||» Rezension «|| Heart Story [von Helen Hoang]

||» Rezension «|| Heart Story [von Helen Hoang]

22. Februar 2022 0 Von Patchis Books
HEART STORY
Helen Hoang

New Adult
Band 3 von 3
Kiss, Love, Heart – Trilogie
416 Seiten
25. Januar 2022
Kyss Verlag
Paperback
12,99€
Kaufen?
» Amazon « || » Verlag «
» Leseprobe «
#werbung #rezensionsexemplar


DER SCHWIERIGSTE WEG …

Anna Suns Karriere als Violinistin steht nach einigen Monaten unverhoffter Social-Media-Berühmtheit vor dem Stillstand. Sie ist blockiert, schafft es nicht einmal mehr, ein Stück ganz durchzuspielen. Und dann eröffnet ihr Freund ihr auch noch, dass er eine offene Beziehung will. Verletzt und wütend entschließt Anna sich, einen One-Night-Stand mit dem unpassendsten Mann zu haben, den sie finden kann.

… IST DER WEG ZU SICH SELBST!

Und das ist Quan Diep. Auf den ersten Blick könnte der tätowierte sündhaft attraktive Mann kaum schlechter zu Anna passen. Doch bei ihm kann Anna mehr sie selbst sein als bei irgendjemand anderem. Er akzeptiert sie auf eine Weise, die sie bisher nicht kannte. Selbst als eine Tragödie ihre Familie erschüttert und jeder Tag sie ein Stück näher an ihre Grenzen bringt. Und darüber hinaus …

(c) by Kyss Verlag

[Vorweg: Die einzelnen Bände der Trilogie sind unabhängig voneinander lesbar. Es fallen auch keinerlei Spoiler zu Vorgänger-Bänden in dieser Rezension]
Lange, wirklich lange mussten wir auf diesen dritten, und somit finalen Band der Reihe warten, was allerdings einen triftigen Grund gehabt hat, den die Autorin im Nachwort auch nochmal explizit erklärt hat. Außerdem lässt besagtes Nachwort die gesamte Handlung auch nochmal in einem völlig neuen Licht erstrahlen und animierte mich dazu, meine Eindrücke und meine Empfindungen gegenüber „Heart Story“ nochmal zu überdenken. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt eine klassische Rezension dazu posten möchte, doch schlussendlich ist es eine Lovestory, wie jede andere auch; nur mit einem etwas anderen Hintergrund. Also gehen wir die ganze Sache mal an. Falls ihr neugierig seid und wissen wollt, wie mir Anna und Quan und ihre Geschichte gefallen haben, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei meiner Rezension. ♥

Nachdem ich Band 2 der Trilogie bereits vor ziemlich genau 2 Jahren gelesen hatte, waren meine Erinnerungen an Figuren und Setting bereits etwas blass; doch änderte das gar nichts daran, dass ich binnen weniger Zeilen Fuß gefasst hatte in „Heart Story“. Dem spielte natürlich auch die Tatsache in die Karten, dass die Bände alle unabhängig voneinander lesbar sind und man im Grunde gar kein Vorwissen braucht, um mitfühlen und mitfiebern zu können. Daher war ich nur wenig überrascht darüber, wie schnell sich ein gewisser Sog bildete, der mich quasi von Sekunde Eins an mitreißen konnte. Wir lernen Anna nur kurz kennen, ehe die eigentliche Handlung dann an Fahrt aufnimmt und bereits nach wenigen Seiten schon erahnen lässt, was da noch alles auf uns zukommen wird.
Mir gefällt die Art und Weise, wie Helen Hoang ihre Geschichten aufbaut, unsagbar gut. Nicht nur, dass das Grundgerüst absolut stimmig wirkt, sondern auch die Handlung begeistert mit einer ganzen Menge Lebendigkeit und Tiefgang. Genau so wie die beiden Vorgänger, so handelt auch dieser finale Band von Autismus, was nicht nur authentisch eingefangen, sondern auch intensiv behandelt und dementsprechend interessant für den Leser gestaltet wurde. Wir lernen so viel über diese Entwicklungsstörung und über die unzähligen Arten, wie sie sich zeigen und äußern kann. Es ist alles so lebendig eingefangen, so absolut greifbar und emotional. Es fiel mir wunderbar leicht, mich vom Schmerz der jungen Frau anstecken zu lassen und ihn quasi am eigenen Leib zu spüren, und ich fühlte wirklich außerordentlich mit. Die negativen, aber auch die positiven Emotionen. Denn auch davon gibt es zahlreiche, die mich problemlos erreichten und mich immer wieder zum schmunzeln brachten. Besonders wenn Quan mit im Spiel war, blühte nicht nur Anna selbst, sondern auch das ganze Drumherum auf. Die Liebesgeschichte ist wunderschön, realistisch und gefühlvoll. Dazu kommt der Part, der die Erotik behandelt, der zwar nur einen recht geringen Teil des Buches einnimmt, aber so nebensächlich und alltäglich beschrieben ist, dass es weder vulgär noch dreckig wird. Es gehört eben dazu, und genau so erzählt uns die Autorin davon. Von Fehlern, von Erfolgen, von Sex, von Lust und von Liebe. Und von dem Kampf, den es braucht, um sich selbst zu finden.
Das Ende bot dann nochmal alles, was man sich nur vorstellen kann: es ist dramatisch, schmerzhaft, tiefgreifend, mitreißend und vor allen Dingen: besonders. Allgemein ist „besonders“ das Wort, das wohl am ehesten zu Anna und Quan passt, zu ihrer Geschichte, ihrem Weg, ihrer Reise. Das Paar hat es nicht immer leicht, doch genau so wie die Tiefschläge, so kommen auch die Höhenflüge ganz deutlich zum Ausdruck und versprühen wundervolle, hoffnungsbringende Vibes. Trotzdem hatte ich, besonders mit den Szenen vor dem großen Finale so meine Probleme, aber dazu komme ich gleich.

