||» Rezension «|| City of Burning Wings [von Lily S. Morgan]
– Die Aschekriegerin –
Lily S. Morgan
Jugendfantasy || Romantasy
Einzelband
*Eine Liebe zwischen Asche und Glut*
Die junge Kriegerin May hat sich ihr Leben lang darauf vorbereitet, als Nachfolgerin des Königs den Aschethron zu besteigen. Sie ist die schnellste Himmelsstürmerin, die es in der fliegenden Stadt Elydor je gab. Doch als der König stirbt, taucht die Herrscherrune nicht bei ihr, sondern auf der Stirn des mysteriösen Geheimnishändlers Luan aus dem Elendsviertel auf. Und ausgerechnet May soll ihm helfen, mit seiner neu gewonnenen Macht umzugehen. Nur widerwillig fügt sie sich, bis ihr klar wird, dass nicht nur ihre beiden Leben vom Erfolg der Aufgabe abhängen, sondern die Zukunft von ganz Elydor.
(c) by Carlsen Verlag
Na, wo sind die Buchschnitt-Opfer? 😀 Obwohl ich hier wirklich zugeben muss, dass der wunderschöne Buchschnitt eher zweitrangig beim Kauf war. Der eigentlich Grund ist nämlich, dass ich Lily schon eine gefühlte Ewigkeit auf Instagram verfolge und sie als Menschen einfach sehr sympathisch finde. Kein Wunder also, dass ich sie bei ihrem ersten Buch unbedingt unterstützen wollte und das Buch schon früh bei der Buchhandlung Graff vorbestellt habe. Leider hat es jetzt doch ein paar Tage gedauert, bis ich zu dem Buch greifen konnte – aber hey, es hat auch Vorteile, immerhin sieht man das Buch inzwischen nicht mehr täglich irgendwo. Heute möchte ich euch gerne meine Meinung zur Geschichte liefern. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Der Einstieg in diese High Fantasy Welt, die die Autorin hier gezaubert hat, fällt tatsächlich nicht ganz so leicht. Zumindest für mich persönlich war das Bild, das sich uns über die ersten Kapitel hinweg bot, nicht ganz greifbar. Es entstanden zahlreiche offene Fragen, auf die ich vorläufig noch keine Anwort erhielt. Es mangelte mir an Informationen, an Erklärungen, um alles, was hier entstanden ist, wirklich nachvollziehen zu können. Wieso, weshalb, und warum? Dafür lernte ich May und Luan kennen; zwei sehr vielschichtige, sympathische Hauptfiguren, die sogleich mein Interesse wecken konnten. Allgemein hatte ich das Gefühl, das das Hauptaugenmerk mehr auf den Figuren und den Interaktionen untereinander lag, als auf dem Worldbuilding und den Fakten. Zum Beispiel wird Elydor, die Stadt in der May und Luan, unsere Protagonisten leben, von sogenannten Glutlichtern bedroht. Doch wo die herkamen und was es mit ihnen auf sich hatte, wurde erst sehr spät näher erläutert – und bis dahin war es eben ein recht verschwommenes Bild. Eine Tatsache, die der Spannung zwar keinen Abbruch tat, aber doch ein gewisser Störfaktor war. Ansonsten ist die Idee hinter „City of Burning Wings“ allerdings wirklich vielversprechend. Lily S. Morgan hat eine völlig neuartige Geschichte rund um ebenso neuartige Fantasywesen geschaffen und die Spannungselemente genau so verbaut, dass sie ihr bestmögliches Potential entfalten konnten. Die Geschichte lebt von sehr viel Tempo, von einigen unerwarteten Wendungen und von glaubhaften, nachvollziehbaren Charakteren. Immer wieder kam es zu Richtungswechseln und nicht jeder war das, was er uns glauben lassen wollte. Gerade diese Undurchsichtigkeit trieb mich unaufhörlich voran und die einzelnen Wesen taten ihr Übriges, um mich weiterhin zu fesseln.
