||» Rezension «|| „Cinder & Ella“
Einzelband
Nach einem schweren Autounfall hat Ella ein Jahr voller OPs und Rehas hinter sich. Und nun muss sie auch noch zu ihrem Vater und dessen neuer Familie ziehen, die sie überhaupt nicht kennt. Ella will nur eins: ihr altes Leben zurück. Deshalb beschließt sie, sich nach langer Zeit wieder bei ihrem Chatfreund Cinder zu melden. Er ist der Einzige, der sie wirklich versteht, und obwohl sie ihn noch nie getroffen hat, ist Ella ist schon eine halbe Ewigkeit heimlich in ihn verliebt. Was sie nicht weiß: Auch Cinder hat Gefühle für sie. Und er ist der angesagteste Schauspieler in ganz Hollywood.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie scharf ich auf diese Geschichte war. Grund dafür: der Hype! Leider wurde meine Anfrage beim Verlag abgelehnt, weil ich viel zu spät dran war. Netgalley hat mich dann aber gerettet und mir das Buch als eBook bereitgestellt. Keine halbe Stunde nach dem Download begann ich auch schon zu lesen und kann euch heute sagen, ob ich genau so begeistert bin, wie all die anderen Leser oder ob ich mir durch die etlichen positiven Rezensionen zu viel erhoffte. Viel Spaß ♥
Die Geschichte beginnt in Form eines Prologs, in dem wir Ella’s Unfall und die letzten paar Minuten davor, hautnah miterleben müssen. Schnell wird das wirkliche Ausmaß der Tragödie klar: Ella und ihre Mutter sind sich so vertraut, stehen sich so nahe, wirken wie beste Freundinnen – und dann, von einer Sekunde auf die andere ändert sich alles. Ella verliert das wichtigste in ihrem Leben; ihren Halt – den letzten Menschen, der ihr noch geblieben war. Erst nachdem wir also die Katastrophe mitansehen mussten, machten wir einen Sprung von ca. einem Jahr und steigen dann in L.A in Ella’s neues Leben bei ihrem Vater ein.
Ich fand es äußerst positiv, dass die Autorin sich für diesen Prolog entschieden hat – so wird das traumatische Erlebnis auch für den Leser greifbar und real. Außerdem verleiht es Ella, so blöd es auch klingen mag, Authensität und machte sie in meinen Augen wesentlich nachvollziehbarer, als wenn in der Geschichte nur immer von „dem Unfall“ die Rede gewesen wäre. Ich jedenfalls kam gut ins Geschehen rein, fühlte mich, sofern man das so sagen möchte, sofort wohl und fand die Kabbeleien zwischen Ella und Cinder einfach herzallerliebst; denn auch der männliche Protagonist spielt während des Unfalls eine gewisse Rolle.
Allgemein fand ich die Dynamik zwischen Ella und Cinder derart erfrischend und humorvoll, dass ich aufgrund ihren Aussagen ständig schmunzeln musste. Die Dialoge bzw. Chatverläufe waren stellenweise wirklich lustig, hatten aber auch mal ernstere Inhalte, die mindestens genau so glaubhaft verpackt waren, die die Diskussionen, die schnell in eine Art Zickerei von beiden Seiten endeten. Obwohl sich die beiden Hauptfiguren noch nie begegnet sind, herrschte so viel Vertrauen und Mitgefühl, so viele Emotionen, so viel Freundschaft zwischen ihnen, dass man gar nicht anders konnte, als beide zu lieben. Sie gingen auch so offen mit ihren Gefühlen um; erzählten sich gegenseitig ihre Befürchtungen und Zweifel; waren einfach beste Freunde.
Ella zu begleiten war dabei allerdings kein Spaziergang. Nach ihrem Unfall hat sie nicht nur mit den Folgen zu kämpfen, sondern auch mit ihrer neuen Familie und ihren neuen Mitschülern – eigentlich mit ihrem gesamten neuen Leben. Ella wird aufs schlimmste gemobbt, quasi als Aussätzige behandelt und es fiel mir streckenweise echt schwer, das miterleben zu müssen. Trotzdem hat die Autorin es geschafft, Ella total glaubhaft und realistisch darzustellen. Natürlich versank sie mal in Selbstmitleid; natürlich waren da Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit, aber genau so gab es Momente, in denen sie aufblühte. Sie ließ sich von den Mobbing-Angriffen auch längst nicht so beeinflussen, wie man es vielleicht erwartet, aber auch das bewunderte ich. Ella besaß so viel Mut und so viel Stärke; sie war in den guten Momenten so humorvoll und lustig und vor allen Dingen: sie ließ sich nicht hängen, sie hatte einen unerschütterlichen Kampfgeist, und wenn der mal kurzzeitig überschattet wurde, konnte man sich sicher sein, er würde bald wieder ans Licht kommen. Die Entwicklung, die dieses 18-jährige Mädchen an den Tag legte im Verlauf der Geschichte und dabei genau so realistisch und echt, wie Ella selbst und ich nahm der Autorin die Figur problemlos ab. Ella ist eine Kämpferin, die man einfach lieben muss. Ich habe sie so unglaublich gerne gehabt; hab ihr nur das Beste gewünscht und fühlte mit irh mit wie selten zuvor.
