||» Rezension «|| One Last Song [von Nicole Böhm]
Nicole Böhm
Rockstar Romance
Band 1 von 3
One Last – Trilogie
448 Seiten
(c) by mbt Verlag
Ich habe dieses Buch damals aufgrund zahlreicher Empfehlungen gekauft, allerdings danach kaum noch eines Blickes gewürdigt. Es stand im Regal und wurde oft einfach übersehen; bis ich dann auf der Suche nach einem neuen Hörbuch war. Bookbeat hat mir zufällig genau dieses Buch vorgeschlagen und da dachte ich „ja, warum eigentlich nicht?“. Und so hab ich mich in die Geschichte von Riley und Julian gestürzt um zu verstehen, was so viele andere Blogger und Bookstagramer so sehr daran feiern. Heute kann ich euch verraten, ob ich mich denen anschließe, oder ob das Buch zurecht ein Jahr lang auf meinem Sub lag. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Der Einstieg in dieses Buch fällt nicht weiter schwer. Nicole Böhm hat sich dazu entschieden, bereits die Kennenlern-Phase von Riley und Julian sehr interessant zu gestalten und von Anfang an mit einem gewissen Tempo zu arbeiten. Denn es wird schon während den ersten Seiten aufgezeigt, wie schwer es ist, in dieser Metropole Fuß zu fassen und wie viel Glück man braucht, um einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dementsprechend schnell konnte ich auch, zunächst erstmal mit Riley mitfiebern und mitfühlen. Doch auch bei anderen Figuren setzte schnell so etwas wie Verbundenheit ein und der Mehrwert, den das Buch schon so früh bietet, ist erstaunlich. Nicole Böhm setzt ganz bewusst auf eine gehörige Portion Realität – hier wird nichts schön geredet oder in Watte gepackt – sie zeigt mit dem Finger darauf, wie nah Höhenflüge und Abstürze beieinanderliegen und wie wenig passieren muss, um alles zu ändern.
Ich hatte nach diesem enorm starken Einstieg riesige Angst davor, dass es anschließend im mittleren Teil bergab gehen könnte, doch obwohl in gewisser Weise die Schnelligkeit herausgenommen wurde, blieb es doch stets spannend und vor allen Dingen emotional. Es wird realistisch dargestellt, wie hart das Leben in New York, und wie brutal die Musik-Szene tatsächlich ist und auch hier gibt es kein Drumherum. Dabei wird die Dramatik aber immer wieder kurzzeitig durch absolute Wohlfühl-Momente und durch ganz große Gefühle unterbrochen, die nicht nur auf Auflockerung sorgen, sondern dem Buch auch die nötige Lebendigkeit und Dynamik verleihen. Obwohl im zweiten Drittel gar nicht mal allzu viel passiert, trott das Geschehen nie auf der Stelle; es kommen immer wieder neue Aspekte ans Licht und ergeben am Ende einen außerordentlich breitgefächerten Facettenreichtum. Wir haben längst nicht nur Riley mit ihrem Wunsch, den Durchbruch zu schaffen. Wir haben auch Julian, der mit seiner Band bereits das geschafft hat, wovon Millionen Menschen in New York träumen. Doch auch damit war es noch längst nicht genug: es wurde das Leben im Scheinwerferlicht näher beleuchtet und thematisiert, inklusive aller Probleme, die dabei entstehen. Wir begleiten Julian, wie er sich gegen Klatschreporter zur Wehr setzen muss, wie Gerüchte entstehen, wie seine Weste immer weiter beschmutzt wird und wir dürfen auch live miterleben, was das mit dem jungen Mann macht, wie er damit umgeht, usw. Das Rockstar-Leben ist längst nicht nur die äußere Fassade; es steckt viel mehr dahinter, das es sich zu entdecken lohnt. Doch auch Riley, die für ihre Träume kämpft, liefert enorm viel Tiefgang. Durch sie wird offenbart, wie schamlos und egoistisch das Business ist, wie sehr man auf gewisse Aspekte reduziert wird. Und neben all den Problemen, die die zwei Protagonisten haben, entsteht ganz langsam, aber dafür umso authentischer, eine Liebesgeschichte.