Dabei kommt diese Geschichte mit verhältnismäßig wenig Liebe aus. Erstaunlich wenig sogar, obwohl sie natürlich trotzdem eine gewisse Rolle spielt. Ich war tatsächlich mehr als überrascht, dass sich die Annäherung der Hauptfiguren so langsam und zart abspielt, und das obwohl es sich hierbei um einen Einzelband handelt. Fast erinnert das Ganze an ein klassisches Enemies to Lovers – Trope, doch wenn man ehrlich ist, erstreckt sich der Enemies-Part über einen viel größeren Raum, als der Lovers-Part, der irgendwo mehr an Freundschaft, als an Liebe erinnert – aber das alles empfand ich als sehr positiv! Das sollte keine Kritik daran sein, sondern einfach eine Feststellung, die ich erwähnenswert fand. Eine Fantasy-Geschichte, die endlich mal mehr von der Handlung als von der Liebe lebt und trotzdem so sehr überzeugt. Ich habe, nicht nur wegen der plotreichen Storyline intensiv mit Luan und May mitgefiebert, sondern auch weil es so viel zu entdecken, so viel zu erleben gab. Intrigen am Hof spielten ebenso eine Rolle, wie die allgemeine Bedrohung und die beiden verfeindeten Truppen sorgten ebenfalls für Zündstoff und Abwechslung.
Besonders gen Ende spitzte sich die Lage der Stadt nochmal ordentlich zu und das Tempo wurde noch mehr angezogen. Es wurde regelrecht rasant und viele offene Frage; unter anderem auch zu den Glutlichtern, wurden beantwortet. Und jede einzelne Antwort vermochte es, einen zu überraschen. Allerdings behielt ich bis zuletzt den Eindruck, dass die ein oder anderen Information; ob nun zum Setting oder der Welt sowie ihren Hintergründen allgemein, nicht geschadet hätte; um das Ganze noch eindrucksvoller, noch lebendiger wirken zu lassen. Alles in allem war es aber ein stimmiges, imposantes und unerwartetes Ende, das mich fesseln und begeistern konnte und die Geschichte schlussendlich perfekt abrundete.
Die Figuren waren das Herzstück des Buches, und das merkte man als Leser schon früh. May hat viel Aufmerksamkeit von der Autorin bekommen und erhielt alleine dadurch bereits eine gute Portion Tiefgang. Doch auch ihre allgemeinen Eigenschaften, wie Mut, Loyalität und Authenzität sprachen für sie. Die Aschekriegerin wurde mit viel Liebe zum Detail beschrieben und mit allerlei verschiedenen Facetten ausgestattet. Wir erleben May längst nicht nur als furchtlose Kriegerin – wir erleben sie auch in Momenten der Schwäche, der Angst und des Schmerzes. Sie kann ebenso leiden, wie sie kämpfen kann und das machte sie, für mich, erst so richtig lebendig. Sie war sympathisch und eine tolle Führungsfigur, die ihren Job wirklich gut machte. Sie nahm den Leser bei der Hand und führte ihn durch ihr ganz persönliches Abenteuer. Besonders fand ich an May allerdings ihre Bereitschaft, für ihre Heimatstadt alles zu riskieren. Wäre diese Eigenschaft nicht gewesen, hätte mich May niemals so beeindruckt und abgeholt, wie sie es schlussendlich getan hat. Ich mochte die junge Kriegerin, die den Mut besaß, ihre eigenen Wege zu gehen und war begeistert, dass sie so selbstsicher dabei wirkte, obwohl hinter der Fassade vielleicht manchmal der ein oder andere Zweifel schlummerte.
Luan hatte hingegen recht schlechte Karten am Anfang. Als Flügelloser zieht er nicht unbedingt sofort die Sympathien des Lesers auf sich. Er ist grob, vorlaut und egoistisch. Alles drei sind Facetten, die ich an Hauptfiguren eher weniger schätze, doch im Laufe der Zeit fing ich an, mich daran zu gewöhnen. Ja mehr noch, ich fing an, Luan gern zu haben, obwohl ich nicht alles was er sagte oder tat, richtig nachvollziehen konnte. Er war so direkt, und gleichzeitig auch wieder nicht. Er führte May, und somit auch den Leser immer wieder an der Nase herum, aber es passte einfach zu ihm. Denn er war kein schlechter Kerl, sondern einfach in einem ärmeren Viertel aufgewachsen, wo der Umgangston rauer, und die Interaktionen untereinander derber sind. So überzeugte auch er mich nach und nach von seinen Qualitäten und zeigte mir sogar im weiteren Verlauf eine andere Seite, die ich noch viel interessanter, noch viel liebenswerter fand.