Cinder war zu Beginn nicht mehr, als ein Internetfreund für Ella. Ich dachte mir eigentlich, dass es dauern würde, bis er für mich greifbar werden würde; da er optisch ja quasi gar nicht „anwesend“ war – aber falsch gedacht! Von der ersten Sekunde an war er mir unheimlich sympathisch und erschien mir genau so liebenswert wie Ella. Er verkörperte von Anfang an den perfekten Mix aus „einfühlsamer bester Freund“ und „verwöhnter Hollywood-Sprössling“ und überzeugte mich so restlos von sich selbst. Er legte in den wichtigen Momenten seine Star-Allüren komplett ab und zeigte Ella seine wahre Seite – das begeisterte mich in jeder Hinsicht und machte Cinder zu einem meiner absolut liebsten Book-Boyfriends.
Die Nebenfiguren waren auch sehr schön ausgewählt und in Szene gesetzt. Hier spielt die Autorin definitiv mit den Emotionen des Lesers, denn es gab sowohl die, die man einfach von Anfang an lieben musste; und die, die man ab der ersten Sekunde verabscheute. Aber vielleicht schaffte es ja noch der ein oder andere, doch noch die Seiten zu wechseln – wer weiß? Ich liebe es, wenn Charaktere mich anfangs noch zur Weißglut bringen, sich dann aber in eine Richtung entwickeln, die meine Meinung um 180 Grad dreht. Und genau das hat Kelly Oram hier geschafft.
Der Schreibstil lässt sich dabei unheimlich schnell und flüssig lesen. Die Autorin setzt nicht aus raumgreifende Beschreibungen, schafft aber ganz klar sowohl Charaktere als auch Kulisse bildhaft darzustellen. Mich erinnerte der Stil stark an Brittainy C. Cherry – gefühlvoll, echt und dennoch nicht zu anspruchsvoll. Ich bin mir 100% sicher, dass sich Kelly Oram problemlos mit Colleen Hoover & Co. messen kann, denn auch hier sah ich eine gewisse Ähnlichkeit. Mir gefiel es unheimlich gut, wie harmonisch und echt die Dialoge ausgearbeitet wurden und wie realistisch die ganze Geschichte auf mich wirkte. Ich hatte über all die 450 Seiten das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein und nicht nur ein Leser, dem sie erzählt wird. Dabei schreibt Kelly Oram in der Ich-Perspektive, und zwar sowohl aus Ella’s als auch aus Cinder’s Sicht, sodass die Abwechslung, einerseits in eine ganz normale, bodenständige Welt eintauchen zu können, andererseits auch das Leben eines Hollywood-Stars kennen zu lernen, gegeben war.
Die Grundidee hat mich nicht umsonst von der ersten Sekunde an gereizt. Es war mal etwas völlig Neues für mich, die Freundschaft zwischen einer Bloggerin und eines Filmstars begleiten zu dürfen, ohne dass beide von der wahren Identität des jeweils anderen wussten. Schon bevor ich begann zu lesen, freute ich mich auf den Moment, in dem alles aufflog und fragte mich dabei auch, wie Ella wohl auf Cinder’s wahres Ich reagieren würde. Die beiden Leben sind so unterschiedlich, dass es überhaupt nicht langweilig werden konnte; es gab viele kleine Twists und auch der Hauptplot sprühte nur so vor Energie, Leben und Überraschungen. Die Emotionen wurden derart schön eingefangen, dass auch das für jede Menge Lesespaß sorgte und letzten Endes war es nunmal so, dass die Autorin bewusst die unterschiedlichsten Gefühle des Lesers wachrief. Ich lachte, ich hoffte, ich betete, ich seufzte, ich litt – und ich weinte. Ja wirklich. Zum großen Finale hin konnte ich nicht anders, als ein paar Tränchen zu verdrücken und das ist mir seit langer Zeit nicht mehr passiert. Kelly Oram hat mit Cinder & Ella eine Geschichte geschaffen, die mich zutiefst bewegte und beührte; aber auch mitriss. Natürlich strotzte die Storyline nicht vor Spannung, Action und Tempo, aber dafür durch die unterschiedlichsten Situationen, die abwechslungsreich und vielfältig vorhanden waren. Hier trafen „Wohlfühl-Faktor“ und ganz tiefe Emotionen aufeinander und dazu kommt, dass die Autorin auch bewusst tiefgreifende Themen aufgreift, wie das oben erwähnte Mobbing. Das Statement, das gesetzt wurde, war klar und deutlich erkennbar und sollte so manchem Jugendlichen die Augen öffnen können. Doch auch zum Thema „Selbstliebe“ hat Kelly Oram eine klare Meinung und zeigt uns diese in Form von Ella’s Geschichte.
„Cinder & Ella“ von Kelly Oram war eine Geschichte, die mich wirklich ergreifen und bewegen konnte. Diese Rezension wird in keinster Weise dem gerecht, was ich wirklich über das Buch denke; denn selbst wenn ich sage „es war großartig und ein absolutes Highlight“ wäre das noch die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich liebte die Figuren, die echt und wie dem echten Leben entsprungen wirkten; ich liebte den tiefgründigen Schreibstil und ich liebte die Idee und die Umsetzung, die sich zwischen den beiden Buchdeckel verstecken. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass „Cinder & Ella“ das bisher beste Buch des Jahres für mich war; wenn nicht gar mein neues Lieblingsbuch. Eigens für dieses Buch habe ich den 5 Sternen nochmal eins drauf gesetzt und vergebe deshalb:
Kelly Oram schrieb mit 15 Jahren ihre erste Kurzgeschichte – Fan Fiction über ihre Lieblingsband, die Backstreet Boys, womit ihre Familie sie heute noch aufzieht. Sie ist süchtig nach Büchern, redet gern und viel und liebt Zuckerguss. Sie lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einer Katze am Rande von Phoenix, Arizona.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Luebbe-Verlag und bei Netgalley bedanken, einerseits für die Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar, andererseits dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.