||» Rezension «|| The Lie in your Kiss [von Kim Nina Ocker]
– die Hüter der fünf Jahreszeiten –
Kim Nina Ocker
Romantasy
Band 1 von 2
***Wenn der Winter den Frühling küsst. ***
Als Bloom zu einer Hüterin des Winters bestimmt wird, bricht ihr ganzes Leben über Nacht in sich zusammen. Denn obwohl sie zu einer der vier magischen Herrscherfamilien gehört, die seit Generationen den Kreislauf der Jahreszeiten aufrechterhalten, wollte Bloom sich aus alldem heraushalten und stattdessen weit weg studieren. Doch nun muss sie von Oslo nach Amsterdam fliegen, um das Amulett der Jahreszeiten an den Hüter des Frühlings zu übergeben. Sie ahnt nicht, dass diese eine Begegnung und ein einziger Kuss genügen werden, um nicht nur ihr Herz, sondern auch ihre Familie und die gesamte Welt, wie Bloom sie kennt, in Gefahr zu bringen.
(c) by Ravensburger Verlag
Genau so wie zahlreiche andere Titel, so flog auch „The Lie in your Kiss“ lange Zeit unterhalb meines Radars, und hat meine Aufmerksamkeit erst später auf sich gezogen. Durch ein tolles Angebot bei Instagram, durfte das Buch schlussendlich in mein Regal einziehen und nur wenig später habe ich auch bereits danach gegriffen. Ich weiß dabei nicht mal so recht, was ich erwartet hatte, aber was ich bekam, erzähle ich euch jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Die Geschichte startet regelrecht mit einem Knall. Wir lernen nur kurz unsere Protagonistin Bloom kennen, ehe auch schon die eigentliche Handlung beginnt – und die hat es, zunächst auch wirklich in sich. Spannend, geheimnisvoll, undurchsichtig und mit einer guten Portion Mystery ausgestattet. Ich freute mich auf interessante Geschehnisse und viel Spielraum, um eigene Ermittlungen anzustellen. Doch leider kam es etwas anders, als gedacht – und erhofft. Denn die Spannung ließ merklich nach und plötzlich verlagerte sich das Ganze und verlief dann in eine Richtung, die nicht mehr ganz so fesselnd ausfallen sollte, wie erwartet.
Nach dem fulminanten Einstieg geschieht nämlich vorläufig nichts mehr, was so richtig einnehmen konnte. Die Geschichte plätscherte mehr oder weniger vor sich hin, war ganz unterhaltsam und vermochte mich auch abzuholen, doch die einzelnen Plots waren bei Weitem nichts, was man nicht hätte kommen sehen. Es werden einige Klischees bedient; und das, obwohl die Idee hinter diesem Buch eigentlich total neuartig und erfrischend ist. Der Untertitel verrät ja bereits, dass sich Kim Nina Ocker hier etwas ausgedacht hat, das es, zumindest für mich, noch nie gab. Allgemein sind Jahreszeiten-Storys immer interessant, doch diese Idee versprach noch einiges mehr. Fünf Jahreszeiten? Was sich dahinter wohl verbirgt? Was ist die ominöse fünfte Jahreszeit? Fragen über Fragen, die die Neugier in die Höhe trieben. Und nach dem fulminanten Einstieg war ich umso gespannter darauf, was uns noch für Spektakel, Auflösungen und Wendungen erwarten würden – aber leider war es dann schlussendlich doch nicht ganz so überwältigend. Besonders im Mittelteil zieht sich die Geschichte in die Länge und es geschieht verhältnismäßig wenig, was für Tempo hätte sorgen können. Gerade an Überraschungen mangelte es mir sehr, aber auch allgemein an einem Spannungsbogen. Es schien fast, als hätte dich das mittlere Drittel mehr auf den Romance-Anteil konzentriert. Das heißt nicht, dass es langweilig war, im Gegenteil. Es war einfach nicht super actionreich, nicht total mitreißend – aber doch unterhaltsam und „locker“, ohne nennenswerten Fortschritt. Dafür deutet Kim Nina Ocker auf etwas hin, womit ich innerhalb dieses Genres nicht gerechnet hätte: nämlich auf sehr tiefschürfende Themen wie Klimaschutz und Umwelt. Und das, ohne dass ich mich hätte belehrt gefühlt. Es passte so gut in diese Handlung hinein und war zwar nur nebensächlich, aber trotzdem deutlich zu erkennen.
