||» Rezension «|| Solange wir lieben [von Liv Thomas]

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25. November 2019 0 Von Patchis Books
SOLANGE WIR LIEBEN
Liv Thomas
Romance
Einzelband
263 Seiten
01. November 2019
beHEARTBEAT Verlag
eBook
6,99€
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#werbung #rezensionsexemplar

Wahre Liebe überwindet alles.

Julia und Konstantin sind seit drei Jahren ein Paar. Doch obwohl sie sich innig lieben, drohen sie sich zu verlieren. Als dann ein Brief ihrer ersten großen Liebe eintrifft, ist Julia zutiefst erschüttert: Tom ist todkrank und wird schon bald sterben. Ein letztes Mal möchte er die Menschen sehen, die ihm in seinem Leben wirklich wichtig waren. Das Wiedersehen berührt Julia in ihrem Innersten und macht sie zugleich tieftraurig. Sie möchte nicht, dass dies ein Abschied für immer war und beschließt, Tom seinen letzten Wunsch zu erfüllen: noch einmal nach Florenz zu reisen.

Gemeinsam mit Tom, seiner Schwester Helke und seiner Exfreundin Elsa begibt sie sich auf eine melancholische, aber auch heitere, letzte Reise. Und je näher sie Italien kommen, desto bewusster wird Julia, worauf es im Leben wirklich ankommt.

(c) by beHEARTBEAT

Dieses Buch ist mir bereits einige Male über den Weg gelaufen, ehe ich es überhaupt näher betrachtete. Fragt mich bitte nicht, woran das lag; aber es sprach mich einfach nicht auf den ersten Blick an. Als es bei der Lesejury eine Leserunde zu dem Werk gab, widmete ich mich das erste Mal dem Klappentext und es war um mich geschehen: ich MUSSTE es einfach lesen! Ein Glück, hat meine Bewerbung Früchte getragen und ich durfte dabei sein. Vielen Dank an dieser Stelle! Wie es mir letztlich gefiel erzähle ich euch jetzt. Viel Spaß dabei. ♥

Schon während den ersten Seiten wird klar, dass Liv Thomas einen sehr authentischen, lebendigen Schreibstil hat und diesen auch gekonnt zu Papier bringt. Ihre Art die Geschichte zu erzählen, lädt ein, sich komplett auf das Geschehen ein,- und davon mitreißen zu lassen. Auf emotionaler Ebene zieht die Autorin alle Register und nimmt den Leser mit auf eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle und zeigt immer wieder auf, wie nahe Freude und Leid beieinander liegen. Sie lässt den Leser genau das fühlen, was die Protagonisten fühlen und transportiert diese Emotionen derart intensiv und glaubhaft, dass ich mehrfach gegen das Brennen meiner Augen ankämpfen musste. Die bodenständige, angenehme Sprache sorgt für einen ungemein guten Lesefluss und ein stets klares Bild der Szenen und Kulissen. Ich habe mich von der ersten Silbe an in den Stil verliebt und bin bis zum Ende hin absolut begeistert gewesen von der Intensität der Gefühle. So; und nur so sollte man einen solchen Roman schreiben und erzählen: voller Leidenschaft und Hingabe.
Geschrieben ist übrigens lediglich aus der Sicht unserer Protagonistin, was dem ganzen Buch ungemein gut tat. Wir begleiten sie in jeder Sekunde und haben stets einen Blick darauf, was sie denkt, fühlt und wie sie handelt. Ich hätte mir keine andere Erzählperspektive für dieses Buch vorstellen können und bin einfach froh, dass die Harmonie auch da absolut gegeben war.

Nicht so ganz harmonisch war das Verhältnis zwischen mir und der Protagonistin Julia. Besonders zu Beginn tat ich mir ein wenig schwer, ihre Darstellung und ihr Verhalten in Einklang zu bringen. Sie ist eigentlich eine sehr starke, selbstständige Persönlichkeit, der es schwer fällt, Verantwortung abzugeben. Gleichzeitig aber lässt sie doch recht viel mit sich machen; besonders in Hinsicht auf ihren Freund Konstantin. Da hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Rückgrat und Selbstvertrauen; vielleicht auch Autorität gewünscht. Im Laufe der Zeit besserte sich aber mein Eindruck von ihr und ich gewann zunehmend Bindung zu ihr. Nach der ersten Hälfte konnte ich dann auch bedingungslos mit ihr mitfiebern und sah sie nicht mehr als Buchcharakter, sondern viel mehr als Freundin, von der ich mich gern an die Hand nehmen und durch die Geschichte führen ließ. Allgemein war ihre Entwicklung wirklich bemerkenswert – sie sah die Dinge anders; nahm vieles anders wahr und bekam einen ganz neuen Blick auf das Leben. Das gefiel mir enorm gut und animierte auch mich dazu, mal alles zu überdenken.
Am Ende sind wir definitiv und eindeutig im Guten auseinander gegangen und ich werde sie in bester Erinnerung behalten.
Bis auf Konstantin hatten die Randfiguren einen deutlich besseren Start bei mir und diese Sympathie gegenüber allen wuchs mit jeder gelesenen Seite. Sie alle hatten Ecken und Kanten, Probleme und Vergangenheiten; manche schlimmere als andere, aber sie alle trugen ihr Päckchen mit einer Selbstverständlichkeit, die mich nicht nur überraschte, sondern regelrecht umhaute. Sie alle sind Inspiration, sie zeigten, wie wichtig es ist, nach vorn zu sehen und dass selbst das schlimmste Übel nicht der Auslöser sein muss, um für immer daran zerbrochen zu sein. Glücklich; das waren sie; jeder auf seine Art und Weise und das imponierte mir.
Liv Thomas hat allen Charakteren eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt; sie mittels ihrer Art und ihres Stil lebendig werden lassen und sie so detailreich und fein ausgearbeitet, dass es nicht anders geht, als sich ihnen nahe und mit ihnen mitzufühlen. Absolut großartig gelöst und eine tolle Bereicherung für die Handlung!