Beide Hauptfiguren passen perfekt ins Geschehen und bringen jede Menge Zündstoff mit. Es war herrlich erfrischend zu sehen, wie sie beide bedacht und doch manchmal impulsiv handelten und dabei immer wieder in Fettnäpfchen, in Fallen tappten. Endlich mal keine naive, vom Glück verfolgte Hauptfigur, die nur deshalb überlebte, weil ständig jemand da war, um die Jungfrau in Nöten zu retten, nein. May kämpfte für sich selbst und trat für ihre Fehler ein. Die brauchte niemanden, der sie beschützte oder den Kopf für sie hinhalten musste. Und das bereitete mir doch eine ganze Menge Spaß.
Randfiguren gab es natürlich ebenfalls einige, doch muss ich sagen, dass bis auf ganz wenige – zwei, um genau so sein, alle recht blass und unscheinbar auf mich wirkten. Die jeweils besten Freunde unserer Protagonisten mochten noch recht greifbar gewesen sein, doch das weitläufigere Umfeld hat nicht mehr ganz die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen, unter Umständen zugestanden hätte. Der Rohrspatz zum Beispiel, der im Grunde nicht unwichtig war, war nur ein blasser Schemen, der hinund wieder seinen Senf zum Besten gab und dann wieder verpuffte. Gerade in Sachen Bildhaftigkeit und Greifbarkeit hätte ich mir da noch ein wenig mehr gewünscht – obwohl auch das alles nicht gefährlich für die Spannung war.
Der Schreibstil von Lily S. Morgan ist sehr angenehm, sodass sich das Buch unheimlich schnell und leicht lesen lässt. Trotz des etwas holprigen Einstiegs und den fehlenden Informationen konnte ich doch recht schnell Fuß fassen an der Seite von May und Luan und tat mir auch nicht schwer damit, mit den beiden mitzufiebern. Die einzelnen Beschreibungen riefen ein klares Bild vor meinem inneren Auge hervor, jedoch hätte ich mir dahingehend noch mehr gewünscht – noch mehr Details, noch mehr Erklärungen, noch mehr Emotion. Die Atmosphäre war trotzdem dauerhaft sehr dicht und einnehmend, sehr vielschichtig und abwechslungsreich. Während manchmal eher strategische Wege gegangen wurden, gab es im nächsten Moment dann die darauffolgende Spannung und es hielt sich, meiner Meinung nach, perfekt die Waage. Ich jedenfalls konnte mich gut in die Geschichte hineindenken und fühlte mich dementsprechend auch gefesselt vom Geschehen.
Dabei ist das Buch in zwei Perspektiven unterteilt. Nämlich in die von May, und in die von Luan. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich mich beiden Figuren so nahe fühlte, aber ich fand die Aufteilung auch allgemein betrachtet, absolut gelungen. Sie erklärte vieles von dem, was die Figuren sagten und dachten, und trieben durch gewisse Einblicke auch die Spannung immer mehr in die Höhe. Gut gelöst, und schön aufgeteilt!
„City of Burning Wings“ von Lily S. Morgan ist ein gelungenes Debüt, das absolut Spaß macht und wunderbar unterhalten kann. Zwar nicht ganz perfekt, aber doch spannend genug, um den Leser am Ball bleiben zu lassen. Ich hätte mir einfach noch die ein oder andere Erklärung gewünscht, um manches von Welt/Setting und den Hintergründen noch besser nachvollziehen zu können; um mich noch besser reindenken zu können und um die Geschichte noch greifbarer zu machen. Dafür begeistern die Figuren wieder umso mehr, denn May und Luan sind zwei grundverschiedene Persönlichkeiten, die zunächst erstmal ordentlich aneinanderrasseln und immer wieder aneinandergeraten. Ein gewagtes Team, das mit schlagfertigen Dialogen und den oder anderen Seitenhieben sogar für ein wenig Witz und Charme innerhalb dieser neuartigen Storyline sorgen.
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Lily S. Morgan wurde 1990 in Heidenheim geboren und entdeckte früh ihre Liebe zum geschriebenen Wort. Wenn sie nicht mit Romanfiguren diskutiert, durch fiktive Welten wandert oder auf ihrem bekannten Instagram Account „lilys.wortwelt“ über Bücher bloggt, dann streift sie mit ihrer Hündin Maja durch den Wald. »City of Burning Wings« ist ihr Romandebüt.
(c) by Coppenrath Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.