||» Rezension «|| Throne of Glass 01: die Erwählte [von Sarah J. Maas]
– Die Erwählte –
Sarah J. Maas
Übersetzer: Ilse Layer
High Fantasy
Band 1 von 8
Throne of Glass – Reihe
Celaena Sardothien ist jung, schön und zum Tode verurteilt. Doch dann taucht Chaol Westfall, Captain der Leibgarde, auf und bietet ihr eine einzige Chance zum Überleben. Kronprinz Dorian hat sie dazu ausersehen, einen tödlichen Wettkampf zu bestreiten: Wenn es ihr gelingt, für ihn 23 kampferprobte Männer zu besiegen, wird sie ihre Freiheit wiedererlangen. Beim gemeinsamen Training mit Captain Westfall findet sie immer mehr Gefallen an dem jungen, geheimnisvollen Mann. Und auch der Kronprinz lässt sie nicht kalt. Zeit, über ihre Gefühle nachzudenken, bleibt ihr allerdings nicht. Denn etwas abgrundtief Böses lauert im Dunkeln des Schlosses – und es ist da, um zu töten.
(c) by dtv Verlag
Dieses Buch lag sage und schreibe über 4 Jahre auf meinem SuB. Fangen wir zunächst mal mit den Gründen an, warum ich so lange gewartet habe, um danach zu greifen. Zum einen hat mich, wie wahrscheinlich viele andere, die enorme Länge der Reihe irgendwie abgeschreckt. Zum anderen waren meine Erwartungen dermaßen hoch, dass sie quasi kaum noch erfüllt werden konnten. Kein Wunder, immerhin liest man seit Jahren nur lobende Worte und Hype-Rezensionen. Nun aber starteten Jenni von @jennis.chapter und Janina von @girlwho.reads eine Leserunde zur gesamten Reihe und da wollte ich mich nicht zwei Mal bitten lassen und hab umgehend beschlossen mitzulesen. Wie gewohnt hänge ich mal wieder minimal hinterher, aber heute kann ich euch endlich sagen, ob ich den Hype gerechtfertigt finde und mich dem anschließe, oder ob ich doch richtig lag und eher enttäuscht wurde. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Der Einstieg in die Geschichte versprach bereits so einiges an Potential, denn wir lernen unsere Protagonistin Celaena inmitten des Arbeitslagers in Endovier kennen. Somit bergen die ersten Seiten schon ordentlich Spannung und reißen einen sofort mit. Die Geschichte, die sich hinter diesem Reihen-Auftakt verbirgt ist ebenso vielschichtig wie überraschend. Da der Klappentext gefühlt so gut wie gar nichts preis gibt, ist es ein richtiges Abenteuer, die Handlung zu erleben. Und ganz am Rande: der Klappentext wird dem Geschehen auch überhaupt nicht gerecht. Er klingt nach einer ziemlich abgedroschenen, herkömmlichen und wenig einfallsreichen Story, die vor Klischees nur so strotzt. Hinter „Throne of Glass 01: die Erwählte“ verbirgt sich aber so viel mehr. So viele Facetten, die unterschiedlichsten Ideen, Überraschungen und Wendungen und ein mehr als großartiges Worldbuilding. Dieses Buch verbindet eine magische Welt mit sehr brutalen Szenen, hebt die Kampf-Passagen ebenso hervor wie die phantasievollen Aspekte. Vom ersten Moment an fühlt man sich gefangen, fiebert mit und rätselt mit. Die Intrigen bei Hofe sind genau so vielfältig und unerwartet, wie undurchsichtig. Allein durch den bereits im Klappentext angeteaserten Wettkampf bleibt es dauerhaft spannend und interessant und obwohl die einzelnen Disziplinen durchaus bekannt sind, hat die Geschichte etwas gänzlich frisches, neuartiges an sich, das einfach in seinen Bann zieht. Besonders positiv empfand ich auch, dass die Lovestory, die durchaus präsent ist, nur einen Bruchteil von dem Platz einnimmt, den dem Wettkampf und Calaena’s Ermittlungen eingeräumt wurde. Die Dreiecks-Geschichte ist nicht zu aufdringlich, sondern geschieht so ganz nebenbei und entwickelt sie dadurch nur unterschwellig. Im Grunde sind es viel mehr die Schwärmereien des Lesers, als die der Protagonisten, die dem Auftakt so was wie Gefühl einhauchen. Denn ganz wie es wohl geplant war, schwärmte ich für beide Männer gleichermaßen, obwohl mein Hang zu einem der beiden immer mehr zunahm.
