen und den Leser neugierig zu machen. Was hingegen sehr wohl zum ersten Mal auftrat, war die Tatsache, dass sich auch nach etlichen Seiten noch immer keine Besserung einstellen wollte. Ich verstand einfach überhaupt nichts, während ich mit immer mehr und immer neuen seltsamen Worten bombadiert wurde, die nur noch mehr Verwirrung stifteten. Es fehlte an richtungsweisenden Infos; an klar definierten Hinweisen und vor allem fehlte es am roten Faden. Es gab nicht in irgendeiner Form sowas wie ein Ziel, und anstatt etwas Aufklärung zu betreiben, verstrickte sich die Autorin immer mehr in ihren wirren Gedanken. Ja. Es ist Fantasy für Erwachsene, aber selbst ein Erwachsener ist nicht in der Lage hellsehen zu können. Auch wir Erwachsenen brauchen Eckpfeiler, an denen wir uns entlang hangeln können. Selbst der klügste Kopf hat keine Ahnung, was mit Beschreibungen wie Gloamisten, Puppeteer usw. gemeint ist, wenn nicht die nötige Erklärung gegeben ist. Aber die gab es schlicht nicht. Alles sollte man sich scheinbar selbst zusammenreimen, aber egal wie viel Aufmerksamkeit, Konzentration und Fantasie ich auch investierte, das Ergebnis blieb das Gleiche: eine Million Fragezeichen in meinem Kopf.
Man kann der Autorin vielleicht noch zu gute halten, dass sie in all dem Chaos nicht auch noch eine Liebesgeschichte unterbringen musste. Zwar spielte die Liebe eine gewisse Rolle, aber nicht in der Form, wie wir es kennen. Da treffen keine zwei Menschen aufeinander, die Gefühle füreinander haben und sich im Laufe des Buches näherkommen. Es gibt eine bereits bestehende Beziehung, die durchaus ihre Daseinsberechtigung hat; aber es war kein elementarer Handlungsstrang.
Am Ende wurde es dann, rein vom Tempo her, etwas schneller. Und während ich also nichts verstand, überschlugen sich die Ereignisse und plötzlich verstand ich noch weniger als nichts. Ich kapierte diese Story einfach überhaupt nicht. Da war kein „Ah“-Moment, kein „Wow“-Effekt.. noch nicht mal ein erleichtertes Aufseufzen, wenn sich etwas auflöste. Ich hätte mich noch so sehr anstrengen können; bei all den Fragezeichen und der Verwirrung wäre es mir niemals gelungen, mitzufiebern. Mit was auch? Ich wusste doch ohnehin nicht, was die Geschichte – und die Autorin – von mir wollte. Ein undurchsichtiges Magiesystem, das absolut gar nicht erklärt wird; zig Fachbegriffe und Bezeichnungen, die ebenfalls keinerlei Hintergrund hatten und ein furchtbar schreckliches Hin und Her, das mich dann in die Knie zwang. Hier Tod, da Tod, hier Schatten, dort Schatten, hier plötzlich kein Schatten mehr weil gestohlen .. so in etwa fühlte sich das Lesen für mich an. Und so bleibt am Ende nur ein einziges Wort, um dieses Geschichte zu beschreiben. Nämlich „Hä?!“ Selbst der Schreibstil, der ja nicht mal schlecht war, konnte kein Licht ins Dunkel bringen. Holly Black erzählt völlig im Nebel herum und erwartet vom Leser, dieses Chaos zu verstehen. Ihr ist es nicht gelungen, eine einnehmende Atmosphäre entstehen zu lassen, oder allgemein ein Bild der einzelnen Szenen vor meinen inneren Auge zu erzeugen. Alles was ich sah, war ein großes, schwarzes Nichts. Als wäre ich in ein Wurmloch gefallen. Die Dialoge waren platt, die Stimmung verworren und die Figuren total weit weg.
