||» Rezension «|| Mit dir leuchtet der Ozean [von Lea Coplin]
Lea Coplin
New Adult
Einzelband
336 Seiten
Meer und Herzen: aufgewühlt
Als Penny auf Fuerteventura landet, um in einem All-inclusive-Club zu arbeiten, ist Milo der Letzte, mit dem sie rechnet. Milo, der kurz mit ihr auf der Schule war, dessen Name nichts als Ärger verhieß und mit dem sie ein verirrter Kuss verbindet. Jetzt ist ausgerechnet die fröhliche Helena, Pennys Zimmergenossin, mit Milo zusammen und Penny kann ihm kaum aus dem Weg gehen. Aber da ist noch immer die Erinnerung an diesen Kuss. Auch Helena merkt, dass da mehr ist, und das schlechte Gewissen ihr gegenüber droht Penny zu ersticken. Doch Gefühle lassen sich nicht steuern. Selbst wenn sie schnurgerade in die Katastrophe führen.
(c) by dtv Verlag
Dieses Buch stand verhältnismäßig lange auf meiner Wunschliste, ehe es eher durch Zufall den Weg zu mir gefunden hat. Der Klappentext klang einfach nach der perfekten Sommergeschichte und ich war wirklich gespannt, wie die Handlung wohl aussehen würde. Also hab ich mich nicht lange bitten lassen, sondern mich direkt nach Fuerteventura begeben um Penny und Milo kennenzulernen. Zugegeben, Sommer haben wir ja offensichtlich nicht mehr, aber ich hatte die Hoffnung, dass mir die Geschichte meine liebste Jahreszeit für ein paar Stunden ins Wohnzimmer holt. Ob es geklappt hat und wie mir das Buch insgesamt gefallen hat und alles drum herum verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß mit der Rezension.
Lea Coplin erzählt uns hier von Milo und Penny, die sich durch einen puren Zufall in München kennenlernten und sich dann, Jahre später, zufällig auf Fuerteventura wiedersehen, wo sie beide in einer Hotelanlage arbeiten. Während er bereits seit einiger Zeit Teil des Teams ist, stößt Penny ganz frisch dazu und muss sich erst zurechtfinden. Zwei junge Menschen, die in ihren Leben bereits einiges verkraften mussten und davon deutliche Narben davon getragen haben. Penny, die eigentlich gar nicht auf der kanarischen Insel sein will; die Chance aber dennoch nutzt und das beste daraus macht. Und Milo, der von damals zu heute scheinbar eine 180Grad Wende durchgemacht hat. Mir gefiel die Inszinierung und Darstellung der beiden enorm gut, denn ich konnte zu beiden problemlos eine Verbindung aufbauen und dementsprechend leicht mit ihnen mitfiebern und mitfühlen. Beide wirken 100% sympathisch und greifbar; wie aus dem echten Leben gegriffen und alles andere als zweidimensional. Penny überzeugt von Anfang an durch ihre bodenständige Art, indem sie stets glaubhaft auftrat und allgemein sehr erwachsen wirkte. Eine gewisse Naivität lässt sich ihr nicht absprechen, aber es gehörte ebenso zu ihrer Person dazu wie ihr großes Herz. Ich konnte absolut nachvollziehen, wie verloren sie sich zwischen all ihren Aufgaben im Solana Sunshine Club manchmal vor kam und fühlte deshalb umso mehr mit ihr mit. Doch auch der Prozess, wie sie immer mehr Fuß fasst und sich in das Gesamtbild einfügt, war schön zu verfolgen. Es verlieh ihrer Figur eine gewisse Entwicklung und machte sie noch authentischer – noch dreidimensionaler. Allgemein waren Penny’s Emotionen, Handlungen und Gedankengänge eine sehr stimmige, glaubwürdige Sache, mit der ich mich zu 99% identifizieren konnte. Penny war absolut liebenswert, eine tolle Protagonistin für das Buch und definitiv eine Bereicherung.
Milo hingegen – nun, er war anfangs ein regelrechter Gute-Laune-Bär; was ich aber nicht so recht mit den Infos vom Klappentext in Einklang bringen konnte. Doch je mehr er sich öffnete, umso klarer wurde, dass er nicht immer so gewesen zu sein schien. Während er früher wirklich durch und durch Badboy war, so zeigte er hier eine ganz andere Seite von sich – und beide mochte ich gleichermaßen gerne. Sie schlossen sich gegenseitig nicht aus, sondern ergänzten sich – machten ihn als Menschen total interessant. Während Penny ein wenig stagnierte, was ihre emotionale Entwicklung betraf, preschte Milo regelrecht nach vorn. Er war denjenige, der uns Lesern zeigte, dass Verdrängung nicht der richtige Weg ist; dass es viel klüger ist, das Erlebte aufzuarbeiten; sich jemandem anzuvertrauen, offen zu sein. Und das gelang Milo ganz wunderbar. Er schmiss nicht von Anfang an mit Fakten über seine Person um sich, sondern ließ erst nach und nach die Nähe zu und das zu verfolgen, berührte mich irgendwie. Natürlich macht auch er mal Fehler; trifft nicht immer die klügsten Entscheidungen – aber er hört auf sein Herz und das wiegelte vieles von dem, was er falsch machte, wieder auf.
