||» Rezension «|| Script of Love [von Marina Neumeier]
Achtung! Band 2 einer 3-teiligen Reihe. Spoiler zum Vorgänger sind möglich.
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– mit jedem deiner Blicke –
Marina Neumeier
New Adult || Romance
Band 2 von 3
Love – Trilogie
480 Seiten
(c) by Loewe Verlag
Nachdem mir Band 1 so unwahrscheinlich gut gefallen hat und bis heute zu den besten Büchern aus 2022 gehört, war die Vorfreude auf Band 2 und damit auf Sofia’s und Orlando’s Geschichte nahezu grenzenlos. Ich wollte einfach wieder zurück zu den Figuren, an diesen traumhaften Ort und zu den tiefen Gefühlen, die Band 1 damals bei mir aufgelöst hat. Also hab ich mich, kaum dass mich das Schätzchen erreicht hat, auch direkt in die Seiten gestürzt. Ob „Script of Love“ mit dem Auftakt mithalten kann, oder ob der erste Teil meine unangefochtene Nummer Eins bleibt, erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Zurückzukehren nach Venedig fühlte sich ein bisschen so an, wie nach Hause zu kommen. Allein schon wie einnehmend, echt und greifbar Marina Neumeier diese Stadt, in der ich noch nie war, beschreibt und darstellt, lässt sie wahnsinnig lebendig erscheinen und gibt mir das Gefühl, dort schon unzählige Male durch die Gassen gelaufen zu sein. Was, in gewisser Weise sogar der Fall war, immerhin trifft man in Band 1 ja schon auf diesen unheimlich schönen, atmosphärischen Schreibstil und auf das einzigartig authentische Setting. Ebenso freute ich mich auf intensive, tiefgreifende Gefühle, die einen problemlos mitreißen und berühren können und lange noch nachhallen.
Damals noch an der Seite von Cleo, hier jetzt allerdings in Gesellschaft von Sofia, werden wir wieder mitten hinein katapultiert in das typisch italienische Lebensgefühl voller Herzlichkeit, Loyalität und Liebe. Der Autorin ist es wieder einmal gelungen, die Familie, die im Fokus steht enorm detailliert und menschlich darzustellen. Da mir einige Figuren aus Band 1 bereits bekannt waren, vermischte sich das Kennenlernen mit Wiedersehensfreude und damit war die Rückkehr umso leichter. Ich hab mich erneut Hals über Kopf in diesen Trubel verliebt, in jedes einzelne Mitglied der bunten Truppe und nicht zuletzt auch in die engen Beziehungen, die untereinander bestehen. Man spürt richtig die Liebe, den Zusammenhalt und das tiefe Vertrauen; darf aber ebenso dabei sein, wenn in hitzigen Streitereien das italienische Feuer durchbricht und die Fetzen fliegen. Besonders die gute Seele des Hauses, die Großmutter, hat mich nicht nur extrem gut unterhalten, sondern auch total begeistert in anderen Belangen. Ein bisschen klischeehaft, ein bisschen zu fürsorglich, aber einfach ein herzensguter Mensch. Wir alle bräuchten so eine Omi, die sich alle sorgen anhört und immer einen guten Rat für uns hat. Aber auch eine Omi, die uns mal den Kopf wäscht, wenn wir uns falsch verhalten.
Aber zurück zu Sofia. Tatsächlich war sie komplett anders als Cleo, und es brauchte etwas Zeit, ehe ich mich an sie gewöhnt hatte. Mit ihrer Lebensweise konnte ich mich zunächst nicht ganz anfreunden, doch je länger ich sie begleitete und je näher sie mir kam, umso mehr verstand ich sie. Sofia ist nicht so frei, ungezwungen und losgelöst. Sie ist nicht immun gegen die Lästereien, die hinter ihrem Rücken passieren und sie ist auch längst nicht so stark, wie es anfangs scheint. Im Grunde ist sie einfach nur eine junge Frau, die schwer verletzt wurde und sich nun hinter meterdicken Mauern versteckt, und sich mit einer Fassade, die fast einer Maske gleicht, schützt. Im Laufe des Buches fängt die Maske an zu verrutschen und lässt immer mehr die wahre Sofia durchscheinen. Diese Entwicklung war einerseits sehr schön, andererseits aber auch schmerzhaft zu beobachten. Was diese junge Frau mit sich herumträgt, geht einem unweigerlich nahe und zeigt auch mal wieder, dass sich Marina Neumeier nicht davor scheut, heikle Themen anzusprechen. Feinfühlig wie immer behandelt sie sie verantwortungsvoll und lässt die Figuren sehr authentisch und glaubhaft damit umgehen. Das Leid, das dabei entsteht, ist mit der nötigen Sorgfalt und Intensität rüber gebracht worden und es wird mit Sofia einfach gezeigt, dass jeder seine eigene Art und Weise hat, um mit sowas fertig zu werden.
