||» Rezension «|| Das Reich der sieben Höfe 03: Sterne und Schwerter [von Sarah J. Maas]
Achtung! Band 3 einer mehrteiligen Reihe. Spoiler zu Band 1+ 2 sind möglich.
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– Sterne und Schwerter –
Sarah J. Maas
High Fantasy || Romantasy
Band 3 von 5
Das Reich der sieben Höfe-Reihe
752 Seiten
Feyre hat ihren Seelengefährten gefunden. Doch es ist nicht Tamlin, sondern Rhys. Trotzdem kehrt sie an den Frühlingshof zurück, um mehr über Tamlins Pläne herauszufinden. Er ist auf einen gefährlichen Handel mit dem König von Hybern eingegangen und der will nur eins – Krieg. Feyre lässt sich damit auf ein gefährliches Doppelspiel ein, denn niemand darf von ihrer Verbindung zu Rhys erfahren. Eine Unachtsamkeit würde den sicheren Untergang nicht nur für Feyre, sondern für ganz Prythian bedeuten. Doch wie lange kann sie ihre Absichten geheim halten, wenn es Wesen gibt, die mühelos in Feyres Gedanken eindringen können?
(c) by dtv Verlag
Obwohl ich nicht wirklich die Muse verspürte, nach dem enttäuschenden zweiten Band überhaupt weiterzulesen, bin ich jetzt doch kaum überrascht, dass ich es doch getan habe. Meine Neugier auf den weiteren Verlauf war einfach zu groß, als dass ich hätte die Füße stillhalten können. Außerdem hatte ich mit @violas_buecher jemanden gefunden, der es mit mir gemeinsam liest und mich damit unheimlich motiviert. Danke an dieser Stelle, Liebes! Der Austausch hat wirklich großen Spaß gemacht. Aber hat mir auch das Buch besser gefallen als sein Vorgänger? Oder muss ich einsehen, dass die Reihe nichts für mich ist? Das und noch vieles mehr, verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Genauso, wie es bei Band 2 der Fall war, so hatte ich auch hier wieder keinerlei Probleme zurück in die Geschichte zu finden. Binnen weniger Silben sind die Erinnerungen an die vorherigen Geschehnisse wieder präsent und man taucht sofort wieder ab – in diesem Fall an den Frühlingshof. Der klare Vorteil, dass es von nun an keinerlei Erklärungen mehr zu der Welt, zu den Figuren und dem ganzen Drumherum braucht, lässt den Einstieg sehr rasant und vor allem interessant werden. Es geht ohne Umschweife los und die Spannung ist vom ersten Moment an spürbar intensiv. Feyre’s geheimen Pläne wissen zu fesseln, treiben das Geschehen voran und die Undurchsichtigkeit tritt direkt in den Fokus. Wird sie es schaffen? Wird sie auffliegen? Tausend Fragen, die einen beschäftigen und das Buch schon früh zu einem Pageturner machen.
Doch auch der weitere Verlauf ist das pure Gegenteil von Band 2. Während dort über mehrere hundert Seiten nichts geschieht, geht es hier Schlag auf Schlag. Ein Plot jagt den vorherigen und für Atempausen, oder gar Langeweile bleibt überhaupt keine Zeit. Ständig ändert die Handlung die Richtung; und im Unterbewusstsein des Lesers nagen dauerhaft Zweifel, ob wirklich alle durch diese schwere Zeit kommen oder ob es am Ende nicht doch Verluste zu beklagen gibt. Der nahende Krieg, und das, was die Bewohner von Velaris tun, um sich dem zu stellen, ist packend und vielseitig in Szene gesetzt. Die Intrigen, die innerhalb der ganzen Höfe stattfinden erhöhen die Unvorhersehbarkeit und lassen nicht nur einen Überraschungsmoment entstehen. Das! Genau das habe ich mir gewünscht, darauf hatte ich von Anfang an gehofft – und nun endlich wurden meine Gebete erhört. Sarah J. Maas liefert in diesem dritten Band endlich die fulminante Action, die Spannung, die plotreiche Handlung, die für mich für großartige Fantasy steht. So viele Wendungen, die man einfach nicht kommen sieht, so viele Stränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, aber am Ende doch so geschickt miteinander verknüpft wurden. Und neben all diesen Spannungselementen, spielt eben auch das Zwischenmenschliche eine riesengroße Rolle. Und das ist es, was diesen Roman so einzigartig macht. Schon in den beiden Vorgängern war die Nähe zu den einzelnen Figuren da – zu manchen mehr, zu anderen weniger; doch das was in diesem dritten Band geschieht, ist kaum in Worte zu fassen. Da entstand noch einmal ein völlig neues Niveau von Tiefe, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Und gerade wegen dieser Verbindung zu Feyre und Co. fiel es mir auch so leicht, mit ihnen mitzufiebern und mitzufühlen. Ich war dauerhaft in dieser Geschichte versunken; auch dann, wenn ich gerade einmal nicht las. Meine Gedanken drifteten immer wieder zum Hof der Nacht und ich fragte mich, was Rhys, Cassian und all die anderen wohl als nächstes meistern mussten, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Selten, wirklich selten war ich so sehr Teil von etwas, wie von diesem Buch. Nicht nur, dass Spannung und Charaktergestaltung glänzte; auch das Worldbuilding überzeugt wieder auf ganzer Linie. Jede einzelne Szene, mochte sie nun emotionaler Natur oder eher spannungsgeladen gewesen sein, hatte ich glasklar vor Augen – nein… ich war mittendrin und kämpfte mit den Figuren. Auf dem Schlachtfeld, während den strategischen Besprechungen, während der Tod wie ein Damoklesschwert über uns schwebte.