Figuren. Jup. Die gab’s. Und eigentlich ist jedes weitere Wort hinfällig, weil es eh nichts positives zu berichten gibt und ich nicht unnötig Salz in die Wunde streuen möchte. Aber ich tu es trotzdem.. nicht zuletzt, um euch einen möglichen Fehlkauf zu ersparen. Die Figuren sind auf den ersten Blick ganz akzeptabel. Vor allem die unterschiedlichen Persönlichkeiten und die damit entstandene Vielfalt hätte mich überzeugen können; wenn denn auch nur ein einziger dabei gewesen wäre, der sympathisch gewirkt hätte. Jeder von ihnen strahlte etwas unnahbares und unsympathisches aus; als würden sie alle es drauf anlegen, den Leser auf Distanz zu halten. Niemand wirkte dabei interessant genug, um dennoch ein gern gesehener Gast zu sein. Es gibt ja durchaus auch die Villains, die anziehend sein können.. aber hier war einfach Abneigung, Misstrauen und Desinteresse zu spüren. Leider. Allen voran unsere Hauptfigur Charlie. Nicht nur, dass ich absolut keine Verbindung zu ihr aufbauen und deshalb weder mitfiebern, noch mitfühlen konnte – auch war diese Frau für mich ein absolutes Rätsel. Alles was sie tat, rief zig Fragezeichen in meinem Kopf hervor und nichts.. aber auch gar nichts war nachvollziehbar. Als müsse sie grundsätzlich immer das tun, was alle anderen nicht tun würden. Ihre ganzen Beweggründe waren unverständlich und wurden auch nicht erklärt, um zumindest sowas ähnliches wie Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Einzig in den Kapiteln aus der Vergangenheit scheint Charlie ganz annehmbar, weil sie dort noch etwas kindliches aufzuweisen hat und deshalb beinah niedlich wirkt. Ihre Vergangenheit erklärt durchaus auch, wie sie zu dem wurde, was sie heute ist, aber das ließ trotzdem nicht logischer werden, was sie da tat. Mir war, als hätte es Holly Black drauf angelegt, eine Protagonistin zu entstehen, die bestmöglich Bad Ass präsentiert – hat sich dabei aber komplett verrannt. Charlie war nicht Bad Ass. Sie war nicht stark, nicht schlagfertig, nicht mutig. Sie war aber auch nicht schwach, nicht still, nicht ängstlich. Sie war ein ebenso blasser Schemen, wie die anderen, wenn vllt durch ihre Vorgeschichte noch eine Spur klarer erkennbar, als der Rest.
Andere Hauptfiguren gab es nicht wirklich. Hier mal eine Besucherin der Bar; dort mal ein Auftraggeber. Hier mal eine Mutter, da mal eine Schwester – aber keiner drang auch nur annähernd zu mir durch. Am ehesten catchte mich noch der „Bösewicht“, weil er eben immer wieder interessante Aspekte ins Spiel brachte. Aber charakterlich war auch eher niemand, den man lange in Erinnerung behält. Ein Schatten einfach.. ganz viele, unklare, konturlose Schatten. Das trifft es, in Anbetracht der allgemeinen Thematik des Buches wohl am Besten. Sehr schade. Ich hab mir enorm viel erhofft und wurde nur umso bitterer enttäuscht.
Holly Black liefert mit „Book of Night“ auf den letzten Metern noch meinen Jahresflop. Es tut mir im Herzen leid, es so klar sagen zu müssen, aber egal wie ich es drehe und wende, ich kann nichts finden, was mich doch noch milde stimmen könnte. Es ist eine gute Idee, die dahintersteckt, aber die Umsetzung scheitert auf jeder erdenklichen Ebene. Hier wurde zu viel vom Leser erwartet; denn auch der klügste Kopf kann mit fiktiven Fachbegriffen nichts anfangen, wenn nicht zumindest ein bisschen Erklärung stattfindet – aber alles bleibt unsagbar blass. Die Figuren fügen sich da auch problemlos ein und bleiben bis zuletzt nichts anderes als Schatten. Und eigentlich sollten die Schatten eigentlich eine andere Bedeutung haben.
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Holly Black hat zahlreiche Bestsellerromane im Kinder- und Jugendbuch veröffentlicht, u. a. Elfentochter, Die Spiderwick-Geheimnisse, Prinz der Elfen, Magisterium (zusammen mit Cassandra Clare), Coldtown und die Elfenkrone-Trilogie, für die sie den Deutschen Phantastik-Preis gewann. Sie hat diverse Auszeichnungen erhalten, u. a. den Andre-Norton-Preis, den Mythopoeic-Preis und den Newbery-Honor-Preis. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in New England in einem Haus mit einer Bibliothek. Book of Night ist Holly Blacks erster Roman für Erwachsene.
(c) by Droemer Knaur Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Droemer Knaur Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.