||» Rezension «|| Schwarzlicht [von Läckberg und Fexeus]
Camilla Läckberg + Henrik Fexeus
Übersetzer: Katrin Frey
Kriminalroman
Band 1 von 3
Dabiri – Walder – Reihe
Eine düstere Welt von Illusion und Täuschung, rätselhafte Morde und ein faszinierendes Ermittler-Duo: »Schwarzlicht« ist der Auftakt der außergewöhnlichen Krimi-Trilogie von Bestseller-Autorin Camilla Läckberg und Mentalist Henrik Fexeus aus Schweden.
Wer ermordet eine Frau, indem er sie in eine Kiste sperrt und mit mehreren Schwertern durchbohrt? Weil der Fall an einen grausam missglückten Zaubertrick erinnert, zieht die Stockholmer Kommissarin Mina Dabiri den Profiler Vincent Walder hinzu, der selbst als Mentalist auftritt. Doch wie Mina kommt auch Vincent mit Menschen nicht sonderlich gut zurecht. Erst als eine weitere Leiche auftaucht und Vincent einen Code entschlüsselt, der auf einen Countdown hindeutet, beginnen Mina und er einander zu vertrauen – und die beiden müssen feststellen, dass ihre eigenen dunklen Geheimnisse im Zentrum des Falls stehen.
(c) by Knaur Verlag
Camilla Läckberg hat sich damals mit „Die Eishexe“ in mein Herz geschrieben – wenn man das bei einem Kriminalroman überhaupt so sagen kann. Jedenfalls fand ich das Buch echt enorm stark, und hab deshalb auch „Golden Cage“ von der Autorin gelesen; was mich wiederum enttäuscht hat. Als mich dann vor einigen Wochen das neue Werk von ihr, das sie gemeinsam mit Henrik Fexeus geschrieben hat, erreicht hat, war ich zwar echt überrascht; aber auch mega neugierig! Danke an dieser Stelle an den Knaur Verlag für die Überraschung! Inzwischen hab ich auch die beiden Ermittler und die Geschichte an sich kennengelernt und kann euch sagen, ob sie mir wieder so gut gefallen hat, wie Die Eishexe, oder ob wir uns eher im Bereich von Golden Cage bewegen. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
In dem Auftakt der Dabiri-Walder-Trilogie treffen wir auf gleich zwei mehr als interessante Persönlichkeiten. Mina Dabiri ist Kriminalkommissarin bei der Stockholmer Polizei, während Vincent Walder erstmal gar nicht ins Bild zu passen scheint; denn er ist Mentalist und hat mit Ermittlungsarbeit kaum etwas am Hut. Doch das ändert sich schlagartig, als Mina auf ihn zugeht und ihn um Hilfe bittet. Plötzlich befindet sich Vincent inmitten von Besprechungen, Observationen und Verdächtigen. Und scheint dabei seine Berufung gefunden zu haben. Ich gebe aber zu, dass ich bei beiden Protagonistin anfängliche Schwierigkeiten hatte. Besonders ins Sachen Nachvollziehbarkeit sah ich sowohl bei Mina, als auch bei Vincent noch Luft nach oben. Da beide sehr speziell und eigenwillig sind, fehlte zunächst die Chance, sich mit ihnen zu identifizieren. Beide leiden unter starken Zwangsstörungen und sind daher oft einfach anstrengend und nehmen mit ihren Problemen mit sich selbst eine ganze Menge Raum innerhalb des Buches für sich ein – was wiederum das Tempo etwas drosselt. Ich fand so manchen Spleen also eher befremdlich, als sympathisch und habe etliche Seiten gebraucht, bis ich mich an das Ermittler-Duo gewöhnt hatte. Und selbst danach blieb noch immer eine gewisse Distanz. Doch die Sympathie (oder vielleicht auch nur meine Toleranz) wuchs und damit auch die Möglichkeit , mit ihnen mitzufiebern und mitzufühlen.
