||» Rezension «|| Kissing Lessons [von Helen Hoang]

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13. November 2019 0 Von Patchis Books
KISSING LESSONS
Helen Hoang
New Adult
Band 1 von 3
416 Seiten
15. Oktober 2019
Kyss Verlag
Übersetzer: Anita Nirschl
Paperback
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar

Küssen sollte einfach sein. Jeder tut es. Es ist nicht viel dabei. Aber Stella kommt sich jedes Mal vor wie ein Hai, dem gerade ein paar Pilotfischchen die Zähne reinigen. Und das ist nicht schön, weder für sie noch für den Mann. Sie hat die Sache mit der Liebe schon beinahe aufgegeben – als Asperger-Autistin mag sie ohnehin nichts, was ihre Routine stört –, doch dann bringt ein dahingesagter Satz sie ins Grübeln: Übung macht den Meister. Stimmt das? Braucht sie einfach mehr Erfahrung? Und wenn ja, wer bringt einem das Küssen bei – und mehr? Vermutlich ein Profi, ein Escort. Wie Michael Phan. Auch wenn der eine ganz eigene Vorstellung von ihrem Unterricht hat …

(c) by Kyss

Schon lange vor dem Erscheinungstermin ist mir dieses wunderschöne Cover ins Auge gestochen; kein Wunder – es ist ein absoluter Blickfang! Doch erst der Klappentext sorgte dafür, dass ich es unbedingt haben musste. Vielen Dank an dieser Stelle an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars; die Freude darüber war grenzenlos! Und kaum dass das Buch dann bei mir einzog habe ich mich auch schon direkt in die Geschichte gestürzt. Ich denke, am neugierigsten war ich definitiv darauf zu sehen, wie Helen Hoang den Autismus-Aspekt ausgearbeitet und dargestellt hat. Und exakt das; aber auch noch vieles mehr, erzähle ich euch jetzt. Bleibt also gerne dran. Viel Spaß.

In Kissing Lessons treffen wir auf eine junge Frau, deren Leben vor allen Dingen dank Routinen und sehr viel Arbeit funktioniert. Stella ist Autistin und reagiert deshalb sehr stark auf Veränderungen und gewisse Einflüsse von außen wie Lärm, Gerüche, Lichteffekte, etc. Sie schottet sich ab, sieht sich selbst als schlechte Gesellschaft und ist daher unsicher und schüchtern. Doch das will sie ändern, und nur eins kann ihr helfen: Übung. Kurzerhand entscheidet sie sich dazu, einen männlichen Escort zu engagieren und prompt kommt Michael ins Spiel.
Stella als Protagonistin ist wahrlich perfekt. Ich habe lange überlegt, wie es jemand ohne diese Störung schafft, eine autistische junge Frau derart realistisch und glaubhaft darzustellen, doch im Endeffekt ist das auch völlig egal – wichtig ist nur, dass Helen Hoang eine wunderbare, absolut greifbare und zutiefst bewundernswerte Hauptfigur geschaffen hat; wie sie das machte, spielt gar keine Rolle. Mit Stella die Geschichte zu durchleben ist nicht nur interessant, sondern macht auch unheimlich Spaß. Es gewährte mir völlig neue Einblicke in die Welt der Betroffenen und öffnete mir die Augen. Ich habe mir nie besonders intensiv Gedanken um Autismus gemacht, doch Stella animierte mich, zu recherchieren – noch mehr über sie bzw. ihre Störung wissen zu wollen und alleine das bestätigt mich in meiner Meinung, dass ich sie absolut genial fand, erst recht. Stella ist nicht wie die unzähligen anderen Charaktere in Büchern, Stella ist was Besonderes. Ihre Eigenheiten machen sie umso sympathischer und ihre Entwicklung beobachten zu dürfen, erfüllte mich mit grenzenloser Freude.
Michael hingegen ist total wie alle anderen; und trotzdem irgendwie einzigartig. Mein Empfinden ihm gegenüber in Worte zu fassen fällt mir immens schwer, da er einerseits wirklich recht gewöhnlich war, mein Herz aber trotzdem im Sturm erobern konnte. Michael ist unendlich attraktiv und sexy; er weiß immer, was er tut und er strahlt ein Selbstbewusstsein aus, um das man ihn beneiden muss. Dabei hat er selbst Probleme, übernimmt mehr Verantwortung als gut für ihn ist und steckt seine eigenen Ziele und Wünsche zurück, um für andere zu sorgen und da zu sein. Michael ist auf ganzer Linie lebendig und überzeugte mich schon während den ersten Seite komplett. Mit seiner Art und Weise, seinem inneren Dilemma und seiner wahnsinnigen Ausstrahlung ist er exakt das Gegenteil von Stella und trotzdem genau so liebenswert und greifbar, wie sie.
Kurz um: Stella und Michael sind einfach fantastisch zusammen. So unterschiedlich sie auch sein mögen, die Interaktionen miteinander und untereinander sind mehr als interessant und trotzdem herrlich normal und bodenständig. Durch ihre verschiedenen Wesen ergänzen und helfen sie sich enorm und holen das Beste aus dem jeweils anderen heraus.
Und können wir bitte auch mal eben schnell einen Absatz den Nebenfiguren widmen? Ein jeder einzelne ist derart greifbar und lebendig, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Es gibt so viele unterschiedliche Persönlichkeiten, denen wir im Laufe der Geschichte begegnen dürfen und jeder ruft ganz andere Gefühle im Leser hervor – von Misstrauen über Abscheu bishin zu tiefer Bewunderung und Liebe.

