||» Rezension «|| Regenglanz [von Anya Omah]

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25. Oktober 2021 0 Von Patchis Books
REGENGLANZ
Anya Omah

New Adult
Band 1 von 3
Sturm – Trilogie
512 Seiten
19. Oktober 2021
Kyss Verlag
Paperback
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Verletzlich, aber stark

Kunststudentin Alissa arbeitet neben der Uni als Tätowiererin. Sie ist gut in ihrem Job, ausgesprochen gut. Nur scheint das ihren neuesten Kunden nicht zu interessieren, der sich offenbar kein Tattoo von einer Frau stechen lassen will. Sexistischer Mistkerl.  

Entschlossen, aber sanft

Als Sportstudent Simon Alissa das erste Mal sieht, rauben ihm ihre tiefblauen Augen fast den Atem. Er fühlt sich sofort von ihr angezogen – und will ihr auf keinen Fall das extrem peinliche Tattoo zeigen, das eigentlich überstochen werden soll. Aber nun hält sie ihn für ein Arschloch. Und das ist noch schlimmer.  

Zusammen, aber verloren

Alissa und Simon. Während der Sitzungen lernen sich die beiden kennen – und mit jedem Treffen knistert es mehr. Doch keiner von ihnen ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sie mit ihrer beginnenden Beziehung gerade ein Tabu brechen …

(c) by Kyss Verlag

Der Name der Autorin war mir nicht ganz fremd, zumindest habe ich im Vorfeld schon einiges über ihre Geschichten gehört – auch wenn ich nie in den Genuss kam, eine davon zu lesen. Doch als „Regenglanz“ angekündigt wurde, war klar: das soll mein erstes Buch von Anya Omah werden! Nicht nur, dass das Cover ein absoluter Traum ist; auch der Klappentext klang unglaublich vielversprechend und ich hab mir wirklich einiges erhofft. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an den Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Und weil ich wirklich – wirklich sehr – neugierig war, hab ich mich umgehend in die Seiten gestürzt; nicht zuletzt. um euch so schnell wie möglich meine Meinung präsentieren zu können. Falls ihr also gern wissen möchtet, wie mir das Buch gefallen hat, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Die Geschichte steht und fällt, wie so oft bei New Adult Büchern, mit den Charakteren. In „Regenglanz“ lernen wir beinah zeitgleich die junge Studentin und Tätowiererin Alissa, und den Sportstudenten Simon kennen. Beide sind von Anfang an wahnsinnig glaubhafte Persönlichkeiten, mit denen man sich gut identifizieren kann. Bei Simon dauerte es eine Nuance länger, denn sein vermeindlich sexistisches Auftreten ließ ihn zunächst ganz schön dumm dastehen. Zum Glück wurde das Missverständnis schnell aufgeklärt und er konnte all seinen Charme entfalten. Apropos Charme. Simon ist ein Good Guy durch und durch – ein Mann, der Anstand und Respekt von seinem Elternhaus gelernt hat und der allein schon deshalb enorm reif und erwachsen wirkt. Allgemein schien es mir so, als wäre Impulisivät für ihn ein absolutes Fremdwort. Total besonnen und immerzu sehr bedacht – so würde ich Simon beschreiben. Ein Mann, dem es nicht am Empathie, Einfühlungsvermögen und Rücksicht mangelt, sich selbst dabei aber nie vergisst. Und obwohl er so liebenswert und zuvorkommend ist, wirkt er doch nie aufgesetzt oder gar zu schleimig – versteht ihr? Er ist ein absolut lebendiger Charakter, der einfach Spaß macht und ganz deutlich aufzeigt, dass es auch ohne Bad Boy Eigenschaften funktioniert. Auch seine Hintergrund-Geschichte ist unheimlich interessant und erklärt so manch Verhaltensweise. Ich kann es also nur immer wieder betonen: Simon ist alles andere als langweilig, sondern durch und durch eine überzeugende Figur, die man unheimlich gern begleitet und die es einem sehr leicht macht, sie zu mögen. Wir brauchen mehr Simons in Büchern!
Doch auch Alissa kann sich sehen lassen. Für mich war sie in der Hinsicht außergewöhnlich, dass sie sich allein optisch von allen anderen abhob und trotzdem nicht nur darauf reduziert wurde. Ja, Alissa hat bunte Haare und Tattoos, aber sie hat ganz offensichtlich auch ein großes Herz und vertritt damit die richtigen Werte. Besonders ihre Vorgeschichte hat mich unsagbar bewegt und das, was sie aus diesen Erlebnisse mitnimmt. Wie sie zu der wurde, die sie heute ist. Ein Prozess, der mit Schmerz und Leid einhergeht und damit umso glaubhafter ausfällt. Auch die Entwicklung, die Alissa an den Tag legt, ist bemerkenswert. Denn das innerlich zerbrochenen jungen Mädel wird zu einer selbstbewussten Frau. Ich mochte Alissa allein schon deshalb extrem gerne, aber auch für ihren Humor, ihre Ausstrahlung und ihre Liebe zur Kunst. Anya Omah hat die Vor- und Nachteile dieser Figur sehr intensiv eingefangen und wiedergegeben und ihr damit ganz viel Lebendigkeit geschenkt. Wir Menschen sind nicht perfekt – weder die von Schuldgefühlen zerfressene Alissa, noch der ebenso leidgeplagte Simon. Wir haben alle Ecken und Kanten, reagieren mal falsch oder zumindest anders, als es der Großteil tun würden – aber wir lernen daraus und darauf kommt es ja schließlich an. Niemand ist fehlerfrei und dass dies hier so eindrücklich ausgesagt wird, ohne es wirklich zu sagen, imponierte mir. Alissa ist jung, dynamisch, frech und glücklich; aber vieles davon ist nur Fassade. Und als eben die dann anfing zu bröckeln, da wurde sie von jetzt auf gleich auch interessant, vielschichtig und mutig. Ich gebe zu, nicht jede Entscheidung konnte ich nachvollziehen, aber durch das Erlebte wird jede Handlung schlüssiger und logischer, sodass man es am Ende vielleicht doch irgendwie nachvollziehen konnte. Kurz um: beide Protagonisten glänzen, durch Tiefgang, Echtheit und Authenzität.
Die Funken, die zwischen ihnen flogen, nahm ich ihnen absolut ab und spürte das Knistern quasi am eigenen Leib. Die ganze Dynamik zwischen Simon und Alissa ist wunderschön und realitätsnah – denn entgegen dem gewohnten Bild, läuft eben nicht immer alles glatt. Manchmal hat man Meinungsverschiedenheiten und manchmal streitet man sich wegen Kleinigkeiten; aber das ist das echte Leben und das hat die Autorin toll präsentiert.
Die Nebenfiguren, von denen es ebenfalls einige gab, sind durchzogen von einem Auf und Ab. Da gab es die, die ich von Sekunde Eins an absolut geliebt habe und die ich jetzt schon schmerzlich vermisse. Und es gab die, die mein Blut schon zum Kochen brachten, wenn nur ihr Name in einem Gespräch gefallen ist. Die Vielfalt an unterschiedlichen Persönlichkeiten war bemerkenswert und noch viel mehr die Tatsache, dass keiner dem anderen auch nur annähernd glich. Sie alle waren einzigartig; ob nun positiv oder negativ sei dahingestellt. Übrigens gibt es hier auch einen waschechten Antagonisten – und der hat es echt in sich. So viel Wut habe ich schon lange nicht mehr verspürt, wenn es um einen einfachen Buchcharakter geht – aber hier brodelte es ganz massiv.

