||» essential «|| Als Blogger kritischer sein?
Ach bevor ich es vergesse: gern dürft ihr auch Vorschläge zu weiteren Themen äußern. Ich freue mich immer, wenn ich eure Ideen einbringen kann.
Heute möchte ich gern über ein Thema mit euch sprechen, über das ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht habe, bis ich vom lieben Timo von » rainbookworld « inspiriert wurde. Ich bin gespannt, was ihr darüber denkt.
Timo hat in den vergangenen Tagen ein wenig über Do und Don’t von Bloggern/Instagramern und Co. gesprochen, was ich zugegebenermaßen echt interessant fand. Man macht sich ja doch manchmal unbewusst so seine Gedanken, aber mich mal hinzusetzen und nachzudenken; das hab ich noch nie. Was dürfen wir Blogger? Was dürfen wir nicht? Was müssen wir? Was können wir? Ich möchte heute speziell auf die Frage „müssen wir Blogger kritischer lesen/sein als normale Leser?“ eingehen, weil das sonst jeglichen Rahmen sprengen würde. Falls ihr aber noch mehr darüber lesen wollt, dürft ihr gern Bescheid sagen. 😉
Ich hab das Thema jetzt einige Tage sacken lassen, auch um ein wenig Abstand dazu zu bekommen, aber nun wird es Zeit, dass ich meine Gedanken mit euch teile. Ich habe lange hin und her überlegt, was ich denke – hab mir allerlei Fragen gestellt und hab sogar mit meinem Umfeld über besagte Frage gesprochen. Ich wollte einfach mehrere Meinungen haben, obwohl das im Endeffekt wohl nichts an meiner eigenen geändert hätte. Trotzdem tat es gut, auch mal andere Sichten zu hören und letztlich bin ich, ehrlicherweise, zu keinem richtigen Entschluss gekommen, ob ich auf die Frage mit ja oder nein antworten würde.
Ich schwanke ehrlich gesagt sehr. Ich denke einerseits schon, dass wir Blogger anders, vielleicht intensiver und aufmerksamer lesen als jemand, der nur aus Spaß an der Freude liest. Nicht zuletzt, weil wir ausführliche Rezensionen zu Büchern liefern und deshalb schon von vorn herein anders an eine Geschichte heran gehen. Vielleicht fällt mir und anderen Bloggern tatsächlich mal was auf, was anderen entgangen wäre – aber! Ich denke andererseits aber, dass wir uns nicht zu sehr vom „normalen Leser“ abheben sollten, immerhin wollen wir mit unseren Meinungen, Empfehlungen und „Warnungen“ die breite Masse erreichen, und keinen Preis gewinnen. Wir wollen Bücher, die wir gut fanden, der ganzen Welt ans Herz legen; jung und alt, groß und klein, Vielleser und Genießer; Mann und Frau – einfach allen! Wir wollen aber auch offen und ehrlich zugeben, wenn uns was nicht gefallen hat. Natürlich sind Meinungen immer unterschiedlich und die Geschmäcker ganz individuell; aber letztlich setzen Verlage doch auf uns Blogger, weil wir Reichweite haben und weil vielleicht der ein odere andere ein Buch aufgrund unserer Empfehlung hin kauft. Und wieso kaufen wir Bücher aufgrund Empfehlungen von Bloggern und Bookstagramern? Weil wir uns mit ihnen identifizieren können; weil sie einfach ihre eigene Meinung teilen und weil sie authentisch berichten, was ihnen gefällt, und was nicht. Wenn ein Literaturkritiker ein Buch liest; ist es sein Job jede noch so winzige Schwäche aufzuspüren und zu erwähnen. Ein Buchblogger erzählt aus seiner eigenen Meinung heraus. Natürlich kann mein eigenes Empfinden wieder komplett abweichen, aber das ist nun mal das Risiko. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und das ist auch gut so 🙂
Ich möchte trotz meinem „Status“ als Buchblogger und Bookstagramer immer noch Leser bleiben. Ich will ein Buch genießen (wenn’s denn machbar ist und das Buch dementsprechend zum genießen einlädt), ich will nicht mit einem Notizheft bewaffnet da sitzen und jedes Mängelchen betiteln und nachher in meiner Rezension erwähnen. Als Beispiel würde ich gern mal die Rubrik „Schreibstil“ hernehmen: Es gibt jede Menge Schreibstile, die sich echt null voneinander unterscheiden und teilweise mehr als einfach ausfallen. Das kann mir durchaus aufallen, aber es muss nicht zwingend schlecht sein. Wenn sich der Stil gut lesen lässt, verständlich und trotzdem atmosphärisch ist, kann die Art des Erzählens noch so simple sein; ich werde es nicht kritisieren. Ich will ein Buch lesen, mir eine Meinung bilden und sie mit euch teilen. Ob die nun positiv oder negativ ausfällt, ist dabei völlig gleich – ich will nur ehrlich sein. In jeder meiner Rezensionen wird erwähnt, dass sie meinem ganz persönlichen Empfinden entspricht, und so ist es auch. Ich bin Buchblogger, Bookstagramer UND Leser ganz allgemein.
