||» Rezension «|| Shape of Love [von Marina Neumeier]
– mit jeder meiner Fasern –
Marina Neumeier
New Adult || Romance
Band 1 von 3
Love – Trilogie
480 Seiten
(c) by Loewe Verlag
Dieses Buch hatte bereits in der Vorschau meine Neugier geweckt – und so ist es erst einmal auf die Wunschliste gewandert. Als dann plötzlich Überraschungspost von Loewe ins Haus flatterte, hatte ich mit allem gerechnet, nur nicht mit dem neuen Werk von Marina Neumeier. An dieser Stelle also mal wieder ein riesengroßes Dankeschön! Die Freude hätte kaum größer sein können. Und eben weil ich mich so unwahrscheinlich gefreut habe, musste ich auch direkt nach dem Buch greifen; um zu fahren, ob sich meine Vorfreude und meine Neugier auch wirklich gelohnt hatten. Falls ihr nun mehr wissen und erfahren möchtet, ob mich der Auftakt der Love-Trilogie wirklich so geflasht hat, wie erhofft, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.
Marina Neumeier entführt uns hier ins sonnige Italien – nach Venedig, um genau zu sein. Und da diese Stadt auf meiner Bucket List unheimlich weit oben steht, hab ich mich umso mehr darauf gefreut, sie wieder einmal fiktiv, besuchen zu können. Und das machte vor allem deshalb so viel Spaß, weil wir gemeinsam mit unserer Protagonistin Cloe in Venedig eintreffen. So wird uns Lesern die Möglichkeit gewährt, zeitgleich mit der Hauptfigur die ersten Eindrücke zu sammeln und sich innerhalb der Stadt der Träume zurechtzufinden. Und uns von Cloe’s Staunen anstecken zu lassen. Und so fiel mir der Einstieg auch alles andere als schwer. Man hat quasi gar keine Zeit dazu, sich zu langweilen, denn es gibt so viel zu entdecken, so viel zu staunen, so viel zu erkunden. Und das tun wir in den ersten paar Kapiteln. Gleichzeitig wird uns aber auch Cloe als Mensch näher gebracht und schnell entsteht ein angenehmer Flow, von dem ich mich mitreißen lassen konnte. Doch zu viel Zeit lässt sich die Autorin nicht – sie schickt auch schon früh Alessandro ins Rennen und bringt damit die Handlung ins Rollen. Die eigentliche (Liebes-)Geschichte beginnt.
Nach dem eher ruhigen Einstieg, wird es zunehmend spannender. In gewisser Weise ist und bleibt es ein New Adult Roman, der mit einem Grundgerüst daherkommt, wie man es schon unzählige Male gelesen hat. Allerdings sind es die Elemente und das Setting, was wiederum Frische mitbringen und damit ein herrlich interessantes und vielschichtiges Leseerlebnis erzeugen. Es wird nie ruhig, weil es nicht nur in Venedig, sondern auch bei dem, was Cloe erlebt, immer wieder was Neues gibt, was Schwung in die Sache bringt. Ich hatte ehrlich Spaß dabei, Cloe auf ihrem holprigen Weg, der gepflastert ist mit Hürden und Hindernissen, zu begleiten und dabei zuzusehen, wie sich die junge Frau durchschlagen muss. Aber es ist nicht nur ihr Weg, den wir miterleben, sondern auch den von Alessandro, denn auch er hat einiges zu erzählen. Und so wirkt die Handlung abwechslungsreich und noch tiefgründiger, als ohnehin schon.
Marina Neumeier greift hier sehr ungewöhnliche Themen auf – die längst nicht nur Bodyshaming beinhalten, wie es der Klappentext verrät, sondern noch viel mehr, womit man so im Alltag eher selten konfrontiert wird. Wobei allein das Thema schon eine so wichtige Message aussandte, dass es gereicht hätte, um das Buch zu füllen. Alles, was dann noch dazu kam, was Bonus – der aber ebenso tiefgreifend dargestellt und ausgearbeitet wurde, wie der Hauptpart.