Die Figuren sind allesamt wieder sehr greifbar eingefangen und erscheinen so dreidimensional wie kaum ein anderer. Anna und Quan sind so grundverschieden; ja führen sogar grundverschiedene Leben und begegnen sich nur durch Zufall. Aber diese Begegnung wird alles verändern.
Ich mochte Anna zunächst wahnsinnig gerne. Sie war mir von Anfang an super sympathisch, erschien mir durch und durch liebenswert und durch ihre Art auch unheimlich interessant. Ihre Liebe zur Musik und ihr Autismus machten sie einzigartig und facettenreich und es fiel mir zu keinem Moment schwer, mich ihr nahe zu fühlen. Zumindest an Anfang nicht, denn je weiter die Geschichte voranschreitet, umso mehr Probleme hatte ich mit ihr. Mir ist durchaus bewusst, dass dies ihrer Diagnose geschuldet ist, bzw. der Entwicklungsstörung, doch ich muss sagen, dass ich Anna ab einem gewissen Punkt nicht mehr richtig nachvollziehen konnte. Sie sagte zu allem Ja und Amen, setzte sich nicht durch, ließ sich viel zu schnell verunsichern und, noch viel schlimmer: sie ließ sich alles gefallen. Gerade im Umgang mit ihrer Familie wollte ich sie so oft einfach nur mal Schütteln, um die aufzuwecken – um ihr zu sagen, dass sie das keineswegs verdient hatte und einfach mal Kontra geben soll. Mich nervte das Verhalten von ihr sehr, auch wenn ich es, wie gesagt, irgendwo verstand. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass sie mir damit den Zugang zu ihr selbst versperrte. Erst gen Ende stellte sich dann wieder Besserung ein, aber da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen und ein faden Beigeschmack blieb, leider. Ansonsten war Anna aber definitiv keine schlechte Protagonistin, sondern einfach zeitweise etwas anstrengend.
Quan dagegen gefiel mir von der ersten, bis zur letzten Seite. Ihn kannten wir ja auch bereits aus den vorangegangenen Büchern der Reihe und deshalb war er, im Gegensatz zu Anna, kein komplett fremder Charakter. Ich hatte ihn damals schon als sehr sympathisch wahrgenommen, und dieser Eindruck verstärkte sich hier, wo er die Hauptrolle übernimmt, nochmal deutlich. Quan ist ein herzensguter Kerl, auch wenn er optisch erst mal gar nicht danach aussieht; aber genau diese Mischung machte ihn erst so attraktiv und ansprechend: von außen der knallharte Bad Boy, doch im Inneren der Good Guy schlechthin. Und dazu kam dann auch noch seine Geschichte, die er zu erzählen hatte. Schmerzhaft, aber doch irgendwie so herrlich undramatisch verpackt; traumatisch, aber doch nicht der Weltuntergang. Quan war die perfekte Besetzung für diesen Roman und verkörperte die perfekte Ergänzung zu Anna. Wo sie unsicher, blauäugig und panisch war, da war er besonnen, empathisch und ruhig. Im Gegensatz dazu konnte auch er „schwach“ sein, und dann kam Anna und stützte ihn. Die beiden harmonierten auf einer Ebene, wie kaum ein anderes Paar, das ich jemals kennenlernen durfte und sie machten, vor allem zusammen, einfach richtig viel Spaß.
Anders dagegen die Nebenfiguren. Es gab längst nicht nur Michael und Stella, die in Band 1 die Protagonisten waren, sondern auch noch andere Gesichter, die es nun kennenzulernen galt. Tja, was soll ich sagen? Auf manche hätte ich gern verzichtet. Gerade Anna’s Familie machte es mir unendlich schwer. Nicht nur, dass sie die negativen Eigenschaften von Anna zum Vorschein brachten und mir fast den gesamten Charakter der Protagonistin zunichte machten; nein! Sie waren auch als Personen einfach unglaublich unsympathisch. Anna’s Schwester beispielsweise verscherzte es sich bereits bei ihrem allerersten Auftritt, und der fand nur via Telefongespräch statt. Was für ein eiskalter, nervenaufreibender und abstoßender Mensch muss man sein? Da halfen auch die ganzen Erklärungen nicht mehr aus, um sie als Figur nochmal zu retten. Oder Anna’s Mutter, die zwar an sich sicher authentisch war in ihrem Auftreten, aber doch eher dadurch glänzte, komplett gefühllos zu sein. So behandelt doch niemand seine eigene Tochter? Ich könnte noch stundenlang schimpfen – aber Fakt ist, dass ich die Nebenfiguren allesamt nicht mochte; obwohl hier sicher auch erwähnt werden muss, dass das von Helen Hoang mit Absicht so gewählt war. Und da wiederum bewies sie Können, denn meine Abneigung kennt kaum Grenzen.

