||» Rezension «|| Katmere Academy 02: Crush [von Tracy Wolff]
Achtung! Band 2 einer mehrteiligen Reihe.
Spoiler zu Band 1 sind möglich. » hier « geht’s zur Rezension zu „Crave“
– Vertrau mir, wenn du dich traust –
Tracy Wolff
Übersetzer: Michelle Gyo
Jugendfantasy || Romantasy
Band 2 von 6
Katmere – Academy – Chroniken
Vertrau mir, wenn du dich traust
Als Grace sich in Jaxon Vega verliebte und in seine gefährliche Welt eintauchte, wurde ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt: Jaxon ist der mächtige Sohn der herrschenden Vampirfamilie und auch Grace ist nicht, wer sie ihr ganzes Leben zu sein glaubte. Wenn sie in dieser Welt überleben will, muss Grace ihre neuen Fähigkeiten schnellstens meistern. Doch ihre Liebe zu Jaxon und das Leben ihrer Freunde sind in Gefahr. Beide zu retten, wird ein Opfer verlangen, von dem Grace nicht weiß, ob sie es zu erbringen bereit ist …
(c) by dtv Verlag
Band 1 der Reihe hatte ich im vergangenen Jahr gelesen und bin bis heute schwer begeistert von dem Unterhaltungswert dieses Auftakts. Spannend, atmosphärisch und hochgradig authentisch; als das nahm ich „Crave“ damals wahr. Und nach diesem ultrafiesen Cliffhanger war auch meine Neugier auf die Fortsetzung fast grenzenlos. Nun endlich war es soweit und ich durfte mich zurück an die Katemere Academy begeben, um zu erfahren, was aus Grace, Jackson und all den anderen liebgewonnenen Figuren wohl werden wird; was sie noch erleben und wie sie sich mit den neu entdeckten Gebenheiten arrangieren werden. Heute möchte ich euch gern erzählen, wie mir der Folgeband gefallen hat; und ob er tatsächlich mit dem ersten Teil mithalten kann. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Der Einstieg in diesen Folgeband gestaltete sich als recht einfach. Zwar dauerte es ein paar Seiten, bis die Erinnerungen an die Handlung aus dem Vorgänger wieder präsent waren, doch damit hatte ich bereits gerechnet und so kam ich doch verhältnismäßig schnell in das Buch rein und konnte dementsprechend schon früh wieder intensiv mitfiebern und mitfühlen. Was mich allerdings in diesem Teil der Reihe erwarten würde, war dennoch eine einzige Überraschung. Aber fangen wir vorn an:
„Crush“ schließt nicht nahtlos an „Crave“ an, sondern lässt einen Zeitraum von etwa 6 Monaten offen. Da sich Tracy Wolff dafür entschieden hat, uns Lesern zunächst nicht zu erzählen, was sich in diesem halben Jahr zugetragen hat, schuf sie damit direkt den ersten Spannungspunkt. Was hat Grace erlebt? Wo war sie? Und wieso war sie überhaupt so lange weg? Fragen über Fragen, die sich da schon während den ersten Seiten auftaten und auf die man unbedingt, schnellstmöglich eine Antwort finden möchte. Es geht also bereits rasant los, und die Geschichte lässt sich auch nicht lange bitten, sondern entwickelt direkt wieder die so typischen Katmere Academy Vibes, die ich aus Band 1 schon kannte – und liebte. Genau wie im ersten Band, so bietet auch die Fortsetzung wieder eine gelungene Mischung aus Fantasy-Elementen und Schul/Internats-Alltag und ist damit umso abwechslungsreicher. Apropos Abwechslung! In „Crush“ verlagert sich die Handlung, nimmt bereits im ersten Drittel eine völlig unerwartete Wendung und rauscht damit in eine Richtung, die die Geschehnisse total undurchsichtig und überraschend macht. Allerdings sorgt das auch dafür, dass einzelne Szenen vielleicht eine Spur zu viel Aufmerksamkeit bekommen haben. Manche Kapitel zogen sich doch sehr in die Länge und nahmen der Handlung stellenweise ein wenig den Wind aus den Segeln. Auch ist zunächst nicht wirklich klar, worauf alles hinauslaufen wird, sodass an manchen Stellen nur wenig vom roten Faden zu erkennen war. Ich hätte mir da eine straightere Linie gewünscht, die sich vor allem mit den Fantasy-Aspekten, sprich: mit den Vampiren, den Drachen und all den anderen Wesen beschäftigt. Oder besser gesagt: mit dem Verlauf der Story, sodass es dann einfach zügiger voran geschritten wäre und mehr Tempo hätte entstehen können. So war es zwar nach wie vor wahnsinnig unterhaltsam und fesselnd, aber zum Teil etwas zäher, als ich es aus Band 1 gewohnt war.