Die Liebesgeschichte ist natürlich immer präsent. Die Funken zwischen den beiden Hauptfiguren fliegen von Anfang an, und entwickeln sich im Laufe der Geschichte erst zum Glut, und dann zum lodernden Feuer. Und doch ist alles, was zwischen Cloe und Alessandro passiert, so herrlich unaufgeregt. Hier gibt es kein dramatisches Hin und Her. Keine flatterhaften Sprünge zwischen den Empfindungen, sondern eine straighte Linie, die zwar durchaus auch Ausschläge aufweist, aber im Gesamten so bodenständig ausfällt, dass man gar nicht anders kann, als mit den beiden mitzufühlen und mitzufiebern. So sollte eine ehrliche, authentische Liebe zwischen zwei Parts dargestellt werden. So alltäglich. Und doch so wunderschön.
Gen Ende spitzte sich die Lage natürlich nochmal zu. So gehört sich das in dem Genre einfach. Aber auch hier bricht Marina Neumeier wieder mit dem Altbekannten und liefert ganz andere Problematiken, als man es vielleicht erwartet. Ich fand das Ende erstaunlich turbulent und spannend für ein Werk aus einem Genre, in dem es kaum noch was Neues zu entdecken gibt und so war ich, nicht nur von der Umsetzung der Liebesgeschichte und der Inszinierung der eigentlichen Handlung begeistert, sondern auch vom finalen Schlusspart, der nochmal alles bot, was ein rundes Ende benötigt: Spannung, Undurchsichtigkeit, erfrischende Wendungen und die ganz großen Gefühle. Was will man mehr?
Währendessen beweist auch die Charaktergestaltung, wie gelungen sie doch ist. Die Autorin hat eine unwahrscheinlich große Bandbreite an unterschiedlichsten Persönlichkeiten ins Rennen geschickt und damit nicht nur viel Vielfältigkeit, sondern auch für Authenzität und Lebendigkeit gesorgt. Jeder – sei es nun der tragende Protagonist oder der nebensächliche Gondelfahrer, waren so greifbar dargestellt, dass ich sie mir alle problemlos vor Augen führen konnte und ein entsprechendes Verhältnis zu ihnen aufbauen konnte. Während ich den einen sehr schnell ins Herz schloss, bedurfte es beim anderen vielleicht ein bisschen mehr Zeit, bis er mich für sich gewann. Und auch das liefert eine gewisse Spannung. Übrigens ist mein absoluter Favourite wohl für immer die Grandma von Alessandro, die so viel italienisches Feuer und so viel Herzensgüte besitzt, dass ich quasi eine ganze Rezension lang von ihr schwärmen könnte.
Aber kommen wir zu den Protagonisten. Cloe liefert von Anfang an zig Gründe, sie gern zu haben. Einerseits ist sie herrlich bodenständig und alltäglich; andererseits zeigt sie im Laufe der Geschichte auch, dass ihre italienischen Wurzeln nicht gänzlich an ihr vorbeigegangen sind. Sie besitzt Temperament, und scheut sich auch nicht, das zu zeigen. Sie steht ein für das, was sie möchte und ist im gesamten einfach eine sehr starke, Hauptfigur, die aber nicht völlig unbreakble wirkt. Auch sie hat Schwächen, Zweifel und Ängste – und die drängen sich manchmal sogar noch vor ihre anderen Eigenschaften, sodass sie sich selbst manchmal etwas aus den Augen verliert und im Strudel ihrer Unsicherheiten unterzugehen droht. Aber genau das war es, was sie schlussendlich zu dem machte, was sie war: eine authentische, realistische junge Frau, die das Herz am rechten Fleck trägt und mit viel Empathie – und vor allem Sympathie – glänzen kann. Und mit einer Entwicklung, die so unterschwellig beginnt, um dann in einem so fulminanten Feuerwerk zu enden. Und obwohl sie scheinbar eine 180-Grad-Wende hinlegt, bleibt sie sich doch stets selbst treu und verstellt sich nicht. Sie hat ihre Prinzipien, hinter denen sie bedingungslos steht und für die sie alles tut. Ebenso wie für die, die sie liebt, und da zeigt sich, was für ein wunderbarer Mensch Cloe ist.
