||» Rezension «|| Whisper of Sins 01: Kristallblut [von Juliane Maibach]
– Kristallblut –
Juliane Maibach
Romantasy
Band 1 von 2
Sünden-Reihe
» Leseprobe bei Amazon «
(c) by Juliane Maibach
Natürlich war mir Juliane Maibach bereits im Vorfeld ein Begriff; aber ich muss zugeben, dass ich mir ihre Bücher nie näher angeschaut hatte.. warum auch immer. Das änderte sich dann spätestens, als ich eine superliebe Nachricht von ihr im Postfach hatte, in der sie mich fragte, ob ich nicht ihr neuestes Werk „Whisper of Sins 01: Kristallblut“ lesen möchte. Nach einem kurzen Blick auf Cover und Klappentext, war es um mich geschehen und ich sagte zu. Und kaum war das Schätzchen inklusive Buchbox bei mir, war ich restlos verzaubert. Wie schön kann die Aufmachung eines Buches bzw. des Merchs sein? Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn. Aber überzeugt der Inhalt genau so wie die Optik? Das möchte ich euch heute gern in der ausführlichen Rezension verraten. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥
Der Einstieg in diese Geschichte gestaltet sich vor allem dadurch als sehr leicht, weil die Autorin sich nur wenig Zeit lässt und umgehend mit der Handlung startet. Zwar haben wir ein paar wenige Seiten über die Möglichkeit, uns ein kurzes Bild der Protagonistin und ihrer besten Freundin zu machen, doch kaum dass klar ist, dass Adeline eine wirklich sympathische Hauptfigur ist, geht’s dann auch schon los mit der Action. Und so gefiel mir der Sprung ins Geschehen unheimlich gut. Das Magiesystem bzw. der Grundgedanke ist geschickt in wenigen Worten erklärt und es bedarf kaum noch weiteren Infos, die das Tempo hätten bremsen müssen. Alles ist sehr verständlich und nachvollziehbar und deshalb lag meine komplette Konzentration auf Adeline und das, was sie erlebt. Ein fulminanter Einstieg also, der unheimlich Lust auf mehr macht und einfach direkt einen hohen Spaßfaktor bietet.
Leider kann die Geschwindigkeit aber nicht halten. Schon nach dem ersten Drittel flacht die Spannung ab und es wird „gemütlicher“. In der Phase nimmt sich Juliane Maibach dann die Zeit, um uns die Familienverhältnisse, die Beziehungen unter den Familienmitgliedern und den Dorfbewohnern näher zu bringen und einfach ein wenig Ordnung reinzubringen. Und auch das sprach für das Buch. Vieles wurde nochmal klarer, und so manch Fragezeichen löste sich dadurch in Luft auf. Gleichzeitig wurden dadurch auch wieder neue offene Fragen aufgeworfen, die wiederum den Spannungsbogen am Leben hielten. Ich muss trotzdem sagen, dass mir im Mittelteil einfach eine Spur zu wenig los war. Wie werden viel mit Adeline’s Gefühlschaos, ihrer Ungeschicklichkeit und ihrem inneren Zwiespalt konfrontiert und obwohl einige Szenen durchaus rasant und mitreißend waren, fehlte mir der letzte Funke, der das Feuerwerk hätte entzünden können. Grundsätzlich hatte ich gewisse Probleme damit, dieses Werk einzuordnen. Einerseits dreht sich hier alles um Hexen; also um magische Wesen – aber die Magie schaffte es trotzdem nicht, in den Vordergrund zu treten. Es sind eher ungewöhnliche Aspekte, die den Hexen hier zugesprochen werden und dadurch fühlte es sich auch nicht wie die klassische Hexenstory an. Eher wie eine Liebesgeschichte, mit gewissen Fantasy-Einschlägen. Natürlich beruht die gesamte Idee auf einen magischen Konzept, mit den Sünden, dem Schutzschild, der über der Hexensiedlung liegt, und den anderen Elementen, aber mir fehlte die Wirkung, die solcherlei Geschichten sonst bei mir haben. So war’s mir in der Hinsicht dann einfach zu wenig. Wobei man ja auch bedenken muss, dass dies hier lediglich der Auftakt ist.
