||» Rezension «|| The Way I break [von Nena Tramountani]

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29. September 2022 0 Von Patchis Books
THE WAY I BREAK
Nena Tramountani
New Adult
Band 1 von 3
Hungry Hearts – Reihe
» Band 2 (The Way you crumble) ist bereits erschienen «
» Band 3 (The Way we melt) erscheint im Frühjahr 2023 «
496 Seiten
14. Juni 2022
Penguin Verlag
Paperback
13,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Victoria & Julian: Nie wieder möchte sie als Gourmetköchin arbeiten. Kann er ihre Leidenschaft neu entfachen?

Trotz ihrer erfolgreichen Karriere als junge Starköchin will Victoria nur noch weit weg von London – und von ihrem manipulativen Freund. Kurzerhand flieht sie in die idyllische Hafenstadt Goldbridge, wo ihre Mutter einst im Sternerestaurant Prisma arbeitete. Victoria will endlich verstehen, warum ihre Mum sie für diesen Ort und ihre Karriere verließ, und nimmt dort unerkannt einen Kellnerjob an. Doch in dem Versuch, ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken, gibt sie einem attraktiven Fremden zu viel Intimes über sich preis – ohne zu ahnen, dass Julian einer der Söhne der Restaurantinhaber ist. Und er besitzt die Frechheit, Victoria einen Vorschlag zu machen: Er behält das Geheimnis ihrer wahren Identität für sich – wenn sie ihm Nachhilfe beim Kochen gibt. Victoria kann sich nicht erklären, warum dieser unverschämte Deal eine Flamme in ihrem Herzen entzündet …

(c) by Penguin Verlag

Da mir bereits der Auftakt der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani unheimlich gut gefallen hat, wollte ich unbedingt auch ihre neue Trilogie entdecken und hab somit nach „The Way I break“ gegriffen, um zumindest mal den ersten Band kennen zu lernen. Wie so oft, wenn ich einen Autor/eine Autorin schon kenne, hab ich gewisse Erwartungen – und so war es auch hier. Ich hab mich auf eine emotionale Wohlfühl-Geschichte gefreut, die mich gut unterhalten und für ein paar Stunden aus dem Alltag entführen kann. Ob ich das erhielt, oder ob sich doch was ganz anderes hinter dem traumhaft schönen Cover verbarg, erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Nena Tramountani erzählt uns hier voller Eindringlichkeit und Intenzität von den ganz großen Gefühlen und beweist, dass sie mit ihren Worten unglaublich berühren kann. Schon während den ersten Seiten zeigt sich, dass der Stil dazu in der Lage ist, etwas mit dem Leser zu machen. Und dieser Eindruck verstärkt sich mit jeder gelesenen Silbe nur noch mehr. Die Atmosphäre, die hier geschaffen wurde ist nicht locker, nicht leicht – sie ist schwer, voller Schmerz und Leid und schlitterte immer wieder an der Grenze, mich runterzuziehen, vorbei. Und manchmal schießt sie auch über alle Abgründe hinaus. Noch nie habe ich so realistisch von mentalen Problemen gelesen und noch nie habe ich so heftig mitgefühlt und mitgezittert, wie in „The Way I break“. In gewisser Weise hat mich das Buch getriggert, weil ich mit ganz ähnlichen Schwierigkeiten kämpfe – und doch sehe ich das keineswegs als negativ an. Es ist eher der Beweis dafür, dass die Autorin sich damit beschäftigt hat und dass sie die entsprechenden Szenen wirklich lebendig und authentisch in Worte gefasst hat. Dieses Buch liest sich nicht mal so nebenbei. Es bedarf einiges an Stabilität und Muse; an Stärke. Und obwohl hier so viel mehr mitschwingt als nur eine einfache Lovestory, liest sich das Buch doch verhältnismäßig schnell. Ich kam gut voran, musste aber aufgrund der Schwere auch mal Pausen einlegen. Und gerade weil Nena Tramountani so durchdringend schreibt, entstehen auch glasklare Bilder von den jeweiligen Szenen und Kulissen, was die Gefühle nur noch einmal unterstreicht.
Erzählt wird dabei aus den Sichten beider Protagonisten. So hat Tori ihre Kapitel, und Julian die seinen. Auch das spielt der Tiefe unbeschreiblich in die Karten und lässt vieles, von dem, was geschieht, nochmal in einem ganz anderen Licht dastehen. Es erklärt, wieso der jeweilige Charakter so handelt, wie er es tut; weil wir Einblicke in die Gedankengänge und verborgenen Gefühle bekommen und beide Persönlichkeiten nochmal viel näher, viel eingehener kennenlernen dürfen.

