||» Rezension «|| Scythe 02: Der Zorn der Gerechten [von Neal Shusterman]

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27. Januar 2020 0 Von Patchis Books

Achtung! Band 2 einer 3-teiligen Reihe. Spoilerfreie Rezension zu Band 1 gibt’s » hier «

SCYTHE
– Der Zorn der Gerechten –
Neal Shusterman
Dystopie || Jugendfantasy
Band 2 von 3
544 Seiten
14. März 2018
Fischer Sauerländer Verlag
Hardcover
19,99€
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#werbung #rezensionsexemplar

Citra hat es geschafft. Sie wurde auserwählt und als Scythe entscheidet sie jetzt, wer leben darf und wer sterben muss. Doch als wenn das nicht schon schwer genug wäre, übernehmen skrupellose Scythe die Macht und stellen neue Regeln auf. Die wichtigste Regel lautet, dass es ab jetzt keine Regeln mehr gibt. So beginnt Citras Kampf für Gerechtigkeit. Ein Kampf, den sie nur gemeinsam gewinnen kann mit ihrer großen Liebe Rowan.

(c) by Sauerländer Verlag

Zwei Jahre – ich wiederhole: ZWEI JAHRE lag dieses Buch ungelesen in meinem Regal. Und warum? Weil ich unbedingt auf den Nachfolger warten wollte um die Wartezeit dann dementsprechend kurz zu halten. Auf die Idee, dass ich dadurch vielleicht den Anschluss an Band 1 verpassen könnte, bin ich derweil nicht gekommen. Nun ist endlich das große Finale erschienen und ich konnte mich dem Zorn der Gerechten widmen. Meint ihr, Band 2 hat mich genau so umgehauen wie der Auftakt? Das und noch vieles mehr verrate ich euch jetzt. Falls ihr neugierig seid, bleibt also gerne dran. Viel Spaß. ♥

Das Wiedersehen mit Citra und Rowan verlief genau so, wie man es sich wünsch. Die beiden wieder zu treffen sorgte für den nötigen Flashback und ließ die Bilder, die in Band 1 der Reihe entstanden sind, wieder aufleben. Sofort hatte ich die Geschehnisse, die Kulissen und vor allem die Figuren wieder vor Augen und erinnerte mich problemlos an das imposante Finale des Auftakts. So hatte ich trotz der langen Zwischenzeit zwischen den beiden Büchern keine Probleme damit, in die Geschichte zurückzufinden. Ein absolut gelungener Einstieg also, der Spaß macht und die Neugier anfacht. Dennoch in es kein Geheimnis, dass die mittleren Bände von Reihen oft durchhängen und lediglich als Überbrückung zum Finale dienen. In diesem Fall aber beweist Neal Shusterman, dass das nicht sein muss. Mit „Scythe – Der Zorn der Gerechten“ liefert er eine mehr als geglückte Fortsetzung des bahnbrechenden Auftakts und zieht den Wow-Effekt, den vor allem das Ende von Band 1 erzeugte, einfach mit in den nächsten Teil. Wieder sind es mehrere Erzählstränge, die wir hier begleiten dürfen, wodurch die Spannung, die ohnehin bereits jede Skala sprengt, noch weiter anschwillt. Die verbauten Elemente und Einfälle unterscheiden sich wieder grundlegend vom Vorgänger und sorgen so dafür, dass der Grundgedanke zwar bekannte, die Geschichte an sich aber wieder völlig neuartig und erfrischend daherkommt. Durch geschickt platzierte Wendungen, undurchsichtige Handlungen und Vorkommnisse und einer Grundidee, die schon einmal überzeugte, fühlt man sich als Leser wortwörtlich an die Seiten gefesselt und fiebert in einem Ausmaß mit, das sprachlos macht. Immer und immer wieder denkt man sich, man hätte herausgefunden, worauf alles hinausläuft, doch jedes Mal belehrt einen die Handlung eines Besseren und überrascht so immer wieder aufs Neue. Unzählige, geschickt platzierte Wendungen machen die Geschichte unvorhersehbar und zu einem regelrechten Pageturner. Mir persönlich fiel es durchweg schwer, das Buch auch mal aus den Händen zu legen; zu groß war das Bedürfnis, endlich alles aufzudecken.
Dazu kommen die gesellschaftskritischen Aspekte, die vom Autor in Form von Passagen des Thunderheads eingebaut wurden. Während der „Computer“ im ersten Band eher einen Einblick in seine Gedankengänge gibt, gibt es hier einiges zwischen den Zeilen zu lesen, was definitiv zu Nachdenken und reflektieren animiert. Allgemein waren es besonders die Thunderhead-Abschnitte, auf die ich mich stets freute. Sie boten nochmal einen anderen Blick auf das, was in dem Kapitel zuvor passiert war, ließ es einen überdenken und das Geschehene nochmal anders wirken. Eine gute Möglichkeit, des Leser’s Kopf noch ein wenig mehr zu fordern, ohne sich wirklich zu wiederholen.
Während ich also im Laufe des Buches schon immer erstaunter und begeisterte wurde, katapultierte das Ende meine Meinung nochmal in die Höhe. Was für ein episches, unvergleichliches Finale dieses Bandes. Neal Shusterman hat noch einmal alles an Action, Spannung, Tempo, Brutalität und Kreativität in einen Topf geworfen und ein Ende geschaffen, das kein Leser jemals wieder vergisst. Überraschend und überwältigend in Szene gesetzt, detailliert ausgearbeitet und mit dem nötigen Cliffhanger versehen, um nicht anders zu können, als unverzüglich nach Band 3 greifen zu wollen. Ein regelrechter Kinofilm, der da über all die 544 Seiten in meinem Kopf ablief und mich schwer mitriss und überzeugte.