Jetzt seid ihr dran: egal ob Leser oder Blogger: wie steht ihr dazu? Legt ihr wert auf kritische Blogger? Oder wollt ihr einfach die Meinung desjenigen lesen? Lest ihr selbst kritisch? Erzählt es mir sehr gerne! ♥
Nochmal kurz eine Anmerkung von mir: das hier ist meine Meinung. Es sind nur ein paar wenige Gedanken und es gibt noch so viel mehr zu sagen, was hier keinen Platz mehr hatte. Doch diese Reihe steht noch in den Kinderschuhen und der nächste Post dazu wird kommen. Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich diese Rubrik hier auf meinem Blog bewährt und was ich noch mit euch teilen möchte.
Hi Patchi,
also zum einen: bei manchen Begriffen, die du hier ansprichst, gibt es glaub ich doch unterschiedliche Wahrnehmungen.
Grade bei dem Wort „kritische Blogger“ bin ich hängen geblieben, denn ich sehe mich wohl als kritischer Leser – Kritik heißt ja nichts anderes als etwas zu beurteilen. Ich beurteile ein Buch nach dem Lesen. Das macht jeder Leser, ob mit einem Satz in Gedanken oder als ausführliche Rezension auf dem Blog oder auf irgendeinem Portal.
Ich glaube aber, dass du mit „kritische Blogger“ hier etwas anderes meinst, also genauer hinzuschauen und fast schon analysieren
UND ich denke nicht, dass Blogger irgendetwas „müssen“ 😉
Ich lese nicht für Verlage, um Verkaufszahlen zu steigern und ich möchte mich auch nicht wirklich von einem „normalen Leser“ abheben. Ich sehe mich als normalen Leser, wobei normal ja auch sehr individuell ist 😉
Wenn ich eine Rezension schreibe möchte ich meinen Eindruck, meine Wahrnehmung der Geschichte mit anderen teilen bzw. sie teilhaben lassen, wie es mir beim Lesen ging. Manchmal war das Begeisterung, manchmal aber auch Enttäuschung, je nachdem.
Wenn mich eine Handlung packt übersehe ich auch mal Kleinigkeiten, wenn mich eine Handlung nicht so mitreißen kann fallen mir vielleicht dagegen grade Kleinigkeiten erst recht auf, die unstimmig sind. Es ist immer ein sehr subjektiver Eindruck. Das merkt man ja auch z. B., wenn man ein Buch nach 20 Jahren zum zweiten Mal liest: wenn man Glück hat kann es einen wieder genauso gut gefallen, bei manchen merke ich aber, dass sie mich nicht mehr erreichen können.
Beim Bloggen einen Maßstab anzulegen und es in eine Schablone zu pressen mag ich persönlich gar nicht. Die meisten bloggen zum privaten Vergnügen, es ist ihr Hobby und dementsprechend können sie ihren Blog und ihre Rezensionen so verfassen wie es ihnen beliebt. Ob kurz, ob lang, ob besonders kritisch oder oberflächlich … das sollte jedem selbst überlassen sein.
Ich denke es finden sich dann auch die Leser, die dem entsprechen und sich, wie du schon sagst, mit dieser Lesermeinung identifizieren können.
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo meine Liebe 🙂
Erst einmal ein riesiges Dankeschön für deinen ausführlichen Kommentar.
Ja genau; ich meinte mit „kritischer lesen“ das, was du hier beschreibst: beinahe schon auseinandernehmen und zerrupfen – oder um es professioneller auszudrücken: zu analysieren.
Ich finde deine Meinung äußerst schön formuliert, denn genau so sehe ich das auch. Ich möchte mich auch keinesfalls vom „normalen“ Leser abheben, ich möchte nur, genau wie du, meine Meinung mit anderen teilen. Das Bloggen ist und bleibt ein Hobby; deshalb nehme ich es mir heraus, Bücher auch mal ein wenig oberflächlicher zu bewerten – gerade dann, wenn sie gut sind, hab ich oft das Gefühl, dass meine Rezension nichts weiter ist als ein einziger Lobgesang und nur wenig informativ 😀 Aber das ist schon okay, immerhin gibt es dann auch wieder Rezensionen, die tiefergehen.