Helen Hoang schreibt dieses Buch bzw. Anna’s Kapitel, ganz bewusst, aus der Ich-Perspektive, denn „Heart Story“ hebt sich durch einen ganz entscheidenden Punkt von seinen Vorgängern an: er ist, in gewisser Weise biografisch. Und das ist auch der Grund, wieso ich ungern über Anna und ihre Familie herziehen wollte. Es verleiht der Handlung eine ganz andere Seite, dass eben nicht alles frei erfunden wurde, und das drückt sich in dem Schreibstil ganz deutlich aus. Aber es ist und bleibt halt doch ein Unterhaltungsroman. Die Autorin erzählt, mehr oder weniger, ihre eigene Geschichte und schafft es dabei, trotzdem den Unterhaltungswert beizubehalten. Sie schreibt locker und flüssig, sodass man wahnsinnig schnell voran kommt, und sie schreibt absolut atmosphärisch und einnehmend. Gerade durch die „Ich-Form“ wirken die Gefühle nochmal ganz anders und erreichten mich oft noch intensiver, als ich es bereits von ihren Geschichten kenne. Sowohl die positiven, wie auch die negativen.  Ich konnte mich spielendleicht nach San Francisco träumen, an die Seite von Anna und Quan und ich konnte mir jede einzelne Szene wunderbar detaillreich vor Augen führen. Das ist schlussendlich wohl auch der Grund, wieso mich auch die für mich negativen Passagen so sehr beherrschten – was einerseits gut, andererseits unglaublich nerven aufreibend für mich war.

Für mich war „Heart Story“ von Helen Hoang, leider, der schwächste Band der Reihe. Obwohl mir die erste Hälfte unfassbar gut gefallen hat und mich in Sachen Emotionen wirklich erreichen konnte, ging es für mich, anschließend doch irgendwie bergab. Es war nicht so, dass es mir gar nicht mehr gefallen hätte, doch die gesamte Nachvollziehbarkeit litt doch ein wenig unter unserer Protagonisten – dabei war selbst sie nicht grundsätzlich verkehrt. Ich hätte mir einfach ein wenig mehr Verständnis meinerseits gewünscht; warum und weshalb sie stets und ständig fiese Seitenhiebe, Beleidigungen und Bevormundungen wortlos geschehen lässt, anstatt mal Kontra zu geben. Ansonsten war aber in Sachen Tiefgang, Atmosphäre, Emotionen und Message kaum noch Luft nach oben; denn beides wurde von der Autorin extrem dicht eingefangen und wiedergegeben, sodass ich, besonders am Ende dann, doch nochmal intensiv mitfieberte und mitfühlte.

» » » Helen Hoang « « «
2016, als Helen Hoang für ihr Debüt recherchierte, erkannte sie erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen dem, was sie las, und ihren eigenen Erfahrungen. Kurz darauf wurde bei ihr eine Störung auf dem Autismus-Spektrum diagnostiziert, auch als Asperger-Syndrom bekannt. Das Buch, für das sie recherchierte, war «Kissing Lessons», der Auftakt zur «Kiss, Love & Heart»-Trilogie. Genauso außergewöhnlich wie die Entstehungsgeschichte wurde auch die Erfolgsgeschichte. Kein anderer Liebesroman wurde 2018 öfter besprochen als dieser, sowohl in der Presse als auch von Leser:innen. Allein auf Goodreads hat er inzwischen über 26.000 Rezensionen. Etliche Zeitschriften – unter anderem Cosmopolitan, Entertainment Weekly und Washington Post – wählten das Buch in ihre Jahresbestenlisten. Für das Oprah Magazine gehört «Kissing Lessons» bereits jetzt zu den 20 besten Liebesromanen aller Zeiten. Die Übersetzungsrechte wurden mehr als 30 Sprachen verkauft, und eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Mit dem New-York-Times-Bestseller «Heart Story» legt die Autorin nach «Kissing Lessons» und «Love Challenge» nun den abschließenden Band ihrer Trilogie vor. Helen Hoang lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in San Diego, Kalifornien.

(c) by Kyss Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.