Der Klappentext kündigt ja bereits eine eher undramatische Handlung an. In meinem Kopf nahm die Idee Gestalt an, wie sich einfach zwei Menschen durch Zufall treffen und sich durch die Tattoo-Termine immer besser kennenlernen und merken: es passt. Und das alles auch noch vor der traumhaften Kulisse Hamburg. Ich war so hyped – ehrlich! Ich wollte in Alissa’s und Simon’s Welt abtauchen, mich mit ihnen gemeinsam verlieben und die Emotionen am eigenen Leib spüren – nur.. das bekam ich nicht. Das, was ich dafür erhielt, war umso vieles besser, als all meine Hoffnungen und Vorstellungen. Aber fangen wir vorn an:
Der Einstieg wird durch die kurze, aber intensive Kennenlern-Phase bewusst einfach gehalten, sodass wir zunächst die Möglichkeit erhalten, uns ein Bild von den Protagonisten und deren Lebensumstände zu machen. Wir erfahren, dass sowohl Simon als auch Alissa in jeweils einer WG wohnen; wir werden darüber informiert, dass beide studieren und dass Alissa parallel zu ihrem Kunst-Studium auch noch in einem Tattoo-Studio arbeitet. Allein dieser Aspekt verschaffte der jungen Frau schon eine ganze Menge Pluspunkte. Als bekennender Tattoo-Fan, fand ich es großartig, auch mal fiktiv in die Welt der Farben und Nadeln eintauchen zu können und da meine Schwester ein eigenes Studio hat, war ich auch gespannt, in wie weit sich Anya Omah ins Detail vorwagt. Nun, jetzt rückblickend kann ich sagen: die Recherche-Arbeit kann sich sehen lassen. Die Aspekte im Studio sind sehr authentisch aufgebaut und alles in allem herrschte dort genau die Atmosphäre, die ich aus den hießigen Tattoo-Läden kenne. Aber zurück zum Wesentlichen: natürlich steht die Liebesgeschichte im Fokus, darüber brauchen wir uns nicht unterhalten. Aber meiner Meinung nach spielt zu besagter Lovestory auch noch eine ganze Menge anderer Aspekte mit in die Handlung hinein. Der Tiefgang, der dabei entsteht, schafft nochmal ganz neue Schwingungen und vermittelt unterschwellig sogar die ein oder andere Message. Ich fand es großartig, dass die Figuren nicht non stopp aufeinander hängen, sondern jeweils auch mit ihren eigenen Problemen kämpfen. Und dabei werden eben die auch immer wieder zum Thema bei Dialogen, was ich ebenfalls unheimlich erwachsen und glaubhaft fand.
So ist aus diesem vermeindlich einfachen New Adult Roman ein unheimlich tiefgründiges Lese-Erlebnis geworden, das berührt, mitreißt, unterhält und definitiv fesselt. Aber auch die Wohlfühl-Atmosphäre blieb nicht auf der Strecke. Die Autorin hat wunderschöne Szenen kreiert, in denen man die Figuren fast ein wenig beneidete. Hamburg als Setting spielt dabei auch eine wirklich essentielle Rolle, denn obwohl ich noch nie live dort war, kamen die Eigenschaften der Stadt wunderbar bei mir an.
Ich gebe zu, es gab ein paar wenige Momente, in denen ich wirklich sauer wurde aufgrund des Handlungsverlauf. Hierfür trägt der oben genannte Antagonist wohl die alleinige Schuld – aber es gehörte, jetzt rückblickend, einfach genau so zur Geschichte dazu, wie die Herzschmerz-Szenen und die Cozy Vibes. So wurde alles noch facettenreicher und die Abwechslung während des Lesens war noch vielfältiger, als es ohnehin schon der Fall war.
Und dann kam das Ende. Ich werde euch bewusst nichts vorweg nehmen, aber dieses Ende kam definitiv mehr als überraschend. Was für eine krasse Wendung und was für ein Schock-Moment! Auf einmal schien sich alles nochmal von Grund auf zu ändern und ich konnte gar nicht so schnell lesen, wie ich die entgültige Auflösung erfahren wollte. Ich hab Simon und Alissa einfach von Herzen ihr Happy End gegönnt und fieberte deswegen mit einer Intenzität mit, die mich selbst schockierte. Herzklopfen, Wut im Bauch, Unglaube. Trauer, Schmerz und irgendwo tief drin auch noch ganz viel Hoffnung. Das waren meine Empfindungen während ich fassungslos durch die letzten Seiten preschte. Liebe Anya Omah – da ist wirklich eine Wendung gelungen, die das Buch nochmal auf ein ganz neues Niveau hob. Da war Nervenkitzel genau so angesagt wie Action, Spannung und Tempo – fast wie in einem Thriller. Fast.