Und dann kam der Schlusspart, für den Worte nicht mehr ausreichen. Zunächst hatte ich etwas Angst, dass das Ganze wieder zu schnell abgehandelt werden würde. Die Seiten wurden immer weniger und ich fragte mich, wie man in so kurzer Zeit eine Schlacht darstellen will, die von vorn herein darauf hindeutete, episch zu werden. Doch kaum dass die ersten Sätze davon berichteten, gab es kein Halten mehr. Und auch wenn sie sich nicht über hunderte von Seiten erstreckte, so fühlte es sich doch so an. Jeder Moment des Bangens zog sich in die Länge, die Nerven des Lesers so immer weiter und weiter strapaziert und es war mir, ab einem gewissen Punkt schlicht unmöglich, das Buch wegzulegen. Man wurde quasi gezwungen, immer weiter und weiter zu lesen, weil man nicht glauben konnte, wie geschickt die Fäden zusammenlaufen, wie viel Überraschung da noch auf einen wartet. Es war ein durch und durch passendes, stimmiges Ende, das an Epik und Genialität nur schwer zu überbieten ist und mich auch emotional so sehr catchte, dass ich jetzt in einem kleinen Bookhangover feststecke.
Die Charaktere hatte ich ja jetzt bereits kurz angeteasert – zumindest das, was einen sehr großen Raum innerhalb des Buches einnimmt: nämlich die Charakterentwicklung. Obwohl mir das auch in Band 2 bereits ins Auge gesprungen ist, war es hier doch nochmal um einiges deutlicher. Sarah J. Maas hat sich viel mit ihren Figuren beschäftigt; hat ihr Hauptaugenmerk auf den Tiefgang und die Ausarbeitung aller Beteiligten gelegt und es so geschafft, dass nicht nur Rhysand und Feyre zu wahren Freunden für mich wurden, sondern auch Nebenfiguren wie Cassian, Azriel, Mor oder Amren. Die ganze Clique überzeugte mich einfach – und das jeder auf seine Art. Während der eine still und unscheinbar ist, ist der andere laut und präsent. Wo die eine ein Biest ist, ist die andere das Good Girl schlechthin. Aber das ist eben nicht alles, was sie als einzelne Personen ausmachte; sie alle bargen so viele Facetten, so eine immense Vielschichtigkeit, und trotzdem nahm ich sie alle als unsagbar sympathisch und liebenswert war. Ja sogar die Antagonisten, wie der König von Hybern (den ich, bei aller Liebe, wirklich mehr als nur abgrundtief hasste), waren Charaktere, die Schwung in die Geschichte brachten und deshalb stets gern gesehen war von mir.
Aber um auch noch schnell auf die zwei wichtigsten Akteure einzugehen: Feyre und Rhysand sind nicht nur das Traumpaar, sondern auch die perfekte Besetzung für diese Reihe. Wenn ich an Feyre zurückdenke; an den Moment, in dem ich sie kennenlernte, ist sie kaum wiederzuerkennen; und trotzdem ist sie sich, in all den Seiten, die vergangen sind, stets treu geblieben. Feyre musste heftige Schläge einstecken, musste über sich hinauswachsen und ihre Grenzen überwinden – manchmal schaffte sie es mit Leichtigkeit, manchmal scheiterte sie gleich mehrmals und brauchte zahllose Anläufe – aber das was sie als Menschen ausmacht, ist ihr Kampfgeist. Sie ist zerbrochen, im Millionen kleinster Teile, aber nie – wirklich nie – gab sie auf. Und das ist etwas, das ich zutiefst bewunderte. Sarah J. Maas vollführte hier immer wieder eine Gratwanderung, und driftete doch nie ab. Sie ließ Feyre in etlichen verschiedenen Lichtern erscheinen, aber niemals verlor sie den ursprünglichen Charakter aus den Augen. Feyre ist alles; hat alles, was es braucht, um den Leser für sich zu gewinnen und so war es mir ein Leichtes, mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen und mich ihr unsagbar nah zu fühlen.
