||» Rezension «|| Kronenkampf [von Valentina Fast]
– Geschmiedetes Schicksal –
Valentina Fast
Romantasy
Einzelband
Zwei magische Throne braucht es, um das Königreich Alandra gegen die Schatten hinter den Mauern zu schützen. Kupfer und Eisen – einzeln stark, zusammen zerstörerisch. Sie besteigen können nur diejenigen, die im Kronenkampf als Sieger hervorgehen. Fiana lebt seit ihrer Kindheit im Palast und kennt die Regeln der Mächtigen wie kaum jemand sonst. Doch durch ihre Adern fließt ein dunkles Geheimnis, dessen Aufdeckung ihren sicheren Tod bedeuten würde. Als der attraktive Königsbruder Kayden ihm gefährlich nahekommt, bleibt Fiana nur eins – am Kronenkampf teilzunehmen.
(c) by Carlsen Verlag
In den vergangenen Jahren hab ich doch schon einiges von der Autorin gelesen – um genau zu sein die Royal-Reihe und den ersten Band der Secret Academy Reihe, und alle Bücher haben mir soweit gut gefallen; waren aber vom Highlight doch ein Stück entfernt. Darum hab ich „Kronenkampf“ zunächst auch nicht so viel Beachtung geschenkt, doch nachdem ich es geschenkt bekommen habe, war ich dann doch neugierig, wie mir ein weiteres Buch der Autorin wohl gefallen würde. Also hab ich mich, nach reichlich Wartezeit, in die Seiten gestürzt und kann euch heute berichten, ob es wieder „nur“ gute Unterhaltung, oder „mehr“ war. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Genau wie ich es von der Autorin kenne, so lässt sich ihr Schreibstil auch in „Kronenkampf“ wieder sehr einfach, schnell und locker lesen. Der Lesefluss ist super angenehm, die Sprache simple, aber wirkungsvoll und die Atmosphäre, die schon sehr früh in der Geschichte entsteht, weiß zu fesseln. Ich mochte die Stimmung, die hier herrschte, weil sie so schön abwechslungsreich und vielschichtig war und jede Facette der Handlung gut zur Geltung kam. Egal ob ruhige Phasen oder actiongeladene, spannungsreiche Szenen – beides erzielte die gewünschte Wirkung. Außerdem setzt Valentina Fast auch wieder auf eine Menge Greifbar- und Lebendigkeit, sowohl was das Setting, die Geschehnisse als auch die Figuren betrifft. Ich konnte mir alles herrlich leicht vor Augen führen und sah mich stets als Teil des Buches – als wäre ich mittendrin. Die Art, wie die Autorin schreibt, ist nichts Besonderes – ihr Stil hebt sich, für meinen Geschmack, nicht wesentlich von anderen ab, aber gerade weil es so alltäglich ist, ist er nur umso behaglicher zu lesen.
Erzählt wird dieser Einzelband übrigens rein nur aus der Sicht der weiblichen Protagonistin; was sie uns nochmal ein gehöriges Stück näher bringt und die Spannung steigert. Vieles, von dem was geschah, blieb zunächst unklar und die damit entstandenen offenen Fragen, trieben mich unaufhörlich voran – stets neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren würde; welche Antworten geliefert werden und welche unerwartete Wendung uns als nächstes überraschen wird.