Kennenlernen. Ja das Kennenlernen. Nicht immer ist ein Pluspunkt, Charaktere so genau kennenzulernen. Das zeigt sich hier ganz deutlich. Und doch finde ich die Charaktergestaltung extrem gelungen. Die Mischung ist unglaublich. Es gibt wirklich so viele Facetten, die bedient wurden. Nicht nur bei den Protagonisten, sondern im Gesamten. Und jeder, wirklich jeder wurde mit so viel Tiefgang und Details ausgestattet, dass ich ihn/sie mir problemlos vor Augen führen und entsprechende Eindrücke über sie sammeln konnte. Man spürt in jeder Zeile, dass sich die Autorin Zeit dafür genommen hat, ihre Charaktere auszuarbeiten und sie so miteinander agieren zu lassen, wie es im echten Leben geschieht. Jeder Dialog, jedes Zusammentreffen und jede Diskussion schien der Realität entsprungen und nicht ein einziges Mal zweifelte ich an dem, was die Figuren sagten, dachten oder taten. Eben weil es so viel Sinn ergab. Und es gab auch viele stille Momente, in denen die Stille doch so laut war, dass mir die Ohren klingelten. Es geschieht so viel zwischen den Zeilen – es liegt so viel mehr in der Luft, als das, was Nena Tramountani berichtet.
Aber zurück zu der Tatsache, dass das Kennenlernen auch mit Problemen behaftet sein kann: Es gestaltete sich als nicht ganz so leicht, sich mit Tori als Hauptfigur anzufreunden. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich die junge Frau nicht wirklich mochte. Sie war so anders; so zerbrochen; so am Boden, dass ich mir schwer tat, mich mit ihr zuidentifizieren, ohne selbst in tausend Teile zu zerschellen. Und auch, weil sie bereits Dinge erlebt hat, mit denen ich noch nie – nicht einmal in anderen Büchern – in Berührung kam, blieb da diese Kluft. Zwischen mir und ihr herrschte einfach eine verhältnismäßig große Distanz und vieles, von dem, was sie sagte, dachte und fühlte, war mir fremd. Ich hab eine ganze Menge dadurch lernen können, aber sympathischer wurde sie mir dadurch nicht. Meines Erachtens nach zeigte sie zu viel Kontrollzwang und wirkte dadurch stellenweise so herrisch, dass mir ihr Gegenüber schlicht leid tat. Zeitweise lässt sie Freunde an sich ran, nur um sie dann mit voller Wucht wieder wegzustoßen und auch das machte sie weder liebenswert noch besonders angenehm. Und doch passte sie so perfekt in diese Geschichte, dass die Vorstellung, jemand anderes könnte ihren Platz einnehmen, beinah körperlich schmerzt. Sie macht aus dem Buch erst das, was es schlussendlich ist. Sie trägt ihren Teil dazu bei und auch wenn ich trotz Entwicklung ihrerseits keine Verbindung zu ihr fand, brachte sie das Geschehen aktiv voran. Es klingt total gegensätzlich, aber vielleicht war es genau diese Abneigung, diese unüberbrückbare Entfernung zu ihr, die mich an dem Buch so begeisterte?
Julian. Mein armer Julian. Anfangs hielt ich ihn noch für einen stereotypischen Typen, der halt die Hauptrolle in einem Liebesroman einnehmen musste. Er erfüllte seinen Zweck, und machte zu Beginn noch einen ganz passablen Job.. doch so richtig glänzen konnte er erstmal nicht. Oh was befand ich mich auf dem Holzweg! Wie sehr hat mich der erste Eindruck getäuscht? Julian ist so viel mehr, als er anfangs von sich zeigt. Er ist ein durch und durch guter Mensch, mit einem unsagbar großen Herzen und einem Einfühlsamkeit, die so manch anderen blass aussehen lässt. Er war für mich derjenige, der Tori erträglich machte. Er war der, der immer wieder für Lichtblicke sorgte und für herzerwärmende Momente. Er gab Hoffnung und damit tat er so viel mehr, als nur zu überzeugen. Ich hab mich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt, weil er so empathisch, so rücksichtsvoll und so grundehrlich war, dass mir manchmal beinah die Tränen kamen. So ein wundervoller Mensch, der vielleicht manchmal ein bisschen mehr für sich selbst einstehen sollte, anstatt immer an andere zu denken. Aber eben das machte ihn aus. So war er. Und das war gut so. Genau so wie Tori, so macht auch Julian eine Entwicklung durch, die zunächst kaum sichtbar, aber am Ende umso glasklar erscheint.
Mein persönliches Highlight, neben Julian, waren aber die Randfiguren. Wie oben schon erwähnt, haben sie alle eine Lebendigkeit eingehaucht bekommen, wie man sie selten bei Nebencharakteren vorfindet. So hab ich Julian’s beste Freundin geliebt, aber mindestens genau so sehr seine Mutter. Ich hab den Antagonisten mit einer Inbrunst gehasst, dass ich bei der bloßen Nennung seines Namens schon Herzrasen bekam und ich hab manch einen schmerzlich vernachlässigt, obwohl auch er seinen Teil zur Handlung beitrug. Kurz um: trotz meiner Kritik an Tori, war die Charaktergestaltung doch nahezu perfekt.

