||» Rezension «|| Wie die Stille vor dem Fall – erstes Buch [von Brittainy C. Cherry]

Was macht dein Herz?
Es schlägt noch

Bevor ich mich auf die Wette einließ, dass ich jedes Mädchen – selbst Shay Gable – dazu bringen würde, sich in mich zu verlieben, war ich mir sicher, dass ich nichts von den Dingen, die Shay mir geben könnte, jemals wollte. Doch schon bald konnte ich an nichts anderes mehr denken: Glück. Das Gefühl, zu Hause zu sein. Einen sicheren Ort zu haben, um mich fallen zu lassen. Hoffnung. Liebe. Ihre Seele. Und ihr Licht. Doch was konnte ich ihr im Gegenzug geben? Meine Narben. Meine Angst. Meine Schwere. Meinen Schmerz. Meine Dunkelheit. Das war nicht fair. Und deshalb stieß ich Shay von mir. Ich sorgte dafür, dass sie niemals zu mir zurückkehren würde – bevor ich ihr sagen konnte, dass ich sie ebenfalls liebe.

(c) by Lyx Verlag

[Vorwort: Obwohl es sich hierbei um einen zweiten Band handelt, gibt es keinerlei Spoiler zum Auftakt. Zum einen geht es um ein anderes Paar, zum anderen spielt die Geschichte zeitlich weit vor der, die uns Brittainy C. Cherry in „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ erzählt. Ihr könnt dieses Buch also komplett unabhängig vom ersten Teil lesen. Und auch diese Rezension.]
Wer mich kennt, oder zumindest schon länger verfolgt, wird wissen, dass „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ mein unangefochtenes Highlight im New Adult Genre ist. Die Geschichte hat mich damals restlos umgehauen, mich tief bewegt, unzählige Male zum Weinen gebracht und mir im selben Zuge immer wieder Hoffnung geschenkt. Ich bin ehrlich, ich hatte große Angst vor „Wie wie Stille vor dem Fall“, weil ich nicht glaubte, dass Landon und Shay auch nur annähernd an Eleanor und Greyson heranreichen würden. Und genau deshalb lag dieses Buch über einem Jahr auf meinem Sub, obwohl ich sonst immer sehr zügig nach den Büchern der Autorin greife. Heute möchte ich euch gerne erzählen, wie es um meine Meinung zu dieser Fortsetzung bestellt ist. Hat mich die Story genau so für sich eingenommen, wie Band 1? Oder hängt sie wie befürchtet doch dahinter zurück? Das und noch vieles mehr berichte ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran.