Die Liebesgeschichte ist im Grunde eher nebensächlich. Oder viel mehr ein einseitiges Anschmachten. Wo Adeline quasi rosa Herzchenaugen hat, ist bei Elijah mehr kühle Distanz zu spüren und obwohl es eine gewisse Annäherung gibt, sprang auch hier der Funke wieder nicht so recht über. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich schlicht zu alt bin mit meinen 30 Jahren, um mich in diese Schwärmerei reinversetzen zu können. Ich spürte kein Knistern, kein Prickeln, und das ist für eine Romantasy-Geschichte essentiell. Gerade auch, weil die Fantasy eher untergeordnet behandelt wird, wäre es mir wichtig gewesen, dass mich zumindest Adeline und Elijah catchen – aber dem war nicht so. Es geschieht einfach zu wenig. Zum Ende wartete ich dann sehnsüchtig auf das, was sich schon das ganze Buch über ankündigte: der vorläufige Showdown dieses ersten Bandes. Und ich las, und las, und las – aber so richtig zuspitzen wollte sich die Lage nicht. Erst auf den allerletzten Seiten setzte plötzlich eine Steigerung des Tempos ein, die sich allerdings dann auch wirklich gewaschen hatte. Inklusive unvorhersehbarer Wendung, die mich mindestens so schockierte, wie begeisterte. Leider endet alles dann an einer undenkbaren Stelle, sodass wir sozusagen mitten im Gefecht einen Cut haben, der den Leser mehr oder weniger zwingt, weiterzulesen. Und tja. Bei mir erfüllte das voll und ganz seinen Zweck! Ich muss um jeden Preis, erfahren wie es weitergeht.
Die Charaktere. Ein schwieriges Thema, weil ich zahlreiche Dinge im Kopf habe, die ich loswerden muss; die sich aber grundlegend wiedersprechen. Fangen wir erstmal damit an, dass das Buch ab 12 Jahren empfohlen ist. Dementsprechend bin ich davon ausgegangen, dass die Figuren ebenfalls in dem Alter sein würden. Und weil das nicht aufgeklärt wurde, hatte ich überhaupt keine Probleme damit, dass Adeline sehr jung wirkt, sehr naiv und sich auch wirklich wie eine 12-Jährige benimmt. Ihre Ungeschicklichkeit empfand ich als sehr süß, und auch die Tatsache, dass sie in der Schule nicht wirklich mit den anderen mithalten konnte, zauberte mir immer wieder ein amüsiertes Schmunzeln ins Gesicht. Sie war einfach niedlich. Ständig wird sie von ihrer Familie gerügt, ständig trat sie von einem Fettnäpfchen ins andere und noch öfters reagierte sie auf Anweisungen trotzig. Aber auch das alles fand ich als altersentsprechend. Dass die kleine Adeline dann eine Schwäche für den undurchsichtigen Besucher der Stadt Elijah hegte, rundete meinen Eindruck von ihr schlussendlich ab. Passte ja schließlich. Doch als der Groschen fiel und erwähnt wird, dass sie bereits 18 Jahren alt, und damit volljährig war, da geriet mein ganzes Bild über sie schwer ins Wanken. Was sollte ich davon halten? Keine 18-jährige Schülerin trifft so unbedachte Entscheidungen. Keine 18-jährige würde sich so starrköpfig über sämtliche Regeln hinwegsetzen, nur um den eigenen Willen durchzusetzen. Keine erwachsene Frau ist so blauäugig. Was also tun? Ich bin ehrlich: für mich blieb sie die 12-jährige; denn das war leichter, als mich dann nach rund 250 Seiten nochmal umzuorientieren und mir ein neues Bild von ihr zu machen. Ich akzeptierte es einfach. Und so änderte sich auch nichts an meiner Sympthie ihr gegenüber. Ich erlebte die Geschichte gern mit ihr, auch wenn sie manchmal wirklich anstrengend war mit ihrem fehlgeleiteten Starrsinn. Ich fieberte mit ihr mit, hatte beinah Muttergefühle, und auch das Mitfühlen blieb mir dadurch erhalten.
Elijah erschien mir dagegen deutlich reifer. Ihm schätzte ich von Anfang an als volljährig ein und damit war er für mich der Part, der die Führung übernahm; auch wenn die Story eigentlich aus Adeline’s Sicht erzählt wird. Elijah war alles, was ein guter Hauptcharakter sein muss: attraktiv, undurchsichtig, geheimnisvoll – gleichzeitig besorgt, verantwortungsbewusst und sympathisch. Mir ihm hatte ich also deutlich weniger Probleme, und so freute ich mich immer wieder aufs Neue, wenn die Handlung auf ihn zu sprechen kam. Elijah ist als Gesandter einer anderen Hexensiedlung wirklich gut getroffen; gerade weil seine Absichten und Beweggründe nicht von vorn herein klar definiert sind. Meint er es tatsächlich so gut, wie er es gegenüber Adeline und ihrer Familie behauptet? Oder steckt was anderes hinter seinem Besuch als nur die Überwachung der Festlichkeiten? Elijah ist voller Lebendigkeit, recht amüsant mit seiner spitzen Zunge und immerzu für ein Schmunzeln gut. Auch die gewisse Arroganz, die er an den Tag legt, minderte meine Sympathie ihm gegenüber nicht, einfach weil es zu ihm als Person passte. Irgendwie hatte ich bei ihm ständig ein Bild eines Türstehers vor Augen; weil er doch in gewisser Weise als Aufpasser für Adeline fungiert – aber um bei der Ehrlichkeit zu bleiben: ein sehr hotter Türsteher.