Die Idee hinter „The Way I break“ ist so so so so so viel mehr, als man anfangs vermuten könnte. Der Klappentext verspricht eine recht klischeehafte, vielleicht sogar humorvolle Story, die für unterhaltsame, heimelige Lesestunden sorgen kann. Also genau das, womit ich gerechnet hatte. Aber Nena Tramountani belehrt uns eines Besseren. Hinter diesem schlichten, aber doch wunderschönen Cover steckt eine Handlung, die an Intenzität und Emotionen kaum zu überbieten ist. Und die Themen aufgreift, mit denen man nie – wirklich niemals – rechnet. Aber dazu gleich mehr. Fangen wir erstmal vorn an:
Der Einstieg deutete bereits an, dass es hier eindringlicher werden könnte, doch mutete er auch noch recht bekannt an. Tori flieht aus ihrem Alltag und will, weit weg von Zuhause, ein neues Leben anfangen. Soweit. So gut. Doch schnell entwickelte sich das Ganze vom klassischen New Adult Roman zur emotionalen Achterbahnfahrt. Schon nach der kurzen Einstiegsphase offenbart sich, wie schwermütig und tiefgründig die Handlung ist und mit wie viel Fingerspitzengefühl die Autorin an die Sache ran geht. Die Themen sind besonders, und dementsprechend erfrischend. Mental Health in der wirklich empathischsten Form rüber gebracht, erzeugt das Geschehen einen regelrechten Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.  Man lernt so viele Facetten kennen, so viele Bereiche, und es wirklich hochgradig interessant. Dazu dann noch die Intenzität des Ganzen, und raus kommt eine mitreißende, berührende Geschichte, die einem gleich mehrfach das Herz bricht. Und von der man manchmal auch ein paar Momente Abstand braucht, um sich der Schwere zu entziehen. Apropos Schwere. Nena Tramountani ist es gelungen, diesen Roman zwar schwermütig und bedrückend zu gestalten, ihn aber nicht ins Niederschmetternde abrutschen zu lassen. Immer wieder flammt Hoffnung auf. Immer wieder kommen Szenen, die Lichtblicke liefern und für kurzzeitige Leichtigkeit sorgen können. Momente, die einem das Herz erwärmen und sogar einen gewissen Wohlfühlfaktor aufweisen können.
Auch die Liebesgeschichte ist wunderbar authentisch in das Buch eingewoben. Es geht alles einen ganz langsamen Gang; wirkt manchmal fast so, als würden die beiden Protagonisten auf der Stelle treten, nur um dann zu zeigen, dass sie sich selbst beim Stillstand weiterentwickeln. Ihre Liebe zueinander ist mit Händen greifbar, und hebt sich dennoch maßgeblich vom Einheitsbrei ab. Hier ist nichts – aber auch gar nichts – wie in anderen New Adult Romanen, denn Tori und Julian sind es auch nicht. Sie sind einzigartig – jeweils für sich, aber auch miteinander. Manchmal kann man das, was sie sagen oder tun, nur schwer nachvollziehen, aber es ist dennoch glaubhaft. Und das macht die Besonderheit aus.
Gen Ende spitzt sich die Lage zu und es werden gleich mehrere Geheimnisse gelüftet, die einem die Sprache verschlagen. Es wird nochmal dramatisch, und so sehr man es sich auch wünscht; das Happy End scheint in weite Ferne zu rücken. Julian und Tori sehen sich meterhohen Hürden gegenüber, und auch wenn ich es gehofft habe, konnte ich nicht glauben, dass sie die Kurve nochmal kriegen und zueinander finden. Für mich war der Schlusspart definitiv nochmal eine ganz neue Liga in Sachen Emotionalität. Es gab klärende Gespräche, Diskussionen, Offenbarungen und jedes einzelne der Elemente ließ die Tränen in Wasserfällen fließen. Freudentränen. Tränen der Trauer. Tränen der Rührung. Und das alles auf einmal. So ein runder, stimmiger Schluss – so ein schönes Ende. Und absolut perfekt für das Buch. Ich kann’s kaum erwarten, Band 2 in den Händen zu halten, und zu erfahren, was Alexis als Protagonist zu bieten hat.