Damit erhält Sofia eine ganze Menge Lebendigkeit, sodass es mir nach anfänglichen, kurzen Schwierigkeiten enorm leicht fiel, mich auf sie einzulassen. Sie ist eine wirklich tolle junge Frau, die das Herz am rechten Fleck trägt und für ihre Liebsten durchs Feuer gehen würde. Gleichzeitig zeigt sie auch mal Krallen, wenn ihr was nicht passt, oder sie ist sich auch nicht zu fein, sich Schwäche einzugestehen. Sofia ist alles andere als perfekt; reagiert mal über oder ist zu nachlässig, aber sie ist in jeder Hinsicht echt und realistisch und damit eine ganz wunderbare Hauptfigur für dieses Buch.
Der männliche Protagonist Orlando ist derweil auch gut getroffen. Vom ersten Eindruck her erinnerte er mich sehr an Alessandro, einfach weil sie ähnliche Lifestyles hatten. Beide standen in der Öffentlichkeit, beide waren „Stars“ und beide zogen entsprechend Aufmerksamkeit auf sich. Trotzdem kristallisierten sich die Unterschiede dann schnell heraus. Orlando ist mit viel weniger Problemen gestraft, und auch wenn er natürlich nicht frei von Sorgen ist, so fühlte es sich an seiner Seite trotzdem unbeschwerter an. Ich mochte den jungen Schauspieler besonders deshalb, weil er zwar offensichtlich ein Star war, die Allüren aber beinah gänzlich ausblieben. Er wirkte trotz des Erfolgs bodenständig und hatte in all den Jahren in Hollywood niemals seine Wurzeln vergessen. Damit heimste er bereits zahlreiche Pluspunkte ein, und mit Sympathie, Greifbarkeit und Leben wurde er schließlich abgerundet. Gerade seine Ausstrahlung nahm mich sehr für ihn ein, denn er versprühte einerseits Nahbarkeit und Attraktivität, aber auch Schwäche. Genau so wie Sofia, so war auch Orlando nicht perfekt, aber die Dynamik zwischen den beiden erreichte mich mit spielender Leichtigkeit.
Die Idee an sich war zunächst nicht ganz so anziehend, wie die aus Band 1. Einfach weil der Klappentext zwar gut, aber nicht sehr ungewöhnlich klang. Erst nachdem ich dann ins Geschehen einstieg, offenbarte sich, dass viel mehr dahinter steckte als ein bereits bekanntes Grundgerüst. Marina Neumeier beschäftigt sich, wie schon gesagt, auch hier wieder mit sehr ernsten, schmerzhaften Themen, aber sie fällt damit nicht direkt mit der Tür ins Haus. Der Einstieg ist sehr alltäglich, ruhig und doch so interessant, dass es einen unweigerlich mitten hinein zieht in Sofia‘s Alltag. Wir lernen die junge Schauspielerin kennen, erfahren einiges über ihren Lebensstil, kehren zurück ins das Haus, das auch schon in Band 1 der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte war und können dabei wunderbar leicht wieder Fuß fassen und uns die Geschehnisse aus Cleo‘s Story in Erinnerung rufen. Die damals entstandenen Eindrücke und Emotionen vermischen sich mit den aktuellen, und dabei entsteht eine unheimlich große Neugier, was bei den Sartoris wohl noch so alles passieren würde und inwieweit sich die Geschichten aus Band 1 + 2 ähneln, bzw. wann sie sich miteinander verbinden. Wann tauchen Cleo und Alessandro wieder auf, wie geht’s der guten Seele des Hauses und ist auch dieser zweite Teil wieder genau so emotional und tiefgründig? Trotzdem ist man natürlich auch gespannt darauf, Sofia‘s Geschichte zu erfahren und darauf liegt, logischerweise, der Fokus.