Äh ja. Ich weiß im Moment nicht so recht, was ich noch sagen soll; ich fühl mich deinem Kommentar fast nicht würdig 😀
Nochmal vielen lieben Dank an dich.
Liebste Grüße, Lisa
Ich denke,
Haha, danke 🙂 Aber du hast es doch auch super zusammengefasst in deinem Post.
Die vielen „Anforderungen“ die immer wieder auftauchen an „uns Blogger“ finde ich einfach nicht gut. Bloggen ist ein Hobby von uns Bücherlesern und jeder kann dem so nachgehen wie er möchte.
Ich bin nunmal kein Literaturkritiker oder sowas, und irgendwelche Standards zu setzen macht das ganze für mich zu etwas starrem, ein Muster in dem ich mich kaum mehr bewegen kann. Deshalb überlese ich solche Sachen auch gerne, denn jeder hat seine eigene Meinung darüber und kann so bloggen oder über Bücher schreiben, wie er es kann und möchte.
Ich finde es jedenfalls toll dass du das Thema aufgegriffen hast 🙂
Vielen Dank 🙂
Ja das stimmt, die Anforderung wachsen stetig an und ich finde allein die Tatsache, dass man unter einer gewissen Followerzahl neuerdings nicht mal mehr als Blogger gilt (habe ich aufgeschnappt – also ohne Quelle).
Naja ich denke, wir sind beide auf dem richtigen Weg! Wie die liebe Petra schon gesagt hat: man liest, glaube ich, automatisch ein wenig kritischer, wenn man Blogger ist – das entwickelt sich halt einfach in den Jahren – aber alles in allem machen wir das schon richtig, wenn wir es weiterhin so handhaben, wie wir es bis jetzt getan haben 🙂
Wir bleiben Hobby-Blogger.
Viele herzliche Grüße und schönes Wochenende,
Lisa
Hallo. Ich lese, seit ich blogge, wesentlich intensiver. Ich rezensiere aber rein emotional und subjektiv. Was mir gefällt oder missfällt kann bei anderen Lesern anders ankommen. Sicher bin ich kritisch aber das unterscheidet sich von Buch zu Buch. Bei selfpublishern bin ich kulanter und richte das Augenmerk mehr auf den Inhalt und die Spannung. Bei Verlagsbüchern schaue ich auch auf die Rechtschreibung, Grammatik und auf das Cover. Das stösst bei einigen auf aber es ist mir egal. Es ist mein Blog und meine persönliche Meinung. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden
Genau so ist es bei mir auch – man liest, denke ich, ganz automatisch anders, weil man sich schon während des Lesens erste Gedanken über die Rezension macht. So ist es zumindest bei mir. Aber die Rezensionen werden immer aud dem Bauch heraus kommen. Kann ja auch mal sein, ein Buch hat den ein oder anderen Logikfehler; oder mir stößt was anderes sauer auf; aber trotzdem kanns mir ja insgesamt gefallen haben 🙂
Ich finde es übrigens auch schön, dass du da zwischen SP und Verlagsbücher unterscheidest. Ich lese grundsätzlich kaum SP, weswegen ich da nur wenig mitreden kann. Aber Rechtschreibung, Grammatik und Logik sollte bei einem Verlagsbuch auf jeden Fall gut sein – ist ja immerhin ihr Job, diese Fehler zu finden.
Viele herzliche Grüße,
Lisa
Schönen guten Morgen!
Ich hab deinen Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt 🙂
Ich hoffe es kommen noch Kommentare, finde das Thema nämlich schon interessant!
Liebste Grüße, Aleshanee
„Wenn ein Literaturkritiker ein Buch liest; ist es sein Job jede noch so winzige Schwäche aufzuspüren und zu erwähnen.“ – eher nicht. Ein Literaturkritiker bereitet das Buch für die Medien auf – das kann schonmal sehr oberflächlich klingen, weil natürlich auch ein Kritiker nicht spoilern will. Die Meinungen und Darstellungen sind völlig unterschiedlich – ob man ne „Kritik“ im Deutschlandfunk hört oder im Spiegel liest. Oder auf Blogs. Wir machen daselbe und wir sollten endlich aufhören, uns von „Kritikern“ abzugrenzen. Es gibt soviele Facetten, auch innerhalb der Rezensenten!
