||» Rezension «|| Palast der Lügen 01: vergangen ist nicht vorbei [von Emily Bold]
– Vergangen ist nicht vorbei –
Emily Bold
Romantasy
Band 1 von 2 [?]
Palast der Lügen – Dilogie
» Band 2 erscheint im Frühjahr 2023 «
400 Seiten
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Bist du bereit für die Wahrheit hinter dem Palast der Lügen?
Für Sophie Dubois und ihre Familie zählt nur eines: Wann immer auf dem Pergament der Schuld wie von Zauberhand eine neue Aufgabe erscheint, gilt es, durch die Zeit zu reisen und den Auftrag zu erfüllen – bis Sophies Bruder eines Tages verschwindet. Als sie sich kurzerhand selbst in die Vergangenheit begibt, landet Sophie mitten im Paris von 1688 und am Hofe des Palasts von Versailles. Der entpuppt sich nicht nur als gefährlich für eine junge Frau, sondern auch ihr mysteriöser Auftraggeber scheint ihr nicht zu trauen. Ungefragt stellt er ihr einen Fremden zur Seite: den geheimnisvollen Valentin Delacroix. Dabei sind die Gefühle, die er in ihr weckt, alles andere als hilfreich …
(c) by planet! Verlag
Emily Bold ist keine Unbekannte für mich. Vor einigen Jahren schon, hab ich „Silberschwingen“ von ihr gelesen und die Geschichte gern gemocht. Es war zwar kein Highlight, aber bot doch gute Unterhaltung. Nun erschien ihr neues Buch: „Palast der Lügen“ und ich war wirklich, wirklich neugierig darauf, wie sie die Handlung wohl inszinieren und die Idee, die der Klappentext verrät, umsetzen würde. Ich hab das Ganze übrigens als Hörbuch gehört. Ein großes Dankeschön an HörbuchHamburg für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Aber zurück zum Thema: Heute möchte ich euch gerne verraten, wie mir die Geschichte rund um Sophie und Valentin gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Der Auftakt der „Palast der Lügen“-Dilogie birgt eine interessante, wie vielversprechende Idee. Bis heute bin ich der Meinung, dass es viel zu wenige gute Zeitreise-Geschichten gibt und meine ganze Hoffnung ruhte daher auf diesem Buch. Ob es Emily Bold gelungen ist, meine Erwartungen und Hoffnungen zu erfüllen, verrate ich euch gleich. Fangen wir aber zunächst mal vorn an:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir alles andere als schwer. Dadurch, dass wir anfangs erst einmal einen Blick auf Sophie und ihren Alltag werfen, werden wir langsam und behutsam an die Fantasy-Elemente herangeführt und somit nach und nach mit den Begebenheiten vertraut gemacht. Trotzdem ist die Kennenlern-Phase keineswegs langweilig, denn schon innerhalb der ersten Kapitel gibt es einiges an interessanten, und unerwarteten Szenen. Als dann der eigentliche Startschuss ertönt, und die Handlung so richtig in Fahrt kommt, hatte ich also überhaupt keine Probleme mehr damit, mich zurecht zu finden und mit Sophie mitzufiebern und mitzufühlen.
Mit dem ersten Zeitsprung beginnt dann also die eigentliche Handlung und der Spannungsbogen baut sich in Windeseile auf. Das Tempo wird angefacht und es gibt einiges zu entdecken. Emily Bold hat es geschafft, die Atmosphäre vom klassischen Jugendbuch weg, zum historischen Roman hin zu lenken und ich fühlte mich nicht nur dank der Sprache und der Erzählweise, sondern auch aufgrund der Dialoge umgehend ins damalige Frankreich versetzt. Allgemein ist die Atmosphäre wirklich stimmungsvoll und intensiv, sodass ich mich allein davon schon gefesselt fühlte. Von den Vibes her erinnerte es mich auch stark an Zeitenzauber, obwohl man Italien und Frankreich nur schwer vergleichen kann. Aber genau das, was ich bei der Zeitenzauber-Trilogie geliebt habe, tritt auch hier auf.
Die Handlung an sich ist dabei nicht super außergewöhnlich oder komplex, aber sie hatte einen klaren Vorteil: sie war interessant, spannend und mitreißend! Und es gab immer wieder Wendungen, die zwar nicht total unvorhersehbar waren, aber für jede Menge Abwechslung und Frische sorgen konnten. Ich hab mitgefiebert, mitgezittert, mitgehofft und mitgebangt, und das allein spricht schon sehr für die Umsetzung der ohnehin tollen Idee. Einzelne Elemente, die man vielleicht schon kennt, wurden wirkungsvoll platziert und erscheinen dadurch doch irgendwie innovativ. Für ein Jugendbuch fährt die Autorin jedenfalls eine Menge Geschütze auf und konnte mich damit überzeugen.