Mina an sich ist eine interessante Persönlichkeit, die durchaus das Potential hat, zu begeistern. Die junge Frau ist intelligent und ausgefuchst, und passte insgesamt gut zur Polizei. Sie war in der Lage, logische Schlüsse zu ziehen und das Geschehen somit aktiv voran zu treiben, wenngleich sie sich doch auch viel auf sich selbst konzentriert und ihre Zwänge, zumindest vor dem Leser, offen auslebt. Trotzdem brachte sie auch eine gewisse spannende Note ins Spiel und überzeugt in ihrem Beruf durch Nachvollziehbarkeit und Autorität. Und damit, dass sie nach einer gewissen Kennelern-Phase auch ihr Herz offenbart und zeigt. Sie ist weder ein Roboter, noch komplett gefangen in ihren Zwängen – sie ist eine ganz normale junge Frau, die das ein oder andere Geheimnis hütet wie einen wertvollen Schatz und damit oft etwas abweisend wirkt.
Vincent hatte es dagegen von Anfang an eine Spur leichter. Schon allein sein Job als Mentalist und Illusionist war eine Facette des Buches, die zu fesseln wusste. Der 46-jährige Familienvater hatte dabei längst nicht nur von optischen Täuschungen und Zaubertricks zu erzählen, sondern auch von seinem Alltag mit seiner Frau und seinen Kindern. Somit war sein Background deutlich näher beleuchtet, als der von Mina, was ihm wiederum ebenso viel mehr Tiefgang verlieh. Er wirkte menschlich und greifbar und im Gegensatz zu Mina einfach lebendiger. Bei ihm spürte man weniger, dass man es mit einer fiktiven Figur zu tun hatte und so war auch die Verbindung zu ihm, irgendwie intensiver. Vincent kämpft aber, wie gesagt, auch mit sehr speziellen Zwangsstörungen, denen ich zuvor noch nie begegnet bin. Während eine panische Angst vor Keimen, wie Mina sie hat, fast schon bekannt ist, so war es bei dem männlichen Protagonisten eine ganz andere Richtung, die die Zwänge einschlugen – interessant; aber mindestens genau so anstrengend. Ich verlor mich oft so ein bisschen in Gedanken, wenn mal wieder darüber berichtet wurde, und das nahm dem Buch den Wind aus den Segeln. Trotzdem mochte ich Vincent eine ganze Ecke mehr, als Mina; und in Kombination vermochten die beiden es sogar, fast liebenswert zu erscheinen. So unbeholfen manchmal, fast verschreckt – aber dementsprechend auch süß. Die Dynamik zwischen den beiden funktionierte einfach sehr gut; und dem Autorenduo ist es gelungen, eine ganz eigenwillige, aber umso intensivere Chemie zu erzeugen.
Die anderen Figuren blieben allerdings noch deutlich blasser, was die Hauptcharaktere wiederum etwas hervor hob. Trotzdem fand ich zum ein oder anderen eine gewisse Verbindung, auch wenn mit so manch einem gar nicht darauf abgezielt wurde, überhaupt auf Sympathie zu stoßen. Der eine wühlte einen bewusst auf; der andere löste absolute Abneigung aus und wieder ein anderer blieb so nebensächlich, dass man ihn inzwischen schon wieder vergessen hat. Aber mehr war auch gar nötig bei den Randfiguren; sie alle erfüllten ihren Zweck und das reichte gänzlich aus, um die Charaktergestaltung schlussendlich abzurunden.