Doch dann kam auch der Fantasy-Anteil wieder in den Fokus und nach dem eher ruhigen Mittelteil, preschte die Geschichte im letzten Drittel nochmal ordentlich voran. Es wurde waghalsiger, spannender, mitreißender und vor allen Dingen: rasant! Die Autorin setzt einen Twist, mit dem man so überhaupt nicht rechnete, und der mich persönlich beinah umhaute. Da kam dann auch endlich die Atmosphäre auf, die ich lange vermisst hatte; und der Spannungsbogen, der vielleicht gerade durch die zuvor herrschende Ruhe und dem Fokus auf die Emotionen, nochmal deutlich heftiger ausfiel, als erwartet. Dadurch, dass wir uns über eine geraume Weile nur mit den Figuren beschäftigten, festigte sich automatisch auch die Bindung zu ihnen und wir konnten zum großen Finale hin noch intensiver, noch eingehender mitfiebern. Was für ein Ende – und was für ein fieser Cliffhanger. Trotz all meiner Kritik und der zeitweisen Skepsis, bin ich nun unglaublich gespannt, was uns im zweiten und somit finalen Band der Dilogie wohl erwarten wird. Der Wendung und dem fiesen Ende sei Dank.
Die Charaktere innerhalb des Buches waren auch noch unbedingt die Neuerfindung des Rads – aber, und das ist in meinen Augen immer noch wichtiger als jede Innovation: sie alle waren greifbar und lebendig. Ich konnte sowohl zu Bloom als auch zu Kevo problemlos eine Verbindung herstellen und fand sie, als Persönlichkeiten, wirklich interessant. Außerdem hoben sie ihre Fähigkeiten doch in gewisser Weise vom Einheitsbrei ab. Noch ein Punkt, den ich positiv hervorherheben möchte ist also, dass sich allein dahingend schon eine gewisse Frische zeigte. Die Autorin hat den verschiedenen Häusern wirklich vielschichtige und passende Fähigkeiten zugesprochen und sich dabei auch offensichtlich einige Gedanken gemacht. Es fügte sich alles, wirkte rund und hob die einzelnen Jahreszeiten-Mitglieder deutlich voneinander ab.
So gehört Bloom beispielsweise dem Winter an und steht in gewisser Weise für den Tod. Ein interessanter Gedankengang, der jede Menge Zündstoff bietet und von Kim Nina Ocker auch gut ausgeschöpft wurde. Ich mochte die junge Frau, die bis zu einem gewissen Ereignis so gar nichts mit den Bräuchen, der Geschichte und der Geheimniskrämerei ihrer Familie zu tun hatte. Sie wird, genau so wie wir Leser, quasi ins kalte Wasser geworfen und muss dann eigenständig zusehen, wie sie zurecht kommt. Dass sie dabei Fehler macht, oder mal in ein Fettnäpfchen tritt, verzeiht ihr leicht. Woher soll sie es auch besser wissen? Das nahm der Naivität, die sie an den Tag legte, komplett den Wind aus den Segeln und ließ eine eher negativ behaftete Eigenschaften zu etwas positiven werden. Bloom war sympathisch, liebenswert und eine gute Besetzung für ihre Rolle. Sie brachte der Geschichte eine Menge Lebendigkeit ein und ihr großes Herz; gepaart mit dem Sinn für Gerechtigkeit rundete ihr Profil schlussendlich gut ab. Ich jedenfalls hatte keinerlei Probleme damit, mich mit ihr zu identifizieren und dementsprechend stark mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern. Also genau so, wie es sein soll.
Kevo hatte dagegen einen eher schweren Start; was aber sicher auch in gewisser Weise so gewollt war. Er wirkt anfangs regelrecht unsympathisch und verkörpert mehr einen Antagonisten anstatt eines Protagonisten. Doch je mehr hinter die Fassade blicken – oder besser gesagt: je mehr wir seine Beweggründe erfahren, umso nachvollziehbarer wird er als Mensch. Ich verstand ihn, ja unterstütze ihn sogar in dem, was er vor hatte und in die Tat umsetzte. Auch er erreichte mich, wenn auch etwas später als es bei Bloom der Fall war, bis ich ihn sogar fast noch eine Nuance mehr mochte, als sie. Kevo war durchaus eigen; vielleicht sogar ein bisschen distanziert, aber es passte zu ihm und seinem Auftreten. Außerdem bewies er dennoch ein wirklich großes Herz, das besonders im Umgang mit Bloom durchschimmerte. Also sagen wir so: ich verstand, wieso Bloom für ihn schwärmte. Ansonsten gibt’s gar nicht mal so viel über ihn zu sagen. Natürlich war auch er mit gewissen Fähigkeiten ausgestattet, doch darauf gehe ich bewusst nicht näher ein. Ich kann nur sagen, dass sie sich perfekt einfügten und gut mit den restlichen Mitgliedern seines Hauses harmonierten.