Einzig und allein die Lovestory hätte ich nicht zwingend gebraucht, da sie auch gar keinen allzu großen Teil der Geschichte für sich beansprucht. Trotzdem erfüllte sie ihren Zweck und ich konnte mich vom Funkenflug zwischen Sophie und Valentin problemlos gefangen nehmen lassen und mit den beiden ebenso problemlos mitfühlen. Ich nahm ihnen ihre Gefühle trotz allem 100%ig ab.
Gen Ende spitzte sich die Lage, in der sich die Protagonisten, und alle anderen Beteiligten, befanden, immer mehr zu. Und obwohl man so manch Auflösung schon vorhersehen konnte, waren sie doch alle so insziniert, dass es dennoch größtmöglichen Spaß machte, sie zu lesen. Und es war definitiv nicht alles abzusehen; manches haute mich auch regelrecht um. Man rechnet ja mit gewissen Twists und Überraschungen, und manche davon traten ein – andere wiederum wurden ganz anders entschlüsselt. Es gab eine Menge Action, viel Spannung und die Geschwindigkeit, in der der finale Schlusspart dieses ersten Bandes erzählt wird, ist erstaunlich rasant. Und so liefert das Ende des Auftakts zwar zahlreiche Antworten auf die offenen Fragen, allerdings auch einen Cliffhanger, der sich sehen lassen kann – und der definitiv die Lust auf die Fortsetzung anheizt.
Die Charaktere, auf die wir hier treffen, sind verhältnismäßig stereotypisch. Aber deshalb nicht minder sympathisch. Emily Bold hat eine interessante und vielschichtige Mischung an Persönlichkeiten geschaffen, deren Interaktionen untereinander total vielfältig und abwechslungsreich ausfallen und darum einfach Spaß machen. Es gibt sowohl diejenigen, die sofort Sympathie erwecken, und die, gegen die man von Anfang an eine Abneigung verspürt. Aber nicht jeder war das, was er zu sein, vorgab. Manch einer entwickelte sich in eine positive, andere in eine negative Richtung und manch einer zeigte über kurz oder lang sein wahres Gesicht, das mehr einer Fratze ähnelte. Ich mag solch wendungsreiche Charaktergestaltungen, wo man nie sicher wusste, wem man sein Vertrauen schenken kann, und wem nicht.
Sophie ist eine herzliche, junge Frau, die liebenswert und authentisch auf mich wirkte. Besonders die Tatsache, dass sie von ihrem eigenen Mut und ihrer eigenen Courage manchmal etwas überrumpelt wurde, brachte ihr zahlreiche Pluspunkte ein. Sie wirkt einerseits etwas unbedacht, andererseits wieder sehr reif und erwachsen für ihr Alter. Sie hat klare Prinzipien und Ziele, die sie verfolgt und für die sie alles gibt. An Mut und Stärke mangelt es ihr also definitiv nicht. Auch fiel es mir leicht, mich mit Sophie zu identifizieren, eben weil sie nicht so naiv und kindlich wirkt, wie viele andere 17-jährige Protagonisten. Ich hab sie jedenfalls tief ins Herz geschlossen und bin froh, dass die Autorin eine so sympathische und lebendige Protagonistin ins Rennen geschickt hat, die emanzipiert und bodenständig wirkt.
Aber auch Valentin kann sich absolut sehen lassen. Der junge Mann bringt von Anfang an etwas mit, was der Geschichte unheimlich zuträglich war: Undurchsichtigkeit. Obwohl er von Anfang an mein vollstes Vertrauen genoss, war da immer wieder diese innere Stimme, die mich ermahnte, vorsichtig bei ihm zu sein. Er spielte nicht von Anfang an mit offenen Karten, und das ließ ihn interessant und spannend erscheinen. Valentin ist, recht klischeehaft, der absolute Frauenschwarm und das in einer Zeit, in der schon das kleinste bisschen Flirten quasi als Heiratsantrag galt. Aber obwohl er, für mich persönlich, nicht unbedingt der Inbegriff von Attraktivität darstellte, fand ich ihn doch auch irgendwo anziehend. Wahrscheinlich mitunter auch durch seine geheimnisvolle Aura und seine Zurückhaltung. Doch auch ansonsten gewann Valentin immer mehr Sympathiepunkte, indem er bedingungslos hinter Sophie stand und ihr stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Aber machte er das wirklich ohne Eigennutz? Das war genau die Frage, die ich mir über all die 400 Seiten stellte, und die mich auch immer weiter und weiter vorantrieb. Er brachte Spannung mit, und allein dafür hab ich ihn schon geliebt.