Auch die „Fantasy“ ist nichts, was total im Vordergrund stehen würde. Es ist ein High Fantasy Roman, keine Frage – das allein schon wegen der fiktiven Welt, in der wir uns bewegen. Aber die anderen Elemente halten sich, zumindest in diesem Band, noch sehr im Hintergrund und kommen nur langsam an die Oberfläche. Erst zur Mitte hin kam die erste Fantasy-Szene und die hatte es auch in sich. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber die Art und Weise wie Sarah J. Maas sie insziniert ist dermaßen mitreißend und packend. Neuartig und innovativ, kreativ und faszinierend. Die Autorin verwebt nämlich nicht nur Fantasy mit Action und Kampfgeschehen, sondern verwickelt auch einen königlich.historischen Touch in die ganze Sache.
Der Schluss barg schließlich genau das Spektakel, das ich mir erhofft hatte. Fulminant spielen sich die letzten Szenen ab und eröffnen nochmal ganz neue Möglichkeiten für die Folgebände, mit denen man so gar nicht rechnet. Der Überraschungseffekt war also definitiv auf der Seite der Autorin und erreichte mich deshalb wie eine kleine Schockwelle. Ich hatte Angst, habe gezittert, mitgefiebert, beinah geweint und spürte mein Herz durchgehend nur rasen. Ein mehr als gelungenes, stimmiges und vor allem passendes Finale für diesen ersten Band, der mehr als nur ein bisschen Lust auf die Nachfolger macht.
Einen großen Teil trägt natürlich auch unsere Protagonistin Calaena bei. Sie ist eine komplett einzigartige Bad-Ass-Figur, die einfach Spaß macht. Calaena lässt sich nichts, aber auch gar nichts gefallen und gibt jedem – ob Diener oder König Kontra. Sie hat ein unheimlich großes Mundwerk und eine Schlagfertigkeit an sich, um die sie so mancher bestimmt beneidet. Aber sie ist klug genug, sich zurückzuhalten, wenn es nötig ist. Übermut kann man ihr nicht vorwerfen, wohl aber, ein Selbstbewusstsein zu haben, das manchmal fast durch die Decke geht. Ich konnte mich zwar charakterlich nur wenig mit Calaena identifizieren, aber allein weil sie meine Bewunderung auf ihrer Seite hatte, fieberte ich massiv mit ihr mit. Ich hab dieser jungen Frau permanent mit einer Itensität die Daumen gedrückt, die mich stellenweise selbst total überraschte. Außerdem legte sie außerordentliche Entwicklung an den Tag und beweist mit Geschick, Mut, Stärke und Wendigkeit, dass sie ihren Platz – sowohl beim Wettbewerb, als auch in der Geschichte – mehr als verdient hat. Was wäre Throne of Glass denn ohne diese phänomenale Protagonistin? Ein Buch, wie jedes zweite wahrscheinlich. Ich jedenfalls fand Calaena super sympathisch, passend und sah sie als echte Bereicherung für die Geschichte. Nachvollziehbare Gedanken, eine gesunde Portion Neugier und glaubhafte Taten sprachen zusätzlich für sie und machten sie, schlussendlich beinah perfekt. Wären da nicht auch die schwachen Momente gewesen – denn die hatte sie ganz eindeutig. Tränen, Zweifel und Ängste plagten sie genau so wie jeden anderen Menschen auf diesem Planeten und verliehen ihr daher auch noch genügend Tiefgang, um sie lebendig und menschlich wirken zu lassen.
Dorian mochte ich mindestens genau so sehr. Er war als Königssohn ein kleiner Rebell und wischte seinem Vater auch mal bewusst über den Mund. Ich fand seine Auflehnung unterhaltsam, immerhin brachte sie Abwechslung – und weil ich den König ohnehin nicht wirklich gerne mochte, angebracht. Aber auch charakterlich und optisch erreichte mich Dorian von Beginn an. Zwar blieb er immerhin ein wenig distanziert, aber im Endeffekt war wohl genau das die Eigenschaft, die ihn so richtig interessant machte. Man wusste auch nie so recht, ob er wirklich mit offenen Karten spielt, oder ob sich mehr hinter seiner kleinen Rebellion bzw. hinter seinem ganzen Verhalten versteckte. Alles in allem also eine wirklich spannende Persönlichkeit, die auch durch Sympathie, Authenzität und Greifbarkeit glänzte. Ich konnte mir sowohl Calaena als auch Dorian sehr lebendig vor Augen führen und hatte keinerlei Probleme damit, Verbindungen zu ihnen herzustellen.