In diesem Buch treffen wir auf zwei bekannte Gesichter, denn sowohl Landon als auch Shay kennen wir bereits aus „Wie die Ruhe vor dem Sturm“. Und obwohl sie damals nur Randfiguren waren, so konnte man sich doch schon ein recht eingehendes Bild von ihnen machen. Hier begegnen wir den beiden erneut, allerdings mehr oder weniger in der Vergangenheit. Denn das erste Buch von „Wie die Stille vor dem Fall“ spielt im Jahre 2003, als Landon und Shay noch Teenager waren. Und allein diesen Aspekt fand ich bereits mehr als spannend. Wir kennen die beiden schon; wissen, zu was für Erwachsenen sie herangereift sind und dürften sie nun auf dem Weg dorthin begleiten. Wir erleben, was sie zu dem gemacht hat, was sie heute sind; und das ist nicht nur hochgradig interessant, sondern auch sehr emotional.
Landon zeigt sich zu Beginn nicht von seiner besten Seite und lässt den Bad Boy ordentlich raushängen. Er ist ein Player, verbringt keine zweite Nacht mit dem selben Mädchen und vertreibt sich seine Zeit am liebsten mit Drogen und Alkohol, und mit seinen Freunden, die keinen Deut besser sind. Doch schnell wird klar, dass sich hinter der Fassade viel mehr verbirgt als ein leichtsinniger, verantwortungsloser Jugendlicher. Landon hat es von Grund auf nicht leicht, musste in seinen jungen Jahren bereits einiges verkraften und flüchtet sich regelrecht in den Rausch des Vergessens. Nichts, aber auch gar nichts deutet zunächst darauf hin, wie verletzlich und gebrochen dieser heranreifende Mann tatsächlich ist. Aber Brittainy C. Cherry gewährt uns immer tiefere Einblicke in Landon’s Seele und es wird deutlich, das sein Auftreten mehr Schein als Sein ist. Ich habe diesen Kerl so unsagbar ins Herz geschlossen, habe mich sogar in gewisser Weise mit ihm identifizieren können. Seine Emotionen wurden von der Autorin so authentisch an den Leser übertragen, dass sein Schmerz gleichzeitig auch der meine war. Mein Herz blutete regelmäßig, und all meine Zuneigung verdoppelte sich mit jedem Mal aufs neue. Wie kann man anders, als ihn gern zu haben? Landon ist kein schlechter Mensch, er braucht nur Zeit, um sich zu öffnen; und wenn es denn mal kurzzeitig passiert, schimmert sein riesengroßes Herz ganz bemerkenswert durch. Gerade im Umgang mit seinen Freunden fand ich ihn als Charakter besonders authentisch, weil eine Mischung aus unnahbarem, unverletzlichen Teenager und treuem, ehrlichen und loyalen Freund geschaffen wurde, die ich ihm zu 1000% abnahm. Ich gebe zu, dass auch ich mich vielleicht ein wenig in den Jungen verliebt habe – zumindest hat er mir gleich mehrmals innerhalb der Handlung das Herz gestohlen und ich hoffe, er bewahrt es, bis zu unserem nächsten Wiedersehen gut auf.
Shay ist das exakte Gegenteil von Landon. Sie verteidigt ihren Ruf als Mauerblümchen und allseits beliebter High School Queen ganz hervorragend und ist jedem und allem gegenüber freundlich, zuvorkommend und höflich. Nur Landon, den kann sie nicht ausstehen. Aber kennt ihr den Spruch „was sich neckt, das liebt sich“? Das ging mir hier immer wieder durch den Kopf. Shay ist eine wirklich tolle Protagonistin, die so viele Facetten aufzuweisen hat. Vom Schul-Liebling bishin zur kleinen Rebellin bestreitet sie ihren Lebensweg und versucht trotzdem immer, das richtige zu tun. Doch auch bei ihr ist längst nicht alles Gold was glänzt; denn auch bei läuft nicht immer alles glatt. Ihr Background ist wahnsinnig schön ausgearbeitet und ihr Umgang mit den Problemen weist eine ganze Menge Glaubwürdigkeit auf. Das alles, sowohl ihre Familienverhältnisse als auch ihr Auftreten ist extrem bodenständig, aber dennoch mehr als interessant. Shay muss man einfach lieb gewinnen, weil sie einerseits irgendwie unerfahren wirkt, aber trotzdem oft sehr weise Worte an ihr Gegenüber – und an uns – richtig.
Ansonsten treffen wir natürlich auf noch zahlreiche andere Persönlichkeiten, mal mehr, mal weniger gut ankommen. Jeder, wirklich jeder hier hat eine gewisse Rolle in dem ganzen Stück und keiner erschien mir überflüssig. Es hat selbst den unwichtigsten Hausmeister gebraucht, damit die Geschichte ihre volle Wirkung entfalten konnte. Besonders spannend war dabei, Greyson und Eleanor zu sehen, die ja etliche Jahre später ein Paar werden, wie wir aus Band 1 der Reihe wissen. Das hat beiden nochmal eine ganz neue Ebene an Tiefe verliehen und ließ mich fast wehmütig an deren Lovestory denken, die ich ja so unbeschreiblich geliebt habe. Also – in gewisser Weise hängen die Bücher natürlich miteinander zusammen, doch spoilern tut man sich dennoch nicht.