Randfiguren gab es natürlich auch – wie sollte es auch anders sein. Wir haben sogar recht viele Persönlichkeiten kennengelernt, die allesamt erstaunlich „nahe“ kamen. Ich konnte mir kinderleicht ein Bild von ihnen verschaffen mir einen Eindruck von ihnen machen, sodass ich schnell meine Favoriten – und ihre Gegenstücke – herauspicken konnte. Aber waren meine Einschätzungen wirklich immer richtig? Man weiß es nicht. Vielleicht ließ ich mich auch von dem ein oder anderen täuschen – und das zeigte mir nochmal ganz deutlich, wie ausgefuchst die Charaktergestaltung in diesem Buch ausfällt. Wirklich tolle Persönlichkeiten, die wir da kennenlernen durften; und jeder auf seine eigene Art und Weise authentisch.
Der Schreibstil von Kim Nina Ocker lässt sich kaum anders, als alltäglich, beschreiben. Und das meine ich an dieser Stelle überhaupt nicht negativ; im Gegenteil. Ganz bodenständig erzählt sie uns von großer Magie, von teils fast verwirrenden Zusammenhängen und führt uns in eine Welt ein, die für einen jeden von uns bisweilen fremd war. Und trotzdem war da dauerhaft diese Verständlichkeit, die es einem leicht machte, dem Ganzen zu folgen. Ich rauschte nur so durch die Seiten und fühlte mich pudelwohl an der Seite unserer Protagonisten. Auch das Hineindenken in die einzelnen Szenen gestaltete sich als total einfach. Lediglich in Sachen Setting hätte ich mir vielleicht noch ein wenig mehr Tiefe und Anschaulichkeit gewünscht – gerade zum Ende hin ging das in dem fulminanten Spektakel ein bisschen unter. Und das, obwohl ich mich so sehr auf Amsterdam gefreut hatte. Für mich war es trotzdem ein guter Schreibstil, der einen gleichermaßen fesseln wie auch berühren konnte und das Knistern zwischen den Figuren intensiv transportierte. Was will man schlussendlich mehr?
„The Lie in your Kiss“ von Kim Nina Ocker ist ein unterhaltsamer Auftakt der Dilogie, der besonders durch die Idee glänzte. Ich hätte mir dennoch, gerade im Mittelfeld mehr Action gewünscht – mehr Spannung; doch gleichzeitig war ich auch dankbar für die Zeit, die wir da bekamen, um den Figuren näher zu kommen; denn nur so konnte ich bei dem mehr als spektakulären Finale so intensiv und bibbernd mitfiebern. Auch wenn es lange dauerte, so waren die Überraschungen, die sich gen Ende offenbarten, ein echtes Highlight und trösten fast über die Kritik hinweg. Aber eben nur fast. Trotzdem möchte ich jetzt, vor allem nach diesem bösen Cliffhanger, unbedingt erfahren, wie es mit Bloom und ihren Fähigkeiten, ihrer Aufgabe und natürlich auch ihren Freunden weitergeht.
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Kim Nina Ocker, geboren 1993, wuchs in Nordrhein-Westfalen auf und lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von Hannover. Ihre ersten literarischen Meisterwerke bestanden aus bereits existierenden Geschichten, bei denen sie lediglich die Protagonistin in »Kim« umbenannte. Leider war die Welt noch nicht bereit für diese Sternstunde der Kreativität, und so musste der große schriftstellerische Durchbruch noch ein wenig warten. Zehn Jahre später veröffentlichte Kim schließlich ihren ersten »richtigen« Roman, auf den viele weitere folgten. 2016 machte sie ihr Hobby zum Beruf und arbeitet seitdem als Autorin.
(c) by Ravensburger Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Ravensburger Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.