Allgemein war die Dynamik zwischen Penny und Milo herrlich authentisch. Man spürte die Vertrautheit zwischen ihnen, auch wenn es nur eine flüchtige Bekanntschaft war in der Vergangenheit. Man merkt, dass sie sich nicht fremd sind und man merkt auch direkt das zarte Knistern, das sich im Laufe der Zeit in einen regelrechten Brandherd verwandelte. Also findet auch hier eine deutliche Entwicklung statt, die ich sowohl den beiden Protagonisten, als auch der Autorin total abnahm. Wohingegen ich mir etwas schwer tat, war, eine Verbindung zu Helena zu finden. Ich mochte die quirrlige, junge Frau, die so perfekt in diesen All Inclusive Club passte und mit Herz und Seele dort arbeitete. Aber manchmal wirkte sie beinah etwas aufgesetzt; nicht nur in ihrer Fröhlichkeit, sondern auch mit all den anderen Emotionen. Mal stachelt sie alle dazu an, die Sorgen zu vergessen; mal schlägt sie völlig über die Stränge, mal ist sie am Boden zerstört. Das soll kein wirklicher Kritikpunkt sein, aber ist mir einfach im Laufe des Buches immer mal wieder aufgefallen, weswegen ich es jetzt auch hier erwähnen möchte. Ansonsten spielen natürlich noch weitere Figuren eine wichtige Rolle, wie die ganzen Kollegen, Freunde und Familie. Und die alle erfüllten ihren Zweck. Großartig Tiefgang wurde ihnen zwar nicht verpasst, ebenso wenig wie Helena, aber das war, für mein Empfinden, auch gar nicht nötig. Ein durch und durch gelungene Charaktergestaltung, die mir zusagte und vor allem: die super zur Handlung passte. Sicher sind weder Milo noch Penny noch andere Beteiligten super speziell oder einzigartig, aber vielleicht machte sie gerade diese Normalität eben doch besonders.
Die Idee hinter „Mit dir leuchtet der Ozean“ war von Anfang an ein Grund, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich stellte mir die Kulisse einfach traumhaft schön vor und das ganze dann noch gepaart mit einer neu erwachten Liebe – das musste doch gut werden, oder? Aber bevor ich euch das beantworte, fangen wir erstmal vorn an:
Die erste Szene des Buches spielte sich nicht etwa auf den Kanaren ab, sondern ist in Form eines Rückblicks gehalten. Wir sitzen, zusammen mit Penny und Milo in einem engen, stickigen, dunklen Schrank und erleben so das erste Aufeinandertreffen der beiden. Während der der Badboy schlechthin ist und einen eher zweifelhaften Ruf hat, so scheint sie das Mauerblümchen von nebenan. Doch bevor wir genaueres erfahren können, springen wir in die Gegenwart und landen quasi auf einmal im Paradies. Die Ankunft auf Fuerteventura gestaltete sich als sehr leicht. Wir kommen nämlich gemeinsam mit der Protagonistin auf der Insel kann und dürfen mit ihr zusammen die ersten Eindrücke sammeln. Doch Fuerteventura schien nicht die Hauptrolle zu spielen: sicher, die Wärme, die Sonne und das Meer schlagen immer wieder durch; doch der Dreh- und Angelpunkt ist viel mehr das Hotel, indem Penny und Milo arbeiten. Der Strand und all das Drumherum spielen eine eher untergeordnete Rolle. Dafür hat sich Lea Choplin viel Mühe gegeben, den Solana Sunshine Club möglichst lebendig darzustellen und das ist ihr auch auf ganzer Linie gelungen. Die Urlauber, die Angestellten, die Sonne, die Pools – das alles erzeugte die schönsten Holiday-Vibes und konnte mir den Sommer nochmal für ein paar Stunden ins Wohnzimmer holen. Trotzdem hätte ich mir dann vielleicht doch noch ein wenig mehr Infos über die Insel gewünscht; ein wenig ausführlicher.