Ich war mehr als überrascht, wie zart die ersten Bände geknüpft wurden und wie behutsam sich die Protagonisten annähern. Es wird nichts überstürzt, das Kennenlernen wird in den Mittelpunkt der Lovestory gestellt und eben weil beide ihre eigenen Alltage zu meistern haben, kommt das ganze immer wieder ins Stocken. Wie es im echten Leben auch so oft der Fall ist. Und dann setzt in „One Last Song“ eben die andere Basis des Buches wieder ein und hält so die Spannung aufrecht. Und obwohl vielleicht gar nicht mal so viel passiert, so passiert doch immer irgendwas. Langeweile gibt es schlicht und ergreifend nicht. Dafür gibt es Szenen zum Mitfiebern, Szenen, die einem die Tränen in die Augen treiben, Szenen, die einen Schmunzeln lassen und Szenen, die einen sprachlos machen. Und es gibt, wenn auch nicht viele, Szenen, die einem ganz schön warm werden lassen.
Das Ende bot dann schließlich nochmal alles, was ein perfekter New Adult Roman beinhalten sollte: Spannung, Wendungen, Gefühle und ein Happy End, wenngleich letzteres doch ein wenig anders ausfällt, als man es vielleicht erwarten könnte. Doch das, gerade das, machte den Schluss wiederum zu etwas Besonderem. Es ist ein Ende, das mich 100% zufriedenstellen konnte, mich glücklich machte, dieses Buch gelesen zu haben. Alle offenen Fragen wurden bis ins kleinste Detail beantwortet; so manch loser Faden nochmal aufgegriffen und zu einem runden Ende gebracht.
Dass das ganze so gut funktioniert hat, ist sicher, mitunter auch den Figuren zu verdanken. Allein dass Riley und Julian so zugänglich waren, spielte dem eigentlichen Geschehen schon massiv in die Karten und da störte es mich auch nicht weiter, dass sie keineswegs perfekt waren. Denn beide hatten zum Teil doch auffällige Ecken und Kanten. So war zum Beispiel Julian verhältnismäßig wankelmütig und deshalb zum Teil recht anstrengend, aber deshalb nicht weniger liebenswert. Es war sogar irgendwie nachvollziehbar, wenn man erstmal die Hintergründe kannte, doch bis dahin kam doch mehrmals der Gedanke auf „Junge, entweder du reißt dich jetzt zusammen, oder du lässt die ganze Sache bleiben!“. Riley ist dagegen vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas naiv und gutgläubig, wodurch Situationen entstehen, die einfach nicht angenehm sind – weder für sie selbst, noch für den Leser. Aber im Gesamten fand ich doch beide Protagonisten herrlich detaillreich ausgearbeitet, greifbar dargestellt und in 99% der Fälle nachvollziehbar. Sie sind grundverschieden, stehen an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben und haben eine ganz anderen Reifegrad, aber doch harmonieren sie zusammen enorm gut. Sie ergänzen sich, gleichen so manche Ecken und Kanten aus und ergeben eine Kombination, die einfach Spaß macht. Beide waren durch und durch sympathisch, glaubhaft und in dem was sie taten, sehr lebendig. Ich mochte ihre Dialoge, die stets realistisch ausfielen und noch mehr mochte ich die Schwingungen zwischen ihnen, die von der Autorin wahnsinnig schön eingefangen wurden. Und auch nochmal separat auf die zwei einzugehen:
Riley ist unheimlich motiviert und engagiert, ihren Traum wahr werden zu lassen. Eine junge Frau eben, die sich nicht scheut, auch mal die „kleineren“ Arbeiten zu übernehmen, um dem großen Ziel näher zu kommen. Riley will nichts geschenkt, sie will aus eigenen Kräften dahin kommen, wo sie hin will und geht, entgegen der New York-Klischees, keineswegs über Leichen. Sie hat klare Grenzen und Prinzipien und bleibt sich so stets selbst treu. So hab ich Riley nicht nur gern verfolgt und ins Herz geschlossen, sondern in der meisten Zeit auch zutiefst bewundert dafür, dasss ie nicht den einfachsten, dafür den ehrbarsten Weg nimmt.
Julian war eben typisch Julian – zumindest anfangs. Er war attraktiv, charmant, lässig und eben nicht der typische Rockstar (dafür war eher Ethan zuständig – aber dazu später mehr). Ihn gern zu haben fällt einem wirklich nicht schwer und ich schloss ihn binnen weniger Seiten tief ins Herz. Julian musste bereits einige Tiefschläge, sowohl privat als auch bei seiner Karriere überstehen, und das hat Spuren hinterlassen. Ich hätte mir gewünscht, dass sein Background schon ein wenig früher beleuchtet worden wäre; einfach um ihn als Figur besser nachvollziehen und greifen zu können. Aber andererseits diente seine Vergangenheit gleichzeitig auch als Spannungselement – schwierig also, da eine richtige Beurteilung darüber zu fällen.