Dafür ist der Gedanke hinter „Crush“ wieder umso überzeugender. Was sich die Autorin hier hat einfallen lassen, ist nahezu grandios und so voller Möglichkeiten für alles, was innerhalb der Reihe noch kommen wird, dass ich jetzt schon weiß, dass ich jeden Teil verschlingen werde. Tracy Wolff beweist unsagbar viel Talent und, für meinen Geschmack auch, dass ihre Katemere Academy rein gar nichts mit Twilight zu tun hat und alle Vergleiche eigentlich hinfällig sind. Die einzelnen Elementen deuten in keinster Weise auf Bella und Edward hin, sondern sind eigenständige, innovative Ideen, die unglaublich geschickt miteinander verwoben und aufgebaut wurden. Für meinen Geschmack hätte es zwar das Love Triangle nicht gebraucht; aber es war auch kein Störfaktor, eben weil auch das nicht so dargestellt und eingesetzt wurde, wie man es aus zig anderen Romanen aus dem Genre kennt.
Und so kam auch das Ende mit einer Wucht, mit der ich nicht gerechnet hätte. Die Vorboten waren zwar da; wiesen aber keineswegs auf dieses spektakuläre Ende hin. Die Ereignisse überschlugen sich regelrecht und die Spannung sowie das Tempo wurden nochmal um ein vielfacher angezogen. Action gab es gleich mit dazu und so kam ich nicht drum herum, die letzten 200 Seiten in einem einzigen Rutsch wegzulesen. Auch hier ist Innovation wieder das Stichwort: denn obwohl das, was passiert, nicht die Neuerfindung des Rads war, war das, WIE es passierte, umso erfrischender. Die ganzen einzelnen Faktoren liefen zusammen und ergaben ein regelrechtes Feuerwerk, das wendungsreich und vielschichtig abgehandelt wurde und so fesselnd war, dass man das Buch schlicht nicht mehr weglegen kann. Und natürlich gab’s auch in diesem zweiten Band wieder einen Cliffhanger, der in die Geschichte eingehen sollte. Was bitte war das für ein Schlusspart? Und wie genial erschienen diese letzten Kapitel, die plötzlich eine völlig neue Sichtweise ins Spiel brachten? Für mich perfekt gelöst – und ich hoffe, dass die Perspektive sich vielleicht innerhalb der Reihe etablieren wird; es verlieh dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen und rundete die Story für meinen Geschmack perfekt ab.
Bleiben wir doch direkt mal bei den Perspektiven und dem Stil: Tracy Wolff erzählt uns auch „Crush“ wieder rein nur aus der Sicht von Grace, was dem Buch etwas mysteriöses verlieh und vieles von dem, was geschah, zunächst erstmal tausende von Fragen aufwerfen ließ. Was denkt Jaxon darüber, oder Flint, oder gar die Schulleitung? Alles sehr undurchsichtig und darum eben umso spannender. Und dabei liest sich das Buch wieder unsagbar schnell, ohne auch nur eine Winzigkeit des Sogs, den das Geschehen erzeugt, einzubüßen. Man rauscht nur so durch die Geschichte; die Seiten fliegen förmlich dahin, und man fühlt sich stets, als wäre man mittendrin. Die Atmosphäre, die hier erzeugt wird, lädt nicht nur zum Verweilen ein, sondern auch mit Mitfiebern und Mitfühlen und vermittelt längst nicht nur die typischen Internatsstimmung, sondern eben auch die Vibes, die ein Vampirroman ausmacht. Für mein Empfinden schreibt Tracy Wolff unglaublich gut; mit Herzblut und so lebendig und greifbar, dass man sich wunderbar leicht hineindenken kann, in die einzelnen Szenen, von denen sie erzählt. Bildhaft und absolut verständlich berichtet sie von den einzelnen Geschehnissen und zaubert damit glasklare Bilder vor mein inneres Auge. Absolut toll und perfekt angepasst, auf das Genre bzw. die Thematiken.
Über die Charaktere hatte ich schon einmal intensiv geschwärmt – nämlich in der Rezension zu Band 1. Trotzdem widme ich Grace & Co. natürlich nochmal ein paar Worte. Obwohl ich denen aus der vorherigen Rezension eigentlich kaum was hinzuzufügen habe. Grace ist nach wie vor eine tolle Protagonistin, die einfach Spaß macht. Mit ihrer offenen, sympathischen Art erreichte sie mein Herz im Sturm und ließ mich intensiv mit ihr mitfiebern. Sie hatte schon im Auftakt eine gewisse Entwicklung an den Tag gelegt, doch hier zeichnete sie sich noch deutlicher ab. Aus dem unscheinbaren, grauen, nichts ahnenden Mäuschen wurde eine starke Persönlichkeit, die für ihre Wünsche und Ziele – aber vor allem für ihre Freunde kämpft. Sie weiß immer mehr, was sie will; und ebenso weiß sie immer mehr, wie sie mit ihren neu entdeckten Fähigkeiten umzugehen hat. Gerade dieser Prozess war es, der auch eine gewisse Spannung mit sich brachte und mitunter am meisten Lesefreude erzeugte. Für mich war Grace 100% nachvollziehbar, erschien mir lebendig und absolut authentisch und sorgte immer wieder für neuen Schwung. Somit trieb die das Geschehen aktiv voran und bescherte uns mit ihren Entscheidungen auch immer wieder Überraschungen. Grace trug ihr Herz definitiv am rechten Fleck und zeigte mehr als einmal ein gehöriges Maß an Empathie. Aufmerksam und mit offenen Augen schreitet sie durch ihr Leben, das mehr einem Abenteuer, als dem tristen Alltag ähnelt und begeistert durch glaubhafte Gedankengänge und plausible Handlungsweisen. Sicher, eine gewisse Naivität lässt sich der Schülerin nicht absprechen, aber es passte zu ihr als Person und war damit kein Minuspunkt, sondern einfach ein Charakterzug.