Ansonsten gibt’s natürlich noch zahlreiche andere Charaktere, die alle ihren Teil zum Geschehen beizutragen hatten. Egal ob es nun Figuren aus der damaligen Zeit waren, oder aus der Gegenwart, sie alle waren authentisch und zeitgemäß dargestellt und versprühten mit ihren Auftreten auch eine gehörige Portion Echtheit. Nur durch all die verschiedenen Gesichtern war es der Geschichte überhaupt möglich, so real und so glaubhaft – und vor allem: so stimmungsvoll rüber zu kommen. Mein heimlicher Favorit war übrigens, wie so oft, der unscheinbarste Charakter: nämlich Estelle. Ich fand sie so herrlich versnobt und unterhaltsam, dass ich gar nicht anders konnte, als mich über jeden ihrer Auftritte zu freuen.
Der Schreibstil von Emily Bold ist, genau wie der Rest, einfach absolut stimmig und rund – und passend für die Handlung. Sie schafft es, die unterschiedlichen Epochen allein durch die Art, wie sie die Story rüber bringt, voneinander zu trennen und erzeugt damit gleich mehrere Flairs, die aber allesamt überzeugen. Ich kam, wunderbar leicht durch die Geschichte und hatte stets ein klares Bild der aktuellen Szenen vor Augen. Auch schafft sie es, das Setting, in Form von Frankreich so bildhaft und deutlich rüber zu bringen, dass ich mich oftmals selbst im Schloss von Versaille stehen sah, umgeben von zahlreichen Menschen, die mir (bzw. Sophie) nicht immer wohlgesonnen waren. Verständlich, leicht und flüssig, gefühlvoll und trotzdem atmosphärisch; so lässt sich Emily Bold’s Erzählweise wohl am besten, und am einfachsten beschreiben.
Da ich das Ganze als Hörbuch gehört habe, möchte ich auch noch fix auf die Sprecherin eingehen: Lydia Herms hat „Palast der Lügen“ wirklich großartig vertont! Ich mochte ihre Stimmfarbe und die verschiedenen Stimmlagen unsagbar gerne und lauschte ihren Worten mit einer Intenzität, wie es nur selten der Fall ist. Ich konnte mich von ihr entführen lassen, und das allein spricht schon deutlich für sie.
„Palast der Lügen 01: vergangen ist nicht vorbei“ von Emily Bold ist eine kurzweilige Geschichte, die einfach Spaß bereitet. Zeitreise, genau so wie sie sein sollte: spannend, rasant, actionreich, atmosphärisch und, am wichtigsten: verständlich! Zwei rund herum interessante, und auf ganzer Linie sympathische Figuren geleiten uns durch das 17. Jahrhundert in Frankreich und müssen sich einem Abenteuer stellen, dessen Ausgang ungewiss ist. Nicht alles, was geschah, war total unvorhersehbar oder die größte Überraschung überhaupt – aber die Inszinierung war doch so gelungen, dass man beinah komplett über alles hinwegsehen konnte. Mir jedenfalls bescherte die Autorin, und auch die Sprecherin Lydia Herms ein paar wunderbare Lesestunden, die mich vom Flair her sehr an die Zeitenzauber-Trilogie erinnert haben. Für alle Fans dieser Reihe also definitiv ein Muss – obwohl ich die Geschichte, wie gesagt, nicht vergleichen kann und möchte.
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Emily Bold, Jahrgang 1980, schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene. Ob historisch, zeitgenössisch oder fantastisch: In den Büchern der fränkischen Autorin ist Liebe das bestimmende Thema. Nach diversen englischen Übersetzungen sind Emily Bolds Romane mittlerweile auch ins Türkische, Ungarische und Tschechische übersetzt worden, etliche ihrer Bücher gibt es außerdem als Hörbuch. Wenn sie mal nicht am Schreibtisch an neuen Buchideen feilt, reist sie am liebsten mit ihrer Familie in der Welt umher, um neue Sehnsuchtsorte zu entdecken.
(c) by Planet! Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Planet! Verlag und bei HörbuchHamburg bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen und für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Bei vier Sternen, die Du vergeben hast, werde ich es auch einmal versuchen;)