Titel: Das Licht der letzten Tage
Autor: Emily St. John Mandel
Verlag: Piper-Verlag
Reihe/Serie: Einzelband
Genre: Roman (postapokalyptisch)
Seitenanzahl:416
ISBN: 978-3492060226
Erscheinungsdatum: 14.September.2015
Format: broschiert
Empfohlen: für Erwachsene
Unverbindliche Preisempfehlung: 14.99€
Besonderheiten: keine bekannt
Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein
Wimpernschlag, und sie ging unter. Doch selbst jetzt, während das Licht
der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf.
Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie vermissen
all das, was einst so wundervoll und selbstverständlich war, und sie
weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll.
Auf ihrem Weg werden sie von Hoffnung geleitet – und Zuversicht. Denn
selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer.
Seitdem die liebe Jenny, von dem Kanal MadameTschenni das Buch in die Kamera gehalten hat, war ich Feuer und Flamme dafür. Allein schon das Vorwort von George R.R. Martin hat mich so wahnsinnig neugierig gemacht, dass ich mich direkt draufstürzen musste. Wie meine Meinung ausfällt, erfahrt ihr jetzt in aller Ausführlichkeit und in voller Länge:
Der Einstieg war recht einfach gehalten. Der Umstieg von den Jugendbücher zu einem Erwachsenen-Roman war für mich persönlich zwar ein wenig holprig, jedoch trägt das Buch da eindeutig keine Schuld. Alles beginnt mit einer Theateraufführung, bei der plötzlich die Hauptfigur aus ominösen Gründen zusammen bringt und stirbt. Es war wirklich spannend und ich war total geplättet, dass schon der Anfang des Buches so rasant gestaltet wurde und dass so viel Action verhanden ist.
Doch hier beginnt auch schon meine Kritik: ich als Leser hatte permanent das Gefühl, man hält die Figuren bewusst oberflächlich und verlieh keinem einzigen richtigen Tiefgang. Trotz dessen, dass jeder eine Geschichte zu erzählen hatte, waren alle unnahbar. Auch die Anzahl an Hauptfiguren missfiel mir deutlich. Am Anfang konnte ich mit einem von ihnen, nämlich Jeevan noch irgendwie Freundschaft schließen, auch wenn er keineswegs meinen Lieblingscharakter verkörperte. Doch als der Handlungsstrang wechselt und somit auch der Protagonist, verlor ich jeglichen Bezug zu Jeevan. Kristen, die junge Frau, die im Anfangsteil schon kurz angesprochen wurde, war mir unter allen noch die liebste. Bei ihr konnte ich wenigstens ein bisschen mitfiebern und mitleiden. Doch auch sie verlor sich irgendwann und der Rest, wie beispielsweise Miranda und Clark, gefielen mir einfach überhaupt nicht. Das lag nicht zwingend an der Darstellung der Personen, sondern eher an ihrer Art. Mir fiel es einfach unglaublich schwer, mich wirklich in die Geschichte fallen zu lassen, wenn die Figuren so distanziert und blass bleiben und eine so große Anzahl an gleichwertigen Protagonisten vorkommt und man manche einfach nicht wirklich leiden kann.
Der Stil hingegen war wieder sehr gut. Das Buch hat sich ziemlich leicht lesen lassen, wenngleich manche Sätze wirklich unglaublich lang und verschachtelt waren. Auch die winzige Schrift und die großen Seiten waren ein wenig hinderlich; aber hat man sich mal dran gewöhnt, kommt man auch unter diesen Umständen schnell voran. Die Autorin hat eine super passende Sprache gewählt und die Apokalypse schien während des Lesens näher denn je; auch im echten Leben. Der Stil war atmosphärisch und sehr detailreich, sodass ich mir wenigstens die Umgebung stets vor Augen führen konnte, wenn es mit den Personen schon nicht geklappt hat.
Die Idee empfand ich als großartig! Ich hab mich so auf diese neuartige Dystopie, auf diese postapokalyptische Geschichte gefreut, einfach weil ich so viele dieser Art schon gelesen habe und alle Meinungen die auf dem Buch gedruckt waren, etwas vollkommen Neues versprachen. Eine Endzeit-Geschichte für Erwachsene – na das kann ja nur gut werden. Man erfuhr ja im Vorfeld recht wenig über die Story selbst, denn der Klappentext verrät nicht sehr viel – umso größer meine Erwartungen.