Und wo wir schon bei der Protagonistin sind, bleiben wir doch direkt mal bei ihr: Fiana ist zunächst eine eher unscheinbare Persönlichkeit, die zwar durch Sympathie, nicht aber durch Besonderheiten ins Auge sticht. Ich mochte sie, von Anfang an, war mir aber sicher, dass sie eine von denen ist, die man, nach dem Beenden des Buches ziemlich rasch wieder vergisst. Muss ja, in dem Moment, nichts schlechtes sein. Sie war dennoch eine liebenswerte Figur, die gut zur Geschichte passte und mit ihrem ansprechenden Auftreten und einer nicht uninteressanten Background-Geschichte punktete. Aber dann legte diese junge Frau eine so immense Entwicklung an den Tag, dass ich zunächst nicht glauben konnte, wie sehr sie sich wandelte. Und trotzdem verlor sie ihre Glaubwürdigkeit an keiner einzigen Stelle. Ich nahm ihr ihren Reifeprozess ab, konnte nachvollziehen, wieso sie immer mehr und mehr über sich hinauswuchs und war davon mehr als positiv überrascht. Aus der unscheinbaren Bediensteten wurde eine Kämpferin, eine Frau, die für sich und ihre Liebsten einstand und die bereit war, alles zu geben, um den Untergang abzuwenden. Sie innerhalb dieses Kronenkampfes zu erleben, ist unglaublich authenisch, denn obwohl sie charakterlich immer stärker wurde, verlor sie nie ihre Zweifel – Fiana sah sich nie als unbesiegbar; sie behielt ihre charakteristischen Eigenschaften bei und lieferte dennoch so viel mehr als Stillstand. Es fiel mir zunehmend leichter, mit ihr mitzufiebern; mich an ihrer Seite sicher zu fühlen, ohne den Eindruck, es mir einer völlig neuen Figur zu tun zu haben. Fiana behielt ihr großes Herz, ihre Loyalität ihren Freunden gegenüber und ihr Verantwortungsbewusstsein ihrem Schicksal gegenüber bei und das gefiel mir auf ganzer Linie. Eine herrliche Protagonistin, die es schaffte, mich von Seite zu Seite mehr für sich zu gewinnen und vom grauen Mäuschen zur starken Kämpferin zu werden.
Kayden – der männliche Protagonist, nimmt aber trotz seiner wichtigen Rolle in dem Ganzen nur wenig Raum innerhalb der ersten Hälfte des Buches ein. Sein Auftreten war mehr sporadisch und es fällt einem zunächst etwas schwer, sich ein Bild von ihm zu machen bzw. ihn so richtig einschätzen zu können. Was sind seine Beweggründe? Was seine Absichten? Es dauerte wirklich eine geraume Weile, bis ich mir zutraute, meine Empfindungen gegenüber ihm zu festigen und mich auf ihn einzulassen. Denn obwohl er von Anfang an als sympathisch auftrat, blieben da gewisse Zweifel, ob er mein Vertrauen wirklich zu 100% verdiente. Im Gesamten lässt sich jetzt, rückblickend, sagen, dass mir auch die Gestaltung von Kayden sehr zusagte. Gerade diese anfänglichen Schwankungen machten ihn erst so richtig interessant und auch wenn er sicher nicht in meiner Top 10 Liste zu finden sein wird, schloss ich ihn als Menschen doch ins Herz. Er war glaubhaft, liebenswert, dynamisch, stark und so ein klein bisschen klischeebehaftet, aber das passte enorm gut und darum gibt’s auch dahingehend nichts zu meckern.
Ansonsten gibt es noch ein paar weitere Charaktere, die ebenfalls wichtig fürs Geschehen waren – und jeder einzelne wurde, für seinen Zweck, ausreichend detailliert dargestellt und lebendig genug, um sich ein Bild von ihm/ihr machen zu können. Wie immer gibt es solche und solche; die einen liebt man, die anderen hasst man und auch irgendwas dazwischen. Für meinen Geschmack hob sich zwar keiner so richtig ab, doch im gesamten war die Charaktergestaltung von Valentina Fast wieder gut gelungen. Und weil es dazu nicht noch mehr zu sagen gibt, gehts nun weiter mit der Handlung.