Jaxon tritt hier in diesem zweiten Band nicht mehr ganz so präsent auf, wie man es von ihm als Sohn einer Vampirfamilie erwartet und auch kennt. Für mich war er einfach nicht mehr so vordergründig, wie in Band 1 und schien den Großteil der Bühne den anderen zu überlassen. Trotzdem ist er natürlich immer noch eine tragende Persönlichkeit, die mehrere Auftritte hat und immer eine Rolle spielt innerhalb der Handlung. Aber eben nicht mehr ganz so prägnant. Ich mochte ihn allerdings weiterhin sehr gerne, weil er eben so von sich überzeugt und fast arrogant wirkt aber trotzdem ein echt liebenswerter Kerl war. Ein Kerl, der eine ganze Menge Macht in sich trägt, aber diese einzusetzen weiß und niemals unfair agiert. Ich konnte mich gut mit ihm identifizieren, weil er für mich ein nachvollziehbarer Charakter der, der sich gut ins Gesamtbild einfügte, und dieses sogar noch um einen attraktiven Vampir ergänzte.
In diesem Buch lernen wir zusätzlich auch noch einen weiteren, männlichen Protagonisten kennen; der zwar in Band 1 schon mal kurz Thema war, aber hier erst richtig eingeführt wurde. Ich sage jetzt bewusst keine Namen, aber ich fand es bemerkenswert, wie schön dieser Mann ausgearbeitet wurde und wie er trotz fehlender körperlicher Präsenz trotzdem alles an sich zu reißen schien. Ich mochte ihn, genau so wie er war, und ließ mich von ihm immer wieder gern beeindrucken. Die Hörbuch-Sprecher verliehen ihm dazu auch noch eine ganze Menge Lebendigkeit, und sein Akzent war quasi zum Niederknien. Hier fügte sich alles perfekt zusammen und brachten das spannendeste an den Figuren zum Vorschein.
Ansonsten treffen wir natürlich wieder auf die üblichen Verdächtigen, wie Flint, oder die Cousine von Grace, deren Name ich ständig vergesse, die Schulleitung und auf viele weitere Schüler von der Akademie. Und sie alle waren detaillreich genug, um sie sich vor Augen führen zu können. Außerdem ist es Tracy Wolff wieder gelungen, einen enormen Facettenreichtum zu kreieren, der für Abwechslungs und Undurchsichtigkeit gesorgt hat. Manchen liebt man; den anderen hasst man – und manchmal ist man mit seinem Bauchgefühl mächtig auf dem Holzweg. Eine tolle Charaktergestaltung, die sich super in die Handlung einfügt und einfach Spaß macht.
„Crush“ von Tracy Wolff ist eine durch und durch gelungene Fortsetzung, die vor allem mit einer interessanten und vor allem überraschenden Wendung auftrumpft und daher fast wie eine neuartige Storyline wirkt. Die Mischung zwischen Internats-Alltag und Fantasy-Elementen ist der Autorin wieder einmal phänomenal geglückt und auch die Figuren überzeugen wieder auf ganzer Linie. Trotzdem konnte Band 2 doch nicht ganz mit dem Auftakt der Reihe mithalten, denn die ein oder andere Länge blieb bei dieser enormen Seitenanzahl leider nicht aus. Dazu noch der etwas schwammige Vorlauf; der zwar im Nachhinein Sinn ergab, aber während des Lesens doch etwas anstrengend war. Dafür glänzt das große Finale des zweiten Teils wieder umso mehr; denn es ist an Spannung, Action, Wendungen und Nervenkitzel kaum zu überbieten. Ich hatte jedenfalls trotz Kritik allergrößten Spaß und dank des fiesen Cliffhangers hab ich auch nach wie vor riesige Lust auf den dritten Band!
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Tracy Wolff schrieb ihr erstes Buch bereits in der zweiten Klasse. Seitdem sind über 65 Romane dazugekommen, darunter viele ›The New York Times‹- und ›USA Today‹-Bestseller. Sie liebt Vampire, Drachen und alles, was einem sonst noch Schauder über den Rücken jagen könnte. Die ehemalige Englischprofessorin widmet sich heute ganz dem Schreiben und lebt mit ihrer Familie in Austin, Texas.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.