Rhysand löst bei mir genau die selbe Begeisterung aus. Er weist deutlich mehr Facetten auf, als viele anderen Figuren aus anderen Werken und überzeugt mit Tiefgang, Greifbarkeit und Authenzität. Während er mir zu Beginn der Reihe noch zutiefst unsympathisch war, so entwickelte sich unsere Beziehung zueinander stets weiter. Nicht etwa, weil sich Rhys wahnsinnig veränderte, sondern weil dem Leser nach und nach Blicke hinter die Fassade gewährt werden. Und weil vieles von dem, was ihn als „Menschen“ ausmachte, absolut schlüssig erklärt wird. Seine Beweggründe waren nachvollziehbar, ja sogar richtig bewundernswert und die Opfer, die er dabei und dafür bringt, machen einen zum Teil richtig sprachlos. Rhysand ist kein schlechter Kerl, er hält diese Bild nur aufrecht, um zu täuschen und zu verbergen, was ihm wirklich am Herzen liegt. In diesem dritten Band wird noch einmal klar, wie liebenswert und vor allem, wie liebevoll er tatsächlich ist. Ein Umstand, der einen unweigerlich in seinen Bann zieht und oft auch nochmal über gewisse Handlungen und Reaktionen nachdenken lässt. Kurz um: ich verstehe, was so viele an Rhysand lieben. Denn ich habe ihn auch geliebt.
Ich glaube, das, was die Figuren hier ausmacht ist das, was wir bereits mit ihnen erlebt haben. Wir haben sie über hunderte von Seiten begleitet, sie kennen und lieben gelernt und sie in den größten Ausnahmesituationen beobachten dürfen. Das und der nahende Krieg schweißt schlicht zusammen und darum waren es am Ende keine simplen, fiktiven Figuren mehr, sondern wahre, lebendige Persönlichkeiten, mit denen man gern mitfühlt und mitfiebert. Persönlichkeiten, die einem nachhaltig – wahrscheinlich für immer – in Erinnerung bleiben werden.
Der Schreibstil von Sarah J. Maas ist eine einzige Offenbarung. Nicht nur, dass sich das Buch irre schnell lesen ließ und man in einem Tempo durch die Geschichte schlittert, das seinesgleichen sucht – nein! Hier stimmte von der ersten, bis zur letzten Silbe einfach alles. Mit dem Worldbuilding erschafft die Autorin einen Ort, den man um jeden Preis einmal live besuchen möchte. Ein Fleckchen Erde, das so vielfältig und speziell ist, dass es schlicht einzigartig scheint. Velaris, Prythian, die anderen Höfe. Es war ein Abenteuer, diese abwechslungsreichen Gegenden zu besuchen und jede Gegend schindete wahnsinnig viel Eindruck. Egal ob die klirrende Kälte am Winterhof, die brütende Hitze des Sommerhofs, der so nebenbei sehr an Ägypten erinnerte; die Dunkelheit am Hof der Albträume. Allein diese Vielfalt verdient schon einen Orden. Und dann setzt SJM auch noch eins oben drauf, indem sie in diese phänomenale Welt Figuren pflanzt, die dem Worldbuilding in nichts nachstehen. Perfekt ausgearbeitet, bildhaft und greifbar; tiefgründig, authentisch und gefühlvoll. Die Atmosphäre, die dauerhaft herrscht ist einnehmend ohne Ende und schlicht perfekt. Stimmungsvoll und ergreifend, manchmal voller Gefühl, manchmal nervenaufreibend – aber immerzu wahnsinnig intensiv. Wie ich es auch drehe und wende: dieses Buch ist perfekt!
Dankbar. Das bin ich. Dankbar dafür, diesem dritten Band noch eine Chance gegeben zu haben. „Das Reich der sieben Höfe 03: Sterne und Schwerter“ von Sarah J. Maas wiegelt alles negative, das ich in Band 2 vorfand, um das doppelte, dreifache – ach was, um das hundertfache auf! Spannend von der ersten, bis zur letzten Seite; plotreich und abwechslungsreich, überraschend und gefühlvoll. Die Autorin hat hier einen Roman geschrieben – besser gesagt eine Fortsetzung, die mich auf allen Ebenen komplett abholte und dermaßen in ihren Bann zog, dass ich selbst jetzt, Tage nachdem ich das Buch zugeschlagen habe, pausenlos darüber nachdenke und innerlich davon schwärme. An alle, die Band 2 auch nicht so prickelnd fanden: lest weiter! Ihr werdet Feyre, Rhysand und Co. dermaßen ins Herz schließen, dass ihr gar nicht anders könnt, als diese 750 Seiten durchzusuchten. Ein Erlebnis, ein Abenteuer, ein Fantasy-Epos, der so manch Highlight problemlos in den Schatten stellt.
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Sarah J. Maas wuchs in Manhattan auf und lebt seit einiger Zeit mit ihrer Familie in Pennsylvania. Bereits mit sechzehn schrieb sie den ersten Entwurf zu ihrer Erfolgsserie ›Throne of Glass‹. Ihre zweite Serie, ›Das Reich der sieben Höfe‹, hat eine ebenso große internationale Fangemeinde. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin sind weltweit erfolgreich und wurden mittlerweile in 36 Sprachen übersetzt. Auch in Deutschland stürmt sie regelmäßig die Bestsellerlisten.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.