Liest man erst einmal den Klappentext könnte man vielleicht annehmen, es sei eine Geschichte wie jede zweite da draußen. Dabei ist es völlig gleich, um welche Krankheit es letztlich geht; der Ablauf ist in jedem Buch gleich. Das zumindest war mein erster Gedanke. Doch schnell wird offensichtlich, dass sich die Autorin wirklich mit dem Aufbau und der Abhandlung der einzelnen Elemente beschäftigt hat und beides bis ins kleinste Detail perfektionierte. Alles beginnt noch recht ruhig; ein völlig banaler Alltags-Tag von Julia. Doch schon da steckt mehr dahinter – es baut aufeinander auf und ist man erstmal durch das Buch durch, wird einem vieles klar und man sieht, genau wie die Figuren, aus einem ganz anderen Blickwinkel auf das Geschehen zurück.
Liv Thomas hat sich eingehend mit der Krankheit ALS auseinander gesetzt und wahrscheinlich immense Recherchearbeit geleistet, um die Authensität der Darstellung von einem Betroffenen zu gewährleisten. Niemals zuvor hatte ich mir großartig Gedanken darüber gemacht, doch dank der Geschichte wird man neugierig, beginnt selbst mal damit sich zu informieren und die Zahlen, die einem dabei begegnen, sind erschreckend. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 8000 Menschen neu an ALS, 2000 Menschen sterben jedes Jahr daran. [Falls ihr euch mal genauer informieren möchtet, gibt es » hier « eine sehr informative Seite zu ALS]
Auch Tom zu begleiten ist kein leichtes Unterfangen für den Leser, doch gleichzeitig öffnet es die Augen. Es zeigt auf, wie vergänglich das Leben ist; für wie selbstverständlich wir es halten und wie wir immer mehr und mehr wollen, ohne zu merken, was wir eigentlich schon haben.
Die Botschaft hinter der Geschichte ist nicht nur in Bezug auf die Krankheit wichtig, sondern auch um den Leser darauf aufmerksam zu machen, dass diese Vergänglichkeit tatsächlich da ist; dass es eigentlich jeden Moment vorbei sein könnte und darauf, dass wir einfach auch mal genießen sollten; anstatt uns ständig immer mehr und weiter zu wünschen.

Die Zusammensetzung der einzelnen Elemente, die in dem Buch auftauchen, fand ich größtenteils geglückt. Es gab den ein oder anderen Moment, in dem ich dachte, man hätte es vielleicht anders lösen können; doch im Endeffekt harmonierte die Geschichte auf ganzer Linie. Das erste Zusammentreffen von Tom und Julia nach so vielen Jahren; die Distanz zwischen den Paaren, die hier eine Rolle spielen; der Ausflug nach Florenz. Es passte einfach und ergab im Großen und Ganzen ein Werk, das mitreißen, berühren, nachdenklich machen und schockieren konnte.
Besonders das Ende war für mich, trotz aller Erwartungen, wie ein Schlag in den Magen. Die Tränen flossen, der Kloß saß fest im Hals und das Herz schmerzte. Gleichzeitig fühlte ich aber auch eine innere Ruhe; Geborgenheit und Zufriedenheit. Der Epilog war meines Erachtens nach eine Spur zu viel; da hätte man vielleicht ein bisschen weniger auftragen können – doch im Endeffekt tat das dem Ganzen keinen Abbruch.

„Solange wir lieben“ von Liv Thomas ist eine so berührende, tiefgründige und mitreißende Geschichte, die nur durch minimale Kritik einen Hauch ihres grandiosen Glanzes verliert. Die Autorin macht nicht nur aufmerksam auf eine Krankheit, sondern auch darauf, dass das Leben vergänglich ist und wir jeden Moment davon auskosten und nutzen sollten. Mit einem emotionalen, packenden Schreibstil nimmt sie uns mit auf eine Reise, die für immer unvergessen bleibt und die sicher noch Jahre lang in mir nachklingt. Danke für diese Achterbahnfahrt der Gefühle; es war mir eine Freude mit Julia zu lachen und zu weinen, zu grübeln und loszulassen.

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Liv Thomas ist das Pseudonym der Autorin Gabriele von Braun. Sie lebt in Berlin und zählt trotz ihres sonnigen Gemüts zu der raren Spezies, die die feuchtkalten Tage in der Hauptstadt ganz besonders schätzt. Je grauer es ist, desto lieber schreibt sie. Schon früh interessierte sie sich für die unterschiedlichen Facetten der Menschen. Mit ihrem „sensiblen, investigativen Einfühlungsgedöns“, wie es ihr einst ein im Gefühlschaos steckender, leicht alkoholisierter Kommilitone fundiert ins Ohr lallte, blickt sie gern hinter die Fassaden. Was sie fasziniert: So gnadenlos das Schicksal auch manchmal zuschlagen mag, es kann einen Weg geben, daran zu wachsen.

(c) by beHEARTBEAT

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim beHEARTBEAT-Verlag und der Lesejury bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen und natürlich auch für die Bereistellung dieses Rezensionsexemplar.