Die Geschichte startet an einem gut gewählten Punkt, nämlich in der Cafeteria der Schule. Sofort entstand eine unheimlich dichte Atmosphäre, die dank Logan’s Gedankenwirrwarr direkt auch einiges an Tiefe zu bieten hatte. Binnen weniger Sekunden war ich restlos in der Handlung versunken und sah mich selbst, mit diesem Tablett in der Hand, an der Essensausgabe stehen. Doch lange lässt auch die Spannung nicht auf sich warten. Genau wie man es von ihren Büchern kennt, setzt Brittainy C. Cherry hier nicht auf Turbulenz und Action, sondern auf wirklich tiefgreifende Emotionen, die einen aber mindestens genau so sehr mitreißen können, wie eine rasante Verfolgungsjagd, zum Beispiel.  Sofort baut sich dieses Brodeln auf, sofort beginnt das Herz schneller zu schlagen, weil bereits alles darauf hindeutet, dass man während der nächsten Stunden, in denen man das Buch liest, mehrfach zerstört wird. Landon und Shay sind großartig zusammen. Einerseits lebt ihre Geschichte von schlagfertigen, hitzigen Diskussionen und Streitereien, aber man merkt eben auch, dass da mehr ist. Und dieses „mehr“ zu entdecken, ist eine absolute Wucht. Nicht nur, dass der Ausgangspunkt, nämlich die Wette, die der Klappentext schon verrät, eine Menge Zündstoff verspricht – er ist auch die perfekte Möglichkeit, dass sich die beiden näher kennenlernen, ohne es so richtig zu wollen.
Dabei hat das Buch an gleich mehreren Stellen die typischen High School Vibes. Partyexzesse, Drogen, Flaschendrehen… man hätte den Alltag von Teenagern nicht besser einfangen können. Ich verlor mich sowohl in den alltäglichen Szenen, als auch in der Tiefe der Geschichte. So bitter, so schmerzhaft, so unkontrollierbar, aber immerhin durchzogen mit Hoffnung.Egal wie bedrückt die Stimmung in der Handlung auch manchmal sein mag, die Autorin lässt immer gleich auch wieder ein Licht am Ende des Tunnels aufflacken, um den Leser mit ihren Worten nicht zu erdrücken. Das ist genau das, was auch diese Geschichte, zu etwas Besonderem macht. Hier geht es um eine alberne Wette, um Konkurrenzkampf und um die völlig normalen Probleme von Jugendlichen: unerwiderte Liebe, Streit mit Freunden, schlechte Noten. Aber es geht auch um Mental Health. Darum, dass kein Leben sinnlos ist. Darum, dass es immer Auswege gibt. Es geht um Liebe, um Selbstfindung, um Akzeptanz und um Loslassen. Es ist manchmal schwer zu ertragen, wie sehr die Figuren (und damit auch der Leser) leiden, aber es ist auch motivierend und lebendig und voller Chancen.
Das Ende war dann für mich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, weil es ein Ende ist, das man so nicht allzu oft in New Adult Romanen hat. Es ist in gewisser Weise ein Happy End, aber es bricht einem auch das Herz. Ich hab eine ganze Menge Bewunderung für die Autorin übrig, dafür, dass sie diesen Weg gewählt hat. Dass sie Landon und Shay noch einmal eine ganz große Bühne, indem sie ihnen ein zweites Buch gewidmet hat. Aber obwohl es diesen zweiten Band gibt, gibt es in diesem ersten Band doch keinen richtigen Cliffhanger. Der, mit Emotionen und Messages, gefüllte Schlusspart beantwortet alle offenen Fragen und rundet dieses Werk perfekt ab – lässt aber eben auch noch Spielraum für den Folgeband – und das war schlicht perfekt.

Nach all den lobenden Worten, ist jedes weitere wohl unnötig, denn hätte der Schreibstil nicht gepasst, hätte das Buch nicht mal einen Bruchteil von der Wirkung erzielt. Brittainy C. Cherry ist meine Queen am New Adult Himmel, und mit dieser Geschichte beweist sie mal wieder, warum das so ist. Sie schreibt so einnehmend, atmosphärisch und glaubhaft, aber trotzdem locker und flüssig. Man rauscht nur so durch die Seiten, kann sich der Stimmung aber zu keiner Sekunde entziehen. Irgendwo hat die Art, wie sie uns die Story erzählt, etwas poetisches, ohne dass es zu abgehoben wäre. Sie verleiht dabei längst nicht nur den Figuren Lebendigkeit, sondern auch den Settings. Jeder Moment, den Landon und Shay erleben, erlebte ich mit ihnen, weil ich komplett in to it war und jedes Gefühl bereitete mir mindestens genau so viel Kummer; oder Freude; wie den beiden. Ich kann es nur immer wieder sagen: mit jedem Buch, das BCC liefert, wird meine Bewunderung noch größer und obwohl sie schon damals, als ich sie in „Wie die Luft zum Atmen“ kennengelernt habe, geglänzt hat, scheint sie sich immer weiter und weiter zu entwickeln und mit jeder neuen Geschichte noch eins obendrauf zu setzen.

„Wie die Stille vor dem Fall: erstes Buch“ von Brittainy C. Cherry beinhaltet eine in sich abgeschlossene Geschichte, die jedoch noch einiges an Potential für Band 2 bietet. Genau wie man es von der Autorin kennt, trifft man hier auf Gefühle, die einem regelrecht das Herz aus der Brust reißen, aber aber mindestens genau so oft wieder mit Pflastern versorgen. Bei Landon und Shay wird offenbart, welche schauspielerischen Höchsleistungen manch Jugendliche erbringen, nur um ihr Herz zu schützen oder nicht durchblicken zu lassen, dass bei ihnen längst nicht alles perfekt ist. Mental Health ist hier ein wichtiges Stichwort und dieser Aspekt wurde von der Autorin perfekt eingefangen und wiedergegeben. Ich habe die Storyline geliebt, die Umsetzung, die Achterbahnfahrt der Gefühle, den Schmerz, aber auch die Hoffnung. Ein Meisterwerk, das es sich zu lesen lohnt. Für mich nicht so stark wie „Wie die Ruhe vor dem Sturm“, aber trotzdem ein glasklares Highlight von Brittainy C. Cherry. Wie eigentlich all ihre Werke. Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit den Figuren.

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Brittainy C. Cherrys erste große Liebe war die Literatur. Sie hat einen Abschluss der Carroll Universität in Schauspiel und Creative Writing und schreibt hauptberuflich Theaterstücke und Romane. Sie lebt mit ihrer Familie in Milwaukee, Wisconsin.

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.