Das, was Sofia umtreibt, hat es definitiv in sich. Zunächst scheint es zwar eine gängige Second Chance Romance zu sein, doch je mehr das Schauspiel in den Mittelpunkt rückt, umso mehr hebt sich „Script of Love“ vom Einheitsbrei ab. Die Dynamik ist herrlich mitreißend, die Emotionen wieder genau so intensiv und die Message zwischen den Zeilen ebenso unverkennbar. Ich liebe die Art, wie uns die Autorin an der Hand nimmt und mitzieht, wie sie solch harte Problematiken einarbeitet und wie sie es gekonnt vermeidet, dass einen die Storyline runterzieht. Die Liebesgeschichte ist zu Beginn quasi nicht existent. Erst mit der Zeit entstehen erste Funken, die sich dann langsam aber stetig zu einem echten Inferno entwickeln. Die Sache zwischen Sofia und Orlando ist mit tausenderlei Stolpersteinen gespickt und lange wirkt es so, als gebe es gar keine gemeinsame Zukunft, sondern weiterhin nur Streit, Ablehnung und Misstrauen. Aber genau das war der Reiz! Quasi eine Mischung aus Enemies to Lovers und Second Chance Trope. Für meinen Geschmack perfekt umgesetzt, sodass jedes Gefühl der Figuren ungefiltert bei mir ankam.
Das, was mich aber schlussendlich wieder so richtig umhaute, war der Tiefgang. Wie gesagt, spürt man anfangs nicht, was für eine geballte Ladung Emotionen da noch auf einen zukommen würde, aber als sich die Themen dann immer mehr steigern und es zunehmend deeper wird, blitzt doch schon das ein oder andere Mal durch, worauf angespielt wird. Und damit hatte ich, trotz aller Erwartungen, nicht gerechnet. Die Thematik ist nicht ohne; und die Triggerwarnung ist mehr als angebracht – aber ich fand es dennoch gut; denn auch solche Erlebnisse und Schicksalsschläge müssen geläufiger werden, um darauf aufmerksam zu machen und die Leserwelt zu sensibilisieren. Marina Neumeier handhabt das Ganze allerdings recht distanziert, denn es wird nur davon berichtet – man erlebt es also nicht hautnah mit. Trotzdem ergriff mich das, was Sofia passiert ist und auch Orlando muss sich mit so einigen Problemen herumschlagen, die alle alles andere als belanglos waren. Jede einzelne Thematik brachte eine entsprechende Botschaft mit und eben weil hier feinfühlig und verantwortungsbewusst damit umgegangen wurde, ist die nur umso intensiver.
Besonders gen Ende, als sich die Lage immer mehr zuspitzt und die vermeindlich scheiternde Lovestory ist plötzlich nicht mehr das größte Problem. Viel mehr sind es die Backgrounds der Figuren, die sich in den Vordergrund drängen; sich aber im selben Zuge quasi miteinander verbinden und zusammen etwas Großes ergeben. Ich hab unglaublich mit Sofia und Orlando mitgefiebert und mitgefühlt – ich hoffte und bangte; konnte kaum glauben, was hier ans Licht kam und war vom letzten Drittel einfach sehr positiv überrascht. Es war rund und stimmig; nicht zu kitschig aber doch einfach wunderschön.
Mit „Script of Love 02: mit jedem deiner Blicke“ ist Marina Neumeier wieder ein unheimlich schöner, aber doch auch tiefgründiger New Adult Roman gelungen, der seinem Vorgänger „Shape of Love“ in nichts nachsteht. Allein wieder ins traumhaft dargestellte Venedig zurückzukehren, erfüllte mich mit Freude, doch auch die Figuren überzeugten mich wieder in jeder erdenklichen Hinsicht. Sowohl die beiden neuen Hauptfiguren, wie auch das Wiedersehen mit Cleo und Alessandro waren wunderbar authentisch und greifbar, und in dem was sie taten und dachten absolut nachvollziehbar. Besonders gefiel mir hier wieder, mit welchen Intensität die Autorin von, zum Teil sehr schweren Themen berichtet und wie sie es dabei schafft, einerseits eine gewisse Leichtigkeit beizubehalten, andererseits aber doch so feinfühlig und verantwortungsbewusst damit umzugehen. Ich konnte wieder restlos zwischen den Zeilen versinken und freu mich nun umso mehr auf den letzten Band der Trilogie.
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Marina Neumeier, 1995 in Erding geboren, studiert Kunstgeschichte in München und arbeitet in einem Auktionshaus. Sie ist eine begeisterte Leseratte, liebt es zu verreisen und nutzt jede freie Minute, um an neuen Ideen zu arbeiten.
(c) by Loewe Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Loewe Intense Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.