Ansonsten gab es natürlich auch zahlreiche andere Figuren, wie beispielsweise Ethan, ein Band-Mitglied, der seinem Status als Rockstar alle Ehre machte und sämtliche Klischees mitnahm, die es mitzunehmen gab. Ich fand das Ganze sehr authentisch verpackt, glaubhaft. Es spiegelte die Realität einfach perfekt wieder, meiner Meinung nach. Die anderen Bandmitglieder erhielten nicht so viel Aufmerksamkeit, was aber völlig in Ordnung war – es war schlicht nicht nötig, sie näher auszuarbeiten, da sie keine allzu tragende Rolle innehatten. Dafür waren die wichtigen allesamt detaillreich genug, um sie sich vor Augen führen und sich eine Meinung zu ihnen bilden zu können.
Da es mein erstes Buch von Nicole Böhm war, war ich enorm gespannt, wie mir ihr Schreibstil wohl gefallen wird. Und jetzt, nachdem ich „One Last Song“ beendet habe, kann ich sagen: ich mag ihn sehr! Die Autorin schreibt sehr alltäglich und relativ undramatisch, erzeugt aber doch eine gewisse, unterschwellige Spannung mit ihren Worten. Die Atmosphäre, die hier geschaffen wurde ich die perfekte Mischung aus dem hektischen New York Flair und einem einzigartig schönem Wohlfühl-Faktor. Ich konnte abtauchen, mitfiebern, mitfühlen und wurde sogar immer wieder zum Schmunzeln gebracht und damit hat die Autorin wirklich alles erreicht, was ich mir von einem NA-Roman stets wünsche. Worldbuilding, dieses Schul-Feelings und Charaktergestaltung waren on point und haben mich, trotz minimalster Kritik, extrem überzeugt. Ich weiß jedenfalls, dass dies definitiv nicht das letzte Buch von Nicole Böhm gewesen sein wird, das ich gelesen habe.
Und für all diejenigen, die es interessiert (werde verhältnismäßig oft danach gefragt): Die Geschichte wird abwechselnd aus Julian’s und Riley’s Sicht erzählt, sodass beide Charaktere nochmal einiges an Nachvollziehbarkeit zugesprochen bekommen haben und uns Lesern noch näher gebracht werden. Für mich die ideale Aufteilung und Erzählweise, denn ich mochte beide Perspektiven extrem gerne.
„One Last Song“ von Nicole Böhm ist ein wunderschöner New Adult Roman, der mit vielerlei Aspekten daher kommt und auf gleich mehreren Ebenen durch Lebendigkeit und Authenzität überzeugt. Riley und Julian sind zwei sehr zugängliche Persönlichkeiten, mit denen man kinderleicht mitfiebern und mitfühlen kann und die vor allen Dingen einiges an Tiefgang mitbringen. Wer also Lust hat auf ein Abenteuer inmitten der Millionen-Metropole New York, gepaart mit einer wunderschönen, zarten Liebesgeschichte und einem Einblick hinter die Kulissen des Rockstar-Daseins, hat, der macht mit diesem Buch definitiv nichts falsch. Sehr ehrlich, sehr unverblümt, sehr abwechslungsreich. Was will man mehr? Vielleicht noch ein wundervoller Schreibstil, der die Emotionen wahnsinnig intensiv transportiert? Auch das gibt’s in diesem Roman mit dazu. Für mich knapp am Highlight vorbei, aber doch hat der Auftakt der One last-Trilogie für ein paar herrlich unterhaltsame Lesestunden gesorgt.
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Nicole Böhm wurde 1974 in Germersheim geboren und lebte heute in Speyer. Mit zwanzig reiste sie nach Phoenix, Arizona, um Zeichen- und Schauspielunterricht am Glendale Community College zu nehmen. Es folgte eine Schauspielausbildung an der American Musical and Dramatic Academy in New York. Sie lebte insgesamt drei Jahre in Amerika und bereiste diverse Städte in den USA und Kanada, die nun als Schauplätze ihrer Geschichten dienen.
(c) by mbt Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim mbt Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.