Besonders gut gefiel mir allerdings auch die Umsetzung dieser ohnehin schon vielversprechenden Idee. Die Autorin hat iden Hauptteil ihres Augenmerks darauf gelegt, wie Stella tickt, wie ihr Alltag aussieht und wie die Menschen um sie herum mit ihr umgehen. Ihre Unsicherheiten nahmen so viel Raum ein, so viel Geschichte, und doch hätte dieses Werk niemals ohne das alles funktioniert. Es war allgemein ein Erlebnis, zu sehen, wie gut sich die Autorin mit der Thematik rund um Autismus beschäftigt hat und welch wahnsinnige Recherche-Arbeit dahinterstecken muss. Trotzdem wird nicht auf jeder zweiten Seite erwähnt, dass Stella daran leidet – man spürt es einfach und das ist ein unglaublicher Pluspunkt, in meinen Augen.
Die Handlung nimmt eine ganz andere Richtung, als man vielleicht anfangs vermutet und diesen Verlauf zu verfolgen, ist auf eine ganz besondere Art und Weise spannend. Es beginnt noch recht klischeehaft, entwickelt sich aber so wundervoll, so authentisch und so lebendig. Helen Hoang setzt dabei nicht nur auf einen atmosphärisch, gefühlvollen Schreibstil und eine passend abgestimmte Sprache, sondern auch eine bewährte Gliederung: wir erleben die Geschichte nämlich durch zweierlei Perspektiven; Stella’s und Michael’s. In ihrer beiden Köpfen geht so viel vor, beide haben recht ähnliche Gedankengänge, dabei aber grundverschiedene Probleme und trotzdem ähneln sich zwei so unterschiedliche Charaktere auf eine ganz spezielle Art. Dank gut platzierten Geschehnissen und abwechslungsreichen Elementen wird es nie langweilig und das obwohl die Geschichte definitiv nicht von Tempo oder gar Action lebt, sondern einzig und allein vom Interesse des Lesers und den Gefühlen der Protagonisten.
Das Highlight des Buches lag in meinen Augen aber wo anders: ich fand es perfekt, wie sich die Sache zwischen Stella und Michael entwickelt hat. Ruhig und gediegen, fast schon langsam; 100% glaubhaft und lebensnah. Nicht so überstürzt wie in vielen anderen New Adult Romanen, sondern in einem realistischen Tempo, mit realistischen Problematiken, mit realistischen Dramen und einem realistischen Ende. Kein Kitsch, sondern herzerwärmende Dialoge und jede Menge Emotionen sind es, die das Buch aufrecht halten. Sogar ein paar kleine Überraschungen sind eingebaut und sorgen für den nötigen „Spannungsbogen“. Endlich mal eine NA-Geschichte, die weder überdramatisiert noch aalglatt abläuft. Selbst die Erotikszenen wirken in diesem Buch so niveauvoll und sind trotzdem auf ganzer Ebene prickelnd und gut geschrieben.

Das Ende ist nicht außergewöhnlich, schaffte es aber mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, mich zu begeistern. Meistens ist es völlig gleichgültig ob man als Leser etwas kommen sieht oder nicht, die Hauptsache ist, dass es schön verpackt ist – und genau das war hier der Fall. helen Hoang setzt auf einen runden Schluss, der alle offenen Fragen beantwortet und mich 100% zufrieden stellt. Was für eine Gefühlsachterbahn; gerade gen Ende ist es noch einmal sehr mitreißend und spannend, genau so wie beim restlichen Buch und somit perfekt ausgearbeitet und zu Papier gebracht. Danke für dieses Erlebnis!

„Kissing Lessons“ ist Unterhaltung, Aufklärung, eine emotionale Achterbahnfahrt und ein absolutes Wohlfühl-Buch in einem. Helen Hoang bringt mit einem wunderschönen, leicht zu lesenden Schreibstil eine gefühlvolle Geschichte zu Papier, die überzeugt und begeistert. Einzigartige Charaktere mit Ecken und Kanten macht besonders deshalb Spaß, weil wir sie als Leser sehr eingehend kennenlernen und dank den beiden Perspektiven ein deutliches Bild ihrer Gedankengänge erhalten. Es fällt mir unheimlich schwer, meine Begeisterung für das Werk in Worte zu fassen, ohne alles nüchtern herunter zu rattern; aber lasst euch eins gesagt sein: dieses Buch ist genau das, was hinten drauf steht » Die Liebesgeschichte des Jahres“ ♥ Von mir also die volle Punktzahl und ich freue mich auf Band 2.

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Helen Hoang hat in der achten Klasse ihren ersten Liebesroman gelesen und ist dem Genre seitdem verfallen. 2016, als sie für ihr Debüt recherchierte, erkannte sie erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen dem, was sie las, und ihren eigenen Erfahrungen. Kurz darauf wurde bei ihr eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert, auch als Asperger-Syndrom bezeichnet. Das Buch, für das sie recherchierte, war «Kissing Lessons», der Auftakt zur «Kiss, Love & Heart»-Trilogie, in der zwei Figuren ebenfalls Asperger haben. «Kissing Lessons» wurde ein sofortiger Erfolg. Presse und Leser lieben es, die Übersetzungsrechte wurden in 21 Sprachen verkauft, und eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in San Diego, Kalifornien.

(c) by Kyss

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss-Verlag bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen und natürlich auch für die Bereistellung dieses Rezensionsexemplar.