Vom Stil her lässt sich das Buch wirklich leicht lesen. Ich gehe stark davon aus, dass Camilla Läckberg die Perspektiven von Mina übernommen hat, und sich Henrik Fexeus mit den Passagen des männlichen Protagonisten beschäftigt. Man spürt von Anfang an kaum einen Unterschied zwischen den einzelnen Parts des jeweiligen Autors und so konnte ein sehr angenehmer Lesefluss entstehen. Die Szenen sind verständlich und bildhaft und rufen eine klare Vorstellung von Kulisse und Charakteren herauf. Dabei treffen wir auf eine sehr einnehmende, aber auch düstere Grundstimmung, die sich während der gesamten 625 Seiten kaum verändert. Mal wird es etwas „heller“, mal etwas trister, aber im Gesamten wirken die Vibes ein wenig eintönig. Sehr bedrückend irgendwie – und das selbst für einen Kriminalroman. Trotzdem sehe ich das Problem keineswegs in den Vibes, sondern viel mehr in den Details. Denn wie schon angeteasert, beschäftigen wir uns sehr viel mit den Hauptfiguren und ihren „Problemen“. Da kam es dann durchaus auch mal vor, dass wir mehrmals die selben Handlungen lesen mussten und das Tempo damit sehr gedrosselt wurde. Man hätte das Ganze sicher auch in weniger Seiten erzählen können; oder sich mehr auf die Storyline konzentrieren können, sodass alles ein wenig rasanter und spannungsgeladener hätte sein können. Aber im Gesamten fand ich den Stil nicht schlecht; weder den von Camilla Läckberg noch den von Henrik Fexeus. Beide ergänzten sich perfekt und harmonieren, wie schon gesagt, sehr gut miteinander, sodass dadurch keine Stolpersteine entstanden.
Die Idee hinter „Schwarzlicht“ ist ebenso beeindruckend wie innovativ. Ich persönlich hatte, gerade im Krimi-Segment, noch nie mit Illusionen und Zaubertricks zu tun und war daher enorm gespannt, wie das Ganze von dem Autorenduo umgesetzt werden würde. Ich hoffte vor allem darauf, selbst mitermitteln zu können und natürlich; wie immer; darauf, überrascht zu werden. Aber leider kam es anders als gedacht. Fangen wir trotzdem mal vorn an:
Der Einstieg glückte mir nahezu problemlos. Auch wenn die Distanz zu den Figuren vorhanden war, tat ich mir doch nicht schwer, innerhalb des Geschehens Fuß zu fassen. Läckberg und Fexeus lassen sich auch gar nicht lange bitten, sondern starten schon früh mit dem Fund der ersten Leiche. Leider aber ging es dann rapide bergab mit der Spannung. Die Zeit, bis die Ermittlungen überhaupt so richtig in Fahrt kamen und bis die zweite Leiche dann gefunden wurde, zog sich extrem in die Länge. Sicher, es passiert viel auf der zwischenmenschlichen Ebene, aber das war für das Tempo der Erzählung nur wenig fördernd. Es plätscherte nur so vor sich hin, und nennenswerte Fortschritte in der Ermittlung ließen sich auch nicht feststellen. Es schien fast, als würde längst nicht nur die Geschichte, sondern auch die Polizei auf der Stelle treten. Ich hätte mir mehr Verdächtigungen gewünscht und weniger Ratlosigkeit – und weniger Details in Bezug auf die Zwangsstörungen. Gerade bei Mina nahm es schon innerhalb des ersten Drittels überhand, weil so oft erwähnt wurde, wie sie mit ihrer Phobie bzw. ihrer Zwangsstörung zu kämpfen hatte. Das hatte ich spätestens nach der fünften Erwähnung verstanden, und wollte es nicht noch unzählige Male mehr lesen. Dazu die bedrückende, schwere Stimmung und es wurde mir zunehmend schwerer gemacht, gefesselt zu sein, bzw meine Neugier auf den Täter aufrecht zu erhalten.
Erst ab der Hälfte kommt dann endlich mehr Rasanz ins Spiel und wird zunehmend spannender. Auch wird der Fokus dann mehr auf den Fall bzw. auf die Ermittlung gerichtet, sodass es auch mal voran geht und die ersten Möglichkeiten auftauchen, sich als Leser eigene Gedanken über den Täter, bzw. die Opfer zu machen. Und auch erst ab der Hälfte entstehen dann auch die ersten Wendungen, die mich teilweise doch sehr überraschen konnten. Es ging zügig voran, änderte immer wieder die Richtung und die Verdächtigen wechselten sich fast im Sekundentakt ab. Es wird Verwirrung gestiftet, und gleichzeitig auch näher auf die einzelnen Zaubertricks eingegangen, was zusätzlich ein Spannungselement darstellte. Und auch erst ab diesem Punkt fieberte ich mit. Dies wird nicht zuletzt an der Tatsache gelegen haben, dass ich auch erst dann einen Draht zu Mina und Vincent fand. Zuvor waren sie mir nicht richtig zugänglich erschienen, und, um es böse ausdrücken, war mir über einen geraumen Zeitraum hinweg einfach egal, was mit ihnen und ihren Ermittlungen geschah. Nicht aber, nachdem ich die ersten Hälfte gemeistert hatte; dann nämlich kam Menschlichkeit auf; bei beiden.