Uff. Was war das bitte für ein Erlebnis? Was für eine schmerzliche, und doch wunderschöne Erfahrung? Ich hab nicht nur einen Kritikpunkt, sondern gleich mehrere. So wurde ich bis zum Schluss nicht richtig warm mit Tori – und fand Julian auch einfach zu gut für sie, sodass ich gewisse Aspekte der Liebesgeschichte nicht nachvollziehen konnte; aber dennoch eine gewisse Glaubwürdigkeit darin erkannte. Und trotz allem. Trotz meiner Meckerei, ist „The Way I break“ von Nena Tramountani ein absolutes Highlight für mich. Nicht, weil alles rund herum perfekt war; sondern weil es mich auf einer Ebene berührte, wovon andere NA-Romane nur träumen können. Weil ich gelacht und geweint habe, weil ich leiden musste und zerbrochen bin. Weil mich diese intensive Handhabung dieser einzigartigen Themen so sehr mitnahm, dass ich mich von manchen Szenen getriggert fühlte und weil ich noch nie so nah am Abgrund stand mit meinen Gefühlen. Ich hab’s geliebt, mit allen Stärken.. aber auch allen Schwächen. Aber bevor ich nun eine Leseempfehlung ausspreche, möchte ich euch kurz warnen: Nehmt bitte.. bitte (!!) die Triggerwarnungen ernst. Sie sind wichtig – und richtig. Ansonsten: LEST ES! LEST ES! LEST ES!

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Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Nach ihrem Studium der Sprachwissenschaften arbeitete sie als freie Journalistin und zog anschließend nach Wien. Inzwischen lebt sie wieder in ihrer Heimat Stuttgart, wenn sie gerade nicht auf Inspirationsreisen ist.

(c) by Penguin Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Penguin Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.