Ansonsten gibt’s natürlich noch zahlreiche andere Persönlichkeiten, die eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen; und so manch einer brachte mich an den Rand der Verzweiflung – was aber wiederum ganz bewusst so gewollt ist. So hab ich binnen kürzester Zeit einen riesigen Hals gegenüber Adeline’s Tante entwickelt; oder gegen ihre Schwester, die mir mit ihrer Perfektion einfach zuwider war. Dafür liebte ich Lexie wieder umso mehr – und auch andere vermittelten mir direkt das Gefühl, ihnen vertrauen zu können. Aber ob ich mich da nicht auf den Holzweg befand?
Und was ich auch liebte, war die Art, wie uns Juliane Maibach die Geschichte vermittelte. Ganz unaufgeregt und mit verständlicher Sprache erzählt sie von Adeline und ihren Problemen und schafft damit die perfekte Grundlage für die Handlung. Sie zieht uns regelrecht hinein ins Geschehen und lässt sowohl Figuren wie auch Kulisse regelrecht lebendig werden. Bildhaft und doch nicht zu detaillverliebt; greifbar aber doch mit einem Hauch Distanz. Ich empfand den Stil als absolut passend für die Zielgruppe, und doch konnte er auch mich alten Hasen wirklich an die Seiten fesseln. Man rauscht nur so durch dieses Buch, kann sich problemlos in die einzelnen Szenen hineindenken und erfährt auch die Emotionen intensiv am eigenen Leib. Und auch wenn Adeline als Einzelperspektive manchmal etwas anstrengend ist und sich manch Gedankengang wiederholt, empfand ich es doch als passend, dass die Story allein nur aus ihrer Sicht erzählt wurde. Das behält die Spannung entsprechend bei und sorgt ebenfalls nochmal für ein gutes Maß an Undurchsichtigkeit.
Auch wenn ich jetzt doch einiges kritisieren musste, so hat mir „Whisper of Sins 01: Kristallblut“ von Juliane Maibach im Gesamten doch einige sehr schöne Lesestunden beschert. Es ist eine lockerleichte Romantasy-Geschichte, die die Zielgruppe bestimmt von den Füßen fegt und auch so manch alten Hasen gut unterhält. Für mich war’s stellenweise einfach zu ruhig und auch die Hexen-Aspekte waren für mich nicht herrausragend – aber doch gut umgesetzt. Nur war da eben noch Luft nach oben. Vielleicht ein wenig mehr Magie; mehr Fantasy. Und auch bei der Protagonistin Adeline gab’s hier und da ein paar Schwierigkeiten – besonders in Bezug auf ihr Verhalten; denn als 18-Jährige ging sie mit ihrem trotzigen Verhalten und ihrer Naivität und allgemein ihrem unreifen Auftreten nicht durch. Trotzdem bin ich, wohl auch wegen des rasanten Schlussparts und dem Cliffhanger wahnsinnig gespannt, auf die Fortsetzung und hoffe, dass die mich (noch) mehr begeistern kann.
» » » Juliane Maibach « « «
Juliane Maibach wurde 1983 geboren und lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in der Nähe von Freiburg im Schwarzwald. Sie schreibt seit ihrer Kindheit,- zunächst Kurzgeschichten und Gedichte; später dann auch erste längere Geschichten und ganze Bücher, in denen sie ihre eigenen fantasievollen Welten erschaffen konnte. Inzwischen schreibt sie vor allem im Romantic-Fantasy Genre. Nach einem Germanistik Studium arbeitete sie als Verwaltungsfachangestellte. Mittlerweile konnte sie sich jedoch ihren großen Traum erfüllen und ist ausschließlich als Autorin tätig. Mit ihren vier Roman-Reihen Necare, Midnight Eyes, Seelenlos und Feiy konnte sie eine Vielzahl an Lesern begeistern und in ihren Bann ziehen. 2013 gewann sie mit dem ersten Band von Necare den Shortlist-Preis des Autoren@Leipzig Award der Leipziger Buchmesse.
(c) by Juliane Maibach
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne bei Juliane Maibach bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.