Auch in Sachen Figuren, gibt es nichts zu bemängeln. Citra und Rowan wieder zu treffen, erfüllte mich mit tiefster Freude, schon allein weil ich beide im Vorgänger sehr ins Herz geschlossen habe. Doch natürlich haben sich beide im Laufe der Zeit verändert und in gewisser Weise auch auseinander gelebt, immerhin haben sie nun komplett verschiedene Wege eingeschlagen. Während Citra als Scythe Anastasia ihrer Bestimmung nachgeht und dabei ganz deutlich zeigt, dass sie ein riesiges Herz hat und keineswegs die Ansichten der neuen Ordnung vertritt, ist Rowan ein wenig auf die schiefe Bahn geraten; aber nicht ohne nur das beste im Sinn zu haben. Ein Aufeinandertreffen von den zweien ist also eher selten, doch es kommt vor und sie zu beobachten macht einfach großen Spaß. Beide sind auf ihre Weise sympathisch, weiterhin absolut mitfiebernswert und ein wahrer Segen für die ohnehin schon großartige Geschichte. Sowohl Citra als auch Rowan sind greifbar, mit genügend Details und Tiefgang versehen und somit lebendig. Ich könnte, selbst wenn ich müsste, keinen benennen, den ich lieber habe, weil beide essentiell für das Buch sind und beide ihre Storys haben, die sie durchleben. Die Schnittstellen der beiden Erzählstränge sind nur kurz, aber dafür intensiv und die alten Gefühle, die ich für die beiden hegte und Wünsche, schlugen sofort wieder ein wie eine Bombe. Auch das Ende, an dem die beiden dann wieder zusammenkommen (im Sinne von Erzählstränge, die zusammenführen) war großes Kino in meinen Augen und einfach authentisch gegenüber der Geschichte UND dem Eindruck, den man im Auftakt gewann.
Doch neben Citra und Rowan spielen noch einige andere eine tragende Rolle. Vom höchsten Scythe bishin zum Straßenjunge bedient der Autor jede gesellschaftliche Schicht und gewährt so Einblicke in das Leben der unterschiedlichsten Menschen in Zeiten des Thunderheads. Während mir manche sofort sympathisch waren, fragte ich mich bei anderen, was sie überhaupt für die Geschichte tun sollen. Am Ende wird klar, dass nicht jeder mit offenen Karten spielt und dass auch der uninteressanteste Widerling am Ende einige Fäden in der Hand hält. Sehr gut gelöst und noch besser ausgearbeitet.

Zu Neal Shusterman’s Schreibstil bleibt aufgrund der vorangegangenen Lobeshymne also auch nicht mehr viel zu sagen. Dieser Mann hat ein unbeschreibliches Talent, Worte in Bilder, Sätze in Szenen und Bücher in Filme zu verwandeln. Wortgewaltig und dabei trotzdem bildhaft und vorstellbar erzählt er die Geschichte von greifbaren Figuren, die ein Leben in der Zukunft vor einer atemberaubenden Kulisse bestreiten. Für mich war es ein leichtes, in die Welt von Citra und Rowan abzutauchen, mich mitreißen und gefangen nehmen zu lassen und konnte das des Buches dem Alltag stundenlang entfliehen. Besonders die actionreichen Szenen sind dem Autor enorm gut gelungen, sodass die anhaltend spannende Atmosphäre einen dauerhaft und stetig intensiver werdend umgibt.
Dank der verschiedenen Erzählstränge bekommt der Leser einen klaren Einblick in das Leben aller beteiligten Figuren und obwohl Neal Shusterman sich für die dritte Person entschied, hatte ich kein Problem, die vorherrschenden Gefühle am eigenen Leib zu spüren. So macht Fantasy Spaß!

Auch der zweite Band von Scythe kann definitiv überzeugen. Obwohl der Grundgedanke durch den Auftakt der Trilogie bereits bekannt ist, schafft es Neal Shusterman wieder eine Menge Spannung und Action in die Geschichte zu packen und den Leser so abzuholen. Überraschende Wendungen sowie undurchsichtige Charaktere machen das Buch zu einem wahren Pageturner und das epische Ende dieses mittleren Bandes toppt einfach alles bisher gelesene um Längen. Was ein Erlebnis! Ganz klar wieder ein Highlight.

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Neal Shusterman, geboren 1962 in Brooklyn, USA, studierte in Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Alle seine Romane sind internationale Bestseller und wurden vielfach ausgezeichnet. In Deutschland liegt bisher seine »Vollendet«-Serie vor. Mit »Scythe – Die Hüter des Todes« startet Shusterman eine neue Trilogie über den Preis der scheinbar perfekten Welt.

(c) by Sauerländer Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne bei Fischer Sauerländer Verlag bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen, sowie für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars. Danke.