Die Idee hinter „Kronenkampf“ klang, auf den ersten Blick, recht gewöhnlich und bekannt. Bedienstete hat ein Geheimnis, es fliegt auf und plötzlich ruht das Schicksal eines ganzen Landes auf ihren Schultern. Hat man so, oder so ähnlich, sicher schon eine Million Mal gelesen. Ich hatte also, von Anfang an, eher durchschnittlich hohe Erwartungen; aber konnten wenigstens die erfüllt werden? Dazu gleich mehr; fangen wir erstmal vorn an:
Der Einstieg glückte mir, tatsächlich, nicht so leicht, wie ich mir das erhofft – und auch gewünscht – hatte. Es hat, trotz der Verständlichkeit der Geschehnisse, irgendwie gedauert, bis ich Fuß fassen konnte innerhalb der Geschichte und bis sich der Sog auf mich übertragen hat. Das, was geschah, und das war nicht wenig, war interessant und alles andere als langweilig; aber es deutete nichts darauf hin, dass da noch mehr; dass da noch eine Steigerung kommen würde. Was sicher auch persönliches Empfinden ist, aber so waren eben meine Eindrücke – zunächst! Doch was dann geschah, überraschte mich mindestens genau so sehr wie die Entwicklung der Protagonistin. Die Geschichte nahm, spätestens nachdem das erste Viertel vorrüber war, dermaßen an Fahrt auf und es gesellten sich von Sekunde zu Sekunde neue Facetten dazu, die allesamt völlig unerwartet kamen. Daran merkt man sicher wohl auch, dass es sich hierbei um einen Einzelband handelt; denn innerhalb dieses einen Buches steckt Handlung, die manchmal in ganzen Trilogien nicht zustande kommt. Dementsprechend rasant, actiongeladen, abwechslungsreich und spannend fällt die Story auch aus. Da rutscht man von einer überraschenden Szene in die Nächste und der eher holprige Start ist prompt vergessen. Hier treffen wir auf eine Menge unterschiedlicher Elemente, die aber von der Autorin wunderbar miteinander verknüpft wurden und im Gesamten eine erstaunlich innovative Geschichte ergeben. Nicht nur das Geheimnis, was Fiana mit sich herum trägt, ist ein wichtiger Bestandteil, sondern auch andere, fantastische Aspekte, mit denen man zwar nicht rechnet, die sich aber doch sehr gut einfügen in das Ganze. Lediglich die Lovestory hätte ich mir ein wenig intensiver gewünscht. Mir fehlte so ein wenig der Zugang zu den Gefühlen der beiden Protagonisten und das Knistern in der Luft war hier und da zwar mal kurzzeitig zu spüren, aber nichts, was mich hätte in die Sache involvieren können. Schade eigentlich; das Potential war von beiden Seiten da, aber richtig erreichen tat mich die aufkeimende Liebe nicht. Aber in Anbetracht der äußeren Umstände, in denen sich das vermeindliche Couple befindet, war auch das akzeptabel.
Gen Ende steigerte sich dann alles nochmal zusätzlich; und das, obwohl ich der festen Überzeugung war, dass das kaum noch möglich ist. Die Lage spitzte sich zu, die Emotionen nahmen an Intenzität zu und der Autorin ist es auf den letzten Metern sogar gelungen, eine Message zu senden, die komplett überraschend daher kam aber das Buch eben perfekt abrundete. Es war ein regelrechtes Spektakel – gefühlvoll, aber mitreißend; actionreich aber emotional. Für mich ein rund herum gelungenes Ende, das alle offenen Fragen beantwortete und dennoch nochmal einige Wendungen bot, die unvorhersehbar waren und dem Gesamtwerk weitere Pluspunkte einspielte.
„Kronenkampf“ von Valentina Fast mutet zunächst als recht gewöhnliche Geschichte an; mit Elementen, die man so bestimmt schon tausende Male gelesen hat. Ich gebe zu, der Einstieg wies auch definitiv darauf hin; doch dann steigerte sich die Handlung von Seite zu Seite mehr und zeigte plötzlich Facetten auf, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Dadurch, dass es ein Einzelband ist, steckt enorm viel Story in diesen 400 Seiten und die Geschwindigkeit, in der erzählt wird, ist unheimlich schnell und kurzweilig. Ständig geschieht etwas Neues; Unerwartetes und alles wird zunehmend unvorhersehbarer und rasanter. Nicht alles, was passiert, ist die größte Überraschung ever – dafür ist die Grundidee dann doch eine Spur zu bekannt; aber es macht dennoch Spaß, das alles zu erleben. Lediglich die Lovestory schwächelt dazwischen etwas; aber darüber lässt sich leicht hinwegsehen, denn alles andere – wie Schreibstil, Charaktere, Aufbau und Ausarbeitung, überzeugen. Von mir eine klare Lese-Empfehlung, wenn ihr mal keine Lust habt, die 3476. Reihe anzufangen.
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Valentina Fast wurde 1989 geboren und lebt heute im schönen Münsterland. Beruflich dreht sich bei ihr alles um Zahlen, weshalb sie sich in ihrer Freizeit zum Ausgleich dem Schreiben widmet. Ihre Leidenschaft dafür begann mit den Gruselgeschichten in einer Teenie-Zeitschrift und verrückten Ideen, die erst Ruhe gaben, wenn sie diese aufschrieb. Ihr Debüt, die »Royal«-Reihe, wurde innerhalb weniger Wochen zum E-Book-Bestseller.
(c) by Carlsen Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.