Dafür ist die Liebesgeschichte wieder umso eingehender ausgearbeitet. Wie ich oben schon gesagt hatte, spürt man sehr deutlich, dass sich Milo und Penny nicht fremd sind. Auch wenn es nur ein paar Minuten waren, in denen sich die beiden in der Vergangenheit begegnet sind, so verbindet sie doch etwas – und das kommt enorm gut hervor. Die zarte Annäherung, die hier stattfindet, verläuft absolut glaubhaft und nachvollziehbar, sodass auch wir als Leser viel Zeit bekommen, um das ganze nachempfinden zu können. Lea Coplin hat immer wieder wunderbar schöne Szenen integriert, die einem warm ums Herz werden lassen, die Wohlfühl-Atmosphäre mitbringen und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber es gibt eben auch die tiefgründigen Dialoge, die vertrauten Gespräche und die ersten Berührungen. In diesen deeperen Phasen behandelt das Buch dann auch wichtige Themen wie Vergebung, Akzeptanz und Loyalität – nicht so eingehend wie erhofft, aber der Nachhall war definitiv da; man denkt darüber nach, fängt vielleicht sogar mal kurz an, sich selbst zu reflektieren und so manch Entscheidung, die man vielleicht irgendwann einmal getroffen hat, zu hinterfragen. Es sind immer nur Momente, in denen das geschieht, aber es reichte allemal aus, um die Geschichte damit anzureichern.
Der Schluss bot dann, entgegen all meiner Erwartungen, sowas wie Drama. Ansonsten kommt die Handlung fast gänzlich ohne aus, doch zum Ende hin wurde das Tempo nochmal angezogen und regelrecht rasant. Plötzlich fieberte ich auf ganz anderem Niveau mit und fühlte sogar, wie mein Herz zu brechen drohte. Die Autorin hat da natürlich zu einem Mittel gegriffen, das quasi immer funktioniert, es aber so eingewoben, dass es mich wirklich fesseln konnte und mich ebenso emotional erreichte. Es war ein durch und durch rundes, stimmiges Ende für Penny und Milo, das alle Fragen beantwortet, alle Stränge zusammenführt und darüber hinaus auch noch recht dramatisch wird.
Die Art, wie uns die Autorin die Geschichte näher bringt, fiel hier absolut angenehm aus. Ich kam wahnsinnig leicht, locker und schnell durch die Geschichte und konnte mich nach Fuerteventura träumen. Mittels geschickt platzierten Beschreibungen wird der Solana Sunshine Club lebendig und mit ihm all die beteiligten Figuren – allen voran natürlich Penny und Milo. Ganz unspektakulär, aber trotzdem fesselnd schreibt Lea Coplin von Gefühlen und Gewissensbissen und konnte mich damit herrlich intensiv erreichen. Die sehr angenehme Atmosphäre, die einen eben nicht nur zum träumen einlädt sondern auch zum wohlfühlen, rundete das Buch schlussendlich ab.
Obwohl, nein nicht ganz. Das Abrunden ist eher der Job der Gliederung; denn wir lesen hier nicht nur aus Penny’s Sicht, sondern auch aus Milo’s, was uns beide Protagonisten nochmal deutlich näherbringen und so manch Handlung von den zweien in ganz neuem Licht erscheinen ließ. Vieles wird dadurch nachvollziehbarer und einnehmender, stärkt die Bindung zu den beiden Charakteren und passte wunderbar in das Buch. So gibt es, schlussendlich absolut nichts am Stil auszusetzen und ich bin mir sicher, dass dies nicht das letzte Buch der Autorin für mich bleiben wird.
Um das alles jetzt nochmal zusammenzufassen: „Mit dir leuchtet der Ozean“ von Lea Coplin ist keine bahnbrechende Neuerfindung des Rads. Es ist eine wirklich schöne Liebesgeschichte, die hauptsächlich von der einzigartigen Atmosphäre und der traumhaften Kulisse Fuerteventura lebt. Mir gefielen vor allem die Charaktergestaltung, da ich sowohl zu Penny als auch zu Milo problemlos eine Verbindung herstellen konnte und die beiden auf ihrem Weg zueinander sehr gern begleitete. Nicht alles, was hier geschah, war moralisch 100% korrekt, aber am Ende wurde auch das nochmal aufgegriffen und ich konnte definitiv Frieden schließen. Für mich tolle Unterhaltung, der es an nichts mangelte – außer vielleicht am Wow-Effekt. Trotzdem möchte ich das Buch alles empfehlen, die sich den Sommer vielleicht nochmal für ein paar Stunden nach Hause holen möchten.
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Lea Coplin ist das Pseudonym einer Autorin, die mit ihren Romanen bereits mehrfach auf der Spiegel-Bestsellerliste stand. Mehr als fünfzehn Jahre arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich für die Schriftstellerei entschied. Sie liebt es, flatternden Schmetterlingen und gebrochenen Herzen nachzuspüren und die Tiefen des Ozeans auszuloten. Lea Coplin lebt mit Mann und Katzen in München.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.