Der Schreibstil der Autorin konnte mich ebenfalls restlos begeistern. Obwohl er, meiner Meinung nach, nichts besonderes war, so rauschte ich dennoch flüssig und leicht durch dieses Buch und konnte mir einen jeden Charakter und sowieso jede Szene, total einfach, aber bildhaft vor Augen führen. Das Setting in Kombination mit diesen berührenden Emotionen, die Leichtigkeit, gepaart mit dem Tiefgang – es passte einfach alles extrem gut zusammen. Es gab die unterschiedlichsten Stimmungen, etliche Tempi-Wechsel und gen Ende immer mehr Spannung. Kurz um: die Geschichte lies sich sehr leicht lesen, büßte aber überhaupt nichts an Lebendigkeit und Greifbarkeit ein. Ich weiß jedenfalls jetzt schon, dass ich allein des Stils wegen, der so bodenständig und alltäglich ausfällt, noch viel mehr von Anya Omah lesen möchte. Nicht zuletzt auch wegen der realistischen und glaubhaften Dialoge, der allgemeinen Dynamik innerhalb ihres Romans und weil sie es doch tatsächlich schaffte, mich so wahnsinnig zu überraschen am Ende. Ganz toll gemacht – ein Stil, der die ohnehin schon großartige Handlung schlussendlich abrundet und vervollständigt.

Wie immer glaube ich, dass meine Rezension nicht mal annähernd das wiederspiegelt, was ich eigentlich für das Buch empfinde. „Regenglanz“ war für mich ein ganz großes Highlight, das mich von der ersten, bis zur letzten Seite (und darüber hinaus) nicht losließ und einfach begeisterte. Es war die perfekte Mischung aus Cozy Romance (in Hamburg!!!) und Tiefgang – und da ist der phänomenale Schlusspart noch nicht einmal mit inbegriffen. Ich hab mich, genau so wie Alissa, als über Kopf in Simon verliebt, der fast ein bisschen zu gut ist, um wahr zu sein. Aber auch Alissa catchte mich mit ihrer Vorgeschichte und ihrer inneren Zerrissenheit. Ganz große Liebe für dieses Buch – ich freu mich auf Band 2 und 3 (und alles, was von Anya Omah noch kommen wird)!

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Anya Omah, geboren im Juli 1984 in Dortmund, hat als medizinisch-technische Laborassistentin und Wirtschaftspsychologin gearbeitet, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Über diese Entscheidung sagt sie Folgendes: «Ich war verrückt genug, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und kehrte dem sicheren Bürojob den Rücken. Aber mal ehrlich … wie verrückt kann es sein, einen Traum zu leben, wenn man die Chance dazu bekommt?»

Im März 2014 veröffentlichte sie ihren Debütroman, es folgten zahlreiche weitere New-Adult-Romane. Mit der Sturm-Trilogie erscheint sie nun erstmals bei KYSS.

(c) by Kyss Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.