An der Umsetzung scheiterte das Buch dann aber gänzlich. Am Anfang, so etwa auf den ersten 40-50 Seiten, war das Ganze noch extrem spannend und richtig mitreißend. Ich hatte sogar ein paar Mal die Luft angehalten, ohne es zu merken. Und dann PUFF, Zeitenwechsel, Protagonistenwechsel, Kulissenwechsel. Gut. Da dachte ich mir noch nichts dabei, doch die Spannung war damit komplett hin. Als sich dann endlich wieder ein wenig Spannung aufbaute und sich im Laufe der Seiten (sehr) langsam steigerte, PUFF, Kulissenwechsel, Protagonistenwechsel. Ich hatte durch die Bank weg das Gefühl, die Spannung ist ein Ball, der ganz oben am Hügel liegt und ganz behutsam angestoßen wird. Er rollt den Berg hinab, wird immer schneller (das Buch wird für seine Verhältnisse spannender) und dann ist da am Fuß des Hügels eine Betonmauer und der Ball prallt mit riesiger Wucht dagegen. Das passierte quasi permanent & kaum dass man sich irgendwie mal in die Situation hineinversetzen konnte und anfing, den Protagonisten doch irgendwie, notgedrungen, gern zu haben, kam ein Wechsel. Selbst die Auflösung verstand ich nicht. Naja. Ich konnte sie ja auch nicht verstehen, weil es keine gab. Das Buch endet, ohne dass auch nur eine einzige Frage beantwortet wurde – was ist mit Jeevan, wie kommt er jetzt plötzlich dorthin. Was ist dann passiert als sie den Flughafen erreichten? Das alles wurde mit keiner Silbe erwähnt und ich weiß nicht, warum man die ersten 40 Seiten auf den letzten 40 Seiten aus einer anderen Sicht wiederholen musste? War doch eh alles klar und hat dem Buch den letzten Hauch Interessanz ausgetrieben. Es gab kein Finale, es gab keinen Höhepunkt, es gab einfach nichts, was ich an einem guten Buch schätze. Ständig diese seichte Geplätscher mit den unnötig langen Beschreibungen und den Zeitwechsel, die so chaotisch und wirr waren, dass ich manchmal echt nur über alles hinweg gelesen habe, um es gelesen zu haben.
Das wohl längste Fazit in der Geschichte von Patchi’s Books: Dieses Buch war einer der größten Reinfälle überhaupt. Unpassende Szenenwechsel, oberflächliche und blasse Protagonisten, chaotische Zeitenwechsel und fehlende Spannung machten das Buch zunichte. Ich hatte mir so viel versprochen, doch bis auf den grandiosen Anfang war es eine Katastrophe. Ich habe nichts von dem Buch mitgenommen; keine Erkenntnis, keine Freude, keine Erinnerungen. Außer vielleicht Wut – Wut das Buch überhaupt gelesen zu haben; und dabei tut es mir auch noch endlos leid, weil der Ansatz und die Grundidee um soooo vieles besser waren, als die Umsetzung. Ich hätte es so gerne gemocht, positiver rezensiert, aber es wäre gelogen gewesen. Schade drum. Wer sich jedoch einen Roman wünscht, der 350 Seiten lang einfach so dahin plätschert, ohne nennenswerte Spannungskurve, sondern einfach nur eine postakokalyptische Geschichte, die erzählt, wie es mal sein könnte, wie langweilig das Leben der Überlebenden ist, dem wird dieses Werk gefallen. Mir fehlte einfach radikal alles, und vor allem aber ein schlüssiges Ende. Es war, als hätte die Autorin einfach keine Lust mehr gehabt und hat das Buch unvollständig an den Verlag geschickt.
Ich vergebe 2 von 5 Sternen, muss dabei aber auch 2 von 2 Augen zudrücken, um auf diese Wertung zu kommen. Der einzige Lichtblick war die Idee und der noch sehr interessante und rasante Start. Danach wurde es einfach langweilig
Emily St. John Mandel
Emily St. John Mandel, geb. 1979, wuchs an der Westküste von British
Columbia in Kanada auf. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der
»School of Toronto Dance Theatre« und lebte danach kurze Zeit in
Montreal, bevor sie nach New York umzog und anfing, für das literarische
Online-Magazin »The Millions« zu schreiben. Sie lebt dort mit ihrem
Ehemann. »Das Licht der letzten Tage« war auf der Shortlist des National
Book Award, eines der renommiertesten Literaturpreise der USA, und
stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim
Piper-Verlag liegen und mich an dieser Stelle herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen.
Diese
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten. Ich hatte mir so auf das Buch gefreut, wurde dann aber bitter enttäuscht und fand keine Freude daran, es zu lesen.
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