Ja gebe ich dir durchaus recht – es gibt endlos viele Facetten und Möglichkeiten für jemanden, der ein Buch bewertet. Trotzdem habe ich das nicht gelernt; ich bin ein einfaches Mädchen von der Straße, die mit Bildungsweg Literatur überhaupt nichts am Hut hat. Ich meine zu glauben, irgendwo mal gelesen zu haben, dass ich meine Rezensionen nicht einmal als solches bezeichnen darf – es wäre nichts weiter als eine Buchvorstellung – mit Glück noch eine Buchbewertung; mehr aber nicht. Ich werde mir da nicht reinreden lassen- für mich sind es Rezensionen; fertig. Ich will mich aber trotzdem nicht mit einem Literaturkritiker auf eine Stufe stellen, weil wozu sollte er es studieren wenn ich es einfach so mache und dabei vielleicht noch mehr Reichweite habe (im schlimmsten Fall – ich rede hier nicht von mir, sondern von den ganz großen Bloggern), als er? Ich sehe mich als Blogger, als Buchblogger, um genau zu sein, nicht mehr und nicht weniger 😉 Herzliche Grüße, Lisa
Hallo Patchi,
ich bin nicht der Meinung, dass man kritischer sein muss, nur weil man bloggt. Ich habe eher das Gefühl, dass ich (und auch viele andere) kritischer bin, eben weil ich ich blogge. Durch das Bloggen bin ich anspruchsvoller geworden, lese aufmerksamer, achte auf mehr Dinge und bin dadurch kritischer, als ich es vielleicht ohne den Austausch und das regelmäßige Rezensieren wäre – was mir letztens erst beim Anschauen alter Rezensionen wieder aufgefallen ist.
Trotzdem ist das natürlich auch IMMER mein subjektives Empfinden.
Umgekehrt – ja, ich gebe es zu, ich lese gerne kritischere Rezensionen, die verschiedene Aspekte beleuchten udn auch mal kritischer sind, als Rezensionen, in denen nur kurz steht: „Habe das Buch geliebt, Charaktere und Schreibstil waren top und die Handlung hat mich mitgerissen“. Einfach, weil ich so ein besseres Bild von einem Buch erhalte und besser einschätzen kann, ob es mir gefallen würde.
Aber es gibt ja auch genug Blogger*innen, die kurze Rezensionen vorziehen und Bloggen ist für mich in erster Linie ein Austausch über Bücher unter Menschen, die Bücher lieben, und kein Wettbewerb darum, wer am kritischsten liest. Sonst könnten wir ja gleich in den Feuilleton abwandern. 😉
Und in erster Linie will ich Spaß am Lesen haben. Ich hatte eine Zeit lang Angst, durch das Rezensieren könnte ich Bücher nciht mehr genießen, weil ich dauernd auf Kritikpunkt achte, aber selbst in meiner einjährigen Bloggerpause habe ich dieses „kritische Lesen“ nicht mehr rausbekommen und letztendlich stört es mich nicht, weil ich gerne Rezensionen schreibe. Aber beim Lesen Kritikpunkte dann eben auch nur registriere und trotzdem Spaß am Lesen habe. Denn darum geht es ja.
Liebe Grüße
Dana
Hallo liebe Lisa,
erstmal: Mir gefällt sehr Deine Einleitung bei „essential“. Denn ich habe bei so Beiträgen leider oft das Gefühl, dass anders denkende Meinungen nicht erwünscht sind.
Ich denke, dass ich generell ein kritischer Mensch bin. Nicht nur bei Büchern. Aber natürlich wirkt sich das bei Büchern auch aus.
Bei Rezensionsexemplaren lese und schreibe ich auf jeden Fall kritischer als bei selbstgekauften Büchern. *Mein Gefühl* ist, ich gehe eine Art Vertrag mit dem Verlag ein. Ich weiß aber, dass die meisten Blogger das anders sehen.
Es fällt mir schwer nicht zu sagen, ich erwarte das auch von anderen Bloggern. Denn natürlich kann ich das nicht von anderen erwarten. Aber es ist definitiv so, dass ich nur Rezensionen von Leuten lese, die kritisch sind. Ob nun von Natur aus oder weil sie evtl beim Bloggen auch einen anderen Anspruch an sich haben.
Wo es mich wirklich richtig nervt und auch wütend macht, wenn Bilder- und Kinderbücher nicht kritisch besprochen werden. Da habe ich schon die Erwartung, dass überlegt wird, ob das Buch altersentsprechend ist.
Liebe Grüße
Petrissa