Das Ende hatte es dann doch tatsächlich nochmal ordentlich in sich. Die Auflösung wirkte zwar ein wenig sehr konstruiert, aber die Umsetzung begeisterte mich. Es ging Schlag auf Schlag, war rasant, hochgradig spannend und die Hauptelemente, in Form der Illusionen und Zaubertricks nahmen nochmal mehr Raum ein, als zuvor. So konnte und wollte ich das Buch, spätestens, als die letzten 100 Seiten angebrochen waren, gar nicht mehr aus den Händen legen. Wie gesagt: mit der Auflösung war ich nicht 1000%ig zufrieden, aber sie sorgte immerhin dazu, dass all das entstehen konnte, was ich über einen viel zu langen Zeitraum so schmerzlich vermisst hatte. Es war ein starkes Ende, zumindest in Sachen Darstellung und Inszinierung, und alle offenen Fragen konnten ebenfalls beantwortet werden. Oder besser gesagt: die meisten. Denn ein wenig Neugier auf den Folgeband sollte das Finale hier ja schließlich auch wecken.
„Schwarzlicht“ von Camilla Läckberg und Henrik Fexeus ist ein solider Auftakt einer vielversprechenden Trilogie. Obwohl die Geschichte einiges an Zeit brauchte, um so richtig in Fahrt zu kommen, so überzeugte sie spätestens ab der zweiten Hälfte durch Spannung, Action und Tempo. Vieles hing auch von den Figuren ab, zu denen ich leider erst spät eine Verbindung aufbauen konnte – doch jetzt, wo ich mich an sie und ihre Spleens gewöhnt habe, beginne ich fast damit, Mina und Vincent zu vermissen. Trotz all meiner Kritik bin ich doch echt neugierig auf den zweiten Band und bin mir sicher, dass ich den definitiv lesen möchte. Dafür sorgte nicht zuletzt das echte actiongeladene, spannende und mitreißende Ende dieses ersten Teils, wenngleich die Auflösung doch ein wenig sehr verworren und konstruiert wirkte. Nichts desto trotz: ein passabler Kriminalroman, mit ganz eigener Thematik und noch viel eigeneren Hauptfiguren.
» » » Camilla Läckberg « « «
Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, stammt aus Fjällbacka. Von ihrer mittlerweile zehnbändigen Falck-Hedström-Krimireihe und der Golden-Cage-Thrillerreihe wurden weltweit über 30 Millionen Exemplare verkauft. Damit ist sie Schwedens erfolgreichste Autorin. Mit ihrem Unternehmen »Invest In Her« fördert sie Projekte junger Frauen. Camilla Läckberg lebt mit ihrer Patchworkfamilie in Stockholm. » » » Henrik Fexeus « « «
Henrik Fexeus ist Spezialist für Psychologie und nonverbale Kommunikation. Mit seinen Vorträgen und Auftritten als Mentalist beeindruckt und fasziniert er sein Publikum. Auf Deutsch sind von ihm die Sachbücher »Die Kunst des Gedankenlesens« und »Nicht mehr tun, was andere wollen« erschienen.
(c) by Knaur Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Knaur Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.
Eines der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe. Die ersten 400 Seiten kommt absolut 0 Spannung auf, die Sidestorys nehmen viel zu viel Platz ein und die Autorin hat scheinbar ein großes Problem mit Emanzipation. Man könnte die ganze Story auch auf 150 Seiten kürzen. Ich hätte am liebsten mein Geld zurück. Würde das Buch absolut niemanden empfehlen, es gibt unzählige spannendere Krimis.