Aber auch Alessandro konnte mich, spätestens auf den zweiten Blick, für sich einnehmen. Während er anfangs der typische Schönling darstellt und nur seine Karriere im Sinn zu haben scheint, offenbart er doch schon sehr früh, dass er im Grunde doch nur ein ganz normaler junger Mann ist, dem seine Familie und Freunde über alles gehen und der doch auch nur geliebt werden will. Im Grunde möchte ich über diesen Protagonisten gar nicht viele Worte verlieren, weil ich das Gefühl habe, alles was ich jetzt sagen könnte, könnte schon zu viel sein. Ich will euch die Freude des Kennenlernens von ihm keinesfalls schmälern, und darum halte ich mich kurz. Alessandro ist einfach einzigartig – absolut besonders und so liebenswert, dass man gar nicht anders kann, als ihn dauernd an sich drücken zu wollen. Hinter dieser wunderschönen Fassade, dem Waschbrettbauch und den anderen Muskeln verbirgt sich so viel mehr, als Oberflächlichkeit und Star-Allüren. Dahinter steckt ein zerbrechlicher Kern, der immer wieder droht, auseinander zu fallen. Alessandro hat so viel mehr Probleme, als er preisgibt, und doch hat er nie – aber auch wirklich nie, sich vor andere gestellt. Er ist immer für seinen Lieben da – hört ihnen zu – gibt Ratschläge. Und im Gegenzug behält er das, was ihn belastet, für sich, um ja niemanden in Sorge zu versetzen. Aber egal was ich nun über ihn erzähle.. oder was ich nicht über ihn erzähle.. es wird ihm nicht gerecht. Nicht im geringsten. Lernt ihn selbst kennen. Ehrlich.. es lohnt sich auf so vielen Ebenen.
Und last but not least möchte ich natürlich auch noch was zum Schreibstil der Autorin sagen; immerhin war es mein erstes Werk aus ihrer Feder. Und weil ich echt gespannt war, wie sie schreibt, hab ich vielleicht sogar noch ein bisschen mehr darauf geachtet, als ich es gewohnt bin. Tja. Und trotzdem wurde ich in keinster Weise enttäuscht. Marina Neumeier ist es gelungen, mich mit ihren Worten direkt nach Venedig zu entführen und mich mit Cloe und Alessandro über die bekannten Plätze und durch die beliebten Wasserstraßen zu schicken. Ich hatte so glasklare Bilder vor Augen, dass ich manchmal mehrfach blinzeln musste, um in die Realität zurückkehren zu können und allein das verdient schon den größten Applaus. Das Setting war übrigens der ausschlaggebende Grund für meine Entscheidung, das Buch unbedingt lesen zu wollen – und ich bin ehrlich froh darüber, dass es so wunderbar, so real dargestellt wurde, damit ich wirklich und wahrhaftig abtauchen konnte. Dazu kommt, dass die Atmosphäre so stimmig, und doch so facettenreich ausfiel. Einerseits ist es eine herrlich gemütliche Stimmung, die hier herrscht, mit der bekannten italienischen Liebenswürdigkeit der Menschen. Aber andererseits ist es auch spannend, brisant, und angespannt. Jede Emotion, die in der Luft lag, übertrug sich umgehend auf mich und spürte manchmal längst nicht nur die Funken fliegen, sondern manchmal auch die zum zerreißen angespannte Stimmung, die mir eine Gänsehaut und Herzrasen bescheren konnte. Für meinen Geschmack hätte man die Geschichte von Cloe und Alessandro nicht schöner, nicht intensiver erzählen können; und darum ist also auch der Stil ein echtes Highlight für mich gewesen.
„Shape of Love 01: mit jeder meiner Fasern“ von Marina Neumeier ist ein unendlich schöner New Adult Roman, der mit ganz viel Liebe, Herzlichkeit und Leidenschaft erzählt wurde. Das merkt man längst nicht nur an der intensive Atmosphäre und der bildhaften Darstellung des Settings, sondern auch an den Figuren. Cloe und Alessandro sind wunderbar zusammen, weil sie so unterschiedlich sind und doch so perfekt zueinander passen. Ich hab zu beiden eine innige Bindung aufbauen können, sodass mir das Mitfiebern und Mitfühlen herrlich leicht fiel und die Emotionen noch eingehender auf mich übertragen werden konnten. Die Spannung, die die Handlung bietet und die interessanten Themen, die angesprochen werden, rundeten das Buch schlussendlich für mich ab und machten aus einem „tollen Buch“ ein „waschechtes Highlight“. Ich freu mich unwahrscheinlich auf Band 2 – und 3 – und hoffe, dass noch ganz viel mehr von der Autorin kommen wird!
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Marina Neumeier, 1995 in Erding geboren, studiert Kunstgeschichte in München und arbeitet in einem Auktionshaus. Sie ist eine begeisterte Leseratte, liebt es zu verreisen und nutzt jede freie Minute, um an neuen Ideen zu arbeiten.
(c) by Loewe Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Loewe Intense Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.