Leider aber gehörte mein Herz, vor allem zum Schluss hin, einfach dem Captain der königlichen Leibgarde, Chaol. Für mich hatte er, sowohl optisch wie auch charakterlich definitiv den größten Reiz. Er hob sich in allem von den anderen ab; nicht zuletzt eben auch in Sachen Attraktivität. Sein Verhalten hing dem aber in nichts nach und so entstand für mich ein richtiger Book-Boyfriend. Er war autoritär, erwachsen, mutig und hatte trotz seiner Stellung ein unheimlich gutes Herz. Seine Tipps waren goldwert und zeigten, dass er gar nicht so düster und „weit weg“ war, wie er sich selbst gern hinstellte. Außerdem erinnerte er mich, ein klitzekleines bisschen an Rhysand aus ACOTAR. Hach Chaol.. ich freu mich ja schon wie ein kleines Kind, ihn in den Folgebänden wieder zu treffen. Sorry Dorian.
Alle anderen Figuren waren ausreichend detaillreich und eingehend dargestellt, sodass auch sie kristallklar vor meinem inneren Auge auftauchten. Und da ich schon angeteasert habe, dass ich den König nicht wirklich mochte, ist nun auch klar, dass die negativen Figuren ihren Zweck ebenso erfüllten, wie die positiven. Zu manchen fand ich sofort einen Draht, bei anderen dauerte es ein bisschen und von manchen ließ ich mich derart verarschen, dass ich am Ende plötzlich an allem und jedem zweifeln musste. Eine tolle Charaktergestaltung also, wie wir es von SJM eben auch gewohnt sind.
Ebenso gewohnt sind wir einen sehr bildhaften, greifbaren und mitreißenden Schreibstil – und auf genau das treffen wir in Throne of Glass wieder. Sarah J. Maas vermag es, mich mit ihrem Worten komplett zu fesseln und mit Haut und Haaren in die Geschichte hinein zu ziehen. Und so geschah es, dass ich mich von Sekunde Eins an mitten in Endovier wieder- und wunderbar zurecht fand. Obwohl die Geschichte von einigen Perspektiven, einer komplexen Welt und vielen verschiedenen Elementen lebt, gab es gar keine Verständnisprobleme und da ich gern mal verwirrt bin, wenn Sichten wechseln, grenzt das schon an ein Wunder. Mit gefiel die Atmosphäre, die Art und Weise, wie die brutalen Szenen dargestellt waren und auch, wie die Autorin die Magie hat einfließen lassen. Spannend und interessant, vielschichtig und niemals langweilig. Was will man mehr? Allein das Worldbuilding überzeugt schon auf einer extrem hohen Ebene und ich freu mich, bald nach Erilea zurückkehren zu können. Ein episches Werk, das einfach Spaß bereitet und sich trotz Komplexität super einfach und schnell lesen lässt.
„Throne of Glass 01: die Erwählte“ von Sarah J. Maas ist ein grandioser Einstieg, der Kampf, Magie und Historie miteinander verbindet und deshalb unglaublich abwechslungsreich ausfällt. Die Weichen für eine grandiose Reihe sind gestellt und ich bin mir 100% sicher, dass uns noch episches erwartet. Auch die Charaktere sind sympathisch und liebenswert genug, um sich auf ein Wiedersehen mit ihnen zu freuen. Da ich in Band 2-8 noch so einiges mehr erwarte, lasse ich mal noch eine Winzigkeit Luft nach oben, aber das hier hat definitiv Highlight-Potential!!
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Sarah J. Maas wuchs in Manhattan auf und lebt seit einiger Zeit mit ihrer Familie in Pennsylvania. Bereits mit sechzehn schrieb sie den ersten Entwurf zu ihrer Erfolgsserie ›Throne of Glass‹. Ihre zweite Serie, ›Das Reich der sieben Höfe‹, hat eine ebenso große internationale Fangemeinde. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin sind weltweit erfolgreich und wurden mittlerweile in 36 Sprachen übersetzt. Auch in Deutschland stürmt sie regelmäßig die Bestsellerlisten.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.